Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19191027
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191910276
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19191027
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
- Monat1919-10
- Tag1919-10-27
- Monat1919-10
- Jahr1919
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. «edatttonellrr Teil. Xs 236, 27. Oktober 1919. Bei der Lösung öieser Frage kommt alles auf das Gefühl an. Mit dem Verstand kann ich hcransrcchnen, daß durch erhöhten Absatz im Ausland meine vcrlcgerische Kalkulation verbessert wird. Darauf kommt es aber nicht an, sondern auf das Gefühl für Werte. Ein Buch ist kein fiktiver Geldbegriff, sondern besteht tatsächlich aus Papier, Truckkosten und geistiger Arbeit, und diese Werte sind Volksvermögen, und wer sic ausvcrkaufsmäsjig verschleudert, den stelle ich in gleiche Linie mit jenen Loldatcnräten, die Hccrcsgnt um jeden Preis zu Geld machten. Das ist das Entscheidende. Die Mitglieder des Deutschen Vcr- legervereins müssen sich nicht nur als Gesamtheit einer beruflichen Gruppe betrachten, sondern im Zusammenhang mit dem Volksganzen. Wir haben unsere Büchcrschätze ebensowenig zu verschleudern wie unsere Kunstschätze, denn sie dienen in erster Linie unserem Volke als einer Gemeinschaft und nicht etwa, um in erster Linie Geschäfte zu machen. Der Standpunkt, den der Vorstand des Deut schen Verlegcrvcreins in seinem Rundschreiben vom 8. Oktober einnimmt, ist der des reinen Mate rialismus, und dagegen protestiere ich. Damit sind die ersten sechs Fragen beantwortet. Auf die siebente Frage kann ich nur das erwidern, das; ein demokratisches Deutschland über den Mangel an Sclbstverantwortlichseins-Gefühl hinans sein müßte, und darum müßte jeder Buchhändler von vornherein ablehnen, den Behörden die Regelung in die Schuhe zu schieben. Der Deutsche Verlegcrverein sollte von seinen Mitgliedern Verantwortungsgefühl und nationales Ethos (das etwas anderes als der sogenannte Patrio tismus ist) von vornherein beanspruchen und ihnen erklären: Ihr habt jetzt zu zeigen, daß Ihr nicht bloß Geschäftemacher seid, sondern Euch verantwortlich fühlt, die Würde des deutschen Volkes zu wahren! Ein A u s v e r k a u f s st a n d p n n k t widerspricht dem nationa len Ethos! Jena, den 18. Oktober 1919. Eugen Diederichs. Falsche nnd riwtige Annahmen Falsch Ist die Annahme, dast mau in Finnland lm Sommer mil Pelzen bekleidet cinhergcht und im Winter Eisbären in de» Anlage» von Helsingfors jagt. Richtig ist die Annahme, daß man ln Finnland im allgemeinen besser iibcr Deutschland unterrichtet ist als umgekehrt. Falsch ist die Annahme, dass Finnland im Kriege ein neutrales Land war. Richtig ist die Annahme, das! viele hundert Finnländer in der deut schen Armee mttkämpftcn. Falsch ist die Annahme, dast die Sortimenter in Finnland im Kriege so viel vcrdienic», daß sie ihr Geschäft nur als Sport oder als licbgcwordene Beschäftigung, die man ungern mißt, nebenbei betreiben. Richtig ist die Annahme, daß der Sortimenter ln Finnland bei gleichem Umsatz nicht den gleichen Gewinn erzielen kan» wie der deut sche Sortimenter. Falsch ist die Annahme, daß das finnische Geld beinahe so gut steht wie das englische. Richtig ist die Annahme, daß es fast so schlecht steht wie das deutsche. (Zurzeit kostet die Reichsmark 1.2S Fmk.) Falsch ist die Annahme, daß die sinnischcn Blichcrkäufer sich ge schlossen und mit Freuden bereit erklärt habe», den Anslandausschlag zu bezahlen. Richtig ist die Annahme, daß viele ihre Bücher von deutschen Sortimenten billiger kausen, als der sinnifche Sortimenter sie selbst bekommt. Helstngfors. 8 nomn 1 ainen li i r j a ü a n p p n Finnische Buchhandlung. Direkter Zahlungsverkehr is, Buchhandel. sStehc Bbl. Nr. 218.) Schon hatte ich den Text zu obigem Thema für das Börsenblatt bereit, da kommt mir der Aufsatz von WZ zu Gesicht. Da cS sich bei ihm ausschließlich um glatte Beträge für ein« Zeitschrift handelt, so ist die Saumseligkeit ei» um so traurigeres Zeugnis sür die Gepflogen heiten im Sortiment. Auch ich wollte eine Statistik ans meinen, Buche ausstcllen, wie lange Zeit ein Geschäft braucht, um seine Außenstände einzutrciben. Ich kam aber zu der Überzeugung, daß die Sache nur dann interessant sei, wenn die Nennung der Firma möglich wäre und man die Statistik aus 3 Jahre rückwärts auLdchnen könnte. Einsender ist Antiquar; der Antiqnariatsvcrkehr ist — das weiß jeder BuchhandclSbcslissene — mir bar. Versendung erfolgt nur auf