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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-09-19
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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Xr 204, 19. September 1919. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Berühmtheit oder Unberllhmtheit des Namens beeinflußt wird. Ich bin der Meinung, daß man dieses Verfahren auch heute schon in möglichst großem Umsange anwenden sollt«. Das in der Zeitschrift vorangezeigte Werk kann also ent weder subskribiert werden — dann erhält es der Besteller zum Selbstkostenpreis des Verlages —, oder es kann zur Ansicht be stellt werden. Wer nicht auf die Anzeige eingeht, dem soll nur die Möglichkeit bleiben, das Buch später zum Ladenpreise zu er werben. vr. Borgius rechnet damit, daß die Praxis bald eine ziemlich zuverlässige Erfahrung für jede Gruppe von Büchern darüber ergeben wird, ein wie großer Prozentsatz von späteren tatsächlichen Abnehmern sich zunächst aus die Anzeige des Buches hin noch nicht meldet, und ebenso, ein wie großer Prozentsatz der es zur Ansicht erbittenden Interessenten erfahrungsgemäß auf Ankauf verzichtet. Nach seiner Meinung wird der Prozent satz in beiden Fällen ein gleichbleibender sein, sodaß der Verlag sich auf Grund der nach erfolgter Anzeige eingehenden festen und der vorbehaltlichen Bestellungen ein fast sicheres Bild davon machen kann, wie groß die Auflage angesetzt werden muß. Glaubt ein Autor trotz seiner Anonymität, daß sein Werk durch die Lektoren falsch behandelt worden ist, so soll ihm die Möglichkeit offen bleiben, in der Zeitschrift selbst eine Voranzeige zur Nachprüfung einzurücken. Werden die Herstellungskosten eines anderen Werkes nicht ganz gedeckt, wird die Publikation des Manuskripts im Allgemeininteresse durch die Lektoren aber dennoch für erforderlich gehalten, so soll der Staat einen ent sprechenden Zuschuß zahlen. vr. Borgius führt nichts über die doch gewiß wichtigste finanzielle Hauptgrundlage des Zentralverlages aus Er gibt vielmehr nur eine Anregung, nach der sich die finan zielle Grundlage »noch erheblich heben« kann. Sie geht dahin, daß das Recht auf Bezug eines Werkes zum Selbstkostenpreis an die Voraussetzung eines festen Jahresbeitrags geknüpft ist, dessen Höhe den Mindestbetrag des von jedem einzelnen ersah- rungsgemätz im Laufe jedes Jahres für wissenschaftliche Bücher ausgegebenen Geldes entspricht. Eine solche Schätzung lasse sich leicht nach zwei bis drei Jahren von allen Beteiligten gut vor nehmen. Dieser Jahresbeitrag, bis zu dessen Höhe also die Bü cher als bezahlt gelten, soll vorausgezahlt werden. Auf Grund statistischen Materials rechnet der Verfasser auf 300 000 aka demische Mitglieder, die einen durchschnittlichen Jahresbeitrag von 50 ^ zahlen — und stellt mit Freude fest, daß ein festes »Betriebskapital« von 17 bis 18 Millionen Mark dem Zentralverlage dadurch jährlich im voraus zur Verfügung steht. Der Verfasser erkennt nicht, daß 17 bis 18 Millionen Mark Betriebskapital für das von ihm gedachte großzügige Unter nehmen eine Summe ist, die überhaupt nicht wesentlich ins Ge wicht fällt. Ich komme auf die Gegenrechnung bei einem spä teren Punkte zurück. So also stellt sich vr. Borgius die sozialisierte Organisation und Zentralisation des wissenschaftlichen Verlagsbuchhandels vor; auf besondere Einzelheiten einzugehen, verbietet hier der Raum. vr. Borgius glaubt, daß durch diese Grundlage der »Weg für eine planmäßige Organisation der geistigen Arbeit überhaupt« gefunden werden kann, die heute »absolut anarchistisch, chaotisch« erfolge. Man kann zu geben, daß unter der gegebenen Voraussetzung eines Zentral« Verlags, der über alle sich vorbereitenden wissenschaftlichen Publi kationen informiert ist, eine erheblich straffere Organisation der geistigen Arbeit herbeigeführt wird. Der Zenlralverlag wäre z. B. durchaus in der Lage, regelmäßig festzustellen, welche Fra gen und Aufgaben sowohl nach dem derzeitigen Stande der wis- senschaftlichenForschung wie nach der Anforderung der Praxis be sonderer Klärung bedürfen, und dies im Literaturblatt bekannt zugeben. Dadurch würde, man mutz das dem Verfasser zuge« stchen, eine Sozialisierung und Rationalisierung der wissenschaft lichen Arbeit und damit wieder der heute vorkommenden Doppel