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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1927
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- 1927-01-20
- Erscheinungsdatum
- 20.01.1927
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>1° 1k, 20. Januar 1927. Redaktioneller Toll. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Preis, der wenig höher ist als 5 Lire; fast ein Vorkriegspreis. Wenn ihn einer fragen wollte, was er über die Bücherkrisc denkt, so würde er höchstwahrscheinlich die Antwort hören, daß er sie nicht kennt. Man müßte seine Druckerei besuchen dürfen, um die Antwort würdigen zu können, sie ist mit den modernsten Ma schinen ausgestattet! und man müßte auch einen Blick in seine Büroräume werfen, um zu sehen, wie Einfachheit und Raschheit der Arbeitsmethoden Zusammenwirken zu dem Ziel der weitesten Verbreitung, das natürlich über allein steht. Man wird sagen, er habe sich aus wenige und leichte Arten Bücher spezialisiert. Aber forderte das nicht gerade Arnaldo Mondadori von seinen Kollegen, denen er vorwarf, daß sie sich gegenseitig nachahmten, statt sich zu spezialisieren und zu individualisieren? Salani ist auch ein bekannter Exporteur unseres Buches, vor allem nach den beiden Amerika. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind ihm gewisse Schwierigkeiten der Durchdringung aus zwei Gründen unbekannt. Erstens: der Grundpreis seiner Ausgaben bleibt auch bei anderer Valuta bescheiden; zweitens: die besondere Art seiner Bücher eignet sich mehr als alle andern für den nicht eben hohen kulturellen Horizont, unter dem die Masse der italienischen Auswanderer lebt. Auf eine Ausbreitung anderer Art darf man nicht hoffen. Wenn, wie Ciarlantini will, wir uns nicht nur an unsere Aus wanderer, sondern auch an die gebildeten Ausländer wenden sollen, »welche uns immer näher kommen«, so stellt man das Problem auf andere Grundlagen, breitere und festere, gewiß — aber größtenteils erst zu erbauende! Es ist wünschenswert, daß unsere ganze höchste künstlerische oder wissenschaftliche Produktion, die wohl auf internationale Beachtung Anspruch machen kann, recht weite Verbreitung finde. Aber es ist notwendig, daß zuvor die Kenntnis unserer Sprache sich mehr ausdehnt, und das ist eine langsam fortschreitende Arbeit. Was von der Regierung geschieht, ist nicht wenig: italienische Schulen jenseits der Grenzen, Er laubnis für unsere Lehrer, in öffentlichen fremden Schulen zu unterrichten, während sie Gehalt und Entschädigungen als Be amte beziehen, das Patronat über die Kurse für Ausländer, welche sich allmählich auf unseren Universitäten cinrichten. Aber diese Schar der Jtalienischsprechenden kann nicht zahlreich sein und für die Verleger keine Kundschaft bilden, die den Kreis ihrer Ge schäfte bemerkenswert erweitert. Für diesen Zweck kann man nur unsere eignen Landsleute in Betracht ziehen, die sich in allen Teilen der Welt angesiedelt haben. Dann muß man sich freilich auf die unvermeidliche Begrenzung einschränken, die die geringe Kultur derjenigen erzwingt, die ihr Glück unter einem andern Himmel suchen. Das widrige Geschick, das die tinonima läbrarin Italiana er fuhr, als sie in Rio de Janeiro einen großen Buchladen erösfnctc, warnt beredsam. Ciarlantini beklagt sich, daß das Vaterland das großherzige Unternehmen scheitern ließ. Aber wenn man auch Unterstützungen gegeben hätte, was hätte es geholfen! Sicherlich würde man für die Zukunft keinen Verkauf unserer Produktion erreicht haben, ein großer Teil würde aus Mangel an Käufern zu Ladenhütern geworden sein, und das ist doch nicht die passende Voraussetzung für das Gedeihen eines Handelsunternehmens. Auch wenn es sich um geistige Waren handelt, muß der Handel sich aus eignen Kräften ausbreiten können. Die geistige Verfas sung unserer Auswanderer ist bekannt und läßt sich heute nicht ändern, wenn man nicht die von manchen vertretene Illusion teilt, inan könne sie heben, indem man die Auswanderung intellektueller Kreise fördert. Wir dürfen freilich hoffen, daß, wenn die Bande, die den Auswanderer mit dem Vaterland verbinden, lebendig er halten werden, wenn zu ihrer Pflege italienische Schulen entstehen, sich eine neue Seele bei ihnen entfalten wird, die begierig ist, den Kreis der eigenen Kultur zu erweitern und dadurch unserem Buch eine lebhaftere Bewegung schaffen wird. Schließlich bleiben ja auch noch die nicht italienischen intellek tuellen Kreise, wo unsere Verleger ein Feld fruchtbarer Arbeit finden könnten. Aber die Arbeit würde doch auf weite Sicht sein, denn mündliche Berichte in Klubs oder ähnlichen Vereinigungen würden wahrscheinlich nur in