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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-11-06
- Erscheinungsdatum
- 06.11.1918
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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«edaMoneler Teil. 259, 6. November 1918. größeren politischen Freiheit als irgendeiner unserer Feinde. An die Stelle der obrigkeitlichen Aufsicht ist für jeden die Verantwortung vor dein deutschen Volle und dem eigenen Gewissen getreten.« Trotz den Versicherungen, das) mit dieser Verordnung ein Wan del in der Handhabung der Zensur eintrctc, ändert sich praktisch für das Börsenblatt nichts an den bisherigen Verhältnissen, besonders da ia alle politischen Erörterungen ohnehin von der Aufnahme aus geschlossen sind und die Bestimmungen über Anzeigen nach wie vor in Kraft bleiben. Dagegen werden dem Buchverlegcr größere Frei heiten als bisher cingcräumt, an denen auch die früher verbo tenen Werke tcilnchmcn. Cs dürfte sich daher empfehlen, etwa von der Zensur verbotene Bücher und Broschüren, soweit ihre Ver öffentlichung nnd Ausfuhr sich mit den veränderten Verhältnissen verträgr, cmcut den Generalkommandos zur Prüfung einzureichcn. Jubiläum. Auf 50 Jahre des Bestehens konnte im Oktober die Firma I. Schweitzer Sortiment in München zurückblickcn. Sic wurde im Oktober 1868 — das genaue Datum steht nicht fest — von I o h a n n^B a p t i st Schweitzer aus Ncgcnsburg, geboren am 20. November 1828, als Sortiment und Antiquariat gegründet. Die Anfänge waren sehr bescheiden, bei den geringen ihm zur Ver fügung stehenden Mitteln konnte Schweitzer zunächst nicht einmal dar an deuten, einen Laden zu eröffnen. Er betrieb das Geschäft von seiner Wohnung, Klcnzcstr. 22, aus. Erst im Jahre 1870 crösfnetc er einen Laden Tultplatz lspäter Maximiliansplatz genannt) Nr. 4. Hier blieb die Firma, durch Hinzunahme eines benachbarten Ladens und durch rückwärtige Anbauten mehrfach vergrößert, bis 1. Juni 1900. I. Schweitzer war ein wunderlicher Kauz; um die Gebräuche des Han dels und Buchhandels kümmerte er sich wenig und lenkte, ohne Gehil fen, die Geschicke seiner Firma, die er nicht einmal im Handelsregister eintragen ließ, nach seinen eigenen etwas schrullenhaften Ideen. Wenn er, wie das in seinen letzten Lebensjahren wiederholt vorkam, krank wurde oder in ein Bad reisen mußte, schloß er einfach sein Geschäft zu, unbekümmert um die sich anhäufenden Korrespondenzen und um die Reklamationen seiner Kunden. Er starb, unverheiratet, am 8. De zember 1883. Die Firma ging in den Besitz von Franz Heigl über, dem sich wenige Monate darauf Josef Eichbichler assoziierte. Unter der tat kräftigen Leitung der beiden Freunde blühte das Geschäft schnell auf; 1885 wurde ein Verlag begonnen. Im Juli 1889 nat Franz Heigl aus, um ein eigenes noch heute bestehendes Antiquariat zu gründen. Zunehmende Schwerhörigkeit bewog Josef Eichbichler, das Sortiment ,-nd Antiquariat zu veräußern und sich ganz dem Verlag zu widmen. Am 1. April 1893 erfolgte die Trennung in zwei Firmen: I. Schweitzer Sortiment und I. Schweitzer Verlag. Elftere erwarb Herr Artur Sellicr, letztere blieb im Besitz I. Eichbichlcrs. Arthur Sellicr, geboren am 15. November 1860, ent stammt einer in Leipzig ansässigen französischen Emigrantenfamilie. Nach Besuch des Nikolaigymnasiums in Leipzig erlernte er den Buch handel bei Alfred Lorcntz daselbst, war darauf bei Bange! L Schmitt lOtto Pettcrs) in Heidelberg und Herrn. Behrendt in Bonn tätig und gründete in jungen Jahren mit Hugo Roscnberg im Herbst 1883 die Firma Roscnberg L Sellicr in Turin, ans der er Ende 1892 schied. Ausgcstattct mit reichen Erfahrungen, zielbewusst und willensstark, erkannte er mit scharfem Blick bald, daß die Zukunft der von ihm er worbenen Firma I. Schweitzer Sortiment in der Spezialisierung auf Rechts- und StaatSwisscnschaftcn beruhte. Schon I. Eichbichler hatte im Sortiment sowohl wie im Verlag das Schwergewicht auf die Rechtswissenschaften gelegt und dem Sortiment eine juristische Miet- biichcrci ungegliedert. Aber erst unter Arthur Sellicr wurde unter Abstoßung aller anderen Disziplinen die ausschließliche Beschränkung auf Rechts- und Staatswissenschaft durchgeführt. Im Mai 1898 starb Josef Eichbichler. Nunmehr erwarb Arthur Sellicr die Firma I. Schweitzer Verlag zurück. Es begannen Jahre rastloser Tätigkeit. Sortiment und namentlich Antiquariat wurden ausgcbaiit, der Verlag mehr und mehr erweitert. Im Juni 1900 siedelte die Firma, da das Haus, in dem sie 30 Jahre weilte, abge brochen werden sollte, nach dem Karlsplatz 29 (später Lenbachplatz l) über. Im Jahre 1909 erfolgte die Erwerbung