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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.09.1919
- Strukturtyp
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- 1919-09-24
- Erscheinungsdatum
- 24.09.1919
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- Deutsch
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288, 24. September ISIS. Redaktioneller Teil. lande einen Aufschlag von 50—108°/» vorschreiben. Ich möchte mit diesen Ausführungen noch in letzter Stunde dringend davor warnen, sich diesem Vorgehen anzuschließen, und allen denen, die bereits so vorgegangen sind, zu bedenken geben, ob sie sich nicht zur Rücknahme ihrer Entschlüsse verstehen wollen. Wir Verleger müssen uns, ehe wir solche einschneidenden Vorschriften erlassen, doch vor allen Dingen darüber klar sein, ob wir in der Lage sind, sie restlos durchzufllhren und diejenigen, die sich ihnen unterwerfen, gegen eine Durchbrechung von anderer Seite zu schützen. Können wir das nicht, dann steht eine solche Vorschrift ähnlich den unzähligen Verfügungen unserer jetzigen Regierung lediglich auf dem Papier. Der Umgehung sind Tür und Tor geöffnet, eine üble Art von Schleichhandel greift um sich, der ehrliche Händler hat das Nachsehen, gute Beziehungen werden gestört und gelockert. Die mannigfachen Arten der Um gehung brauche ich hier Wohl nicht anzufllhren. Sie beginnen bei denjenigen Firmen, die bedenkenlos unterschreiben und dem Ausland gegenüber die Nichtberechnung als willkommenes Werbemittel benutzen; sie enden bei der Besorgung durch einen inländischen Freund oder auf einer zum Einlauf unternommenen Reise. Ich halt« bei den uns zur Verfügung stehenden Mitteln eine auch nur einigermaßen gesicherte Durchführung für unmög lich. Das liegt in der Natur der Sache. Verfügungen aber, die nicht durchgeführt werden können, schaden mehr, als sie nützen. Ich könnte mir denken, daß allenfalls durch eine gesetz liche Bestimmung etwas erreicht werden kann. Dazu bedürfte es aber der Trennung eines jeden Buches in Auslands- und Jn- tandsausgabe, kenntlich gemacht durch besonderen Umschlag oder Aufdruck, ferner einer umständlichen.Grenzüberwachung, damit nur die Auslandsausgaben Deutschland verlassen. Ob aber dann der Staat nicht selbst an der Entwicklung wird teilnehmen wollen und einen Teil des vom Verlage selbst gewollten Auf schlags in der sehr naheliegenden Form eines Ausfuhrzolls für sich in Anspruch nehmen würde, erscheint zum mindesten nicht ausgeschlossen. Ist das aber wünschenswert und im Gegenteil nicht gefährlich? Ist es nun klar, daß eine Berechnung des Aufschlags im Sinne des betreffenden Verlegers nur zu einem geringen Teil tatsächlich durchzuführen ist, so müssen unter den so gegebenen Verhältnissen Vorteile und Nachteile dieser halben Maßregel be sonders gewissenhaft gegeneinander abgewogen werden. Die Ver fechter des Aufschlags sagen: wieso kommt das Ausland dazu, so billig einzukausen, wir Hallen es für unsere Pflicht, der deut schen Volkswirtschaft durch Erhöhung der ausländischen Zah lungseingänge zu helfen. Beidem liegt sicher ein guter Gedanke zugrunde. Solche Fragen dürfen aber nicht gefühlsmäßig be- handelt werden. Soll der Ausländer etwa dafür, daß er eine ihm zufällig günstige Marktlage ausnlltzt, durch eine Preiser höhung gestraft werden, noch dazu wenn man berücksichtigt, daß dem anderen Teil kein Schaden dadurch erwächst, da er den nach der Jnlandswährung berechneten Verkaufspreis erhält? Eine Steigerung der ausländischen Zahlungseingänge halte ich wegen der unmöglichen allgemeinen Durchführung des Auf schlags ebenfalls für zum mindesten unwahrscheinlich. Wie wird es tatsächlich kommen? Bei etwa 50"/» der Verkäufe wird die Vorschrift umgangen werden können, bei etwa 25°/» wird viel leicht der Aufschlag zur Berechnung kommen, etwa 25"/° wer den sicherlich an der Preiserhöhung scheitern. Alles in allem also keine oder eine nur ganz geringe Erhöhung der Zahlungs eingänge bei einer Verminderung der Absatzmenge, und dafür sollen die vielen und schweren Nachteile in Kauf genommen werden? Wenn wenigstens zum Ausgleich höherer Auslands preise die Inlandspreise ermäßigt werden könnten, so wäre das e rn Vorteil. Das ist aber unmöglich, weil der Verleger in Un kenntnis der nach dem Ausland gehenden Menge eines Werkes diesen Umstand nicht in seine Berechnung einstellen kann. Und nun kurz zu den Nachteilen, die schon von verschiedenen Seiten, insbesondere