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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.03.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-03-20
- Erscheinungsdatum
- 20.03.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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X- 52, 20. MSrz 1019. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. ds tkankkul to tks Ix>rd and Otu-ist dle83 us. Damals soll — Wib man erzählte — an diesem einen Tage Murray mehr umge setzt haben, als Cotta im ganzen Jahr. (Das ist schon lange anders geworden.) Ich war bei dem Sale von Longmans an wesend. Am Derby-Tag hatten wir frei, am Sonnabend sollte um 2 Uhr geschlossen werden, es wurde aber meist 5 oder 6, und ich denke noch daran, daß ich einmal, da das Wetter schön war, mich kurz nach 2 Uhr drückte und nach Hastings fuhr. Die Sonntage verbrachte ich im Sommer meist in der reizvollen Um gebung Londons (Kew, Richmond, Hampton Court, Windsor.) usw. oder in einem der Seebäder, bereiste in den Ferien auch die Insel Wight bis Ventnor. Natürlich ging ich auch fast jeden Sonnabend in ein Theater, deren es so viele in London gibt, und in denen ein Stück damals 300—400mal aufgefllhrt wurde. Die Lustspiele wurden vor züglich dargestellt, der Aufführung von Sheridan, School for Scandal und Rivals erinnere ich mich noch gut, die pmttoniimes waren glänzend ausgestaltet, in der Oper in Covent Garden und Drury Laue sangen die ersten deutschen, französischen und italie nischen Kräfte (Adeline Patti, Lucca, Tietjens, Faure u. a.), nur Shakespeare erinnere ich mich nirgends in einer so lücken haften und schlechten Aufführung gehört zu haben wie in Lon- don. Auch Hans von Bülow dirigierte einmal ein Konzert in der Albert Hall, dem ich beiwohnte. Im Geschäft verkehrte manchmal John Oxenford, Theaterkritiker der Times; ich hatte zwar nie mit ihm verhandelt, aber ich bat ihn doch einmal, mir die Erlaubnis zu verschaffen, die maschinellen und sonstigen Bctriebseinrichtungen der Times besichtigen zu dürfen. Er ant wortete mir in einem sehr höflichen Briefe, daß das nicht ge stattet wäre, und daß er selbst diese Erlaubnis nicht erhielte. Auf der Rückseite des Briefes schrieb er: Llsass ackwit klr. ^V. Mick Iriencks to L box in tbs Lckstpbl Lboatre. So saß ich mit Be kannten auch einmal in einer Loge, während ich sonst stets ins Parterre ging für 1 sh. Gradeüber von Nutt war das große Zeitungs-Geschäft W. H. Smith L Son. Der Inhaber, der sich vom Zeitungsjungen zum größten ZeitungShändlcr des Königreichs aufgeschwungen hatte, war Parlaments-Mitglied (später unter d'Jsraelt Kriegs minister). Da ich Gladstone gern sprechen hören wollte, bat ich ihn — obwohl ich ihn gar nicht kannte — um ein Karte zu der Sitzung und erhielt sie auch sofort, übrigens wurde meine Ge duld auf eine harte Probe gestellt, denn erst zwischen 10—11 Uhr sprach Gladstone. Auch in einem anderen Beruf unter besseren Bedingungen hätte ich in London tätig sein und daselbst bleiben können, aber ich wollte doch meinem erlernten Berufe treu bleiben und lieber unter bescheidenen Verhältnissen in meiner Heimat, als unter günstigeren im Auslände leben, und da ich auch meiner Militär- Pflicht genügen wollte, verließ ich Mitte August 1873 London und kehrte über Paris, wo ich mich acht Tage aufhielt, und Berlin, wo ich am 2. September der Enthüllung der Siegessäule beiwohnte und dabei Bismarck in nächster Nähe sah, in meine Heimatstadt zurück. Dann bekleidete ich eine Gehilfenstelle bei A. Asher L Co. in Berlin, alleiniger Inhaber damals Albert Cohn, dessen Per sönlichkeit und Bedeutung vor mehreren Jahren von dem ver storbenen Kollegen Prager hier eingehend behandelt wurde. Wenn auch der Ladenverkehr in der Mohrenstraße, wo sich da mals das Geschäft befand, nicht so lebhaft war wie früher Unter den Linden 18, war er doch sehr interessant. U. a. verkehr ten im Geschäft oft: Treitschke, der stets mit seiner Frau kam, die ihm, der taub war, durch Zeichensprache alles erklärte, dann Mommscn, Tu Bois-Rehmond, Lcpsius, viele Minister und Bot schafter, unter letzteren auch der damalige türkische Aristarchi Beh, Verfasser der legislative Ottomane, ein besonders interes santer und liebenswürdiger Mann, dann der Flügel-Adjutant Wilhelms I. Oberst Fürst Radziwill, der Wohl mit Albert Cohn befreundet sein mußte, denn beim Fortgehen trug er mir meist Grüße für ihn auf. Obgleich ich mit meinem Chef sehr gut stand und das ge schäftliche und private Leben in Berlin mit seinen vielen Thea tern und anderen geistigen Genüssen mir sehr behagte, glaubte ich doch aus verschiedenen Gründen einen Antrag meines Lehr prinzipals annehmen zu müssen und trat am 1. Juli 1874 bet ihm ein. Mit allen meinen früheren Chefs stand ich noch nach meinem Austritt aus ihrem Geschäft in freundschaftlichen Be ziehungen; hoffentlich höre ich nach Beendigung des Krieges auch Gutes über Herrn Meno Haas; schrieb er mir doch 1008 als 80jähriger: »Ich will ein lOOjähriger werden.