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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1919
- Strukturtyp
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- 1919-09-19
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1919
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- Deutsch
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Ter Versuch, Stimmen zu sammeln, um Deutschland die Schuld am Weltkriege zuzuschieben, wird also auch uach dem praktisch ja be endigte» Kriege fortgesetzt. Mau sieht daraus, wie viel England au seiner eigenen Rechtfertigung gelegen ist, mehr aber noch, bis zu wel chem Grade sich englische Anmaßung und Heuchelei versteigeu. Ist es nicht geradezu unerhört, daß ein Geschäftsmann einem anderen nicht nur seine politische Gesinnung vorschreibe», sondern ihn auch noch ver anlassen will, Stellung zu militärischen Maßnahmen zu nehmen, also zu Dingen, von denen er als Kaufmann oder Buchhändler gar nichts versteht? Es ist selbstverständlich, daß es sich gar nicht darum handelt, die Meinung eines deutschen Geschäftsmannes über militärische Not wendigkeiten einzuholcn, sondern vielmehr darum, mit diesem Schuld- ancrkenntnis in der ganzen Welt Stimmung zu machen, um naiven Gemütern den Glauben bcizubringcn, daß das deutsche Volk seine »Schuld« reumütig gestehe. Ist doch jede B e lastung Deutschlands eine Entlastung Englands, das seit Jahren die Völker systematisch in die sen Weltkrieg hineingehetzt hat. Haben nicht englische Staatsmänner, unbeschwert von irgendwelchen moralischen Gewissensbissen, von jeher in ihrer Politik die rücksichtsloseste Verfolgung des ins Auge gefaßten Zweckes gepredigt und noch in der Gegenwart unverfroren erklärt, daß England um so viel in diesem Kriege gewinnen werde als Deutschland dabei einbüße? In diesen Bestrebungen hat sic der englische Kaufmann nach Kräften unterstützt; waren es doch heute wie damals, als die ehrenwerten Francis Drake, Walter Nalcigh und wie die englischen Seepiraten alle hießen, die zur höheren Ehre Old-Englands auf Raub auszogen, ihre Geschäfte, die von der englischen Politik besorgt wur den. Denn um sich zu bereichern, ist auch diesmal England in diesen Krieg eingctretcn, da wir gar nicht daran dachten, uns mit ihm zu messen, sondern uns lediglich unserer Haut wehren wollten. Es ist auch nicht wahr, daß dieser Haß gegen Dentschland, wie nns Herr Wil son eiureden will, ein Produkt dieses Krieges sei. Wir sind diesen Empfindungen schon lange vorher in England begegnet und auch über ihre Ursachen, das rasche Aufblühen Deutschlands und seinen stetig wachsenden Anteil au der Weltwirtschaft, nicht im unklaren gewesen. England hat aber noch einen anderen, weiter zurückliegenden Grund, auf die angeblichen Greueltaten Deutschlands mit so großem Nachdruck hinzuwciscu. Das sind die dunklen Blätter seiner eigenen Geschichte, die von den schlimmsten Grcucltatcn und blutigsten Erobe rungen zu berichten wissen, Blätter, die mit Blut geschrieben sind und die England gern aus seinem Schuldbuch vernichtet sehen möchte. In den indischen Aufständen haben englische Generale die gefangenen Inder vor die Kanonen binden und ihre Leiber in tausend Fetzen in die Luft schießen lassen. Ja noch Lord Kitchener, »der Schlächter von Khartum«, hat sich nicht gescheut, durch die Erfindung der Konzentra tionslager unschuldige Weiber und Kinder der Verzweiflung und dem Hungertode preiszugebeu. Und angesichts dieser, längst in die Ge schichte übcrgegangencn und von englischen Historikern beglaubigten Greueltaten wagt es Herr