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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller T?il 48, 14. März 1919 Gestorben: am 21. Februar im Alter van 74 Jahren Herr Simon Leopold B a er in Frankfurt a.M., der frühere-Seniorchef der Firma Joseph Baer L Co. daselbst, in die er 1861 eingetreten war und die er zu hoher Blüte gebracht hat. I9I.7 trat er aus und zog sich ins Privatleben zurück. Wir glauben der Bedeutung des Verstorbenen nicht besser gerecht Nachrufs seines Freundes und Geschäftsteilhabers M Sondheim, der uns in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt wurde: Wenn wir uns anschicken, unserem lieben alten Freunde Simon Leopold Baer auf seinem lebten Wege das Geleit zu geben, so gestatten sie mir, im Namen der Firma, deren Chef und Seniorchef er so lange Jahre gewesen, ihm ein letztes Dankes- und Abschiedswort mitzugeben und in wenigen Strichen ein Bild seiner Tätigkeit zu zeichnen, wie es sich in mir eingeprägt hat in einem Leben gemeinsamer Arbeit, das ich in Freundschaft länger als 40 Jahre mit ihm verbringen durfte. Unser Freund entstammte einer alten Buchhändlerfamilie, in der der Sinn, das Talent für das Buch sich vom Vater auf Söhne und Enkel vererbte, wie in anderen Familien das Talent für Musik, für Malerei oder Mathematik sich vererbt. Sein Großvater Joseph Baer hatte unter den widrigsten Verhältnissen in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts ein Antiquariat in Frankfurt errichtet: sein Vater Leopold Joseph und sein Onkel Hermann Joseph erweiterten das O-escl äft zu einem ansehn lichen wissenschaftlichen Antiquariat in der ersten Hälfte des 19. Jahr hunderts, wo es kaum schon wissenschaftliche Antiquariate gab. Der Knabe wuchs auf in einer Atmosphäre von Büchern, der Jüngling be geisterte sich für Literatur und Dichtkunst und schloß mit Gleichgesinnten Freundschaften, die er sein ganzes Leben treu bewahrt hat. Ich ge denke dabei seiner ihm im Tode vorangegangenen Jugendfreunde, Gvttlieb Schnapper des Nat'ionalokonoinen, des Literarhistorikers Ludwig Geiger und des mit uns trauernden Zoologen Otto Bütschli. Sie alle haben wissenschaftliche Berufe erwählt, ihr Freund Baer wurde Antiquar. Das war der Beruf, zu dein ihn Herkunft, Art und Wesen hiutrieben: er ist nicht Antiquar geworden, er wurde als Antiquar geboren. „Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen, Die Sonne stand zum Gruße der Planeten, Bist alsvbald und fort und fort gediehen, Nach den, Gesetz, wonach du angetreten. So mußt Dil sein, dir kannst du nicht entfliehen ..." Leicht waren die Anfänge nicht; sein Vater starb 1861 plötzlich und unerwartet, als er, ein Knabe von 15 Jahren, als Lehrling in das Oie schäft kaum eingetreten war. Es war eine harte Lehrzeit, die er durch machte, eine harte Lehrzeit, die ihn noch als ganz alten Mann im Traume gequält hat, aber sie stählte seinen Charakter. Energie, zähe Ausdauer, rastlosen Fleiß, das Gebot der eisernen selbstverständlichen Pflicht hat er damals geübt und sich damit für den Kampf des Lebens gewappnet. Denn sanft ist das Leben nicht mit ihm umgegangen, und er hatte diese gute Rüstung nötig, um durchzukommen. Sein älterer Bruder, der liebenswürdige und talentvolle Julius Baer, und ein jüngerer Vetter, die mit ihm vereint die Firma weiterführen sollten, starben beide in jungen Jahren und ließen die schwere Last der Firma auf den Schultern des noch jungen Mannes. Mutig nahm er die Last auf und hat sie den Berg hinaufgetragen, heiteren Gemütes seinen Kräften vertrauend. Damals hat er begonnen, seine Firma zu einem Welthaus zu machen und ihr eine führende Rolle im deutschen Antiquariat zu verschasten. Verbindungen mit wissenschaftlichen Instituten des Allslandes wurden durch ihn persönlich in häufigen und weiten Reisen gefestigt, neu ange knüpft und erweitert. Seine geschäftlichen Erfolge waren die Frucht mannigfacher Gaben und Eigenschaften, die aufs glücklichste in ihm ver eint waren. Er hatte den klugen und kühnen Blick des Kaufmannes und das umfassende Wissen eines Gelehrten, von dem er auch die humorvolle Zerstreutheit hatte: bei einer rührenden Unbeholfcnheit in Dingen, die der Bücherwelt fremd waren, besaß er den schärfsten Verstand und ein enzuklopädischcs Gedächtnis für alles, was zum Bliche gehörte. Das bibliographische System aller Wissenschaften hatte er in seinein Kopfe zu einem herrlichen Gebilde ausgearbeitet, dessen Einzelheiten alle kristallklar vor seinem geistigen Auge standen und dessen Nomenklatur mit Tausenden von Namen und Daten jeder Zeit seinem Gedächtnis zu Gebote stand. Dabei eine natürliche vom Herzen kommende und zum Herzen gehende Liebenswürdigkeit. Nie wurde er müde, sein bibliographisches Wissen den Forschern und Sammlern zur Verfügung zu stellen und manche Vet bindung, die geschäftlich begonnen hatte, wurde zur dauernden Freundschaft. Als es für ihn Abend wurde, erlebte er das Glück, seine beiden Söhne, in denen der Oieist ihrer Väter fortlebt, als Gesellschafter in die Firma cintreten zu sehen, wo sie an dem Ball, den er auf ererbten undamenten errichtet hat, mit frischen Kräften weiter arbeiten. 1911 feierte er in Jugcndfrische sein sOjähriges Gcschäftsjubiläum, ganz im Stillen, lvie es dem bescheidenen, jeder Eitelkeit baren Manne entsprach. fröhlich in seiner Arbeit, lind das war sein Teil. 1915 trat er 70 Jahre alt aus der Firma aus, aber dies hat in seinem Leben nichts geändert. Bis zu seinem letzten Tage hat er für die Firma weiter gewirkt, ihr seine Liebe, sein Wissen, seine Erfahrung und seine Arbeitskraft gewidmet. Dafür und für alles, was er in einem sein Geist lebt fort in dem Bücherhaus, das er gebaut und das er be seelt hat. 8. Gestorben: ferner am 22. Februar nach kurzem Krankenlager im Alter von 57 Jahren unser lieber Kollege H. W. Nochow i. Fa. C. Winter'sche ttniversitätsbnchhandlnng in Heidelberg. Ein geborener Mecklenburger, bestand Nochow seine Lehrzeit in Lndwigslnst, war dann n. a. bei Braains-Norderncl), Kundt-Karls- rnhe, Liinbarth-Wiesbaden, Buchner-Bamberg und Weinberger-Kis- singen als Gehilfe tätig und erwarb 1895 die angesehene C. Winter'sche UnivcrsitätSbuchhandlung. Durch feinen emsigen Fleiß, durch seine Tüchtigkeit und durch seine Beliebtheit beim Publikum hat er das Geschäft zu großer Blute gebracht. Im buchhändlerischen Leben trat er weniger hervor, doch nahm er an dem Gedeihen unseres Vereins regen Anteil und war bis zuletzt Schatzmeister desselben. Dem Hei delberger Bach-Verein und vor allem dem Noten Kreuz widmete er eine aufopfernde Tätigkeit, beide werden ihn schmerzlich vermissen. Während der Kriegsjahre war er unermüdlich beim Noten Kreuz tätig, fehlte bei keinem Transport und hat viele Nächte der Verpflegungs- statiou vorgestanden und Wache gehalten. Durch diese aufopfernde, uneigennützige Tätigkeit hat er sich augenscheinlich den Keim zu der Krankheit zngezogen, der er erliegen sollte. Die Sorge um die kranken Mitmenschen, die Arbeitslast im Oieschäft, die Trauer um den Zu sammenbruch unseres Volkes haben den so warm Empfindenden, stets innig Teilnehmenden geschwächt und widerstandslos gemacht. Ein lieber Kollege ist von uns gegangen, ein Mann, der ein warmes, mit fühlendes Herz für alle Schwachen hatte, ein Mann, dem wir alle stets ein treues Andenken bewahren werden. Der Verein Heidelberger Buchhändler. I. H. Eckardt, Vorsitzender. Gestorben: ferner am I. März nach kurzem, nur wenige Tage währenden Kran kenlager an Oiehirnhautentzündung infolge der Grippe Herr Oswald Wagner in Leipzig, Geschäftsführer des Deutschen Verlegervereins. Der Verstorbene, der nur ein Alter von 43 Jahren erreicht hat, hatte seine Lehre im Hause Franz Wagner in Leipzig bestanden und war dann in Cöthcn bei Schettlers Erben eingetrcten. Nach Leipzig zurück gekehrt, nahm er Stellung bei K. F. Koehler an, von wo aus ihn Kon sul Bielefeld als Geschäftsführer des Deutschen Verlegervereins nach Karlsruhe verpflichtete. Mit der Geschäftsstelle dieses Vereins siedelte Wagner dann wieder nach Leipzig über und blieb auch ihr Geschäfts sichrer, als 1904 die verschiedenen Verlegervereine zu einem zusammenge schlossen wurden. Mit Fleiß und Umsicht hat der Verstorbene seine Ob liegenheiten erfüllt, immer bestrebt, das Interesse des Vereins nach jeder Richtung hin wahrzunehmen. Sein gediegenes, immer gleich freundliches Wesen hat ihn allgemein beliebt gemacht, und auch die Redaktion des Börsenblattes, mit der er beruflich oft in Berührung kam und zu arbei ten hatte, wird dem liebenswürdigen Kollegen ein freundliches Andenken bewahren. Georg Gerkand -s. - In Straßburg i. Elf. ist der emer. Professor der Geographie und Ethnologie an der dortigen Universität I)r. Georg Cornelius Gerland im Alter von 86 Jahren gestorben. Von seinen Arbeiten ist die Herausgabe des letzten Bandes von Th. Waitz' »An thropologie der Naturvölker« und sein »Atlas zur Völkerkunde« (1891 —1892) hervorznheben. Auch auf sageugeschichtlichem und sprachwis senschaftlichem Gebiete hat sich der Verstorbene betätigt. Verantwortlicher Redakteur: Emil T h o m a s. — Verlag: Der Vörsenvercin der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlerhaiiS. Drnct: R a m m L S c e m a n n. Sämtlich in Leipzig. Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg Sk iBuchhändlcrhauSs.
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