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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 58, 27. März 19 U). ligr melden, aus den Reihen ihrer Mitglieder, sagen wir einmal 10 Herren, die die Verpflichtung übernehmen, in einem gewissen Zeit raum ganz nach ihrer Wahl einige wenige Bücher zu lesen und dann ihr Urteil rückhallslos dem Borstand vorznlegen. Dasselbe braucht in keiner Weise lang und ausführlich zu sein. Es soll nur eine ge wissenhafte Erklärung bringen, ob das Buch wert ist, empfohlen und verkauft zu werden. Die kreis- und Ortsvereinc übergeben dann die ihnen gewordenen Erklärungen der Redaktion des Börsenblattes, und dieses veröffentlicht in gewissen Zeiträumen eine Liste der zu empfehlenden oder abzulehnenden Bücher. Wenn in diesen Listen nur kurz erwähnt ist, ob ein Blich zu empfehlen oder abznlehnen ist, welche Tendenz cs hat, ob es konfessionell, ob politisch ist, ob fiir alte oder junge Leser passend, so haben die Sortimenter eine Handhabe, die, da von verantwortnngsvoller Leite ausgehend, fiir sie beim Verkauf der Bücher von großem Wert und Nutzen sein wird. Voraussetzung und Bedingung muß sein, das; sowohl der Lektor (Prüfer) als auch die Kreis- und Ortsvereine und die Redaktion des Börsenblattes sich bei der Beurteilung und Veröffentlichung von keinerlei persönlicher Rücksichtnahme beeinflussen lassen. Gleichgültige mögen vielleicht sagen, so tiefgehend, so bedeutungs voll für die Entwicklung des Charakters, der Seelc eines Volkes sei cs nicht, ob ich das oder jenes Buch verkaufe, der Buchhandel sei nicht die Macht, die so eingreifend einwirken kann, um ein Volk empor- zuhebcu oder nntergehen zu lassen. Ich bin ganz anderer Ansicht. Jeder einzelne Fall, bei dem ein schlechtes Buch in falsche -Hände, be sonders in die-Hände der Jugend kommt, trägt einen Tropfen Gift in das -Herzblut des Volkes, und was viele Tropfen bedeuten,- brauche ich nicht klarznlegen. Man denke nicht, auf den einen Fall komme es nicht an; jeder einzelne stiftet Unheil, denn: »Das ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzcngend Böses muß gebären». Ich habe schon manchem jungen Mann ein Buch verweigert, das er kaufen wollte; Ver eine machte mir Grobheiten und ging davon, der andere ging zur Konkurrenz; ich habe auch das ertragen. Ein anderer war mir dankbar, daß ich ihm abgeraten und cin-anderes Blich empfohlen hatte. Auf meinen Börsenblattartikel vom 10. Dezember schrieb unr ein BcrnfSgenosse ni.term 16. Dezember 1018 n. a.: »Dann aber würde die wirkliche Durchführung nach längst nicht gewährleistet sein, weil schließlich der Lortimenrer sein Geschäft nicht zum Vergnügen be treibt, sondern um davon zu leben und das letztere meist leichter und bequemer findet bei dem Vertrieb der undeutschen Literatur als beim andern, den» erstens findet er bei dieser Art Literatur meist entgegenkommendere Bezugsbedingungen, zum andern großzügigere und aufmerksamere Verleger. Trotzdem verdient es Ihr Gedanke nicht, daß über ihn zur Tagesordnung gegangen wird«. Der bezeich- netc »leichtere Verdienst« bei Vertrieb der undentschen Literatur ist nur ein Scheinverdienst. Wäre unser Volk nicht so tief gesunken und wären durch die Revolution nicht so traurige Zustände in unserem Vatcrlande geschaffen worden, daß mau nicht weiß, ob die ganze Lebensaufgabe des einzelnen oder seine ganze Existenz in Trümmer geht (und wie viele sind schon zusammengebrochen!), so waren dem gan zen deutschen Volk und jedem einzelnen au seinem Vermögen unge