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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1918
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Ncdaktioneler Teil, X- 245, 19. Oktober 1818. durch Neuauffüllung von auswärts nicht ergänzt werden konn ten, eines Tages erschöpft waren. Da aber die Leselust der un beschäftigten, von der Welt abgeschnittenen Einwohnerschaft Belgiens während des Krieges immer mehr zunahm, so mutzte Wohl oder übel das flämische Verlagswesen selber Hand an- legen. Die Folge war jene überraschende inländisch-flämische Büchercrzcugung, die nach Masse wie geistiger Eigenschaft für Flandern gleich neuartig ist. Denn die immer steigende Nach frage ermunterte nicht nur den Verleger und den Sortimenter zu größerem Gcschäftscifcr, sondern griff weiter ans den Stand der Schriftsteller und Dichter über, die seit Mcnschengedcnken keiner so kauflustigen Bücherliebhaberei im Volke begegnet wa ren als während der Kricgszcit. War es ehedem Gepflogenheit, datz die besseren flämischen Schriftsteller ihre Manuskripte hol ländischen Firmen zur Veröffentlichung übergaben, weil die Holländer nach ihrer Meinung immerhin ein Wcltvolk waren und sich ans das geschmackvolle, neuzeitliche Herausbringen eines Buches Wohl verstanden, so ward es während des Kriegs mehr und mehr Brauch, die inländischen Verleger Flanderns mit der Herausgabe der Bücher führender flämischer Schrift steller zu betrauen. Auch hier spielten mittelbar die über Bel gien gekommenen Kriegsumständc mit; denn da das Land tat sächlich und zensnrmätzig von Holland abgespcrrt war, erfor derte eine Mannskriptscndnng nach Holland, die Rücksendung der Korrekturfahnen, der Briefwechsel zwischen Verfasser und Verleger unendlich viel Zeit, sodntz man, um schneller mit einem Buche aus den Markt zu kommen, lieber im Lande blieb und sein Buch einer Firma Antwerpens oder Brüssels übergab, wo man jederzeit persönlich nach dem Rechten sehen konnte. Eine Gesamtübcrsicht über diese Verhältnisse, die numeri sche Erzeugung flämischer Bücher während des Kriegs, sowie die Zukunfisaussichtcn werden recht anschaulich vermittelt durch das stattliche Verlagsgcdenkbnch der Firma Gnst Janssens, Ant werpen, das die genannte Firma soeben unter dem Titel: Net Look. 6nst ,I»II8S0I>S «Vlgomoon I.ettei'üuinli^ Ovor/nebt, 1914— 1918 hcrausgibt. Dem eigentlichen Inhalte des mit grotzcr Sorg falt gedruckten Buches, das einen stattlichen Band von 144 Sei ten in Hochformat bildet, sind zwei Aufsätze für die Fachleute vorangcstcllt: »Das Verlagswesen in Flandern« und »über flämische Bücher aus Belgien«. Das Endergebnis dieser Be trachtungen lautet ungefähr: Alle Zeichen weisen auf eine Wie derbelebung des Buchdruckwcscns in Flandern hin, was um so erstaunlicher ist, als während des Kriegs die steigende Papier not und die zahlreichen sonstigen Beschränkungen solch zukunfts- sicherer Entwicklung hätten entgcgenarbeiten müssen. So hat der Krieg wenigstens das Gute gehabt, daß Nachfrage nach in Flandern verlegten Büchern entstanden ist, was der Sicherung und Verbreiterung des flämischen Stammesbewntztscins nur zu gute kommen kann. Bücher zu drucken darf nicht wie bisher ge wissermaßen als eine Klotze Liebhaberei betrieben werden, son dern mutz ein »Geschäft« werden. Wenn die flämische Bücher- hcrstellung einen kaufmännischen Charakter erhält, so wird sie auch zum Wicdcraufblllhen des gesamten Bildnngs- und Gesit tungslebens in Flandern beitragen können. Um dem flämischen Handel mit Büchern einen mehr ge schäftlichen, weniger zufälligen und den modernen Bestellungs-, Lieferung?- und Vcrrechnungsgepslogcnhciten angepaßtcn Cha rakter zu verleihen, mutz nach dem Gedenkbuchc von Gnst Jans sens mit der sichtlichen Blüte des Verlagswesens eine Gesun dung des Zwischenglieds zwischen Verlegern und Käufer», des Sortimcnterstandes, herbeigeführt werden, der in der Tat ein gedrücktes, altväterliches und schläfriges Dasein in Flandern führt. Es ist im Börsenblatt schon früher ausgeführt worden, wie wenig man eigentlich von einem Sortiment als Bcrnfsstand in Flandern sprechen kann. Die betreffenden Firmen waren zu keiner eigenen Standcsvcrtrctnng znsammcngcschlosscn, son dern betrieben ihren Handel mit der ganzen Umständlichkeit eifersüchtig gewahrter Einzelwirtschaft. Nicht so sehr die vcr- hältnismktzig geringe Anzahl an Bnchverkäufcrn