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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1919
- Strukturtyp
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- 1919-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1919
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48, 14. März 1919. Redaktioneller Teil Bußtag in Sachsen. Für den Verkehr über Leipzig machen wir darauf aufmerksam, das; Minwoch, der 19. März, als Bußtag in Sachsen begangen wird und an diesem Tage die Geschäfte geschlossen sind. Persoimlnachrichten. Jubiläen. — Am I. März konnte Herr vr. Fritz Baedeker in Leipzig auf eine 50jährige Teilhaberschaft im Hause Karl Baedeker zurückblicken. Sein Vater Karl Baedeker (geb. 1801) hatte 1827 in Coblenz eine Buchhandlung gegründet und 1839 mit der Herausgabe von Reisehandbüchern begonnen, deren Zuverlässigkeit und Brauchbarkeit seinen Namen bald weithin bekannt machten. Karl Baedeker starb im Jahre 1859, zwei Jahre später der älteste Sohn Ernst. Die jüngeren Brüder Karl und Fritz (geb. 1844) führten die Firma weiter. Fritz, der nach Studien in Heidelberg und Berlin und einer buchhändlerischen Aus bildungszeit in Genf am 1. März 1869 in die Firma eingetreten war, urachte den Feldzug 1866 als Einjährig-Freiwilliger mit und zog 1870 als Artillerieoffizier gegen Frankreich, wo er sich das Eisexne Kreuz erwarb. 1872 siedelte die Firma nach Leipzig über, und nach Karl Baedekers Aus scheiden wurde Fritz Baedeker 1878 alleiniger Inhaber. 1887 nahm er seinen alten Freund und Hauptmitarbeiter Heinrich Ritter (1837—1917) als Teilhaber auf. Zu den vor 1859 erschienenen Reisehandbüchern Rheinlands Belgien und Holland, Deutschland und der österreichische Kaiserstaat, Südbayern, Schweiz und Paris traten bald zahlreiche neue Bäude: Oberitalien 1861, London 1862, Mittelitalien und Unteritalien 1866, Palästina 1875, Ägypten 1877, Berlin 1878, Schweden und Norwegen 1879, Rußland und Griechenland 1883, Frankreich (französisch) 1884, Großbritannien 1889, Italien in einem Bande 1890, Nordamerika 1893, Canada 1894, Spanien und Portugal 1897, Riviera 1898, Konstantinopel und Klein asien 1905, Mittelmeer 1909, Indien 1914. Hand in Hand mit den deutschen gingen französische (seit 1857) und englische Ausgaben (seit 1861) und vor allem immer wieder methodisch durch- und fortgebildete neue Auflagen. Die einfachen Verhältnisse, als ein einzelner, fleißiger, wanderfroher Mann diese Bücher verfassen und weiterführen konnte, sind längst da hin, aber noch heute herrscht der Geist des Gründers in den roten Bü chern: Zuverlässigkeit in allen Einzelheiten, Sachlichkeit und Unparteilich keit. Eine Schar von Mitarbeitern, wissenschaftliche Fachleute aller Art sammelten sich uni vr. Fritz Baedeker. Aber er hielt unermüdlich tätig an seiner persönlichen Mitarbeit fest und reiste selbst Jahr für Jahr, um die neuen Auflagen immer vollkommener ausgestalten zu können. Fast alle Bände sind von ihm entscheidend redigiert oder umgearbeitet worden: selbst wissenschaftliche Autoritäten fügen sich willig seiner Stil kunst, die auf knappem Raum in klarer Anordnung zusammenzudrängen weiß, was für den Reisenden wesentlich ist. So hat er u. a. den Hand büchern für Italien, Palästina, Ägypten, Schweden und Norwegen, Griechenland, Spanien, Indien die Gestalt gegeben, die sie heute haben- Die Gründlichkeit der geleisteten Arbeit und ihr Wert für die allgemeine Bildung wurden im Jahre 1909 von der Universität Leipzig durch Ver leihung des Ehrendoktors anerkannt. Auch das jetzt feindliche Ausland teilte das