der »Gesellschaft für den Auslandsbuch handel«, dargelegt worden sind. Mit der Unsicherheit der Preise im Ausland geht eine Verärgerung der Käufer Hand in Hand. Die Beziehungen zu den großen Sortimentsfirmen im Ausland werden empfindlich gestört. Gibt es auch eine Anzahl deutscher namentlich wissenschaftlicher Werke, die selbst zu den höchsten Preisen immer gekauft werden müssen, so trifft dies auf sehr viele Werke nicht oder nicht in dem Matze zu. Sie können durch Werke anderer Sprachen ersetzt werden. Welche Kräfte überdies in der Richtung der Ausschaltung der deutschen wissenschaftlichen Literatur wirken, davon machen sich scheinbar weite Kreise keinen Begriff. Eine deutsche Firma erhielt kürzlich von zwei ihrer früheren, langjährigen Kunden, beides Professoren einer belgi schen Hochschule, folgende in Übersetzung wicdergegebene Zu schriften : 1. »Ich übergebe Ihren Brief dem Ministerium mit der Be merkung, daß die Universitätsbibliothek von den deutschen Sol daten geplündert und beschmutzt worden ist, daß das Privateigen tum von ihnen nicht mehr geachtet wurde als die Neutralität des Landes. Der Tölpel mit dem Titel Kaiser hat uns erst bestohlen und dann verleumdet, und dieser große Schau spieler hat alle Verbrechen in unerhörter Weise gebilligt. Ich meine also, daß wir alles, was möglich ist, den organisierten Dieben wegnehmen sollen, die bei uns in dieser Weise sich be nommen haben. Ich meine ferner, daß wir ihnen nichts schul den, sie uns dagegen Ungeheures. Immerhin können wir ihnen unsere Verachtung und unseren Haß zum Ausdruck bringen.« 2. »Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß ich alle Beziehungen mit Deutschland abbreche, dessen unerhörtes Be nehmen im Verlaufe dieses von ihm gewollten Krieges Gegen stand des Abscheus der gesamten gebildeten Welt war. Wir wer den von nun ab auf die Werke der sogenannten Gelehrten ver zichten, welche die Wissenschaft ebenso entehrt haben, wie die Horden der Offiziere und Soldaten, die geplündert, gebrand- schayt und wehrlose Frauen und Kinder gemordet haben.« Ich glaube, das gibt zu denken. Hemmende Vorschriften wie der Auslandaufschlag sind Wasser aus die Mühlen der Be strebungen unserer Feinde, das deutsche Buch zu verdrängen. Nach dem, was bisher bekannt geworden ist, werden sie bereits weidlich zu einer entstellenden Hetze mit den bekannten Schlag. Worten von Unzuverlässigkeit und Unwahrhaftigkeit deutscher Methoden ausgenützt. In unserem Interesse liegt es also meines Erachtens, die augenblickliche Billigkeit des deutschen Buches im Auslande zu einer tatkräftigen und umfassenden Förderung des Absatzes aus- zunützen und es gegen das französische und englische Buch durch, zusetzen. War nicht der deutsche Verleger von jeher stolz auf seine billigen und guten Ausgaben, die ihresgleichen auf der Welt nicht hatten? Und setzt etwa die Billigkeit eines Buches seinen Wert herab? Wenn wir gerade durch die Billigkeit den Absatz im Ausland fördern, steigern wir ganz gewiß auch den Gesamtbetrag der Buchausfuhr weit mehr als durch einen Auf schlag, sorgen für eine Durchdringung des Auslandes mit deut schem Geist und deutscher Wissenschaft, was heute mehr denn je nottut, und erzielen einen rascheren Abgang unserer Auf- lagen, deren Neuherstellung lediglich eine Summe inländischer Rohstoffe, körperlicher und geistiger deutscher Arbeit ist und so in allen Teilen einen Aktivposten in unserer Volkswirtschaft dar- stellt. Darum fort mit den geschäftslähmenden und aussuhr- hemmenden Aufschlägen! Und statt dessen bewußte Förderung durch den Hinweis auf die Billigkeit. Könnte auf allen Absatz gebieten so gedacht und gehandelt werden, ich bin sicher, unsere Volkswirtschaft würde allmählich wieder gesunden und das Wäh- rnngsbarometer wieder steigen. Zur Sozialisierung des Buchwesens. Non vr. E. Ackermann. Unter dieser Überschrift hat vr. Borgius im Verlag »Neues Vaterland« eine Schrift*) erscheinen lassen, in der er eine Um gestaltung des Buchhandels (im weitesten Sinn) nach folgender Richtung hin skizziert: Der wissenschaftliche Verlag sei in der Form einer Kon- Obwohl d!e Schrift von vr. Borgius bereits im Bbl. tvtv, Nr. 282 II. 204 eingehend von Otto Riebickc besprochen worben t,t, MI. ten wir es mit Rücksicht auf die Wichtigkeit b-s TbcmaS für zweck- mäßig, auch dem Leiter der Wirtschaftsstclle des S oiseoo - ser Angelegenheit das Wort zu geben. '
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