« Zuletzt hörte ich von ihm im Juli 1014, da er mich bat, ihm die Breslauer Zeitung zu senden — ein Wunsch, dem nachzukommen ich nicht für richtig hielt. Auch Herrn von Zahn wünsche ich noch ein langes und gesundes Leben. Wenn er schrieb, daß es ihm nicht vergönnt gewesen sei, die Welt zu sehen, so wurde ich in dieser Beziehung vom Geschick günstiger bedacht. Seit 1878 habe ich jährlich — 1914 und 1915 ausgenommen — größere Reisen im In- und Ausland unternehmen können. 1876 war es das erste und letzte Mal, daß ich während meiner Gehilfenzeit Vor schuß nahm, und zwar nahm ich gleich den ganzen Gehalt für den nächsten Monat, um nach der Schweiz fahren zu können. Den Höhepunkt meiner Reise bildete damals meine Wanderung von Moriigny über den Col de Balme nach Chamounix, folgte da selbst den Spuren Goethes und kehrte hochbefriedigt nach Hause zurück. Seitdem war es mir vergönnt, die erhabene Natur der Ost- und Westalpen häufig zu bewundern und hohe Bergspitzen zu erklimmen. Die großartige Alpenwelt übt noch heute einen gewaltigen Zauber auf mich aus, und in ihr wandernd war mir der Gedanke an die Heimkehr und Arbeit nicht sehr angenehm. Als ich noch im vorigen Jahr mitten in der prächtigen Ge- birgswelt auf einer Alm ausruhte bei einem Glase köstlicher Milch, fielen mir unwillkürlich die Verse ein, die Oscar Blumen thal im Salzkammergut in ein Fremdenbuch geschrieben: »Wenn ich auf der schöne» Alm hier bin. Wo die Milch so dick und die Lust so diinn. Denk' ich betrübt an die Stadt zurück. Wo die Milch so dünn und die Lust so dick!» Oft war ich auch in Italien, das ich aber nie wieder be treten werde trotz Völkerbund, und durchstreifte es bis Paestum, wohlvorbereitet durch Goethe, Grimm, Hehn, Burck- hardt, Springet u. a. Einmal hatte ich auf der Fahrt von Florenz nach Rom eine interessante Begegnung. Wir kamen, meine Familie und ich, mit einem Herrn ins Gespräch, der aus Köln kam, und als wir in Orvieto ausstiegen und wir uns vor stellten, war es Herr Haaß, der Inhaber der Spithöverschen Buch. Handlung in Rom. Von Kollegen sah ich damals in Rom den verstorbenen F. Lehmann (den Sudermann-Verleger) beim Corso auf dem Pincio vorüberfahren, und in der schönen Pension Quisisana — von dem reizenden Ehepaar Schmitz aus Bonn vor züglich geleitet — sprach ich Hübner (Fa. Hübner L Matz in Königsberg). In den letzten Jahren freute ich mich, interessante Städte Deutschlands, an denen ich früher oft vorbeigefahrea bin, kennen gelernt zu haben. Ich kann es jetzt nicht begreifen, daß ich so oft in München geweilt, ohne mich in Regensburg und Landshut aufgehalten zu haben, daß ich den mehrtägigen Aufenthalt in München nicht schon früher zu der einstündigen Fahrt nach Augsburg benutzt habe. Alle diese Fehler habe ich gutgemacht und diese Städte eingehend besichtigt, wie auch viele andere, z. B. Passau, Bamberg, Nördlingen, Dinkelsbühl usw., nur Nürnberg und Rothenburg sah ich wiederholt auch in früheren Jahren und sah in Rothenburg auch eine Festvorstellung des Meistertrunks. Das Reisen habe ich in erster Reihe stets als Bildungsmittel betrachtet, und jeder, der unser Vaterland genau kennt, wird Muthesius darin beipflichten, wenn er sagt, daß kein Land landschaftlich so viel Schönes bietet wie Deutsch land. Aber nicht nur die weiten Reisen gewährten mir stets einen hohen, unvergeßlichen Genuß, auch die vielen Aus flüge — die ganz- und halbtägigen, die ich im Frühjahr und Anfang Sommer in meiner engeren Heimat unternehme, be- friedigen mich stets und sind mir eine Quelle reiner Freude. Der artige kleinere Reisen, die mit einem nur geringen Aufwand von Mühe und Kosten verbunden sind, möchte ich besonders den jüngeren Kollegen sehr empfehlen; die Liebe zu unserer Heimat- Provinz wird dadurch gestärkt, und aus dieser Liebe zu der I7V
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