rückhaltlose Vertrauen zu den Baedekcrschen Reisehandbüchern, die ihre Wettbewerber in ihren eigenen Ländern geschlagen haben. Der Name wurde zum Begriff und hat die Anerkennung deutscher Arbeit wesentlich mehren helfen. Wenn die reinste Form des praktischen Reise handbuchs in Deutschland entwickelt worden ist, so hat 1)r. Fritz Bae deker daran den hervorragendsten Anteil. Am I. März beging Herr Löon Goldschmidt die Wiederkehr des Tages, an dem er vor 25 Jahren die Buchhandlung M. Glogau junior in Hamburg übernahm. Durch seine persönliche Liebenswürdigkeit, sein gediegenes allgemeines und literarisches Wissen, seine geschäftliche Umsicht und seinen unermüd liehen Fleiß hat er aus dem damaligen unbedeutenden Antiquariat eine der angesehensten Buchhandlungen Hamburgs gemacht. Neben der Pflege des Antiquariats, das bis zu Beginn des Krieges 75 Kataloge heraus brachte, war die stete Ausdehnung des Sortiments sein Hauptbestreben; durch Angliederung eines Verlages vervollständigte er sein Werk. Dieser jüngste, aus der »Bibliothek hamburgischer Erzählungen« entstandene Zweig des Geschäfts hat den Namen der Firma weit über Hamburgs Grenzen bekanntgemacht. Durch Autoren wie Gorch Fock, Fritz Lau, Georg Droste, Jakob Loewenberg, Wilhelm Poeck, Carl Holm, Karl Müller-Rastatt hat der Verlag besonders für Norddeutschland eine große Bedeutung gewonnen. Neuerdings sind auch die Werke Stavenhagens auf ihn übergegangen. Durch seine hingebende Tätigkeit als erster Vor sitzender der »Literarischen Gesellschaft zu Hamburg«, deren Mitgründer er ist, hat Herr Goldschmidt sich große Verdienste um das geistige Leben Hamburgs erworben und dadurch auch auf den Buchhandel befruchtend gewirkt. « Nachdem die Nicolaische Buchhandlung Borstell L Rei- marus in Berlin im Laufe der Kriegsjahre schon drei ihrer Mitarbeiter zu verzeichnen hatte, die auf eine 25jährige Tätig keit in der Firma zurückblicken konnten, trat zu diesen ein weiterer Jubilar am 1. März. An diesem Tage beging Herr Erich Schultze sein 25jähriges Jubiläum als Angehöriger der Firma. Herr Schultze, der nach philologischem Studium sich dem Buchhan del zugewandt hatte, trat am 1. März 1894 in die Nicolaische Buch handlung ein. Durch erfolgreiche und bewährte Tätigkeit in verschie denen Abteilungen des Geschäftes vermochte er seine Befähigung für eine leitende Stellung darzntun. Als 1001 der langjährige-Geschäfts führer des Zweiggeschäftes an der Potsdamer Brücke starb, konnte ihm vertrauensvoll dessen Nachfolge übertragen werden. Mit großer Umsicht und unermüdlichem Eifer widmete Herr Schultze seine ganze Kraft dem neuen Wirkungskreise und führte das Unternehmen mit Erfolg in den alten Bahnen weiter, bis er sich mit der Verlegung des Zweiggeschäftes nach der Königgrätzerstraße 123 während des Krieges und durch dessen gleichzeitige Vergrößerung vor nicht geringe Schwie rigkeiten gestellt sah, die zu lösen ihm in glücklichster Weise gelungen ist, sodaß er sein 25jähriges vorbildliches Wirken im Dienste der Firma heute mit einem besonders schönen Erfolge gekrönt sieht, nach dem ihm auch während des Krieges Gesamtprokura übertagen worden ist. Durch sein freundliches Wesen und seinen vornehmen Charakter erfreut sich Herr Schultze nicht nur bei dem Inhaber und den Mit arbeitern der Firma großer Beliebtheit und Wertschätzung, sondern auch darüber hinaus bei zahlreichen Berufsgenosscn, die sich gern den herzlichen Wünschen für den Jubilar anschlietzen werden. Möchten ihm noch viele Jahre segensreicher Arbeit bei bester Gesundheit ver gönnt sein! 7V. Geburtstag. — Der um den Buchhandel hochverdiente Herr Geheime Kommerzienrat Carl Engelhorn in Stuttgart vollendete am 1. März das 70. Lebensjahr. Ein Sohn des Verlagsbuchhändlers I. Engelhorn, des Gründers der bekannten gleichnamigen Verlagsbuch handlung, erhielt Carl Engelhorn eine sorgfältige Schulbildung auf dem Eberhard Ludwig-Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog dann die tech nische Hochschule daselbst. Aus diesem Studium riß ihn 1870 der Krieg heraus, den er beim 2. Königlich Württembergischen Jäger-Bataillon mitgemacht hat, dem er zuletzt als Leutnant angehörte. Unverwundet aus dem Krieg zurückgckehrt, trat er zur buchhändlerischen Ausbildung bei seinem Vater in die Lehre, um dann nach Amerika zu gehen, wo er bei S. Zickel in New Dork seine Kenntnisse erweiterte. Im September 1874 trat Carl Engelhorn seinem Vater als Teilhaber des großen Ver- lagsgeschüfts zur Seite und hatte die Freude, noch 16 Jahre mit diesem zusammen zu schassen. Nachdem sich I. Engelhorn 1890 ins Privat leben zurückgezogen hatte, wurde sein Sohn alleiniger Inhaber der Firma. Er hat das große Geschäft mit seiner reichen Erfahrung, mit fester Hand und feinem Verständnis geleitet, das Erbe seines Vaters reich ge mehrt und den Ruf des Verlages gefestigt. Gleich seinem Vater hat Engelhorn im Süddeutschen Buchhändler-Verein mit Hingebung gewirkt und dessen Vorsitz 1891—97 geführt. Im Börsenverein, dem er seit 1886 als Mitglied angehörte, wurde er schon 1892 in den Rechnungsausschnß gewählt, in dem er bis 1894 tätig war, um dann als 2. Schatzmeisterin den Vorstand überzutreten. Nachdem er dieses Amt bis 1897 verwaltet hatte, wurde er Ostermesse 1897 von dem Vertrauen seiner Kollegen zum 1. Vorsteher gewählt. Engelhorn hat dieses wichtige Amt bis 1901 be kleidet und die Geschäfte mit der ganzen Energie seiner Persönlichkeit und dem feinen Takt, der ihn auszeichncte, geleitet. Auch dem Deut schen Verlegerverein hat er seine Kräfte gewidmet, bei der Verschmel zung der einzelnen Verlegervercine hat er hervorragend mitgewirkt und von 1904 bis 1908 den Vorsitz im neuen geeinten »Deutschen Ver legerverein« geführt. Mit den im Vorstehenden erwähnten Ehrenämtern ist aber Engelhorns Tätigkeit für die Allgemeinheit noch nicht erschöpft, er war außerdem noch 2. Vorsteher des Württenbergischen Goethebun- des, Mitglied der Stuttgarter Handelskammer, Vorsteher der Würt tembergischen Sparkasse, Mitglied der literarischen Sachverständigenkam mer für Württemberg, Baden und Hessen und hat sich durch die Erbau ung der Stuttgarter Volksbibliothek einen dauernden Namen erworben. Seine Verdienste wurden von seinem König durch Verleihung des Titels eines Kommerzienrats und später eines Geheimen Kommerzienrats geehrt. Am 1. Januar 1904 nahm Engelhorn seinen langjährigen Mit arbeiter Herrn Paul Schumann als Teilhaber in sein Verlagsgeschäft auf, mit ihm vereint konnte er 1910 das 50jährige Jubiläum seines Hauses unter großer Anteilnahme des Buchhandels und weiter Kreis» Württembergs feiern. Am 1. August desselben Jahres zog er sich ins Privatleben zurück, ohne seine Tätigkeit in einzelnen der genannten Ver- eine ganz aufzugeben; auch während des Weltkriegs betätigte sich Engel horn noch als Mitglied der Briefprüfungsstelle auf dem Hauptpostamt in Stuttgart. Mit Befriedigung und Stolz kann daher Herr Geheimrat Engelhorn an seinem 70. Geburtstag auf ein Leben reich an Arbeit, aber auch an Erfolgen zurückblicken. Möge dem verdienten Manne ein schöner Lebensabend beschieden sein! 159
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