der Buchdruckcrci und Vcrlagsanstalt von I),-. F. P. Dattcrer k Eie. in Freising, 1913 die des juristischen Verlages von U. E. Sebald in Nürnberg, 1914 die des Verlages von H. W. Müller in Berlin. Die Räume am Lcnbachplatz waren längst zu eng geworden. Seit 1. Oktober 1913 haben alle im Besitze Arthur Scllicrs befindlichen Firmen in der Ottostraße 1a eigens für sie gebaute, sich über mehrere Stockwerke erstreckende Geschäftsräume Innc. Die Firmen I. Schweitzer Verlag und H. W. Müller haben Zweigniederlassungen in Berlin. Nach wie vor aber war es die nun ihr 50jähriges Jubiläum feiernde Firma I. Schweitzer Sortiment, der A. Sellicr seine beson dere Fürsorge angcdeihcn ließ und die er stets als das Rückgrat sei nes gesamten Geschäftsbetriebes betrachtete. Namentlich dem Ausbau des un.fangreichen Antiquariats widmete er seine ganze Aufmerk samkeit. Der bald nach der Übersiedlung in das neue Heim ausbrcchende Krieg brachte schwere Sorgen und große Anforderungen an Ausdauer und Arbeitskraft mit sich. Fast das gesamte männliche Personal wurde zum Heeresdienst herangezogen, und beide Söhne des Jubilars, die gerade den Vater iu seiner geschäftlichen Tätigkeit zu unterstützen be gannen, stehen seit Kriegsbeginn als Reserveoffiziere im Felde. Möge der in Aussicht stehende Frieden sie ihm und seinem Geschäft wohl behalten wieder zuführen zu dessen weiterem Blühen und Gedeihen! Wir können diese Skizze über das Jubiläum der Schweihcrschcn Buchhanklung nicht abschließen, ohne auch des kraftvollen Wirkens ihres Inhabers, des Herrn Arthur Sellicr, im Börscnverein zu ge denken. Außer im Vercinsausschnß, dem er von 1902 bis 1904, zu letzt als Vorsitzender, angchört hat, ist er von 1903 bis 1909 als Schriftführer im Vorstand tätig gewesen und hat bei vielen wichtigen Fragen des Buchhandels ausschlaggebend mitgcwirkt. Herr Sellicr ist ein ständiger Besucher der Ostermesse und der Hauptversammlung, in der er oft das Wort zu den Verhandlungsgcgenständcn ergriffen hat. Möge dem tüchtigen Manne noch lange in seinem Berufe ein ersprießliches Wirken beschicken sein! PersonalnachriAcn. Auszeichnungen. — Herr Geheimrat vr. Ludwig Volk mann, Mitinhaber der Firma Breitkopf L Härtel in Leipzig, wurde vom Kaiser von Österreich mit dem Kvmturkreuz mit Kriegsdekora- tivn v-m Franz Josef-Orden ausgezeichnet, nachdem ihm bereits früher an Kriegsauszeichnungen das Eiserne Kreuz, der Albrcchtsorden 1. Klasse m't Schwertern und Krone sowie der Eiserne Halbmond ver liehen worden waren. Dein Verleger und Buchdruckcreibesitzer Herrn Curt Hamei, Inhaber der Vcilagsanstalt Augustin L Co., Buchdruckcrci u. Verlag Earl Hcmcl in Eharlottcnburg, ist wegen besonderer Verdienste dar Ehrenzeichen 2. Klasse vom Noten Kreuz verliehen worden. Gestorben: am 21. Oktober in Helgoland an den Folgen einer Grippe Herr Ernst Bräun in g, Inhaber der Januar 1913 gegründeten Verlags- und Vcrsandbuchhandlung seines Namens in Han nover. Der Verstorbene, der ein Alter von 31 Jahren erreicht hat, stand zur Zeit seines Todes im Marinedienst; ferner am 26. Oktober an einer Lungenentzündung Herr Kunst händler Curt Schlodtfeldt, erster Gehilfe im Hause Bruno Wenzel in Breslau. Obwohl der Verstorbene dem genannten Hause nur einige Monate angchört hat, ist er durch seinen lauteren Charakter und seine Liebenswürdigkeit seinem Chef und seinen Kollegen lieb und wert geworden; am 26. Oktober im Alter von 59 Jahren nach kurzer Krankheit Herr Bernhard Köhler, Prokurist von Gustav Weise Ver lag in Stuttgart, dem er 18 Jahre lang ein treuer Mitarbeiter gewesen ist. Gefallen: am 25. Oktober im Westen Herr Buchhändler Alfred Carl, Oberleutnant d. Reserve in einem Infanterie-Regiment, Sohn des Verlagsbuchhändlers Ferdinand Carl in Firma LocweS Verlag Ferdinand Carl in Stuttgart. Nach 3^ jähriger Internierung unter Gefahren nnd großen Ent behrungen aus Wologda entflohen, meldete er sich bei seinem Regi ment, das ihn nach kurzer Verwendung in der Heimat auf seinen be sonderen Wunsch, obwohl er von den hinter ihm liegenden Flncht- strapazcn kaum recht genesen war, ins Feld bestimmte. Begeistert zog er hinaus, um nach 8 Tagen treuester Pflichterfüllung den Heldentod fürs Vaterland zu finden. Emile Boutroux (vgl. Nr. 251). Die Nachricht vom Tode de- französischen Philosophen Emile Boutroux bestätigt sich nicht. In einem Briefe an den englischen Gelehrte» H. Wildon Carr, Sekretär der Londoner ^.i-wtotelian Loeiek^, teilt er mit, daß er noch lebe, und dankt für die ihm anläßlich seiner vermeintlichen Übersiedlung in ein besse res Jenseits erwiesenen Freundlichkeiten.
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