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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1919
- Strukturtyp
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- 1919-09-19
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1919
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 204, 19. September 1919. sen aller Art in mindestens doppelter Höhe. So würde also, ganz oberflächlich überschlagen, allein der leere Betrieb d e r H n u p t f i l i a l e n rnnd 1 8 v M i l l i o n c n M a r k c r - fordern. Dazu tritt nun noch der Zentralverlag mit seinen Hilfsindustrien (Druckereien, Buchbindereien usw.), seine Aus gaben — allein an Unterhalt — würden bei den gewaltigen Ausmätzen, die für ihn erforderlich sind, etwa die gleiche Summe im Jahr« ausmachen. Nun ist aber noch kein einziges Buch, keine einzige Zeitschrift hergestellt. Und der enormen Ausgabe wird, da die Werke zum weitaus größten Teil ja zum Selbstkosten preis weiterverkauft werden sollen, eine ganz minimale Ein nahme gegenüberstehen, eine Einnahme, die zwar ausreichen wird, die Herstellungskosten zu decken, aus der aber nichts für Gehälter, Mieten, Spesen usw. übrig bleibt. Das heißt also: der auf diese Weife sozialisierte Buchhandel wird mit einem jährlichen Zuschuß arbeiten müssen, der sich nicht weit unter 1/2 Milliarde stellen wird! Wer soll diesen Zuschuß decken? Wir sehen also, so ideal die Sozialisierung des wissenschaft lichen Verlagsbuchhandels durch eine solche Zentralisierung ge dacht sein mag — der hier vorgeschlagene Weg führt auch gegen ein unüberwindbares finanzielles Hindernis! Zeigt die Sozialisierung des wissenschaftlichen Buchhandels schon geradezu ungeheure Schwierigkeiten, um wieviel höher treten diese noch bei einem Sozial! sie rungsplan des belletristischen Buchhandels zutage! Hier gibt es z. B. keine Möglichkeit, ein Absatzgebiet auch nur annähernd vor herzubestimmen. vr. Borgius greift die Klagen gegen die Leihbibliotheken aus, den oft zitierten Satz, daß der Deutsche sich hundertmal eher ein schönwissenschaflliches Buch leiht, ehe er es kauft. Er meint, das sei aber in der ganzen Welt so, und legt deshalb fest, daß die Leihbibliotheken »den eigentlichen und natürlichen Absatzmarkt« für die gesamte Unter- haltungsliieratur bilden. Es liegt hierin, wenigstens soweit die große Masse des Publikums in Frage kommt, Wahrheit, und es ließe sich sehr wohl denken, daß eine gründliche Reorgani sation des Bücherleihwesens, wie sie der Verfasser vorschlägt, einen gangbaren Weg zur Sozialisierung des schönwissenschaft lichen Buchhandels bieten könnte. Auch die B a h n h 0 s s b u ch - Handlungen will der Verfasser zum Zweck der Sozialisie rung in Lcihbibliolheksform umgestaltet sehen. Sein Vorschlag, daß man in der Bahnhofsbuchhandlung Bücher nur gegen einen Gutschein mit der Berechtigung des Umtauschs bei jeder anderen Bahnhofsbuchhandlung entleiht, ist gewiß beachtenswert. Um den Export möglichst umfangreich dnrchzuführen, schlägt vr. Borgius vor, überall in den wichtigsten Auslandstaaten San- desniederlassungen einzurichten, di« den Export einheitlich in die Hand nehmen. Die Vorschläge des Herrn vr, Borgius zur Vergesellschaf tung des Buchwesens enthalten zweifellos eine Fülle von Ma terial. Heute ist nichts davon praktisch durchführbar. Aber es ließe sich doch denken, daß sich durch seine Schrift im Laufe der Jahre und Jahrzehnte, die der Buchhandel noch bis zum Sta dium der Sozialisicrungsrcife brauchen wird, eine feste Grund lage formuliert. Es ist natürlich unmöglich, daß ein einzelner einen Sozialisierungsplan schafft, dazu ist die Beteiligung aller buchhändlerischen Kreise erforderlich. Wir dürfen »Sozialisie rung« nicht auch zum Schllagw 0 rtim buchhändlertschen Be- rufe werden lassen, sondern durch das Zusammentragen aller Stimmen fördernd mithelfen — und gilt es auch erst für die ferne Zukunft. Das Problem der Sozialisierung des Buch handels ist vielleicht die schwierigste aller Sozialisierungsmaß nahmen überhaupt. Unter der Ablehnung überstürzter Soziali sierung — das heißt für den Buchhandel: unter Ablehnung einer Sozialisierung, bevor alle anderen Wirtschaftszweige so- zialisiert sind und Gewähr bieten, daß man mit reichen Erfah rungen auch an dieses schwierigste Problem aller Sozialisierungen Herangehen kann — unter Ablehnung dieser überstürzten Sozial!