Wilson, an deutsche Buchhändler das An sinnen zu richten, ihre Mißbilligung über die angeblich von Deutschen begangenen »Verbrechen« in diesem Kriege anSzusprechen und dadurch englischer Heuchelei und Geschäftspolitik, die die eigene Schuld gern anderen zuschieben möchten, Vorspanndienste zu leisten! Was würde wohl ein englischer Geschäftsmann auf die Frage eines deutschen Be stellers antworten, wie er sich zur Baraloug-Affäre stelle? Wenn durch solche puritanische Manöver der Geist der Versöhnung und des Völker- friedcns herbeigeführt werden soll, so halten selbst wir »Wilden« bei allem guten Willen, uns mit unseren Gegnern zu verständigen, uns für zu gut, mit Herrn Wilson und seinesgleichen Beziehungen zu pflegen. Mag er weiter mit seiner brüchigen Moral hausieren gehen und Wör terbücher zu dem angebotenen Preis eiuzuhandeln suchen: ein deut scher Buchhändler wird sich sicher nicht dazu hergeben, ihm die ge wünschte Bescheinigung zur Entlastung seiner Landsleute auszustellcn. Wir haben an der Moral des amerikanischen Herrn Wilson gerade ge nug, als daß wir Verlangen danach trügen, nun auch noch eine Buch händlerausgabe in der Prägung seines englischen Namensvetters in Deutschland einzuführen. Daß übrigens nicht alle Briten mit Herrn Wilson übereinstimmen, geht daraus hervor, daß eine irische Firma Koehler L Volckmar A.-G. zu ihrer Haltung beglückwünscht und den Wunsch ausgesprochen hat, mit ihr in Geschäftsverbindung zu treten. Allerdings weiß Irland nicht weniger gut Bescheid über englische Geschäftsmoral wie wir. ES hat sie am eigenen Leibe ja oft genug erfahren. Wasserzicher, lir. Ernst: Woher? Abieitendes Wörterbuch der deutschen Sprache. Dritte, stark vermehrte und verbesserte Auflage. Zehntes bis achtzehntes Tausend. Berlin 1919, Ferd. Dü Mittlers Verlagsbuch handlung. Ladenpreis geb. 6 ^k. In einer Zelt, in der das Ansehen Tcntschlands in der Welt eine» so schweren Schlag erlitten hat. ist dieses Bnch doppelt zn begrüßen. da cs bestimmt ist. die Liebe zu deutschem Wesen und deutscher Sprache zn wecken und auf den Schatz hinzuweiscn. der in unserem Schrifttum ruht. Auch der Buchhändler wird diesen, interessanten Werkchen gern «inen benorzugten Platz in seiner Bibliothek anweisen, am besten in unmittelbarer Nähe des Duden, zu den, es eine schätzenswerte Ergänzung bildet. Sagt uns dieser, wie jedes Wort geschrieben wird, jo klärt uns Wasserzicher über die Herkunft und Bedeutung der Wör ter, ihre Beziehung zu anderen Sprachen und oft auch über ihr erstes Anstreten in unserer Sprache und ihre Wandlungen in, Flusse der Zeiten und Völker ans. Daß seine Brauchbarkeit unmittelbar uach Erscheinen von der Fachwelt und dem Publikum anerkannt und gewürdigt worden ist, zeigt die rasch« Aufeinanderfolge dreier Aus lagen innerhalb kurzer Zeit, au der der geschickte Titel allerdings ebenso Anteil haben wird wie der vortreffliche Inhalt. Denn das Werk ist nichts weniger als «in bloßes Wörterbuch, sondern vielmehr eine Einführung in das Wesen und di« Entwicklung der deutschen Sprache, von gelehrter Pedanterie und philosophischer Kleinkrämerei gleich weit entfernt wie von trockener Aufzählung und schematischer Behandlung. Es sei hier nur auf bi« Kapitel, Erbgut — Germanisches und deutsches Sprachgut — Lehnwörter — Fremdwörter — Bedeutungs wandel — Eigennamen als Gattungsnamen — Formelhafte Wendun gen — Griechische und hebräische Wörter — Kanzlelsprach« — Katho lische Kirche — Metaphern — Modewörter der neuesten Zeit — Roma nische Entlehnungen — Rückwanderung — Schlagwörter — Tautologie — Verdrängung