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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1919
- Strukturtyp
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- Band
- 1919-06-24
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1919
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- Deutsch
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Nr. 129 (R. 76). Leipzig, Dienstag den 24. Juni 1918. 8S. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Die Frage des Staatsmonopols für Schulbücher in der Preußischen Landesversammlung. Wie bereits in Nr. 116 d. Bbl. kurz mitgeteilt worden ist, kam in der 28. Sitzung der »Verfassunggebenden Preußischen Landesver- sammlnng« am 2. Juni 1616 die förmliche Anfrage der Abgeordneten 1)r. Boelitz und Genossen über ein Monopol für Schulbücher zur Verhandlung (Drucksache Nr. 167). Bet der Wichtigkeit dieser Angelegenheit, nicht nur für alle Schnlbuchverleger, sondern auch für die Sortimenter, denen die Gefahr drohen würde, mit der Einführung des Schulbüchermonopols aller Einnahmen ans dem Schnlbüchergeschäft verlustig zu gehen, bringen wir nachstehend das jetzt vorliegende amt liche Stenogramm darüber zum Abdruck: Vizepräsident I)r. von Kries: Zur näheren Ausführung der förmlichen Anfrage erteile ich das Wort dem Abgeordneien 0)r. Boelitz. Or. Boelitz, Abgeordneter (D. V.-P.): Meine Damen und Her ren, im November des vorigen Jahres erschien in der Presse — wenn ich nicht irre, zuerst im »Berliner Tageblatt« — eine Notiz, nach der im Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung beabsich tigt sei, ein M onopol für Schulbücher herzustellen, d. h., daß der Staat von nun an die Lehrbücher selbst schreiben lassen, selbst drucken lassen, selbst verlegen lassen und selbst an die Schulen ver teilen lassen würde, daß er also eine Verstaatlichung, eine S o z i a l i s e r u n g, ja eine Enteignung des Verlagsbuch handels beabsichtige. Die Absichten, die im Ministerium vorgeherrscht haben, gehen zweifellos dahin, das Lchrbuchwesen zu vereinfachen und gleichzeitig eine Verbilligung und eine Verbesserung nach ge wisse» vom Ministerium anszugebenden Grundsätzen, also eine in haltliche Verbesserung herbeiznführen. Aber gerade diese drei Gesichts punkte haben lebhafte Beunruhigung und schwerste Bedenken hervor- gernfen, lebhafte Bennrnhignng in den Kreisen des Verlagsbnchhan- dels, in den Kreisen der Pädagogen und in den Kreisen der Eltern. Die Gerüchte sind damals — und soviel ich weiß, auch bis heute — nicht dementiert worden, und wir haben neulich im Unterrichtsaus schuß gehört, daß mehrere Herren ins Ministerium berufen seien, die sich mit der Prüfung der Lehrbücher beschäftigen sollen, unter ihnen Eduard Engel. Ich nehme daher an, daß die Frage der Errichtung und Einrichtung eines Schnlbüchermonopols bis henke fest- gehalten worden ist. Im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 14. Dezember 1618 ist nun eine Eingabe des Buchhandels, und zwar von 18 Buch händlervereinigungen in Leipzig, abgedruckt, in der gegen diese Ab sicht einer Verstaatlichung des Lehrbücherhandels Protest erhoben wird. Diese Eingabe ist meines Wissens — wenigstens bis vor 3 Wochen — ohne Antwort geblieben. In dieser Eingabe wird darauf hingewiescn, daß eine Verstaatlichung, eine Monopolisierung der Lehr bücher die schwerste Schädigung des blühenden deutschen Buchhandels herbeiführen würde. Die Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik im Jahre 1914 hat uns ja gezeigt, ans welch stattlicher Höhe der deutsche Buchhandel und vor allem auch der Verlagsbnchhandcl für Schulbücher steht. Und unzweifelhaft hat diese Ausstellung erwiesen, daß Deutschland vor dem Kriege im Jahre 1914 auf dem Gebiete der Lehrbücher in wissenschaftlicher und methodischer Hinsicht eine be deutsame-Höhe erreicht hatte, und sie hat bewiesen, daß wir das best a u s g e st a t t e t e und gleichzeitig auch das billigste Lehrbuch haben. Ein Monopol würde nun - das ist kein Zweifel - die schwer sten Schädigungen dieses besonderen Zweiges des deutschen