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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1918
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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losl-r^ 2 ! oder deren «aum 30 -Pfennige, r/« 6. 2^ M.. '/, ^ 52 I für -NichtmltgUeder 80 pf^ S4 M.. 120 M. Beilagen werden ^ ! nicht angenommen.-Beiderfeitlger Erfüllungsort lft Leipzig. < Nr. 178 (R. 87). HpMLMKWWrwaMs-EMßWMüWMerwLL Leipzig, Freitag den 2. August ISI8. 85. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Büchermarkt und Marktbücher. Von R. Ed. Stricker. Wenn auch auf diesem Gebiete hinsichtlich der Meistgele senen das schöne Wort Anwendung finden kann: »Viele sind berufen, aber wenige auserwählt», so mutz doch gleich dabei be merkt werden: nicht immer sind die Auserwählten die Würdigen. Aber das ist noch zu zart ausgedrückt. Um darüber klar zu sein: die Mehrheitswahl der Mehr heitsleser mutz sich notwendigerweise in der Ebene, im Flachen bewegen, sie kann unbedingt nur Durchschnitt sein. Das ist an sich nichts Betrübliches, und man muh damit rechnen wie mit jedem anderen Faktum. Nun aber gilt es, hier wie überall das übel an der Wurzel zu packen, nicht nur das »Ergebnis« unter die Lupe zu nehmen, sondern auch Struktur, Aufbau und Wachstum des Wucherge wächses zu entblötzen und zu zergliedern. In unserem Falle wäre es zweifellos von starkem Inter esse, einmal den verschlungenen Wegen nachzuwandeln, die zu den nebelumwalllen Quellen des Geschmacks, der Gunst und der Kritik der »Menge« führen. Es würde vieles daraus zu lernen sein. Versuchen wir es also. Obgleich das Buch im eigentlichen Sinne auch nur Ware ist, kann ihm doch gewissermatzen eine Seele — gegenüber Schuhwichse und Seife — nicht abgesprochen werden. Oder ist diese Seele vielleicht nur eine Eigentümlichkeit, welche wir und andere Bücherfreunde, die alles Gedruckte von einem Pariei winkel aus beurteilen, in das Buch hineinlegen? Wer will das sagen? Macht man sich von obigem »Vorurteil» frei, so mützte man es dann ebenso billigen, wenn ein Werk seiner Sicheren! Vorzüge willen gekauft wird, wie auch, datz viele Artikel in- ^ haltlich lediglich Schöpfungen und Geschöpfe einer Mode sind und dieser unterworfen bleiben. Von den noch immer zahlreichen Neuerscheinungen, die der deutsche Büchermarkt selbst im vierten Kriegsjahr hervorbringt, erreichen nur eine verhältnismätzig geringe Anzahl eine fünf stellige, sehr wenige eine sechsstellige Auflagenzifser. Die übrigen können ein mehr oder weniger beschauliches Dasein führen, mit einem Lebensalter von mitunter K Jahren, oft aber auch nur von 6 Monaten. Das ist bekannt genug, auch ganz in Ordnung, denn wohin sollten wir sonst wohl kommen? Nun sind aber die »Erfolge« nicht immer empirischer Natur oder reiner Wirkung auf den Unbefangenen entsprungen, son dern eine erklecklichere Anzahl, als das Publikum vermutet, sind Propagandasiege. Seitdem die bombastische Reklame durch die hypnotisierende abgelöst worden ist, kann man täglich im Anzeigenteil unseres Börsenblattes, in den Tageszeitungen, im Buchladen und auf der Stratze Ursache und Wirkung in allen Schattierungen zu vergleichen Mutze finden. Wir müssen also unterscheiden: Erfolge, die durch die Zeit geboren sind, und solche, die der Zeit aufgedrängt wurden. Als drittes Symptom kommt dann noch hinzu: Erfolgskopien, die ihr Dasein den Originalen verdanken. Auch in Frtedenszetten, als dem Verlagsbuchhandel noch unbeschränkte Papiermengen zur Verfügung standen, wurde ein großer Teil der ersten Kategorie zunächst in sehr geringer Auf lagenhöhe gedruckt, bis man es dann bei einzelnen weißen Raben riskieren konnte, eine Null anzuhängen. Umgekehrt ist es bei den beiden andern Arten: hier steht eine verblüffend große erste Auflage auf dem Papier, sobald man eine gewisse »Menge» auf seiner Seite hat. Und der Er folg wird instinktiv vorausgefühlt. Wenn man von dem Bestreben, die Menge zu »besserem» Geschmack herauzubilden, abkommt, so gelangt man bei sehr vor urteilsfreier Auffassung zu dem Ergebnis, datz das Publikum eigentlich immer recht hat. Die voraussetzungslosc Art des Genietzens jeder Lektüre verschafft dem naiven Leser einen Vor sprung vor allen denen, die Geist und Gemüt auf Bestimmtes konzentrieren, um das in Tausenden von Atomen zerflatternde eigene Selbst spiegeln zu sehen. Der freundliche Leser eines Courths-Mahler-Romans hat individuell den gleichen Grad des Genusses bei seiner Lektüre wie der sensible Seelcnmensch bei einem hervorragenden, auf das Geistige gerichteten Werk. Er hat das Passende gefun den, das verwandte Saiten in ihm anklingen lätzt und seine Sinne vollständig in Anspruch nimmt; er »fliegt« darauf, alles andere ist ihm Nebensache. Ich kann ihn vollständig verstehen, ohne ihm wehren oder ihn belehren zu können, und ich bin vollkommen von der Zweck losigkeit eines Bessernwollens überzeugt. Es bleibt wirklich nichts weiter übrig, als in sehr liberaler Weise »jedem das Seine« zuzubilligen. Eine» fertigen Menschen, der sich bet seiner bewußten oder unbewutzten Geschmacklosigkeit wohlfühlt, wird man auch dann nicht auf die literarische Seite hinüberziehen können, wenn er das Gute ehrfurchtsvoll anerkennt und bewundert. Er wird bei aller äußeren Betulichkeit doch immer im Bogen um das Bewunderte herumgehen und bei seiner Wahl bleiben. Dieses Beharrungsmoment ist die Quelle, die, von vielen Seiten Zufluß erhaltend, den Bach zum Strome anwachsen läßt. Was Wunder, wenn sich zahlreiche Köpfe und Hände fanden, die Konjunktur mit geschäftigem Unternehmungsgeist auszu- nutzenI Neue »Richtungen» oder alte in neuem Gewände setzten unfehlbar da ein, wo die leicht Lenkbaren nach Sensationen schrien. Ihnen allen konnte geholfen werden; und indem sic zu schieben glaubten, wurden sie geschoben. Die Mode umschlingt sie wie pressender Efeu, sie aber mer ken nicht den Truck, sondern sehen in dem Zurechtgemacht-Ver- bindlichcn nur das gemeinsam Bindende, das ihnen wie «ine Bestimmung oder Offenbarung erscheint.
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