heure Verluste erspart geblieben. Wäre das nicht ein großer Gewinn gewesen? All diese Verluste wären nicht erfolgt, wenn unser Volk moralisch und sittlich nicht so tief gesunken, sich nicht so ganz vergessen hätte Zu all diesem Elend hat leider auch beigetragen der deut sche Buchhändler: Verleger und Lortimenter dnrch -Herausgabe und Verbreitung von Schundliteratur, undeutschcm Schrifttum und un- deutscher Kunst. Daß es besser werde, dazu sollten wir alle helfen. Konstanz. ' Ernst Ackermann. Nichts liegt uns ferner, als diesen warmherzigen Ausruf an die I deutschen Buchhändler durch kleinliche Bedenken abschwächcn zu wol len. Sind wir doch von jeher dafür eingetreten, daß der Buchhänd-1 ler nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet ist, Einfluß auf die Entwicklung unserer Literatur zu nehmen und dem, was er fiir gut und richtig erkannt hat, einen Platz an der Sonne sichern zu helfen. So weit gehen wir freilich nicht wie -Herr Ackermann, sondern schei den zwischen dem Publikum, das, weil cs selbst sehr genau weiß, was es will, jede Beeinflussung als eine Bevormundung empfindet, und jenen Käufern, die sich gern beraten lassen wollen und dankbar die Hilfe des Sortimenters in Anspruch nehmen. Das ist eine recht große Zahl, und rechnet inan hierzu noch den Einfluß, den der Sortimenter durch den Vertrieb nehmen kann, also diejenigen Fälle, wo es von i h m abhängt, für welches Buch er sich verwendet, so kann ein von be wußtem Willen geleiteter Sortimentsbuchhandel wohl Segen oder Fluch für die Entwicklung eines Volkes bedeuten. Aus dieser Erkenntnis floß auch unser Appell an das deutsche Sortiment in Nr. 56 d. Bbl. (»Aus Elsaß-Lothringen«), durch möglichst umfangreiche Verbreitung von Schriften über Elsaß-Lothringen, die Ostmarken und die Not wendigkeit eines deutschen Einheitsstaates Einfluß auf die politische Entwicklung zu nehmen und für den ungeschmälerten Besitzstand un seres Volkes einzutreten. Auch hier trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor. In der Idee sind wir mit Herrn Ackermann also durchaus einverstanden, einverstanden auch damit, daß er — nicht von einer augenblicklichen politischen Notwendigteil, sondern einer ständigen Durchdringung der Arbeit des Sortiments mit deutschem Geiste ausgehend — dem Begriffe des Deutschtums einen so weiten Rahmen gibt, daß darin alles Raum hat, was deut scher Art und deutschem Wesen entspricht. In der Ausführung da gegen werden alle diejenigen Einschränkungen machen, die mit uns der Meinung sind, daß die Bestrebungen, Einfluß auf die Literatur zu nehmen, ihre Grenze finden müssen an dem klar und deutlich ausgesprochenen Willen des Käufers, sofern cs sich nicht um gesetzlich verbotene Bücher handelt. Was uns veranlaßt, zu den Ausführungen des Herrn Ackermann Stellung zu nehmen, ist die Aufgabe, die er der Redaktion bei sei nem Vorschläge, Bücher im Börsenblatt zu besprechen, zuweist. In der Art, wie dieser Vorschlag verwirklicht werden soll, erinnert er au die Abstempelungsmethode des Herrn Or. Ford. Avenarius, über die seinerzeit der Buchhandel einmütig und mit Recht den Stab ge rochen hat. Die Lache würde dadurch nicht besser, daß wir sie selbst in die -Hand nähmen und der Arcopag in die Kreis- und Ortsvereine verlegt würde. Die Redaktion des Börsenblattes ist jedenfalls nicht in der Lage, eine solche »Liste der zn empfehlenden oder abzulehnen- de» Bücher» zu veröffentlichen; sie muß wissen, wie diese Liste ma teriell zustandcgckommen ist und wer Himer ihr