Wirtschaftslebens herbei führen. Die Ver- lagsbnchhändler würden sich gar nicht sofort auf wissenschaftliche Werke und Werke der schönen Literatur einstellcn können, die klei neren Druckereien in der Provinz würden lahmgelegt werden, Buch bindereien, die augenblicklich für den großen Verlagsbuchhandel ar beiten, wurden beschäftigungslos werden. Es würden Arbeitsein stellungen größten Stils allenthalben zu verzeichnen sein, und die Äußerungen des deutschen Verlagsbuchhandels zu dieser ganzen An gelegenheit klingen außerordentlich pessimistisch. Schiverwiegender aber noch sind die Bedenken, die in den Kreisen der Pädagogen laut geworden sind. Bisher hatten wiv auf dein Gebiete des Verlagsbuchhandels und vor allen Dingen auf dem Gebiet der Herstellung von Lehrbüchern den freien Wettbe werb. Es ist doch so, daß wissenschaftlich tüchtige Männer und Frauen mit umfassender Lehrerfahrung, feinsinnige Lehrer und Lehrerinnen, methodisch trefflich geschulte Männer und Frauen Lehr bücher herstellten, die nun unter ständiger Selbstkontrolle an diesen Lcl'rbüchern arbeiteten und immer bessere Auflagen Herausgaben, die in der Lage waren, die neuesten Ergebnisse der Wissenschaft zu be rücksichtigen, die die Lehrbücher so Herausgabe.,, daß ihnen auch alle Ergebnisse der Technik des Buchhandels dabei zugute kamen. Der freie Wettbewerb schuf nun eine unendliche Mannigfaltigkeit, eine Mannigfaltigkeit, die — das ist zuzugeben — auf den ersten Blick zur verwirrenden Fülle von Büchern desselben Faches geführt hat. Aber darin möchte ich eher einen Vorteil als einen Nachteil er blicken, denn die Mannigfaltigkeit in der Anlage und im Aufbau der Lehrbücher zeigt doch den Ansdruck der Persönlichkeit, die hinter die sen Büchern steht. Es wurde dadurch die Uniformierung vermieden. Das Lehrbuch soll doch nicht nur eine Paraphrase von Paragraphen amtlicher Lehrpläne sein, sondern es soll zeigen, daß wirklich origi nelle Persönlichkeiten, tüchtige Lehrer hinter diesen Lehrplänen stehen, die in der Lage sind, auf Grund dieser Lehrpläne das Bestmöchiche zu schaffen. Es ist doch eine Freude, wenn man ein originelles Lehr buch in die Hand njmmt, das sich von der Straße der Gewohnheit entfernt. Daneben ist darauf hingeiviesen, daß wir unter allen Umstän den solche mannigfaltigen Lehrbücher nötig haben. Wir haben ver schiedene Schulen nach der Zusammensetzung und Art der Schüler, und wir haben Großstadt- und Kleinstadtschiilen. Hier weise ich nur auf die ungeheuren Fortschritte hin, die mit Rücksicht auf lokale und provinziale Verschiedenheiten und Bedürfnisse gerade die Herstellung der Fibel gemacht hat. Auf diesem Gebiete haben wir im letzten Jahr zehnt Hervorragendes erlebt, ebenso bei der Herstellung des Lese buches. Wir haben auch verschiedene Schulen nach dem Aufbau, wir ha ben Vollanstalten unter den höheren Schulen und Nicht-Vollanstalten. Die Vollanstalten werden z. B. in der Tertia und der Sekunda Bücher haben, die als Vorbereitung für die Behandlung der Lehr- gegenstänöe der Oberstufe anznschen sind, während in den Nicht-Voll- anstalten in der Tertia und Sekunda Bücher gebraucht werden, die einen gewissen Abschluß bilden. Ferner haben wir verschiedene Lehranstalten nach der Gattung: ivir haben Knaben- und Mädchenschulen, wir haben Gymnasien, Real gymnasien und Oberrealschnlen, wir haben Anstalten alten Stils und neuen Stils. Deswegen ist eine Differenzierung des Schulbuches ab solut notwendig, und zwar hinsichtlich des Charakters der Schüler schaft, der Art der Anstalt, der Lage der Anstalt und schließlich auch hinsichtlich des Lehrkörpers. Auch hier gibt es Unterschiede. Es gibt Lehrkörper, die einheitlich znsammengcfaßt sind und die in ihrer ein heitlichen Zusammenfassung eine hervorragende Höhenlage in wis senschaftlicher und methodischer Hinsicht bedenken. Es gibt aber auch Lehrkörper, von denen sich nicht das gleiche sagen läßt. Nun wählen die Lehrkörper die Lehrbücher ans. Daß dabei das Ergebnis ver schieden ansfallen muß, liegt auf der Hand. 509
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