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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1918
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1918
- Monat1918-09
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Redaktioneller Teil. Das Zeitschriftenheft. Der große Umwälzer Krieg hat in das Getriebe der Zeit- schriftenliteratur mächtig eingegriffen. Das war kaum anders zu erwarten. Keine Literaturgattung reagiert so rasch auf die Schwingungen unseres Kulturlebens wie diese und läßt sie den Kundigen so deutlich erkennen. Im aufgeregten Stroin der Zeit sind eine Menge von Zeitschriften verschwunden, fast eben soviel aber neu aus den Fluten aufgetaucht, und jede Woche treibt frische Blätter ans Tageslicht. Da scheint denn der An laß nicht schlecht, einige Mißstände aufzudecken und Abhilfe zu erbitten. Denn dieser Krieg erneut so mancherlei, daß auch dies vernachlässigte Gebiet aus der allgemeinen Reformbegeisterung einigen Nutzen ziehen könnte. Eine Zeitschrift will doch nicht nur den Tag ihrer Ausgabe erleben, wenn auch der Ehrgeiz bei manchen recht mangelhaft entwickelt scheint! die meisten möchten ihren oft wertvollen In halt gerne aufbewahrt, und nicht genug damit, auch recht fleißig benutzt sehen. Gleichwohl geschieht nicht selten wenig, um beides zu erleichtern. Der Ausstattung der Hefte vor allem widerfährt, nach der praktischen Seite hin, nicht hinreichende Aufmerksamkeit. (Die ästhetische Seite soll demnächst einmal beleuchtet werden.) Doch sei hier nicht mit allzubreitcn Wor ten Kritik geübt; aus der Praxis des emsigen Zeitschriftenlesers und Bibliothekars heraus mögen notwendigste Verbesserungs vorschläge vielen Verlegern ans Herz gelegt werden; vielen, nicht allen; ein gut Teil von ihnen bringt Vorbildliches. 1. Titel: Von entscheidender Bedeutung (und nicht selten bekannter als der Inhalt). Der Titel sei nicht Gegenstand von Wortphantasten, sondern zeige knapp und klar, kurz und be stimmt den Inhalt auf. Man denke an Bestellung, Auslage im Laden und Lcscsaal, Gedächtnis des Benutzers. Man denke an die Anordnung der deutschen Kataloge, für die das Eigenschafts, wort erst an zweiter Stelle kommt, wähle also möglichst ein fach- lich-sachliches Schlagwort. Gut sind: Radium, Militärwochen blatt, Literaturzeitung. Kann sich denn niemand mehr von den Zentralblättern, Berichten, Mitteilungen, Rundschauen, Mo. natsheften, Archiven und ähnlichen farblosen Bezeichnungen trennen? Hört er nicht das Stöhnen aller Kataloge unter die ser furchtbaren Last? Oder hält man etwa solche rasselnden Titel für schön? Einst hatten sie ihre Berechtigung, als cs noch vereinzelte Fachorgane auf bestimmten Gebieten gab, heute sind sie gedankenloser Unfug und seien fortan als Haupttitel neu- gegründeter Zeitschriften verbannt. Recht gute Dienste tun sie dagegen zur Einleitung des Untertitels, auf den leider nicht immer das nötige Gewicht gelegt wird. Diese Untertitel sind fast immer unentbehrlich. Mühelos unterrichten sie über Ziele, Richtung und gewünschten Leserkreis und sollten eigentlich nie mals fehlen. Freilich, ich bitte nur einen solchen. Mehrere verraten nur Mangel an Ausdruckssähigkeit. Die Tiielfassung ist eine Kunst, die nicht verachtet sein will. Feines Abwägen, auch eine Anfrage bei Kennern oder Fachbibliotheken, wo das gesamte Gebiet zu überschauen ist, trägt sicher Früchte. Je schärfer der Titel geprägt ist, desto leichter hebt er die Zeitschrift auch von der Konkurrenz ab, desto schneller wird sie in jedem Falle ihre Leser finden. So ein Titel begleitet eine Zeitschrift oft auf einer langen Lebcnsreise. Da ist'S mitunter wie bei Kindern; wenn die älter werden, hassen sie vielleicht den Namen, den ihnen allzu kurzö (oder — lauge) Überlegung erteilt Hai. Nun denke man aber nicht, die Namenstauschung sei eine ein fache Sache; in jedem Falle ist sie eine organische Veränderung, die wohl überlegt sein will, und auf die im Zweifel lieber der- zichtet wird. Ethische Neuorientierungen vertraue man lieber dem Inhalt an. 2. Umschlag: Wer so glücklich ist, seinem Blatte ein buntes Kleidchen schenken zu können, lue auch dies mit Be- dacht. Eine grüne Jägerzeitung, ein rotes Sozialistenblatt wirkt recht gut, und die braune »Kakao und Zucker»-Zeitung erregt in diesen Jahren geradezu unsere Gaumennerven. Die bunte Farbe ist jedenfalls ein ausgezeichneter und wesentliches Kennzeichen einer Zeitschrift und das beste Stützmittel für das überlastete Hirn. Ein bestimmter Farbenton läßt mich jede Zeit schrift leichter kennen und wiederfinden, als irgend sonst ein Mittelchen. Doch scheinen die nicht daran zu glauben, die stolz auf ihre vielen Farbentöpfe jedes Wochenheft mit anderen Tönen schmücken und so die schönste Wirkung übertünchen. Bunts Farbe indessen, so sehr sie erwünscht ist, mutz es nicht gerade sein. Auch Satz und Type geben dem Blatt bereits das eigene Gesicht, das sich unausrottbar dem Leser einprägt, woraus denn die Verpflichtung folgt, dieses Gesicht auch einige Zeit beizube halten. Trotzdem ist es erlaubt und angenehm, jedem Mcnschen- alter einen neuen Stil zu schenken und urgroßväterlichen Buch schmuck einmal mit kühnem Entschluß abzutun. Muß es dem neugeborenen Heft, das stolz das jüngste Kapitel seiner Zeit vorträgt, nicht schmerzlich sein, vom flüchtigen Blick mit seinen Ahnen von anno 1850 verwechselt zu weiden? Doch schenke man natürlich nicht allzuviel »Stil«, spare sich lieber die Unkosten der Klischees und dem Leser den Zeitvertreib, aus künstlerischen Weinranken den Titel herauszusuchen. Und schließlich wirkt, alle 14 Tage aufgcdrängt, auch die hübscheste Zeichnung öde, und da sie nicht Selbstzweck ist, zuletzt sogar unangenehm; sie wird in der Einzelheit bald gar nicht mehr erfaßt und ist nur mehr langweiliger Komplex von Linien und Punkten, während die gutdurchdachte Schriftanordnung immer von neuem das Auge erfreut. Ich denke da z. B. an den schönen Heftumschlag von »Das Werk«, Bern; auch »Vergangenheit und Gegenwart» (Teubner), »Fortschritte der Psychologie« (ebenda), »Die neue Rundschau« (Fischer) wirken allein durch ihre vornehme Schlichtheit. Gegen das bescheiden zurücktretende Ornament soll damit natürlich nichts gesagt sein. Mancher Künstler bringt eben ohne dieses keinen Titel fertig. Wie wenig dagegen wird das Inhaltsverzeichnis als dekoratives Motiv ausgcnutzt und der Fläche richtig eingegliedert I Doch vom Ästhetischen ver sprach ich ein andermal zu reden. Sonst müßte vor allem ein- bS3
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