bearbeitung und einer sich weiter daraus ergebenden Überpro duktion ein Ende bereitet werden. Das Honorar soll fortfallen, statt dessen soll der Autor nach einem für alle Verfasser gleichen Prozentsatz am Gewinn beteiligt werden. Woraus der Gewinn entstehen soll, darüber spricht der Verfasser sich nicht aus. Nach dem, was er bisher darlegte, kann von einem Gewinn am einzelnen Verkaufsobjekt kaum die Rede sein, da das fertige Buch in den weitaus meisten Fällen zum Selbstkostenpreise abgegeben wird; durch die zum Ladenpreise verkauften Exemplare würde nur eine sehr kleine Summe »Gewinn« eingebracht werden. Es bliebe also nichts anderes übrig, als die Honorarprozent« für den Autor, die wohl nach der Meinung des Verfassers 20—307° vom Ladenpreis be- tragen müßten, mit im Selbstkostenpreise zu verrechnen. Wenn nun also — trotz schwerster Bedenken, die in ihren Einzelheiten hier nicht weiter erläutert werden können — die Gründung eines Zentralverlags vor sich gegangen ist, so gilt es, nun noch den Weg zum Detailabsatz an das Publikum zu finden. vr. Borgius geht zu Angriffen auf den heutigen Sortiments buchhandel über, auf die im Börsenblatt nicht eingegangen zu werden braucht, da sie nur vom üblichen Laienstandpunkle aus vorgebracht werden und keinen Anspruch haben, als objektiv ge dacht zu gelten. Der Absatz der Erzeugnisse des Zentralver lag z soll durch Filialen vor sich gehen, die in jeder Stadt zu eröffnen sind. Jede Stadt soll eine Filiale haben, die nur in den Großstädten noch Unterfilialen unterhält. Diese Filialen sollen als Annahmestellen für die Bestellungen und als Vermitt lungsstellen für den Versand dienen. Der Bücherverkehr soll also auf eine Stelle in jeder Stadt kon zentriert sein. Da diese Filialen nach der Absicht des Verfassers offenbar als Bureaus zu gelten haben, d. h. als Ge- schäftsstätten ohne Schaufenster, würde das, was gerade heute Hunderttausende zum Bücherkauf und damit zur Bildung anregt — die Auslage —, in Fortfall kommen. Der Zentralverlag würde also, da er außerhalb seiner Zeitschriften auf jede Re klame verzichten soll, durchaus nicht zur Volksbildung, sonder nnurzur Klasse nbildung beilragen, weil sich seine Organe, wie schon durch ihren wissenschaftlichen Inhalt bestimmt ist, nur an Kreise wenden, die bereits wissenschaftlich arbeiten, er würde aber nicht außerakademische Kreise zu gci- stiger Arbeit anregen. »Im ganzen würden diese Filialen für den freien Verkehr wie ein heutiger Sortimenter arbeiten; es könnte also jeder nach Belieben Bücher aus dem dort vorhan denen Vorrat einsehen und kaufen«, sagt vr. Borgius — welche Riesenräume aber dazu notwendig wären, das sagt er nicht. Und daß »wenigstens e i n Exemplar zum sofortigen Verkauf« in einer Stadt mit Landkreis oder in einer Großstadt so gut wie nichts bedeutet, verschließt er seiner Einsicht. Die jeweilige Hauptniederlage des Zentralverlags soll in etwa nachstehende drei Hauptabteilungen gegliedert wer den, die als fast selbständige Organisationen nebeneinander be stehen : 1. Naturwissenschaften (einschließlich Mathematik, Astronomie, Medizin und Veterinärkunde und Sport). 2. Philosophie (einschließlich Theologie und Theoso- phie, Philologie und Pädagogik, nebst Schulbüchern, Biblio graphie usw.). 3. Gesellschaftswissenschaften (Soziologie, Volkswirtschaft, Politik, Rechtswissenschaft, Statistik, Technik, Landwirtschaftswissenschaft, Geschichte und Geographie). Die Angestellten sollen durch Umsatzprämie interessiert werden. Der Verfasser verrät auch hier nicht, daß die Umsatz prämie schon voraus den Selbstkosten zugeschlagen werden muß, sonst wüßte ich wenigstens nicht, wie sie bei dem weitaus vor herrschenden Verkauf zum Selbstkostenpreis zur Deckung kommen soll. Ich komme nun auf die 17—18 Millionen Mark Betriebs kapital zurück, die sich der Verfasser aus Jahresbeiträgen summiert, und stelle hier eine Gegenrechnung auf: Wir haben in Deutschland rund 3000 Städte. Also müßten allein 3000 Harchtfilialen eröffnet werden, für deren jede doch allerwenigsten? drei Beamte erforderlich sind. Diese drei Be amten werden ein jährliches Gehalt von 20 000 erfordern, mithin würde allein der Beamtenstab für die Hauptfilialen 60 Millionen Mark verschlingen. Dazu treten Miete und Spe- 81»
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