wenigen Hörern den Wunsch nach eigner Vertiefung erwecken. Praktischer ist, was Mondadori vor schlägt, und ich freue mich, daß mir selbst ein ähnlicher Gedanke 78 schon früher aufgetaucht ist. Er meint, daß ein wirkungs volles Mittel für die Verbreitung der italienischen Kultur der Druck unserer Bücher in fremder Sprache sei. Ich weiß aus Er fahrung, daß Tausende von Exemplaren eines populären Werkes in englischer Sprache von Florenz nach Amerika gehen, und dieser Export nützt unserer geistigen Propaganda ebenso wie unserer In dustrie. Man wird einwenden, daß Übersetzungen mehrerer be deutsamer Werke unseres Schrifttums auch von den ausländischen Verlegern verbreitet werden. Doch da ließe sich noch viel von unserem einheimischen Verlag ernten. Sicherlich muß man umsichtig, vorsichtig und vor allem in telligent sein. Sollten wir nicht lieber von den Verlegern, die so viel vom Staat fordern, verlangen, daß sie tatkräftig, unter nehmend und geschickt sein sollen? Sollten wir nicht schließlich lieber einmal laut aussprechen, daß die Bücherkrise zum große» Teile eine Krisis der Verlegcrgewohnheitcn ist? Und daß cs in vielen Fällen nützlicher wäre, sich selbst streng zu prüsen, als draußen die Ursachen vieler Enttäuschungen und Mißerfolge zu suchen? Die Verbreitung des Buches und die literarische Kritik. Über dies«» für bi« Verleger aller Länder wichtigen Gegenstand hat die Redaktion der Pariser »Levus potttigus st Uttöralre» (Revue bleue) soeben eine Nundsrage an die angesehensten französischen Ver lagshäuser gerichtet und bespricht in ihrer Nnmmer vom S. November 1828 die eingelausenen Antworten. Die dabei gestellten Kragen waren die folgenden: 1. Was halten Sie von der Kritik? In welchen! Maße trägt sie zur Verbreitung des Buches in Frankreich und im Auslande bei? 2. Könnten die Zeitungen und Zeitschriften wirksanier zu ihrer Ver breitung beitragen? Durch welche Mittel? Haben Sie in dieser Hinsicht Vorschläge zu machen? Und welche? Die eingegangenen Antworten sielen natürlich verschiedenartig aus, betonten aber ganz überwiegend, daß sie die literarische Kritik als für die Verbreitung des Buches notwendig betrachteten. Im einzel nen wurden dabei vielfach sehr beachtliche Gesichtspunkte vorgebrachl, die nicht bloß für das sranzösische Verlagswesen und Litcraturlebeu Geltung besitzen dürften. Beispielsweise äußerte sich Herr Albin Michel folgendermaßen: 1. Was ich von der Kritik halte? Daß sie unbedingt nötig und wertvoll ist. Der Verleger stützt sich oft aus die Beurteilung eines Buches, zunächst um sich zu dessen Gunsten daraus zu berufen, dann aber auch um die Ankündignugskosten (»pubticUö xazsnte«) des Bücher darnach zu erhöhen oder zu vermindern. Es ist also nieine Ansicht, daß die Kritik zur Verbreitung eines Buches beiträgt; doch hängt dies vom Ansehen des Kritikers ab. 2. Die Zeitungen und Zeitschriften könnten zweifellos wirksamer zur Verbreitung der Bücher i» Frank reich und im Ausland« beitragen. Wie? Indem sie ihr Verjähren ändern: dadurch nämlich, daß sie, statt das Stiften, der »kleinen Pakete» zu wählen und in einer Spalte zehn Bücher zu loben, nur eine einzige Besprechung eines bestimmten Buches geben, das der Mühe wert ist. Besonders bei wissenschaftlichen Werken hält Herr I. Rebus fat, der Leiter des Vcrlagshauses Ernest Leroux, die Kritik für wertvoll. Er schreibt zu 1: Mein« Überzeugung ist, daß wir eine Kritik aller ersten Ranges haben. Nach dieser Feststellung brauche ich wohl nicht erst hinzuzufügen, daß die Kritik im weitesten Matze zur Verbreitung des französischen Buches beiträgt. Ich habe darüber vor allem Gewiß heit durch die Wirksamkeit der Artikel, die in unserer alten Revue eri- tique ä'IIistoirs et äs lüttersturs erscheinen, die sich nur an einen sehr beschränkten Leserkreis von Gelehrten und Fachleuten sowie an eine gewisse Zahl Geistesarbeiter wenden, die den Frage» der höheren Bildung Interesse entgegcnbringen. Zu 2 meint Herr Rebnfsat, daß die Zeitung«,t und Zeitschriften in dieser Hinsicht kaum mehr tun könnten, als sie Heute schon tun; wenn er eine Klage hinsichtlich der Buchkritik zu äußern habe, so sei es vor allem die, daß die Besprechun gen oft erst allzulange Zeit nach dem Buche selbst erschienen; doch sei dieser Wißstand wohl schwer zu vermelden. Des weiteren ist der Schreiber der Meinung, daß die Regierung mehr als bisher sich mit Geldmitteln an der Herausgabe gewisser großer wissenschaftlicher Werke der Philologie, Archäologie, Numismatik usw, beteiligen müsse, die wohl ganz Frankreich Ehre machten, aber heute dem Verleger zu meist nur Opfer auferiegteu.
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