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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1905
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- 28.11.1905
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- Deutsch
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11170 Nichtamtlicher Teil. 276, 28. November 1005. charakteristischen Merkmale dieser Epoche besonders klar zeigen. Zunächst müssen wir der gewaltigen Reformation ge denken, die auf dem Gebiet der Ophthalmo - Anatomie sich jetzt zu vollziehen begann. Die verschiedensten Forscher, wie Fallopia, Ruysch, Meibom, Platter u. a. beschäftigten sich jetzt mit anatomischen Untersuchungen Die Ergebnisse solcher Arbeiten gelangten natürlich schließlich auch in der Literatur der Augenheilkunde znm Ausdruck, so z. B. in lirigx»' Opbtbalmograpbia. (Uogä. llstsv. 1636); klourpius, OpbtbalwoxrLpbia. (LmstsloäLmi 1632); 2iun, vs- eoriptro anatomiea ooulr brrwaui ioooibuL illa- strLta. (üottillxao 1755); von Sömmering, Ab bildungen des menschlichen Auges. (Franckfnrt a. M. 1801). Neben der Anatomie war cs vornehmlich die physio logische Optik, die in der augenärztlichen Literatur nunmehr eine hervorragende Rolle spielte. Die wunderlichen An schauungen, die die antike Welt über das Wesen des Lichts und den Borgang des Sehens zutage gefördert hatte, ver schwanden, und an ihre Slelle trat eine, jeder Spekulation sich enthaltende, rein physikalische Ausfassung des Schalls Doch vollzog sich dieser Reinignngsprozeß nicht so ohne weiteres; vielmehr mußte mancher literarische Strauß auS- gefochlen werden, ehe die mechanische, aus der Brechung des Lichts durch die Linse süßende Erklärung des Sehens zur Alleinherrschaft gelangte. Kleomedes (50 nach Christus) hatte bereits die Brechung des Lichts richtig erkannt; trotzdem dachten weder er noch andre daran, in der Linse des Auges brechende Kräfte zu suchen und sie für den Ablauf des Sehvorgangs als maßgebend aufzufassen. Vielmehr blieb die in den Zeiten der Alexandriner ausgekommene Anschauung, daß in der Linse selbst das Sehen vor sich gehe und ohne Linse jede optische Leistungsfähigkeit des Auges aufgehoben sei, die maßgebende. Und selbst als Maitre- Jean und Brisseau den Nachweis geführt hatten, daß ohne Linse das Sehvermögen noch sehr wohl vor sich gehen könne, entspann sich doch noch eine sehr erbitterte und langwierige literarische Fehde, ehe man die refcaktori- scheu Fähigkeiten der Linse allgemein anerkannte. Wer sich sür diesen Teil der ophthalmologischen Literatur interessiert, den verweise ich auf Magnus, Geschichte des grauen Staares. (Leipzig 1876, Kapitel I Seite 43 ff.) Dieser er bitterte Streit um den optischen Wert der Linse ist um so un verständlicher, als schon etwa hundert Jahre vor Brisseau und Maitre-Jean die dioptrischen Verhältnisse des menschlichen Auges in erfreulichster Weise klargelegt worden waren, so von: Usplor, vloptries (.4ug. Viuä 1611. Auf diese erste Ausgabe folgten dann noch mehrere andre; die letzte erst 1870); Loboioor, OoulU8, boo sst tuoäawootuw optioum (Osmponti 1610). Was nun die klinische Literatur der Augenheilkunde betrifft, so gelangte diese in dieser ganzen Epoche bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts hinein noch nicht zu einer freien, nur auf Beobachtung und Versuch gestellten Höhe. Zwar erschien jetzt eine ganze Reihe vortrefflicher Abhandlungen sowohl über einzelne Eckrankungsformen des Auges — so vornehmlich über Natur und Behandlung des Attersstars —, als auch Lehrbücher der Augenheilkunde, so: 8t. ÜV68, Uouvoau trait.6 äos wirlaäisL äse ^sux (ksris 1722); Oallio, dlswoirvs obsvrvstious aor>- toruiguss pb^siolvgigiiss st pbz-siguss sar llcoil st 8ur lo8 malaäiss gar akksotsnt ost Organ (l-zwo 1767); oao (üottillgao 1750); Richter, Anfangsgründe der Wundarzneikunde (Göttingen 