überhaupt trug die Schuld an dem Daniedcrltcgen des Buchhandels in Flandern — bestehen doch in vielen kleinen und mittleren Städten dieses Landes überhaupt keine Buchhandlungen oder ähnliche Bezugs- stcllcn —, als vielmehr die typische Eigenbrötelei, das starre Fest halten an überkommenen unwirtschaftlichen Formen der übers Land verstreuten, in keinem Zusammenhang miteinander stehen den Buchhändler, zum eigenen Schaden und zum Nachteile der Käuferschaft. Es ist deshalb im Börsenblatt schon daraus hin gewiesen worden, wie gerade jetzt für Flandern der günstige Augenblick gekommen sein dürfte, sich nach holländischem oder denlschcm Muster zusammenzuschlietzen. In Gnst Janssens' Jahrbuch wird derselbe Gedanke vertreten; cs heißt hier: »Das Wesentliche: Schriftsteller und Leser haben wir. Es kommt allein darauf an, den letzteren die neuesten Veröffentlichungen nahezu- bringen, in ihnen die Kauflust anzuregen, indem man das gute Buch in ihre Reichweite bringt. Ist in Flandern der Buchhan del einmal auf einen wirtschaftlich-vernünftigen Unterbau ge stellt, so wird das Verlagswesen desto kräftiger blühen. So mutz möglichst sofort eine flämische Bücherzcntrale gegründet werden, die ei» Unternehmen von Wngclnst und Kapital ist . . .« Als Plan schwebt uns ein Mittelding zwischen Barsortimentsein- richtnng nach deutschem Muster und der bekannten Bestellhaus- zentralisation des holländischen Buchhandels in Amsterdam vor. Inzwischen ist der Zusammenschluß der flämischen Buch- Händler in einem Verein Wirklichkeit geworden; und da die Prak tische Wirksamkeit des Vereins das Notwendigste war, ist der Verein auch sogleich an die Errichtung einer Liefcrungszentrale in Antwerpen hcrangcgangen. Die Gründung nennt sich »Vor der Gründungstag ist der I. September 1918. Aus den im Bei blatt zum Gesetz- und Verordnungsblatt für Flandern unterm 24. September 1918 veröffentlichten Satzungen sei folgendes mitgeteilt: Die Gesellschaft zählt sieben Gründer, nämlich alle führenden Firmen Antwerpens. Das Grllndnngskapital beträgt 10 008 kres.; das Kapital ist zusammcngebracht auf Grund von namentlich ausgestellten, unteilbaren Anteilscheinen zu je 100 kros. Jedes Mitglied mutz mindestens einen Anteil be sitzen und hat eine Stimme, nicht mehr. An diesem Zusammenschluß haben sich inzwischen ungefähr 10 weitere Firmen mitgliedwcise beteiligt. Der Betrieb des »Versandhauses« ist im vollen Gange. Die Anstalt sammelt schon heute die sämtlichen für Holland bestimmten Einzelbestellungen und sendet sie gemeinsam an die Zentrale des holländischen Han dels, um von dort, d. h. vom Amsterdamer Versandhause aus, sämtliche für flämische Rechnungen bestimmte Sendungen in einer einzigen Frachtsendung zu erhalten und sie hernach in Flandern an die bestellenden Mitglieder zu verteilen. Als nächste, den Geist des Zusammenhalts pflegende, dringenden praktischen Bedürfnissen entgegenkommende Unternehmung plant die Vereini gung die Herausgabe eines Fachblatles, das neben der Liste der Neuerscheinungen, ähnlich wie das Börsenblatt, kurze, den Buch- händlcrstnnd angehende Fachaufsätze und Notizen enthalten soll. Das erste Heft wird in ungefähr 14 Tagen erscheinen. So erfreulich diese Zusnmmcnschlutzbcwegnng der flämi schen Händler rein als Äußerung moderner Geschäftsauffassnng und so groß der unmittelbare Nutzen für die Hebung des Geistes lebens innerhalb Flanderns ist, so stark muß auch auf deutscher Seite die Teilnahme für diese junge Gründung sein. Leipzig wird eines Tags in unmittelbare Fühlung mit Antwerpen zu treten haben, und bei der großen Nachfrage nach deutschen Büchern, die während des Krieges unter den Flamen rege ge worden ist und die auch in Zukunft kaum zurückgehen wird, ist vorauszuschcn, datz einzelne große deutsche Verleger von Schul büchern und schöner Literatur mindestens ein kleines Zweig- auslieferungslager nach Antwerpen legen werden, das der Zen trale der flämischen Händler anznschlietzen wäre. Z. Zt. Brüssel. Or. H. Englischer Raub von Verlagsrechten deutscher Kunstverleger. Von dein Königlichen Institut fiir Seeverkehr und Weltwirtschaft der Universität Kiel, Kaiser Wilhelm Stiftung, wird uns die Ab schrift eines Aufsatzes übermittelt, der in den Londoner Times vom 10. September 1018 erschienen ist und von dem wir nachstehend eine Übersetzung geben:
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