steht. Wir zweifeln auch, daß sie in dieser Form je zustande kommt, und wenn es doch der Fall sein sollte, daß diesen Urteilen ein größerer Wert beizumcs- sen wäre als Besprechungen in Literaturblättern. Wirken doch Neigungen, Zufälligkeiten, Verständnis und hin und wieder wohl auch der Wunsch, sich einem befreundeten Verleger oder Autor gefällig zu erweisen, bei dieser Art Besprechungen vielleicht noch mehr mit als bei der zünftigen Literaturkritik. Diese Einflüsse werden die Beteilig ten weder in allen, Fällen abwehren, noch die Unbeteiligten immer klar erkennen können. Nichts wäre dagegen einzuwende», wenn die Kreis- und Orts vereine nicht nur der merkantilen Seite des von ihnen vertretenen Berufs, sondern auch der literarisch-künstlerischen mehr Aufmerksam keit schenken würden als bisher. Warum könnten nicht — besonders in den Ortsvereinen literarische Abende veranstaltet werden, in denen die Kollegen ihre Erfahrungen über Bücher austauschtcu, Neu erscheinungen besprächen oder zu Verlegern und den von ihnen ver tretenen -Richtungen in anderem Sinne Stellung nähmen, als daß diesen vorgcworfen wird, nicht entgegenkommend genug zu sein oder kein Verständnis für die Lebensiutercssen des Sortiments zu besitzen'? Verdiente nicht mancher Verleger auch einmal ein Wort der Anerken nung, und könnte nicht manches von dieser Stelle aus geschehen, daß sein Wollen klarer erkannt, sein Streben besser gewürdigt würde? Im Rahmen solcher Veranstaltungen würde sich das viel zwangloser, natürlicher und wirkungsvoller gestalten lassen, als auf irgend eine andere Weise, schon weil auch das- Börsenblatt gerade der lite rarischen Seite unserer Arbeit nicht die ihr gebührende Aufmerksam keit schenken kann. Von diesen »Besprechungen« aber ans dem Um wege über die Kreis- und Ortsvereinc würde es, da dem direkten Wege aus mancherlei Gründen mehr als ein Hindernis entgegen steht, gern etwas zu profitieren suchen und so das mit erreichen Helsen können, was Herr Ackermann erstrebt: eine bessere Kenntnis des Büchermarkts. Noch ein anderer Weg bietet sich den Kreis- und Ortsvereinen, den kürzlich mit Erfolg die Vereinigung der Berliner Mitglieder des Bvrsenvereinö durch eine Schriftsteller-Vorlesung beschrittcn hat. Vielleicht lesen Interessenten die kleine Mitteilung darüber im Bör senblatt Nr. 42, S. 199 nach. Durch Veranstaltungen dieser Art wird u. E. nicht nur das Interesse am Vereinsleben geweckt, sondern auch eine lebendigere Anschauung von dem Wesen eines Schriftstellers und seiner Werke gewonnen, als sie die bloße Lektüre eines Buches zu geben vermag. Und ganz anders, weil mit weit mehr Sachkenntnis und Überzeugung, müßte der Sortimenter doch anderen diese Ein drücke vermitteln können, wenn er, sei cs auch nur als Hörer, ein mal dem Autor persönlich »ähergetreten ist. Vielleicht würden sich auch Buchhandel und Schriftsteller dadurch besser verstehen lernen, obwohl der Autor nicht immer ein guter Interpret seiner Werke ist und der Sortimenter beim besten Willen nicht imstande sein wird, soviel davon zu verkaufen, als der Autor im Interesse der Verbreitung wirklich guter Literatur fiir notwendig erachtet. Red. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Der Börsenverctn der Deutschen Buchhändler -u Leipzig, Deutsches Vuchhändlerhans. DruU. R a m m L S e e m a n n. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Erpedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 lBuchhändlerhanS). 204
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