51, 18, März ISIS, Fertige Bücher, ovrscnblLU k. d. lvtschn. vuchhandU 1885 ^ Wilhelm Meyer-Ilschen, Verlag, Stuttgart Das neue deutsche Novellenbuch Besprechungen: Das neue deutsche Novellenbuch hat W. v, Scholz bei W. Meyer-Zlschen herausgegeben. Wie man gern aus modernen Gedichtsammlungen neue Strömungen und Geschmackswellen ersieht, so aus diesen klug und fein gewählten Beispielen die verschiedenen Meister, die verschiedenen Richtungen der kurzen Erzählung. Da wird von mehreren der Verfasser die klassische Form neu belebt. Ein Vorfall wird behaglich, ehrbar, ohne Sprunghaftigkeit, ohne Aufwallung vorgeführt. Langatmige, bedächtige Sätze, Ist es noch die Mode von heute oder bereits die von gestern? Temperamentvoll, farbig, rasch entrollt sich der Vorgang im Ganz jung des so früh verstorbenen Joseph Ruederer, Da verkörpern sich zwei überaus wertvolle Eigenschaften einer Novelle, denn sie überrascht und überzeugt. So auch der Ehekonflikt in Leinrich Manns „Das Lerz"; zurückhaltend, kurz, bezwingend, so auch Alfons Paquets Drama in der entlegensten Mongolei; gegenüber stehen sich der deutsche Reisende, der Eingeborene und der russische Pferdeknecht, der dem fremden Lerrn nach dem Leben trachtet. Lerblebendig, flott, unerbittlich entwirft Walter von Molo eine Szene vom Großen Fritz im Krieg, und mit getragener, verfeinertster Anmut erklärt Lugo von Lofmannsthal Brief des Philipp Chandos an den großen Bacon, weshalb dem jungen Lord die Schaffensfreude des Dichters versagt bleiben müsse. Lat man diesen, kaum eine Niete enthaltenden Band durchlefen, fragt man sich erstaunt, weshalb Novellen nach Ansicht der Verleger jetzt nicht mehr ziehen. Ist nicht die knapp andeutende Gedrängtheit ihrer Form gerade besonders zeitgemäß? M. von Bunsen i, d. Vossisch. Zeitung. Ansere Zeit hungert nach guter Erzählung -- und so mehren sich die Sammlungen von Novellen: manche treten mit dem Bestreben auf, alle repräsentativen Schriftsteller der Zeit zu berücksichtigen, andere sammeln einfach gute Erzählungen ohne alle weiteren Absichten, Ich gestehe, daß mir der zweite Typus von Novellen sammlungen lieber ist und besonders dann, wenn ein Mann von der dichterischen Erfahrung eines Wilhelm von Scholz, der uns schon den „Deutschen Erzähler" geschenkt hat, sich daran machte, beste Novellendichtung unserer Zeit auszusuchen, , . . Die Novellen von Paul Ernst, Schäfer, Paquet, Schmidtbonn, Leinrich Mann, Löns, Ruederer sind wirklich ausgezeichnet, wie denn auch Scholz' eigener Beitrag mit das Beste ist, was ich von ihm kenne: seine Kriminalnovelle „Die Beichte" könnte im Pitaval stehen und hat noch einiges von der mystischen Beseeltheit, die Scholz überhaupt auszeichnet, und die nicht im Pitaval zu finden ist, . . . man könnte sich freuen, wenn der Erfolg Scholz zur Fortsetzung, die er ohnehin plant, ermuntern würde. Aus einer Besprechung von vr. Werner Mahrholz-München im „Neuen Deutschland".