- 820 sierung also müssen wir heute schon eine Grundlage für eine Sozialisierung in den Kreis der Erörterungen stellen, damit nicht uns oder unfern Nachkommen einmal alles, was wir erschaffen haben oder besitzen, zum Chaos werde! Zweierlei Matz. Bon der Firma Koehlcr L Volckmar A.-G. in Leipzig werden uns zwei Schreiben des Herrn Alfred Wilson in London L. 0. 3. 18/19 Gracechurch-Street, znr Kenntnisnahme übersandt, von denen Herr W. eins anch in »?ub1isü6rs' Oireular« vom 30. Angust hat ab- drncken lassen, begleitet von einigen anfmunternden Worten an seine englischen Kollegen, die sie zn gleicher Stellungnahme veranlassen sol len. Voransschicken möchten wir, daß Herr Wilson zuerst am 22. Juli mit einer Anfrage nach dem Stande des Kontos und der Bitte um An gebot über Wesselys Wörterbücher an Koehlcr L Bolckmar A.-G. in Leipzig herantrat und daraufhin an Hand einer mitgesandten Bor faktur um vorherige Begleichung gebeten wurde. Als Antwort ging der hier abgedruckte Brief vom 11. August mit einem Scheck über ./i 500.— bei der Firma Koehlcr L Bolckmar A.-G. ein, den diese in gerechter Entrüstung über den unerhörten Borwurf gegen die deutsche Armee ohne Zusatz, nur mit Buntstift teilweise unterstrichen und mit Frage- nnd Ausrufezeichen versehen, zurücksandte. Das Schreiben des Herrn Wilson lautete in Übersetzung: London, 11. August 1919. Geehrte Herren! Ich bestätige mit verbindlichem Dank Ihr Schreiben vom 30. Juli mit Jnterimsrechnung über die Wörterbücher im Betrage von 392.33. Beigeschlossen finden Sie Scheck auf Berlin über ./i 500.—, die Sie uns gefl. gutschrciben wollen. Eine Anweisung auf Leipzig konnte ich nicht erhalten. Ich hoffe, die befriedigenden Geschäftsbeziehnngen, die vor dem Kriege mit Ihnen bestanden, erneuern zu können. Obwohl weder ich noch irgend ein Engländer während der ganzen Dauer seines Lebens diL Bestialitäten vergessen kann, die von dem deutschen Mili tär lvk>ur KlilitaristZ) begangen worden sind, Bestialitäten, welche die Welt für die Dauer unserer Generation ruiniert haben, gehöre ich zu denjenigen, die völlig anerkennen, das; es eine große Zahl fried licher und wohlmeinender Deutscher gibt, und bin gern bereit, Sic dazu zu zählen und mit Ihnen in angenehmster Weise zu gegen seitigem Borteil zu verkehren. Ihre Zuschriften bitte ich entweder in Englisch oder Französisch abznfassen, da ich kein Deutsch verstehe und auch gegenwärtig keinen Herrn in meinem Hanse habe, der des Deutschen mächtig ist. Hochachtungsvoll lgez.) Alfred Wilson. Daß Herr Wilson aber gleichwohl. Deutsch, wenigstens das Deutsch der Firma Koehlcr L Volckmar A.-G., versteht, zeigt das nachstehende Schreiben, das als Antwort auf die Rücksendung seines Briefes bei de» Leipziger Firma einging: London, 26. August 1919. Geehrte Herren! Sie sandten mir meinen Brief, sowie den Ihnen übermittelten Scheck zurück. Ich verstehe, daß Sie infolge meiner scharfen Bemer kungen, die ich in bezug auf die schrecklichen Missetaten Ihres Mili tärs für notwendig hielt, nicht den Wunsch haben, mit mir in Ver bindung zu treten. Sie sind noch nicht lange genug in Beziehungen mit der Außenwelt, um den Haß gegen die gesamte deutsche Nation, wie er in der ganzen Welt durch ihre militärischen Praktiken er zeugt worden ist, von denen die Einführung giftiger Gase in die Kriegsführung und die Versenkung der »Lusitania« nur zwei der auffallendsten Beispiele sind, sich richtig vorstellen zu können. Sie werden noch erkennen müssen, daß, bevor Sie nicht geneigt sind, diese gesetzwidrigen Handlungen znzngeben nnd Ihr Bedauern darüber auszusprechen, der Verkehr mit der Außenwelt immer nur gering bleiben wird. Der allgemeine Haß gegen die Deutschen unter den Engländern ist so stark, daß sie mit großem Mißvergnügen alle geschäftlichen Verbindungen mit Deutschen betrachten. Ich werde mir einen offenen Sinn zu bewahren suchen nnd bin bereit, in freundschaftliche Beziehungen zn Deutschen zu treten, die die Vorkommnisse, zu denen sie selbst persönlich nicht fähig wären, bedauern. Aber da Sie anscheinend zu denjenigen gehören, die nicht zngeben, daß Ihre Soldaten irgendwelches Unrecht begangen haben, so kanu ich mich nur darüber freuen, dies zu wissen und Ihnen zn versichern, daß ich nicht den Wunsch habe, weitere geschäftliche Ver bindungen mit Ihnen zu unterhalte». Ich bin Ihr ergebener (gez.) Alfred Wilson.
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