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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.10.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-10-06
- Erscheinungsdatum
- 06.10.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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X° 218, 6. Oktober ISIS. Redaktioneller Teil. Börsenvereins ist, ich glaube, darüber sind wir uns alle klar. Und vor allem scheint mir doch der Ruf »Hie Welf, hie Waib lingen!« unter dem heutigen Regime gerade laut genug zu ertönen. Ich möchte sogar so weit gehen, zu behaupten, daß diese Kampfstimmung gerade darin ihre Erklärung findet, daß die für die Vereinsmitglieder wichtigsten Angelegenheiten bis jetzt durch Mehrheitsbeschlüsse der Hauptversammlung entschieden werden, und daß die Vorbereitungen zu solchen Abstimmun- gen ganz naturnotwendig immer mit Kampfmitteln geführt wer den, die mit der Vorbereitung politischer Abstimmungen um so mehr Ähnlichkeit haben, je mehr dabei gegensätzliche wirtschaft liche Interessen berührt werden. Nehmen Sie nun einen Augenblick an, unser Antrag werde bei der Satzungsänderung berücksichtigt. Was wäre die Folge? Die Gegner unseres Antrags behaupten, er würde eine vollstän dige Umgestaltung der Organisation des Börsenvereins bedeu ten. Das bestreiten wir. Zum Verständnis der Organisation des Börsenvereins darf man nicht nur das geschriebene Recht der Satzungen heranziehen. Fast ebenso wichtig ist das unge schriebene Gewohnheitsrecht, das sich in Jahrzehnten einer plan mäßigen Entwicklung herausgebildet hat. Dann ergibt sich das folgende Bild unserer Institutionen: Der Hauptversammlung des Börsenvereins gehen regelmäßig die Hauptversammlung des Verlegerveretns und die Tagung Ihres Verbandes voran. In beiden Tagungen stehen die wichtigsten Punkte der Tages ordnung der Sonntagsversammlung im Mittelpunkt der Bera tungen. Und Sie alle kennen Fälle genug — es war auch gestern von solchen die Rede —, in denen der Börsenvereins vorstand unter dem Eindruck von Entschließungen dieser beiden Gremien die Tagesordnung für den Sonntag abgeändert hat oder was sonst für Zusammenhänge da gelaufen sind. Am Sonntag wird dann der große Entscheidungskampf aus- gesuchten, in dem z. B. in-diesem Jahre die Wogen der Er regung so hoch gingen, daß man sich wirklich wundern muß, daß unserm Antrag vorgeworfen wird, er wolle den Ruf »Hie Welf, hie Waiblingen!« erst noch in unfern Börsenverein hin- eintragen. Was unser Antrag bezweckt, ist nichts anderes als eine Le galisierung des heutigen Zustandes; wir wollen den Ent schließungen des Deutschen Verlegervereins und des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine gewissermaßen satzungsgemäße Be deutung geben. Darum handelt es sich auch gar nicht um Schaf fung zweier neuer Institutionen von dauerndem Bestehen. Die beiden Kammern treten nur vorübergehend ins Leben. Sie sollen vom Börsenvereinsvorstand nur dann cinbcrufen werden, wenn ganz bestimmte in den erwähnten Punkten 7—8 von 8 14s der Satzung bezeichnete Anträge vor die Hauptversammlung ge bracht werden sollen. Die Vorstände der Kammern verschwinden am Schlüsse der Tagung. Sie können also weder dem Deut schen Verlcgerverein noch einer Sortimentervercinigung Grund zur Eifersucht oder zu Mißtrauen geben. Ich kann mir nicht anders Vorsteven, als daß diese Rege lung in die Erörterungen an Kantate diejenige Ruhe und Sach lichkeit bringen würde, die wir alle mit jedem Jahre mehr ver missen. Jeder von uns hätte dann die Gewißheit, daß die Be- rufsgruppe, der er angehört, nicht mehr dnrch irgendwelche Mehrheitsbeschlüsse vergewaltigt werden kann. Mehr und mehr ist die Hauptversammlung des Börsenvereins in den letzten Jah ren zu einer Kraftprobe zwischen Verlag und Sortiment gewor den, und es ist ganz klar, daß dieser Zustand nicht andauern kann, wenn der Börsenverein die heutige ohnehin schon so schwere Krisis überstchen soll. Nun werden Sie mir vielleicht entgegenhalten: die Einrich. tung der beiden Kammern wird zweifellos mehr Ruhe in unsere Beratungen bringen. Aber ist nicht zu befürchten, daß diese Ruhe zu einer Kirchhofsruhe wird? Führen die Kammern nicht schließlich zu einer Stagnation unserer Bestim mungen? Meine Herren, ich bin der Letzte, der die Bedeutung unserer Organisation unterschätzt, um die uns das ganze Ausland heute mehr denn je beneidet. Deshalb dürfen wir aber auch nicht übersehen, daß jeder Art der Organisation natürliche Grenzen gezogen sind. Der Krieg hat uns alle gelehrt, wohin ein Zuviel von Vorschriften führt, und daß man gewisse Dinge einfach nicht reglementieren kann. Ebenso bin ich aber auch überzeugt, ver nünftige Reformen, die im wohlverstandenen Interesse des Gesamtbuchhandelz notwendig sind, werden in beiden Kammern immer Verständnis finden. Denken Sie nur daran, wie glatt die meisten Anträge Nitschmann zu 8 4 der Verkchrsordnung an Kantate zur Annahme gelangten. Unvernünftige Vorschläge, d. h. die Interessen der einen Partei rücksichtslos vertretende Anträge werden allerdings nicht mehr durchgeführt werden können, und das ist gut und der Zweck unseres Antrags. Ein anderer Einwand ist nicht so prinzipieller Natur, mutz aber doch zur Sprache gebracht werden. Man hat gesagt, unser Antrag werde wichtigen Berufsgruppen, wie dem Zwi schenhandel, überhaupt nicht gerecht. Das trifft durchaus nicht zu. In 8 2 der Satzungen werden alle Gruppen, die den Gesamtbegriff Buchhandel bilden, aufgcführt. Man kann hier nach sofort die Verteilung in beide Kammern vornehmen und stößt vielleicht nur bei der Gruppe »Kommissionsbuchhandel« auf einen Zweifel. Es müssen angehören: der Verlegerkammer die Vsrlags- und Zeitungsverlagsbuchhändler, der Sorlimentsrkammer die Sortimentsbuchhändler, Antiquare, Landkarten- und Musikalien händler, Reisebuchhändler und Kolporteurs, und zu dieser Sor timenterkammer sind auch die Kommissionsbuchhändler zu zäh len. Der Kommissionsbuchhändler wird Wohl nur in seltenen Ausnahmefällen mit eigenem Verlage etwas zu tun haben, als Besorger vom Sortiment für seine Kommittenten ist er dem Sortimenter gleichzuachten. In zweifelhaften Fällen über die Zugehörigkeit zu einer der vorgeschlagenen Kammern soll in erster Linie der Wunsch des Mitglieds ausschlaggebend sein. Auf diese Weise wird sich ein weiterer Einwand gegen unfern Antrag in der Praxis Wohl von selbst erledigen. Man hat mir entgegengehalten: wo sollen bei Eurem Zweikammersystem denn diejenigen Börsenvereins mitglieder bleiben, diezugleichSortimenterundVer- lcger sind? Meine Herren, ich habe Ihnen gezeigt, daß die beiden Kammern nur dann in die Erscheinung treten sollen, Wenn Entscheidungen zu treffen sind, bei denen die Interessen von Verlag und Sortiment einander gegensätzlich gegenüber stehen. Ich kann mir nicht denken, daß ein Mitglied im Ernst zweifelhaft sein kann, wohin es in solchem Falle mit dem Schwer- gewicht seiner Interessen gehört. Auf die Bestimmungen, die für solche zweifelhaften Fälle vorzusehen sein werden, kann ich hier im einzelnen nicht ein- gehen. Meine Sache war es nur, den Grundgedanken unseres Vorschlags herauszustellen, und der ist, wie ich immer wieder betonen möchte: Verlag und Sortiment müssen Mittel und Wege suchen, der großen Gefahr zu begegnen, daß die Inter essengegensätze zwischen beiden Gruppen einmal stärker werden als die großen gemeinsamen Interessen, die beide im Börsen- verein zusammengeführt haben, und die uns, wie wir zuver sichtlich hoffen, auch in der schweren Zukunft, der wir entgegen- gehen, Zusammenhalten werden. Ich bin hierher gefahren in der Überzeugung, eine Anregung zu vertreten, die geeignet ist, einem Bedürfnis abzuhelfen, das in allen Berufsgruppen unseres deutschen Buchhandels gleich lebhaft empfunden wird. Die gestrige Debatte hat mich nicht nur in dieser Überzeugung bestärkt, ich habe gestern abend auch die Zuversicht mit nach Hause genommen, daß das Zweikammer system sich durchsetzen wird. Immer wieder wurde das Ver langen laut, der Börsenvereinsvorstand müsse seine erste Auf gabe darin sehen, auszugleichen. Und im Grunde sind wir alle überzeugt, daß die Herren, denen im Augenblick diese ver antwortungsvolle Aufgabe anvertraut ist, sich dieser Verantwor tung voll bewußt sind und dementsprechend handeln. Dieses Ausgleichen und Vermitteln wird dem Vorstand aber eines Tages unmöglich gemacht werden, wenn er immer wieder ge wärtigen muß, durch Mehrheitsbeschlüsse der Hauptversamm lung überrascht zu werden, die seine, wie Sie sich gestern über zeugt haben werden, wohlüberlegte Politik durchkreuzen. «75
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