Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19190911
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191909118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19190911
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
- Monat1919-09
- Tag1919-09-11
- Monat1919-09
- Jahr1919
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. X» 197, 11. September 1919. der Feinde durch die Flucht sich der Gefangenschaft und dem Nebcllcn- tod durch Hcnkershand zu entziehen. Seine Frau, Karoline, Tochter von Matthias Claudius, schrieb ihm die herrlichen Worte: »Dank dir von Herzensgrund, mein lieber Perthes, daß dein Name unter den Namen der zehn Feinde des Gewaltigen (Napoleons) steht; das soll uns eine Ehre und Freude sein, solange wir leben«. — Wir haben jetzt auch zu erwarten, daß unsere Feinde uns eine solche »Ehrentafel« überreichen werden, auf der vielleicht mehr als zehn Namen der besten und edelsten deutschen Männer verzeichnet sind. Ihre Frauen werden au edler Gesinnung Caroline Perthes gleichen, sie selbst mit Stand haftigkeit ihr Geschick ertragen, aber das deutsche Volk? Wie kann es die Schmach auf sich nehmen und durch die kommende Zeit weiter schleppen? Denn es soll die Männer selbst dem Feind ausliefern, was damals nicht verlangt wurde. Wie überhaupt die Bedingungen raf finierter, teuflischer ausgedacht sind als jemals in der Weltgeschichte. Uber die unerträglichen Lasten, die ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hatten, schrieb Perthes: »Es hat wohl sein Gutes, denn außerdem würde das alte, lahme Volk, welches jedem kräftigen Widerstand ent- gcgentrat, gleich wieder in die träge Gewohnheit des Lebens gekommen sein«. Und ein Freund schrieb an ihn: »Bald muß es sich entscheiden, ob die Deutschen eine Nation sind oder nicht, und ob wir Stolz oder Scham darüber empfinden müssen, Deutsche zu sein«. Fast hat es den Anschein, daß mir jetzt über diese Grenze schon hinübergekommcn sind und die Beantwortung Deutschlands ewige Schmach und Schande be deutete. — Wer möchte da nicht lieber auf der Ehrentafel stehen? G. E. Nur 4« Prozent Dividende! — Die Ammendorfer Pa pierfabrik war bereits im vorigen Jahre in der glücklichen Lage, 36°/<» Dividende verteilen zu können und den Aktionären außerdem noch einen Bonus von 500 .Vi in Kriegsanleihe zu bewilligen. Der diesmalige Geschäftsabschluß ist so günstig ausgefallen, daß eine Divi dende von 40°/o zur Ausschüttung gelangt, selbstverständlich nach reich lichen Abschreibungen, Rücklagen, Tantiemen usw. Diese fetten Divi denden rücken die »Notwendigkeit« der außerordentlich hohen Papier preise wirklich ins rechte Licht. Zeichen der Zeit. — In der »Flensburger Norddeutschen Zeitung« vom 2. September befindet sich unter der Spihmarke: Westerland, 30. August, nachstehende Auslassung: Im Schaufenster einer hiesigen Buchhandlung las man vor einigen Tagen ein Plakat: »Der Verkauf von Zeitungen findet nach Rückkehr der Angestellten aus der Spiel bank statt«. Am nächsten Tage hing eine zweite Ankündigung aus: »Nach Beendigung der Streiks der Angestellten kostet das ,Berliner Tageblatt* 1 Mark (für eine Nummer!)«. Die Papiererzeugung im Ricsengcbirge stillgclegt. — In sämt lichen Papierfabriken des Niesengebirges haben, wie die »Breslauer Zeitung« aus Hirschberg meldet, die Arbeiter wegen Lohnstreitigkciten die Arbeit niedergelegt. Es feiern rund 1800 Mann. Damit ist einer der wichtigsten Papiererzeugungsbezirke der Provinz Schlesien still gclegt. Schülerschenkbiichereien statt der bisherigen Schittcrbibliothcken fordert Ernst Linde (Gotha) in der Jugendschriftenwarte. Gegen die Schulbibliothekcn führt er an: »1. Die Schüler werden zu flüchtigem, oberflächlichem Lesen ge radezu verführt. Der häufige Wechsel ist eiuer vertiefenden Beschäf tigung mit dem Buche nicht günstig. 2. Es bildet sich kein festes Verhältnis zwischen Kind und Buch. Die Freude am Buche — so unendlich wichtig für die Verinnerlichung der Bildung — kann nicht aufkommen, wird vielmehr planmäßig in der Wurzel erstickt. 3. Die Bücher geraten durch das Von-Hand-zu-Hand-gehen in einen Zustand, der der Geschmacksbildung, ja auch nur dem Sinn für Reinlichkeit und Ordnung schnurstracks zuwidcrläuft. 4. Diese schmutzigen, fettigen, zerrissenen, in den Ecken der Blät ter oft beleckten Bücher sind auch gesundheitlich höchst bedenklich und können als Bakterienträger ansteckende Krankheiten von Haus zu Haus schleppen. 5. Um die Bücher einigermaßen brauchbar zu erhalten, sind jähr liche Neubindungen, Säuberungen, Ausbesserungen nötig; das hierfür verwandte Geld könnte nützlicher für Neuanschaffungen verwendet werden. 