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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.06.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-06-28
- Erscheinungsdatum
- 28.06.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Rr. ISS (R. 78). Leipzig, Sonnabend den 28. Juni I9Ig. 86. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Als Feldbuchhändler in Frankreich. Von Albert Quaritsch. Der jähe Zusammenbruch der deutschen Front hat auch dem Feldbuchhandel, über den in den Kreisen des Buchhandels so manches Wort gefallen ist, ein unerwartet schnelles Ende bereitet. Und wenn auch gewiß mancher unter den Lesern dieses Blattes sein wird, dem borderhaud bei alle» Nachrichten von unserem ehemals so stolzen Heere ein Unbehagen ergreift, so werden diese weiteren Aufzeichnungen, die als eine Fortsetzung meiner Schilderungen in Nr. 213 des Börsenblattes 1917 anzuschen sind, doch vielleicht hier und da willkommene Aufnahme finden. Für den, der im Feldbuchhandel angenehme kollegiale Ver hältnisse ähnlich wie im Berufsleben mit anregendem Austausch der Meinungen und ein befriedigendes berufliches Zusammen arbeiten erwartete, bot er, jedenfalls soweit ich ihn kennen lernte, manche Enttäuschungen. Die unmittelbaren Vorgesetzten waren oft nicht, wie man annehmen sollte, auf Grund ihrer beruflichen Eignung oder Tüchtigkeit auf diese Stellen gekommen, sondern andere Gesichtspunkte, auf die ich nicht näher eingehen möchte, waren dabei ausschlaggebend gewesen. Der militärische Kommandoführer und Leiter des Lagers in Aulnoye, das Urbild eines Etappensoldaten, war selbst nicht aus dem Buchhandel hervorgegangen. Infolgedessen genossen die Buchhändler, die völlig in der Minderzahl waren, bei ihm nicht allzu viel Vertrauen. Die leitenden Posten waren in folgedessen durchweg von Nichtbuchhändlern besetzt; so war z. B. die Aufsicht und Ordnung des Bücherlagers einem angehenden jungen Lehrer übertragen. Die ganze Tätigkeit ans dem Lager in Aulnoye war sehr zum Schaden des nur halb militärischen Betriebes ganz und gar auf militärische Unterordnung und nicht auf gedeihliche Zusammenarbeit eingestellt. Die Gewalt lag ganz in den Händen des Unteroffiziers, der in Gemeinschaft mit einigen seiner Vertrauten über das Wohl und Wehe der übrigen Kameraden schaltete und waltete. Das Zusammenleben war daher durchaus unerquicklich, die Behandlung seitens des Unteroffiziers oft recht unwürdig. So halten der ganze Betrieb und die Arbeitseinteilung des Lagers zu jener Zeit einen, wie man zu sagen pflegt, kommißmäßigen Anstrich. Rach Eintreffen des Inhabers der Firma Leuwer in Bre men, die den Feldbuchhandelsbetrieb der 2. Armee gepachtet hatte, wurde im Frühjahr 1917 eine wesentliche Änderung in diesen Zuständen herbeigeführt. Um Pfingsten 1917 ging der große Umzug des Lagers nach dem neuen Etappenhauptort der 2. Armee, der nordfranzösischen, durch ihre Spitzen berühmten Stadt Valenciennes, vor sich. Das Lager fand hier eine sehr zweckmäßige Unterkunft in einem in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs liegenden geräumigen französischen Warenhause. Die Buchabteilung wurde in dem Hauptraum, die Papierabteilung auf den Galerien sehr übersichtlich untergebracht, die Ordnung des Buchlagers jetzt nach buchhändlerischcn Gesichtspunkten von Buchhändlern vorgenommen. Auch in der Arbeitsteilung kamen vernünftige Grundsätze zur Geltung, indem die wenigen buch händlerischen und kaufmännischen Kräfte in der Hauptsache auch zu buchhändlerischen und Lager-Arbeiten herangezogen wurden und zum Kistenladen, Kistenpacken und Transporten in der Regel jetzt eigens dazu vou der Armee angeforderte Soldaten Ver wendung fanden. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß sich hieraus allerlei Reibereien entwickelten, die oft zu unangeneh men Auftritten führten, obwohl wir eifrig bestrebt waren, mit allen unseren Kameraden nach besten Kräften Eintracht zu halten. Entgegen der bisherigen, oft planlosen Arbeit wurde jetzt ein System in den immer umfangreicher werdenden Betrieb gebracht. Es bestanden in der Hauptsache zwei große Abtei lungen, die für Bücher und Ansichtskarten und die für Papier waren und photographische Artikel; in jeder waren durch schnittlich fünf bis sechs Manu tätig. Der Lagerbestand hatte je nach dem Eingänge der Waggons und dem Ausgange an die Verkaufsstellen einen Wert von mehreren hunderttausend Mark. Die Waren gingen in Kisten und Ballen an einen Spediteur in Herbesthal und wurden von dort aus in ganzen Waggons nach Valenciennes weilerbefördert. Außerdem trafen fast täglich große Mengen von direkten Postpaketen aus Deutschland ein. Beim Eintreffen von Waggons war Großbetrieb im Lager, alle Man» mußten mit atrsassen. Die Kisten wurden gewöhnlich mit Autos bonr Bahnhof nach dem Lager geschafft, nach dem Aus packen sämtliche Bücher ausgezeichnet und, soweit nicht ein kleiner Teil zunächst dem Lager einverlcibt wurde, in die Fächer der verschiedenen Feldbnchhandlnngcn nach Maßgabe des Bedarfs verteilt. Unmittelbar darauf begannen die Expedienten ihre Tätigkeit, verbuchten die Sendungen in Durchschreibebüchern, verpackten sie und sorgten für baldige Absendung an die Ver kaufsstellen. Eine sehr wichtige und viel einbringende Abteilung war die für Zeitungen und Zeitschriften. Die Tageszeitungen und die bekannten Zeitschriften, Witzblätter usw. wurden den Ver- kaufsstellen meist durch Bahnhofsbricfe zugestellt. Ter voraus sichtliche Bedarf mußte dem Lager brieflich oder, wenn Truppen verschiebungen vorkamen, telephonisch oder telegraphisch mitge teilt werden. Das Lager bestellte dann brieflich oder tele graphisch bei den Verlegern in Deutschland mit der Weisung direkter Lieferung durch Bahnhofsbrief an die betreffenden Ver kaufsstellen. Von Zeitungen kamen in der Hauptsache die Feld- ansgaben der Kölnischen Zeitung, Kölnische Volkszeitung und Rheinisch-Westfälische Zeitung in Frage. Der Absatz war, zu mal wenn besondere Ereignisse die Welt in Spannung hielten, gewaltig. Im September 1917 wurden von Sä Verkaufsstellen etwa 700 0V0 Zeitungen verkauft, davon von Cambrai allein über 110 000, fast die Hälfte von allen waren Kölnische Zei tungen. Im Februar 1918 stieg der Zeitungsverkauf auf 1350 000, während im März 1918 vor der großen Offensive täglich 00—80 000 Zeitungen abgesetzt wurden. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß außerdem die zahlreichen von Stelle ge pachteten Bahnhossbuchhandlungen noch große Mengen von Zeitungen verkauften. Nichtverkauftc Zeitungen und Zeit schriften sowie unverkäufliche, beschädigte Bücher usw. mutzten an das Lager monatlich zurückgeschickt werden; bet den Zeitun gen genügte die Rückgabe der Köpfe. Hierfür bestand eine Re- mittenden-Abteilung, die auch die Rücksendung an die Verleger in Deutschland und die entsprechende Verrechnung zu besorgen hatte.
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