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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1927
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- 1927-02-09
- Erscheinungsdatum
- 09.02.1927
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X: 33, 9, Februar 1927. Mitteilungen auS dem Antiquariat. Ähnliche Verse bilden die Titel mehrerer Schriften Kübels über das Zutrinken, Verse, die schon wegen ihrer Doppelsinnigkeit zum Lesen und Kaufen reizten. Daß besonders Dichtungen gereimte Titel führten, ist für diese reimlustige Zeit nicht verwunderlich. So kam auch der Frei dank im Jahre 1510 mit gereimtem Titel heraus: »Ich bin genannt der Freigcdank Mit Ehrn treib ich manichen Schwank, So uns zu Gottsforcht und Tugend zeucht, Wie man Sünd, Unehr und Laster fleucht, Damit das Ungut werd vertrieben. Ich bin lang Zeit verlegen blieben. Und war noch manichem unerkannt Hat mich nit funden Doctor Braut». Häufig wird mit der Inhaltsangabe die Aufforderung zum Kaufen verbunden, so in einer gereimten Flugschrift des Jahres 1516: »Wer wissen wöll wie die Sach stand Jtz in dem Württenberger Land Der kauf und les den Spruch zuhand Er ist der arm Conrad genannt». Zu den verlockendsten, weil das Meiste versprechenden Schrif ten jener Zeit gehörten die Ergüsse der Astrologen, der Stern deuter, die aus der Stellung der Gestirne die Zukunft voraus- saglcn und schon in den Titeln ihrer Kundgebungen häufig ihr marktschreierisches Wesen offenbarten. So kündigte Leonhart Neynmann seinen Nürnberger Nativitätskalender des Jahres 1519 also an: »Welcher woll fein Leib und Leben Fürsehcn und bewahr» eben, Auch allem Unglück entrinnen, Substanz, Hab und Gut gewinnen, Glori, Lob und Ehre erlaufen, Der solle dies Büchlin kaufen, Das weiset ihm die rechte Straß Zu Glück und Heil ohn Unterlaß, Nach Neigung und Einfluß der Stern Was nütztlich ist, Leib, Gut und Ehrn». Mt ähnlichen eindringlichen Worten suchten die »Bauern- Practica aus das Jahr 1519» die Käufer zu ködern: »Der Bauern Practica bin ich genannt, Den alten frummen Bauern wohl bekannt, Von Gott bin ich ihnen geossenbort. Wie ich hernach laut von Wort zu Wort. Du wirst innen in zukünftigen Joren, Daß die Alten nit sind Thoren, Die mich von Jugend auf haut probiert, Kauf mich, du wirst nit verführt. Ich gib dir ein getreuen Rot, Ich währe, dieweil die Welt stot, Dann wann ich wollt lügen, Ich wollt dir ander Possen zufügen». Am häufigsten stößt der Leser in solchen Anpreisungen auf die Sorge um sein Seelenheil; so findet er bei dem Baseler Buch drucker Adam Petri dem ohnedies schon deutlichen Titel einer viel gelesenen Schrift von Erasmus von Rotterdam, des »Enchiridions oder Handbüchleins eines christlichen und ritterlichen Lebens» (1520) noch die einladenden Verse beigefügt: »Der geistlich Ritter bin ich genannt, Noch nit von jedermann bekannt, Des ritt ich uß und kumm daher Ob jemand ist, der mein begehr, Der mag mich kaufen umb kleines Gut, Das Leib, Seel, Ehre und Gott wohl tut». Wie hurtig man bei solchen Reimereien zur Hand gewesen ist, lehrt folgendes Titelverslein zum Straßburger »llortulus aulms«- Johann Grieningers vom Jahre 1501: 2 »Dieses Büchlein ein Wurzgart ist Der Seel, die sich darin erfrißt In einen schauenden Leben, Dadurch ihr ewigs wird geben». In der »Geistlichen Straß» Jobst Gutknechts von Wrmberg aus dem Jahre 1521 wird der ganze Inhalt des Büchleins, eine fromme Anleitung zur Begehung des Kreuzweges, in Versen an- gczcigt und angepriescn: Die Meinung des Büchleins: Die geistlich Straß bin ich genannt Im Leiden Christi wohl bekannt, Mich gewandert hat der starke Held, Den Menschen suchen, vom Vater erwählt, »Bon Elend der Armen und Seufzen steh ich auf, Treulich zu tun das Heil, vollbring ich meinen Lauf». Dies sprach der Sun, so er erlösen wollt Den Menschen, daß er im Herzen tragen sollt Das Leiden sein, nit unterwcgen lassen, Ausmessen die Gäng und seine harten Straßen. Die vier Evangelisten zeigen dir an Wie du die Straße sollest gan Wiltu die Gäng ganz gnau ausrechen So hastu Psalmen die magst» sprechen Hastu Lust zum heiligen Land Was da sei, findst auch zuhand Die Borred lies vor allen Dingen Dies Büchleins Meinung wirstu finden Ach wollte Gott, daß jetzlichs west Sein Nutz, es nehm ihm draus das best». Einer der fleißigsten Titelvers-Schmiede ist der Kölner Jo hann Pfefferkorn, der erbitterte Gegner der Juden, in seinem literarischen Streite gegen den Humanisten Johannes Reuchlin, den tapferen Verteidiger des hebräischen Schrifttums, gewesen. So lesen wir in seiner -Mitleidigen Klag wider Johann Reuchlin und wider seinen falschen Ratschlag für die treulosen Juden» die begleitenden Reime: »Fahr hin Büchlin in fremde Land Daß du meniglich werdst bekannt Man wird dich lesen an all Ort. Steh nit still und mach dich hin fort, Und hüt dich für (vor) der Juden Haus, Kummst darein, mach dich bald aus. Kummst du zu einem frommen Christ, Bleib bei ihm sonder aller List. Aus dir soll mir kein Scherz nit sein, Pfefferkorn wohnt an dem Rhein, Zu Cöllen Meister im Spital, Zu Recht will er stehen überall». Ähnlich hat der Verfasser In seiner »Judenbeichte» gereimt: »Ich heiß ein Büchlein in der Judenbcicht, In allen Orten sinkt man mich leicht, Viel neuer Mären feind mir wohl bekannt. Ich will mich breiten in alle Land Wer mich liest, dem wünsch ich Heil, Doch daß ich den Juden nit werde zu teil». Einen nicht minder zugkräftigen Titel führt der judenfeind liche Bericht eines ungenannten Verfassers über ein Deggendorfer Ereignis: »Von Deggendorf das Geschicht Wie die Juden das heilig Sacrament haben zugericht, Werdet ihr in diesem Büchlein verstehn, Was den schalkhaftigen Juden ist worden zu Lohn». Ein hübscher Holzschnitt Hans Schäufelins erhöht die Wir kung der Verse. Die eigentliche Blütezeit der Titelverse ist die Zeit der Re formation, des Kampfes gegen Papst und Geistlichkeit, wo schon das Titelblatt zum Streite gegen die verhaßten Feinde aufrusen soll
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