deutscher Wörter durch fremde, Ersatz fremder durch deutsche — Verschollene Wörter — Vor- und Nachsilben aufmerksam gemacht, die, dem eigentlichen Wörterbuch vorangestcllt, einen Begriff von der Vielseitigkeit und dem Reichtum dieses Merkchens geben, das, in fesselnder Weise Vergangenes mit Gegenwärtigem, Bekanntes mit Neuem verknüpfend, nns einen Blick in das Leben und Weben unserer Sprache tun läßt. Kür die Art der Anordnung des Wörterbuches sei hier als Beispiel das Wort Bnch gewählt, über das Wasserzicher nachstehende Erklärung gibt, Buch n mH. buoch, ah. buoh, got. böka, pl. Bank, ndl. boek, ags. Boc, engl, book, d. Einzahl bedeutete urspr. b. einzelnen Buchstaben, d. Mehrz., Schriftstück, Urkunde, Buch ivgl. It. Iltsra Buchstabe, Mchrz. Ilteras Schriftstück, Brief). In Bucheurinde, ans Stäbe v. Buchenholz wurden bei d. Germanen d. Runen geritzt, daher jetzt noch Buchstabe, s. dieses u. lesen. Nichts ist leichter, als an einem solchen Versuche, der Entwicklung einer Sprach« bis in ferne Zeiten nachzugehcn und ihre Verwandtschaft mit anderen anfzuweisen, Kritik zu üben, nichts schwerer, als es besser zu machen. Nicht um das letztere ist es uns zu tun, die wir dem Buche nur als Lernende gcgenilberstehen, wenn wir einige Bemerkun gen hier beifügen, die uns beim Durchblättern des Buches gekommen sind. »Fuchs» bedeutet nicht nur einen rothaarigen, sondern auch einen chlane» Menschen, auch wäre an dieser Stelle noch Goldfuchs <— Goldstück) zu erwähne». »Gift» hat seine alte Bedeutung auch in dem gleichnami gen englischen Worte, das hier ebenso hinzngefngt werde» könnte wie der Hinweis auf okannsl bei Kanal und ckruckc, bei »traut». »Grauen» gehört wohl eher zn »grau», oon öcn, es g«trennt steht, als »Original« zu »Orient», die unmittelbar miteinander verbunden sind. Warum unter »Delinquent« nur ein »verhafteter» Verbrecher zn verstehen sein soll, ist ebensowenig einzuschen wie die Beschränkung von »Glosse» auf »hämische« Bemerkung. Wenn bei »Moos» auf seine übertra gene Bedeutung als Geld hingewiesen wird, so könnte ein Gleiches bei »Kies» geschehen und bei »Bagage- der Nebenbedeutung alz Gesindel gedacht werden. »Schwager«, im Sinne von Postillon, ist wohl eher von Chevauleger als von eberalier abgeleitet. Die polnische Bezeichnung für »allmählich- ist mit xo instu, statt, wie richtig und auch in der erste» Auflage gedruckt, mit ponislu wicdergegeben. Die Aufführung und Erklärung von »Hainbund» fällt aus dem Nahmen des Buches, das wohl nicht die Aufgabe hat, ein Konversationslexikon oder eine Literaturgeschichte zu ersetzen. Ähnlich verhält es sich mit dem nächsten Wort »Hakatisten», da sollst auch andere künstlerische und poli tische -istcn ihre Aufnahme anmclden und eine »Erklärung» fordern könnten. Man sieht, daß die Ausstellungen, obwohl zu ihnen bei öfterer Benutzung gewiß noch diese und jene treten würden, recht geringfügiger Natur und nicht geeignet sind, den, außerordentlich verdienstvolle» Unternehmen Abbruch zu tun. Wir empfehlen seine Anschaffung viel mehr nicht nur jedem Buchhändler, sondern glauben auch, daß der Sortimenter mit einem Hinweis ans dieses im besten Sinne volks tümliche Werk sich den Dank aller Baterlandsfreundc verdienen wird. die un, so williger sich dem Zauber der Muttersprache Hingeben "erden. je mehr das Schwinden materieller Werte unsere gelittgen Ga er der in den Vordergrund stellt. ... » Durch die Wahl einer Type kl-inen Eharatt-rS. dl- a ^ Bnche scharf erscheint, ist es nicht nur möglich gewesen, all ^
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