1745). So vortrefflich die genannten literarischen Erscheinungen auch sein und so sehr sie bestrebt sein möge», die Augenerkrankungen anatomisch genau zu lokalisieren, so tragen sie doch noch den Charakter der frühem Entwicklungsepvchen der Ophthalmo-Literatur zur Schau, nämlich die Bezugnahme auf spekulativ erbrachte pathologische Begriffe. So ist also der Charakter des klinischen Teils dieser Wissenschaft im allgemeinen derselbe, wie wir ihn im Alter tum und Mittelaller bereits kennen gelernt haben, ja selbst die pathologischen Voraussetzungen, mit denen man vom fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhundert arbeitete, sind zum Teil dieselben wie früher. Trotzdem ist doch ein gewaltiger Fortschritt unverkennbar. Denn die Empirie ist doch jetzt eine wesentlich vertiefte und verbesserte geworden und stützt sich in ihren Schlüssen weil mehr aus gesicherte Beobachtungen als aus aprioristische Annahmen, wie dies Altertum und Mittelalter getan haben. Dementsprechend ist die klinische Ophthalmo-Literatur am Schluß des achtzehnten Jahrhunderts trotz aller ihrer Schwäche» doch aus einer bedeutenden Höhe ihrer Leistungs fähigkeit angelangt. Welchen Umfang übrigens die augenärztliche Literatur ausgangs des achtzehnten Jahrhunderts erreicht hatte, vermag man mühelos zu erkennen aus: Beer, Repertorium aller bis Ende des Jahres 1707 erschienenen Schriften über die Augenkrankheiten (Wien 1707). Hier wird uns in drei Bänden alles das vorgeführt, was die medizinische Welt bis dahin in augenärztlichen Dingen gedacht und ge schrieben hatte. Allerdings vermag genanntes Werk durchaus nicht den Anspruch ans Vollständigkeit zu erheben. Dennoch ivird es sür den Augenarzt unentbehrlich sein, wenigstens sür den, der da weiß, daß das Heute der Wissenschajt — und mag es noch so umfassenden Aufschluß geben — durch die Kenntnis des Gestern ergänzt werden muß. Wenn wir als charakteristisches Merkmal der klinischen Ophthalmo-Literatur bisher noch immer die durch Speku lation beengte und entstellte Empirie anerkennen mußten, so gilt dasselbe auch sür die ersten Dezennien des neun zehnten Jahrhunderts. Allerdings gelangt die ophthal- mologische Klinik jetzt bereits aus eine sehr hohe Stuse, auf die höchste, die ihr überhaupt beschielten war, so lange der Augenspiegel, die leistungsfähigen pathologisch-ana tomischen Untersuchungen und die physiologisch - klinische Analyse der resraktocischen und accomodatioen Vorgänge ihr noch versagt blieben. Aber zu befreien von dem Alp der Spekulation vermochte sie sich doch erst dann, als Graese und Helmholtz ihr gesegnetes Wirken entfalteten. Dementsprechend finden wir denn auch alle, selbst die besten vorgracfischen ophthalmologischen Lehrbücher mehr oder minder besangen in den Bauden einer unnatürlichen Einteilung des Stoffs. So zeigen dies z. B. Beer, Lehrbuch von den Augen krankheilen (Wien 1813); Himly, Die Krankheiten und Mißbildungen des menschlichen Auges und deren Heilung (Berlin 1843), zwei Bücher, die durch den Umfang der Beobachtungen, die wissenschaftliche Kritik und die sichere, fachmännische Beherrschung des Stoffs ganz Aus gezeichnetes leisten, aber durch die auf spekulative Voraus setzungen gegründete Einteilung aufs deutlichste den Charakter der Zeit verraten, der sie entstammen. Übrigens kann sich auch das vortreffliche Lehrbuch von Arlt, Die Krankheiten des Auges (Prag 185v) von den Fesseln einer systematischen Krankheitsaussassung noch nicht ganz frei machen. Hatte die Ophthalmo-Literatur bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts trotz aller Fortschritte, die die Wissenschaft gemacht hatte, die Spekulation doch nicht auszu- schließen vermocht, dieser vielmehr gerade in klinischer wie therapeutischer Hinsicht mehr als zu viel Einfluß eingeräumt,
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