ausdrückliche Bestellung, die mit dem Angebot tibcrcinstimme» muß. Ta habe ich nun die Erfahrung machen müssen: Zahlungen in den ersten 2 Wochen sind von großer Seltenheit. Noch nicht die Hälfte zahlt innerhalb eines Monats. Di« meisten Geschäfte — darunter die größten Firmen — zahlen anscheinend monatlich nur einmal, aber doch wenigstens »»gemahnt innerhalb S Wochen. Aber das letzte Viertel - cs handelt sich bei mir um nur durchaus zahlungssähige und ange sehene Firme» — läßt sich ein-, auch zivcimal mahnen und zahlt auch dann noch erst »ach einigen Wochen, fodaß alles in allem ein Viertel jahr vergeht, ehe man für bar verkaufte Bücher zu seinen, Gelde kommt. Da cs sich auch bei mir meist nur um zweistellige, selten ein mal um dreistellige Zahlen handelt, so kan» der Grund dieser Saum seligkeit in keinem einzigen Falle »Mangel an Kasse» sein. EL ist nur üble Angewohnheit, öfter auch Zinsengeiz: wen» das Geld noch 1—2 Monate ans der Bank liegt, sind schon wieder einige Prozent vom Ein kaufspreis verdient. Daß der Verkäufer ebensoviel zusctzt, kümmert den Käufer wenig. Die drei ältesten, über 10 Wochen alten und ziveimal gemahnten Posten in meinem Buche betreffen eine Verlagsbuchhandlung, die fast täglich große Inserate, oft 2, 3 und 4 Seite» im Börsenblatt hat, ferner einen Verlag und Antiquariat und drittens ei» großes Anti quariat mit Sortiment. Bei solch übler Angewohnheit kann man cs den Verkäufern — seien es Verleger oder Antiquare — nicht verdenken, wenn sic vor herige Einsendung verlangen. Darum: Buchhandel, streife einmal diesen Schlendrian ab und gewöhne dich, wie andere Geschäftsleute auch, an Pünktlichkeit und Borthalten! Unter »Zahlung nach Empfang» versteht man: hier die Ware nnd da das Geld! Stgt. tz. Übergewicht bei Postpaketen. Wir erhalten heute, und bas seit Ansang Oktober fast täglich, Pakete, die 514 bis 8 Kg wiegen. In der Fernzone kosten diese Pakete heute 2.50 .st Porto. Wird das Übergewicht als Drucksache gesandt, so be trägt das Porto bei 1 leg Übergewicht für Paket und Drucksache 1.65 bei 2 leg 2.V5 .st. Ich richte an die Herren Verleger die Bitte — und dieser schließt sich wohl das ganze Sortiment an —: Geben Sie Ihrem Auslieferungspersonal Auftrag, bei Sendungen in die Fern- zonc Übergewicht bis zu 2 leg als Drucksache zu senden. Sie ersparen dem Sortimenter Spesen und Arger. Hcrbvrn. Oran icn-Verlag, Sort.-Abt. Karl Orth. Schmutz und kein Lude. <Bgl. zuletzt Bbl. Nr. 216 sowie die Erklärung des Ausschusses sür das Börsenblatt in dieser Nummer.) Georg Müller Verlag rät <Bbl. 266) zartbesaiteten Gemütern, seine Anzeigen in Zukunst mit Vorsicht zu genießen. Mir hat während' mehr als sechzig Jahren niemand ein zartbesaitetes Gemüt nachge- rllhmt, aber ein« Anzeige wie die S. 7547 stinkt auch sür meine Ge- rnchsncrven gen Himmel. Die Herrn Lehmann von, hohen Roß herab gegebene Belehrung iibcr die Dichtung als Spiegelbild der Zeit is« recht fadenscheinig, wen» man »um der jungen Intelligenz die Mög lichkeit des Kaufes zu bieten» zun, Preise von 3 .st ein Buch anpreist als »von rasendster Geschlechtlichkeit, eine Apologie Berliner Dirncn- wescns und Zuhältertunis, stöhnend von tausend Arten körperlicher Brunst» und das »eine Tat zuknnftsträchtiger <wc„> fällt da nicht «ine andere Trächtigkeit ein?) Jugend» nennt. Das also ist das erste der »Georg Müller-Bücher»! Wenn es ein Denkmal für den Begründer der Firma sein soll, so — will ich einen sich aufdrängendcn Vergleich nicht ziehen, da ihn selbst eine nicht »zartbesaitete» Schristleitung streichen würde. Ich möchte denjenigen Bcrufsgenosscn von Ruf kennen lernen, der für die Freiheit solcher *) ein Wort der Billigung einlegt. Göttin gen. vr. Wilhelm Ruprecht. Roch einmal „Berpackuugowucher". (Zuletzt Bbl. Nr. 218.) Es wären »NN genug der Stimmen zu Wort gekommen gegen den Vcrpackungswuchcr. Aber dieselben Firme», die vorher unverantwort liche Ansätze machten, fahren ruhig damit fort. Es ist an der Zeit, daß die betreffenden Geschäftsleitungen sich herbeilassen, ihrem Personal nun Anweisungen zu geben. ES kann ihnen doch nicht gleichgültig sein, des Wuchers geziehen zu werden. Sind die Zuschläge von 46, 56, 166 bis 356",i, noch nicht ausreichend, daß auch noch an der Verpackung verdient werden muß? Oder sind diese Firmen so in die »Tcnerungsznschläge» verrannt, daß sie gar nicht mehr merke», daß sie im Unrecht sind? Stgt. —tz. ') Von der Schristleitung gestrichen. Der Einsender.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder