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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-07-29
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1918
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Duchhande.. Redaktioneller Teil. 24 174. 29. Juli 1918. gebrummt ob des geringen Tarockgeldes. Äußerlich war das Geschäft sehr wenig elegant. Der sehr lange schmale Laden war durch die Verlaufstafel und die Arbeitsplätze fast gefüllt, eine schmale Wendeltreppe führte in die erste Etage. Diese Wendeltreppe kehrte der Markthelfer Gregor täglich, mit der untersten Stufe beginnend, von unten nach oben. In die obe ren Räume, drei große Zimmer nach dem schönen Stefansplatz, einige Kammern und ein unglaublich schlechtes, unvermeidliches stilles Gemach umfassend, gelangten von den Kunden nur ganz wenige, die die Erlaubnis halten, auf dem Lager, stundenlang auf den Leitern stehend, zu stöbern. Ich war einmal sehr er- staunt, als meine Leiter sich plötzlich senkte und das ganze Regal zurückneigend sich als Türe in eine ganz finstere Kammer ent puppte. Diese Einrichtung stammte aus den Zeiten des Vor märz und diente zum Verbergen verbotener Ware. Das trotz mangelnder Buchführung seine Besitzer be reichernde herrliche Geschäft war bei meinem Eintritt im Besitz der beiden Brüder Fritz und Moritz Gerold. Zwei verschiedenere Persönlichkeiten als diese konnte man sich nicht denken. Sie wurden von ihren beiden Geschäftsführern, auch Wohl von uns Jüngeren Herr Fritz und Herr Moritz genannt. Herr Fritz, der Ältere, war ungemein lebhaft, gab nichts auf seine äußere Er scheinung und kannte nur feine geschäftliche, politische und obst- züchterische Arbeit. Immer war er rastlos unterwegs, von dem Verlagsgeschäst und der Druckerei im eigenen Hause am Post platz ins Sortiment am Stefansplatz, dann nach dem Rathaus und andern Orten eilend. Er war als Gemeinderat politisch, namentlich bei der damals spielenden Wasserversorgung Wiens, sehr tätig und von Einfluß. Das Geschäft hatte hiervon nicht geringen Vorteil. Als das alte Geschäftshaus niedergerissen wurde, um in ein neues an derselben Stelle, nur um Stratzen- breite zurückliegendes Haus zu kommen, setzte er es durch, daß das Geroldsche Geschäft zum Teil stehen bleiben konnte, sodatz der Umzug aus dieser Ruine ins neue Haus leicht be werkstelligt werden konnte. »Der Eingang hinten ist jetzt vorne!« Dieses klassische, von Herrn Fritz ver faßte Plakat stammte aus dieser Zeit. Demuth war entzückt davon, entfernte es aber, um es sich sorgfältig aufzu heben. Herrn Fritzens obstzllchterische Tätigkeit war in ihrer Art ebenso großartig wie seine geschäftliche. In Neuwaldegg, wo beide Brüder ihre schönen Villen besaßen, züchtete er an Spa lieren und in Gewächshäusern die feinsten und seltensten, überall prämiierten Früchte. Ganz besonders bewunderte ich Herrn Fritz als 1866 Na poleon III. sein höchst überflüssiges Leben Cäsars herausgab. Herr Fritz reiste sofort nach Paris, und durch die Hilfe der öster reichischen Botschaft schlug er alle Konkurrenten; in seinem Verlage erschien eine französische Ausgabe und die deutsche Übersetzung. Nun mußten alle Wasser springen und alles helfen, daß am gleichen Tage mit dem französischen Original die Wiener Ausgabe erscheinen konnte. Ob das Haus Gerold mit dem Buche einen großen Gewinn gemacht hat, weiß ich nicht, die Ritterschaft der Ehrenlegion blieb nicht aus. 8-rbsnt eua kata libslli. Eine ganz sonderbare Eigenschaft hatte der liebe Mann. Wenn er durchs Geschäft ging, riß er überall von auf liegenden Briefschaften, Formularen, ja auch von Konten kleine Stückchen Papier ab, kaute sie und spuckte sie aus. Es war ihm nicht abzugewöhnen, obwohl ihm Demuth öfters auf die Finger klopfte. Herr Moritz, der jüngere Bruder, war eine sanftmütige, stille Natur, auch stets fleißig, aber nicht gleich lebhaft und energisch wie sein Bruder. Er genoß sein Leben mehr, machte ein beson ders von Künstlern und Gelehrten sehr gern besuchtes Haus, auch schöne große Reisen, die ihn nach Griechenland, Spanien, Frankreich und England führten. Beide Brüder waren ver heiratet. Fritz hatte einen Sohn, Moritz zum großen Schmerz seiner geistvollen lieben Frau Rosa leider keine Kinder. Sie war unermüdlich, das gesellige Leben in ihrem Hause zu be leben und zu schmücken. Ihre Reisen hat sie in liebenswürdigen Büchern geschildert. Von einigen Überschwenglichkeiten ab- gesehen, wird sie jeder künstlerisch Warmempfindendc noch heute mit Genuß lesen. 462 Beide Brüder aber waren die liebenswürdigsten Prinzi- pale, die man sich nur vorstellen konnte. Solche stete Freund lichkeit und Liebe, wie sie sic gegen jeden ihrer Angestellten, der es irgend verdiente und dankbar annahm, bewiesen, wird kaum zum zweiten Male zu finden gewesen sein. Ich hatte das Glücks von beiden in ihr Haus gezogen zu werden. Wie war das im Sommer schön, wenn ich Samstag nachmittags im Omnibus nach Neuwaldegg fuhr, um bei Herrn Fritz oder Herrn Moritz einen fröhlichen Abend, einen der herrlichen Umgebung gewidmeten Sonntag mit den lieben Wirten und interessanten Gästen zu verbringen! Ich staune noch heute darüber und gedenke ihrer in größter Liebe und Dankbarkeit. Ganz besonders kam ich Herrn Moritz und seiner Frau Rosa nahe, die auch im Winter mich regelmäßig an ihren geselligen Abenden teilnehmen ließen. Da konnte man immer interessante Gäste kennen lernen, Künst ler, Gelehrte, die ich nicht aufzählen kann. Welche Förderung war dies für mein geistiges Leben, meine gesellschaftliche Bit» düng! Nur eines Mannes will ich hier gedenken: Johs. Brahms', den ich einige Male antraf. Brahms konnte mitunter ein recht ungenießbarer Gast sein. War er verstimmt, so setzte er sich Wohl nach der Tafel in eine stille Ecke und schlief ein. Frau Rosa suchte immer ihre Gesellschaften durch eine Anzahl junger hübscher Mädchen, an denen es ja in Wien nicht fehlte, zu schmücken. Schnell wurden sie kostümiert, Blumenkränze ge wunden ; man weckte den schlafenden Meister durch den Gesang einer seiner schönen Frauenchöre. Aber der Erfolg war kein be sonderer. Brahms hatte eben keinen guten Tag und verschwand bald. Tanzen, Theaterspielen, lustiger Verkehr mit hübschen Mädels aus den besten Familien, was konnte einem jungen Menschen mehr geboten werden? Herrlich war es auch, wenn Herr Moritz nachmittags gegen sechs Uhr im Geschäft an mich füll herantrat: »Gehens nach Haus und ziehens Ihren schwarzen Rock an und kommen; in die Burg«. Im ersten Range hatten die Brüder Gerold eine Loge; ein gar teures, nur den vornehmsten Häusern mögliches Vergnügen, und sie waren menschenfreundlich genug, uns ein fache Buchhandlungsgesellen hier in nächster Nähe der Ex zellenz-Herren und -Damen und der Komtessen und Baronessen: Mizi, Leoni, Pepi sitzen zu lassen. Die Burg hatte damals ihre große Zeit. Was habe ich aus diese Weise alles an Muster- Vorstellungen und großen Meistern genossen! (Schluß folgt.) Barsortiments--Musikalien-Lager-VerzeichniS 1917/18. Leipzig, Stuttgart, Berlin. UllSiKnIIeN-VerretcriniS 1918. .1. üoebmonn L Oc>.. 0. IN. k. 8., Lsrlin, — 8ooIi) 8ekk L OetinAtzi', 6. in. b. 8., LtuttAart, — 8. 8 8 oedler, d-eipri^, — 8. 8 1 n n e k in n n n, 8eip2iA, — 8. Volekinar, 8eip- 21A'. ^u8A6§6ben iin Nai 1918 unter LerüeksiedtiAunK der kreisänäerunAen u. ^euerunAsrusedlüKe. 8ex.-8". 104 8. d-eipLiA, Lar8Gtiin6nt8-8ata1oA-V68LF, 068611- 8ednkt mit de8edrünkter Haltung. Das hier vorliegende neueste Musikalien-Verzeichnis der im Titel genannten Barsortimente ist gegen nicht weit zurückliegende Jahre im Umfang beträchtlich gewachsen. Schon die angegebene Seitenzahl deutet auf besonders reichen Inhalt. Kaum einer der namhaften Ton seher aus Vergangenheit und Gegenwart, sofern ihre Werke beliebt und der Hausmusik zugänglich sind, dürfte in der langen Reihe von Urhebernamcn unvertreten sein. Dazu kommen viele Musikgelehrte, Fachschriftsteller und Lehrer mit ihren Werken. Aber auch Kirchen musik (Orgel) und ganze Partituren von Opern, Konzertstücken und Chören fehlen nicht. Kompositionen und Partitur-Auszüge für Kla vier, Geige und andere Hanöinstrumente, Schulen, Gcsangnoten mit Klavierbegleitung bilden natürlich den Hauptbcstand. Auch der Notendruck, ganz abgesehen von den Mehrkosten des Ein bands, des Papiers und anderer Betriebsausgaben, hat sich verteuert und in zahlreichen notgedrungenen Preiserhöhungen entsprechenden Ausdruck gefunden. Ein dem Titel vorgeklebtes rotes Blatt ver zeichnet 16 Preisänderungen, die erst während des Druckes gemeldet worden sind.
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