6. Unser pädagogisches Augenmerk sollte überhaupt grundsätzlich darauf gerichtet sein, den Schülern gar nicht erst weiszumachen, daß man Bücher borgen könne; vielmehr sollte mau sie von klein auf ans Bücherkaufen gewöhnen. Nachdem wir so viele billige Ausgaben haben (Neclam, Meyer, Hendel, Engelhorn, Ullstein, Scholz, Schaffstei», Deutsche Jugendbücherei, Quellen u. a ), haben Bibliotheken eigentlich gar keine Berechtigung mehr. (Natürlich nur soweit es sich um dich terische Werke handelt; bei wissenschaftlichen Werken ist es etwas an deres.) Diesen sechs Hauptpunkten ließen sich noch manche andere hinzu fügen, wie z. B., daß es dem Lehrer nicht selten geradezu physischen Ekel verursacht, diese Fettschwarten in die Hand zu nehmen, daß der wöchent liche oder vierzchntägliche Bücherwechsel entweder mit einer Störung des Unterrichts verbunden ist oder für den Lehrer eine lästige Über stunde bedeutet, daß das Gehalt des Bücherverwalters auch besser in Bücher anzulegen sei, usw. Alle diese Ubclstände würden verschwinden, wenn wir die znr Ver fügung stehenden Beträge alljährlich zu Neuanschaffungen verwendeten und jedem Schüler ein Buch — vielleicht nach eigener Wahl, aber natürlich unter Beirat des Lehrers — schenkten.« Dem Bedenken gegenüber, daß dann jeder Schüler jährlich nur ein Buch zu lesen bekäme, wendet er ein, daß die Schüler ja untereinander tauschen könnten und jedenfalls auch lauschen würden. Auch Schüler, die aus Liebe zu ihrem Buche es ungern iu fremde Hände geben, wür den es ihren nächsten Freunden doch gewiß leihen, und es sei im all gemeinen auzunehmen, daß jeder Schüler alljährlich doch fünf bis sechs Bücher zu lesen bekomme, und das sei genug. Die Schüler würden auch ihr Buch weit sorgfältiger behandeln und ängstlich darüber wachen, daß es schonend behandelt werde. Zu wünschen sei, daß in jedes Buch vor» ein hübscher Zettel eingeklebt werde, der Regeln für das Umgehen mit Büchern gibt. (Beilage zu »Tie Lehrerin«. 30. Jahrg., Nr. 25.) Das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin eröffnet Ende Sep tember seine Lehrtätigkeit. Außer klinischen Vorlesungen und Kursen für Arzte und Juristen, u. a. einem Einführungskursus in Freuds Psychoanalyse von vr. Müllcr-Braunschweig und einem Kursus der forensischen Sexuologie von vr. A. Kronfeld, finden sexualwissen schaftliche Vorträge für Gebildete aller Stände statt. Es sprechen zu nächst Professor 1)r. Nicolai über die Bedeutung des Geschlechtslebens für die Gesellschaft, vr. Heinroth über das Geschlechtsleben der Tiere, Professor I)r. Jordan über das Geschlechtsleben der Pflanzen, Or. inock. Saaler über Geschlechtsleben und Erziehung, Dr. Bernhardt über Geschlechtsleben und Nervenleiden, Justizrat Or. Werthauer über Geschlechtsleben und Recht, Sanitätsrat vr. Magnus Hirschfeld über Geschlechtsleben und Wissenschaft, Dr. Müller-Braunschweig über Ge schlechtsleben und Scelenentwicklung. Die sexualpathologische Klinik wird von dem Leiter des Instituts, Sanitätsrat vr. Magnus Hirsch feld, abgehalteu. Zu den bisherigen leitenden Ärzten des Instituts ist als Leiter der Abteilung für wissenschaftliche Photographie und Kinematographie sowie der elektrotherapeutischen Abteilung vr. Angust Bessunger getreten. PttsonalnachrWen. Franz von Rebcr -f-. Der Kunsthistoriker und frühere Direk tor der bayerischen Staatsgalcrien Gehcimrat Prof. I)r. Franz von Ncber ist im 85. Lebensjahre in München gestorben. Die Früchte sei ner umfangreichen Studienreisen in Europa und Asien legte er in einer Reihe wertvoller Abhandlungen zur Geschichte der Kunst ii» Altertum und in der Neuzeit, erschienen in den Publikationen der Aka demie der Wissenschaften in München, nieder, auch gab er eine »Ge schichte der Baukunst im Altertum« (2 Bde. 1864/07) sowie eine »Kunst geschichte des Altertums« (1871) und eine »Geschichte der neueren deni- schen Kunst« (1876, 2. Ausl. 1884) heraus, denen sich zahlreiche Kata loge von Gemäldesammlungen bayerischer Städte anschlossen. Mit A. Bayersdorfer verband er sich 1889 zur Herausgabe des »Klassischen Bilderschatzes« und des »Klassischen Skulpturenschatzes«. Dem Gedächtnis Otto NauhardtS ist eine Bronzetafcl gewidmet, die dieser Tage im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig angebracht worden ist. Otto Nauhardt (1853—1915), ein gebürtiger Leipziger und Chef des bekannten Leipziger Buchhandelshauscs Carl Fr. Flei scher, war seit Gründung des Museums einer seiner besten Freunde und Förderer, dem das Museum das schöne Modell der Völkerschlacht, einen Hauptanziehungspunkt des Stadtgeschichtlichen Museums, ver dankt. Die Tafel ist eine Arbeit des Leipziger Bildhauers Hugo Becker.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder