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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Bitrsenblatt f. d. Dtschn. Duä)handcl. Redaktioneller Teil. V 180, 22, August 1919. Beim tariflichen Sctzerlohn ist der Aufschlag zum Grunds preis (Friedenspreis) im Durchschnitt mit 2007» ange nommen worden. In Orten mit 20"» Lokalzuschlag, z. B. Köln, Düsseldorf, Frankfurt a. M., München und Leipzig, betrug der Friedenslohn eines über 24 Jahre allen Gehilfen (ausschließlich Maschinensetzer) 33 ^ (Klasse L). Nach dem abgeänderien Lohn tarif (Juni 1919) beträgt der Wochcnlohn für verheiratete Ge hilfen über 24 Jahre 100 und für ledige 97 ,/i. In Orlen mit 107» Lokalzuschlag betrug der Lohn früher .(t 30.25, jetzt 87.25 bzw. ^ 84.25, in Orten ohne Lokalzuschlag früher 27.50, jetzt 80.50 bzw. 77.50. Eine genaue Übersicht über die Entwicklung der Wocheuiöhne ergibt sich aus Ta belle II». Die Steigerung von durchschnittlich 2007» ent spricht also der Berechnung in den Tabellen II und n». Wenn auch die Verkürzung der Arbeitszeit das Verhältnis wieder etwas verschiebt, so ist zu berücksichtigen, daß die höchste Lohnklassc als Norm' angenommen wurde (Klasse 6), und daß die billigeren Lohnsätze in Klasse L und o, sowie für das erste Gchilscnjahr wiederum einen Ausgleich bringen, sodaß der Durchschnittsaufschlag von 2007° trotz der verkürzten Arbeits zeit als berechtigt anzuschcn ist, was auch bei der Prüfung der betreffenden Ziffern in Tabelle I zu berücksichtigen ist. (Fortsetzung fo>gt4 25 Jahre deutsLer Buchhändler?) Im Jahre 1865 wurde ich geboren. Meinem Vater, der seinen Lebensweg als einfacher Handwerker begann und nach einem ge segneten Leben im 83. Jahre starb, war es durch die früher selbst verständliche schwere Arbeit, eisernen Fleiß und größte Sparsamkeit gelungen, den 11 jetzt noch lebenden von seinen 19 Kindern als einziges Erbteil eine so gute Erziehung zu hinterlassen, daß ihnen ihr Fort kommen im Leben nicht zu schwer wurde. Mit elf Jahren beginnt mein Weg in die Welt durch Eintritt in die Franckeschen Stiftungen in Halle. Nach Ableistung meiner Schul pflicht in Halle und Magdeburg trat ich in das Papier- und Kurz- warcngeschäft Louis Bncerius in Calbe a. d. S. ein, um bei diesem ausgezeichneten Kaufmann und vorzüglichen Lehrherrn vier Jahre eine Lehre guter alter Zeit durchzumachen. Hausdiener kanntc^uan damals noch nicht, alle Arbeiten mußten von den Lehrlingen geleistet werden, und baß ich so von Jugend auf zu fleißigster Tätigkeit und strengster Pflichterfüllung angehalten wurde, hat mir zeit mciwes Le bens genützt. Ich habe gelernt, was man heutzutage anscheinend in Deutschland völlig verlernt hat: »arbeiten«. Nach zwei weiteren Stellen in einer Buchdruckcrei und einer Papierhandlung gründete ich im Jahre 1887 mit kleinen Ersparnissen, aber um so größerem Selbst vertrauen eine Buchdruckerei in Hamburg unter der Firma Böhm k Hillger und ein Jahr später die Norddeutsche Verlagsanstalt Hillger L Co., die ich aber beide verkaufte, um tm Jahre 1890 bei der Nordwestdeutschcn Ausstellung in Brenien zu helfen. Dort streifte mich zum erstenmal der Mantel des Erfolges. Die Ausstellung war schlecht besucht, niemand wußte zu helfen, da kam ich auf den Gedanken, Son- dcrzüge zum Besuche der Ausstellung zu veranstalten. Aber die Aus stellungsleitung hatte nicht Lust, das Geld für die nötige Propaganda *) Am 22. August kann Herr Hermann Hillger in Berlin auf 25 Jahre buchhändlerischer Selbständigkeit zurückblicken. So kurz auch verhältnismäßig dieser Zeitraum gemessen an der Entwicklung eines Berufs ist, so viel bedeutet er für den Einzelnen, besonders wenn er, wie in diesem Falle, von fruchtbringender, werteschassender Arbeit ausgefllllt ist. Wir drucken daher gern die kleine Lebensskizze, die uns der Jubilar auf unseren Wunsch zur Verfügung gestellt hat, hier ab, einerseits, weil sie seiner Schaffenskraft und Arbeitsfreudig- keit ein weit schöneres Zeugnis ausstcllt, als es ein Bericht aus anderer Feder vermöchte, znm anderen aber als ein Beispiel dafür, daß den Ansschlag im Buchhandel nicht das »Kapital« gibt, sondern neben dem Vertrauen in die eigene Kraft und der Fähigkeit, mit sichcrm Blick zu erkennen, was unserer Zeit nottut, unermüdlicher Fleiß und unbeirrbare Zähigkeit. Mögen anch leichte Beweglichkeit und rasche Entschlußkraft, wie sic den Jubilar auszeichnen, nicht allen eignen, da jeder sein eigenes Leben leben muß,, so zeigen diese »25 Jahre deutscher Buchhändler« doch, daß unsere Arbeit sich ans an deren Grundlagen aufbaut, der Erfolg auf anderen Ursachen beruht, als sie in Geburt und Reichtum gefunden werden können. Sic sind anch unabhängig von der Zeit, und fünfundzwanzig weitere Jahre, die wir dem Jubilar wünschen, werden den Beweis liefern, daß er sein Lebensschifflein auch unter wesentlich veränderten politischen und wirt schaftlichen Verhältnissen »glückhaft« durch alle Fährnisse und Klippen steuern wird. 726 auszugcben. Durch eiueu Vertrag mit ihr übernahm ich als Kom missar für Verkehrswesen mit meinen paar Kröten kühn die Propa ganda, und die Einnahme aus den Eintrittsgeldern wurde zwischen der Ausstellung und mir geteilt. Das Ergebnis war über alles Er warten günstig. Mit 18 000 Gewinn, einer damals für mich gewal tigen Summe, ging ich 1891 nach London, wohin mich der Ausstel- luugsvorstand als Leiter der Deutschen Ausstellung empfohlen hatte. John N. Withlcn, der große Organisator, wurde mein begeisterter und begeisternder Führer. Durch ihn lernte ich die großen Zusam menhänge in Handel und Verkehr kennen, er führte mich in den Kreis der Großen der Erde. O. v. Ernsthansen, der Chinakaufmann Mel chers, Goldschmidt, der Gatte Jenny Linds, der Prinz v. Wales, der Herzog von Connaught mit seiner preußischen Gattin, die jetzige Königin von England, damals noch die einfache Prinzessin von Teck, Hubert Herkomcr, alle kamen als Mitglieder des Ehien-Komitees oft in die kleine lustige Deutsche Ausstellung/Meine Tätigkeit als General sekretär dankten mir die Aussteller durch eine herrliche Ehrengabe. Sie brachte mir auch eine neue wundervolle Aufgabe: der In tendant Graf Hochberg berief mich zur Leitung der Deut schen Abteilung der Wiener Theater- und Musikansstellung. Welche unvergeßliche Zeit in der herrlichen Kaiserstadt an der schönen blauen Donau! Im Verkehr mit den hervorragendsten Künstlern, Ge lehrten und Staatsmännern, die allabendlich unter Führung der ehr würdigen Fürstin Panline Metternich und des Markgrafen Alexander Pallavicini sich bei der Musik der Volkssänger in Alt-Wien ver sammelten, oft unter zwangloser Teilnahme der Erzherzögc des Kai serhauses, verlebte ich das schönste Jahr meines Lebens. Minister präsident Graf Taaffe, dessen Sprachcnvcrordnungen der Anfang vom Ende Österreichs wurden, der stets hilfsbereite deutsche Konsul k)r. v. Vivcuot, Sonneuthal, die Wolter, Josef Brahms, Johann Strauß, Lconcavallo, Mascagni, aber auch unsere deutschen Künstler und Kunstverständigen, wie Josef Kainz, Peppi Glöckner. Intendant von Pcrsall-München, Bronsart v. Schellendorff-Weimar, Bechstein, Blüthner, Schicdmayer u. a. gaben sich dort ein Stelldichein. Die Krönung war der Besuch des Fürsten Bismarck, gelegentlich der Hochzeit seines Sohnes, den ich mit der Prinzessin Ncnß, der Ge mahlin des auf Befehl von Berlin erkrankten deutschen Botschafters, in der Ausstellung herumführen durste. Oft noch hat der Fürst in späteren Jahren mir immer wieder gesagt, daß diese Wiener Tage die schmerzlichsten seines Lebens, aber auch die erhebendsten deshalb ge wesen seien, weil sie ihm die Gewißheit verschafftet!, daß das Volk, das auf die Kunde seines Besuches zu Hundcrttausenden in die Aus stellung strömte, sein Wirken anerkenne. Einem Besuche des Fürsten Ferdinand vvu Bulgarien folgte eine Einladung nach Philippopel, wo ich mehrere Wochen an der Bearbeitung der dortigen Ausstellung leb haften Anteil nahm und mein erstes Büchlein veröffentlichte über die bulgarische Ausstellung in Philippopel. Muße dazu hatte ich, denn mein Empfang des Fürsten Bismarck l>atte in Berlin verschnupft, ich wurde kaltgestcllt. Dafür überreichte mir dann am 22. August des Jahres 1892 der Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar den ersten Orden. Danach ging ich mit dem Neichskommissar Wermuth 1898 nach .Amerika als Vertreter deutscher Aussteller und gleichzeitig Mitarbeiter verschiedener deutscher Zeitungen. Das brausende, gewaltige, von uns viel zu wenig verstandene und beachtete Leben Amerikas schlug mich völlig in Banden, der Erfolg der deutschen Ausstellung in Chicago öffnete uns deutschen Vertretern drüben alle Türen und alle Herzen, und dauernde Freundschaften ziehen ihre Fäden heute noch herüber und hinüber. Karl Schurz, dem lustigen Zeichner Constantin de Grimm, Grovcr Clcveland, Or. Prätorius, den deutschgeborencn Bicr- königen Pabst und Busch, dem Zuckerkönig Spreckels und vielen an deren, Deutschen und Amerikanern, durften wir damals nähertrcten, nur nicht der heiligen deutschen Bnreankratie und ihren Vertretern im Auslande. Das schickte sich nicht! Damals entstand mein erstes großes Werk »Amerika und die Columbische Weltausstellung«, das eine Bereisung sämtlicher Staaten des Sternbanners notwendig machte und mich hinauf bis »ach Alaska und hinnntcr bis Mexiko führte und mich eine geradezu vorbildliche Gastfreundschaft der Amerikaner kenneir lehrte. Die Deutschen Californicns aber, an ihrer Spitze der Multi millionär Sutro, beriefen mich noch im Herbst des Jahres als Gene ralkommissar znm Ausbau der WinterauSstcllung nach Sau Francisco. Seattle, San Francisco, Goldenes - Tor, Los Angelas, Monterey, Noscmitc, Aellowstone Paxk, seid gegrüßt ihr Träume der Jugend! Die Offenheit, mit der alle Amerikaner gewöhnt sind, ihre Gäste zu empfangen, ebnete dem Fremdling alle Wege, und dort war es auch, wo ich mich zuerst mit dem Buchhandel beschäftigen mußte. Buchhändler, die mein deutsches und englisches Werk über die Aus stellung vertreiben konnten, gab cs nur wenige, und so kamen wir denn ganz von selbst auf den Vertrieb durch die Zeitungen, die später auch von meinem Kürschner-Lexikon viele Tausende verbreiten halfen. Dadurch lernte ich das amerikanische Pressewesen von Grund auf
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