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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
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Redaktioneller Teil. X- 161, 31. Juli 1919. und hat zwischen Autoren, Akademikern, Bibliothekaren, Ver legern, Buchdruckern, Papierfabrikanten usw. (warum sind die Buchhändler nicht namentlich aufgeführt?!) eine Einigkeit gezeigt, die nur durch die Not des Krieges erzielt werden konnte. Der Kongreß hat ein großes Aktionsprogramm ausgestellt, dessen Verwirklichung allerdings abzuwarten ist. Große Aufgaben stehen der französischen Nation im allgemeinen und dem Buch handel im besonderen in der Erziehung und Gewinnung der neuerstandenen »jungen« Nationen bevor, die durch Güte und Überredung zu erreichen sind. Beim Hinaustragen möglichst umfassender Kenntnisse von französischer Geschichte und Geo graphie, Kunst und Literatur, Wissenschaft und Politik ist der französische Buchhandel hierzu der beste Helfer; an ihm liegt es, die jetzige Zeit zum Ausgangspunkt eines neuen, glänzenden Aufschwungs zu gestalten. über die Wiederaufnahme der buchhändlerischen Beziehun gen zu Frankreich dürfen wir uns zurzeit keine Illusionen machen. Wie groß der Haß gegen die deutschen Barbaren ge rade in der Welt des Buchhandels ist, geht aus fast allen Ar tikeln hervor, die Charles Bayle in dem von ihm herausge gebenen und verlegten Annoncenblatt »I-a Inbrairio« schreibt. Die 260. Nr. (Januar—April 1919) könnte man als eine Belgien- Nr. bezeichnen. »I,a Lsigiguo ckellvreo« ist ein ununterbrochener Lobgesang auf »das kleine Land, das dem brutalsten aller An greifer über vier Jahre lang getrotzt und ein Martyrium auf sich geladen hat, für das es die Bewunderung der Welt auf alle Zeiten verdient hat«. In »ZMälvats bslg'es cio I-ibrairio« werden u. a. Eingaben der Lütticher Buchhändler zur Verein fachung der Zoll- und Transporlverfahren im Verkehr mit Frankreich besprochen, während die Genter Buchhändler in lo benswerter Einigkeit überetngekommen sind, ihre rückständigen französischen Zeitschriftenabonnements 1914—1918 an das Publi kum erst dann auszultefern, nachdem alle beteiligten Firmen ihre sämtlichen Rückstände aus Paris erhallen haben werden. Man stelle sich vor, um welche ungeheure Massen angesammelter Nummern es sich hierbei handelt! »Belgier und ^Belgien« ist eine rund 109 Titel umfassende, bibliographische Übersicht über die während des Krieges in Frankreich erschienene Belgienlite ratur betitelt, während das Feuilleton unter der Überschrift »Das wiedergefundcne Belgien« in Form von Tagebuch-Eintragnngen das Skelett zu einem Lichtbild-Vorträge bildet, in dem vor allem die Befreiung des Landes durch die am 23. September 1918 be gonnene englisch-belgische Offensive in den Tönen höchster Sie gestrunkenheit gefeiert wird. Der Vortrag, dem bereits fünf andere über Belgiens Kriegsschicksale vorausgegangen sind, be ginnt und schließt mit Versen des verstorbenen, ehemals so deutsch-freundlichen E. Verharren. Andere Artikel beschäftigen sich mit den Gedächtnisfeiern zu Ehren der gefallenen Helden des Buchgewerbes, die am 5. Februar in der Kathedrale von Notre-Dame, dem Oratorium des Louvre und der Synagoge abgehalten wurden, mit Al. Millerands Reise »an den Rhein«, mit der Bekämpfung des deutschen Buchhandels in der deut schen Schweiz (Errichtung französischer Finnen in Basel, Zürich, Bern und Freiburg), mit dem auch im Börsenblatt besprochenen offenen Schreiben des Haager Buchhändlers van Stockum, stell vertretenden Vorsitzenden des Internationalen Verlegerkon gresses, der bei seiner Beschwerde über die Vergewaltigung der niederländischen Schiffspost einen ganz einseitigen, deutsch freundlichen Standpunkt vertrete, vor allem aber mit den über Holland unternommenen Versuchen des deutschen Buchhandels zur Wiederaufnahme geschäftlicher Beziehungen, die Herr Bayle, der bis zum Kriege durchaus kein Deutschenfresser gewesen ist, auf das schärfste verurteilt. Er hofft, daß auch der »Inter alliierte Verlegerkongreß« in diesem Sinne beschließen und dem Beispiel des französischen Touristenklubs folgen werde, der dem gleichartigen holländischen Verein auf dessen Schritte zur Wie deraufnahme der Beziehungen des »Internationalen Touristen verbandes« folgendes antwortete: »Seit langem hat der Taurin» Oiub äk Trance dieser ,Liga' die Gefolgschaft aufgekündigt, da er seinen Namen nicht neben denjenigen von Verbänden, Ver« 646 einigungen und Klubs der Frankreich und seinen Verbündeten feindlichen Länder sehen will. Der Frieden soll unsere Stellung nahme nicht ändern, und wie während des Krieges, so können wir es auch nachher nicht zulassen, mit derartigen Vereinigungen in irgendwelche Beziehung, und sei es auch nur dem Namen nach, gebracht zu werden«. Diese Zeilen sind in größeren Lettern und fett gedruckt als die einzige derartige Hervorhebung in der ganzen Nummer! Trotzdem können wir kaltes Blut bewahren, es wird bekanntlich nichts so heiß gegessen wie gekocht, auch nicht in Frankreich! Auf die Entschließungen des »interalliierten« Verlegerkongresses darf man allerdings ein wenig gespannt sein. Jos. Thron. -Nationalisiert.. Fünf Monate unter Bolschewikenherrschaft in Riga. Schwer lag das Schicksal über den baltischen Landen, seit in den letzten Dezembertagcn des vorigen Jahres die deutschen Truppen, 114 Jahr vorher mit Jubel als Befreier begrüßt, Riga den Feinden räumten und die bolschewistischen russisch lettischen Truppen allerrotester Färbung am 3. Januar 1919 ihren Einzug hielten, um die Stadt mit den Segnungen des Kommunismus und der Herrschaft des Proletariats zu beglücken. Die Herren haben prompt gearbeitet. Gleich am ersten Tage erfolgte die Feststellung des Zwangskurses für das Papiergeld der Räteregierung Rußlands, der sog. »Kerenski«; der Kerenski- rnbel, der bis dahin mit etwa 25 Koy. Ost bewertet worden war, wurde nun dem Ostrubel gletchgesetzt, die Erhöhung des bis herigen Preises der Waren aber bei den allerstrengsten Stra fen untersagt. Gegen Ende des Monats erfolgte Normierung der Gehälter für die Angestellten mit rückwirkender Kraft für den ganzen Monat. Danach betrug das Mindestgehalt für alle An gestellten 400 Rubel —, 800 monatlich, jedoch vorbehaltlich etwaiger späterer nachträglicher Erhöhung, die auch nicht lange auf sich warten ließ. Am 6. Februar wurden als erste von allen Geschäften sämtliche Buchhandlungen und Papiergeschäfte »nationalisiert«, d. h. ohne Entgelt an den Besitzer einfach als Staatseigentum erklärt, girre Möglichkeit, mit der um so weniger zu rechnen war, als in Moskau die Buchhandlungen fast zuletzt, in Petersburg überhaupt nur 2 bis 3 Firmen nationalisiert worden waren, und zwar immer mit den bisherigen Chefs als Leitern. Hier war man jedoch radikaler. Die Kassenbestände wurden abgenommen, die Bankguthaben beschlagnahmt, dagegen wurde die Ablöhnung des Personals von den Chefs aus ihrer Privattasche verlangt, und diese Maßnahme mit den schärfsten Zwangsmatzregeln dnrch- geführt. Die Chefs selbst, mitunter auch ältere Mitarbeiter (Prokuristen), dursten sich in den Handlungen nicht zeigen und waren gezwungen, mit mehr oder weniger Erfolg als Arbeiter, Wächter usw. unterzukommen, um nicht mit ihren Familien zu verhungern oder als »Lurslnüs« (Bourgeois) zur Zwangs arbeit, ohne Beköstigung und ohne jegliches Entgelt, geschleppt oder als Geiseln in die Gefängnisse geworfen zu werden. In den Buchhandlungen begann bald unter der Aufsicht von Registratoren, meist jungen Studenten, die offizielle, syste matische Ausplünderung durch Verkauf zum Be - sten der Räteregierung, nebenbei eine weitgehende Be raubung durch, die »Aufsichtsbeamten« selbst. Alles fand Beach tung, was sich verwenden oder veräußern ließ. Am stärksten haben die größeren Buchhandlungen gelitten, die den größten Teil ihrer Bestände Wohl niemals Wiedersehen werden. Wohl war von der Räteregierung Lettlands der Grundsatz anerkannt worden, daß das Kommissionsgut der ausländischen Verleger geschützt werden sollte, und die Aufgabe des von der Räteregie rung zum größten Teil Neuangestellten früheren Personals der Buchhandlungen sollte es sein, dieses Kommissionsgut auszu sondern, eine Aufgabe, der sich dieses auch mit einer sehr erfolg reichen Verschleppungstaktik unterzog. In Wirklichkeit hatte aber diese Milderung nur einen sehr geringen Wert, es mußte immer wieder »ausnahmsweise« Kommissionsgut an die Be zugsberechtigten abgegeben werden. Bezugsberechtigt war jeder, der Beziehungen zum Bildungskommissariat hatte, namentlich alle Kommunisten, Angestellten der Räteregierung, deren
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