34, 13. Februar 1919. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. DIschn. vuchbandcl. 1217 M Insel-Verlag zu Leipzig Über Albrechk SchaefferS neuen Roman „Josef Montfort" schreibt Or. Hans Benzmann im „Tag": . . An sich ist „Josef Montfort" eines der interessantesten Bücher der Jetztzeit. Die Hauptfigur- der Baron Josef von Montfort, ist ein ganz individuell gezeichneter und höchst glaubhaft gestalteter Typus des modernen Übermenschentums; er ist ein Lebenskünstler, dessen tiefstes Bedürfnis cS ist, die Welt, die Natur und die menschliche Seele an sich und an anderen bis in ihre tiefsten mystischen, elementaren und tierischen Tiefen hinein zu erleben. Die Erlebniskunst gilt seinem problematischen, skeptischen Gemüt höher als die schöpferische Kunst. Er ist eine ebenso sensible Natur, wie er ein rücksichtsloser, auch vor dem Verbrechen nicht zurückschreckender Willenömensch ist. Er ist mit allein SatanSwerk aufs tiefste vertraut und kniet doch überwältigt in heiligster Demut vor den Wundern der Natur und wird in tiefster Seele erschüttert durch die Offenbarung eines reinen Gemüts, einer gütigen Seele, eines Menschen. Diese eigenartige, von dem Dichter höchst anschaulich und lebensvoll gestaltete Persönlichkeit greift nun verschiedentlich wie ein Meister, wie ein Zauberer in die Schicksale anderer hinein. Und so begleitet ein Kranz origineller Novellen dieses dämonische Leben, das in Tagebuchform von Montfort selbst und seinem ebenfalls höchst originellen Diener, dem Halbchinesen Li, ausgezeichnet wird. Diese Novellen sind nun zumeist jene Erlebnisse, bei denen Montfort das „Gruseln lernen" möchte. Bald handelt es sich um das Problem suggestiver, seelischer Kräfte, die selbst die Toten durch ihre Energie wieder lebendig machen, bald um zeitliche Fernwirkungen, um Hellsehen, uin das zweite Gesicht, bald um Aufklärung rätselhafter Todesfälle und Unglücksfälle. Oft kommt eS darauf an, diese Probleme rein dctektivistisch zu lösen, wie z. B. in der Meisternovelle „Der gelbe Flecken". In ihrer gebeimniSvollen Gcspenstcrstimmung ist wohl die beste deriNovellen die erste des Buches „Die tanzenden Füße", sie ist voll balladeökcr, großer mystischer Stimmung, durchsetzt von Ahnungen und von einem wahren Reichtum von heroisch-lyrischer Schönheit (in der Darstellung des einsamen Märchenschlosses auf dem schottischen Felsen usw.). Auch die Novelle „Der Gettatore" enthält Partien von ganz erstaunlicher Meisterung unbewußt waltender Seelenkräfte, deS Problems der Übertragung erotischer Energien, sinnlich-übersinnlicher LiebeSkräfte, während andere Novellen wiederum kleinere Erlebnisse festhalten und in der tiefen Erfassung der rein menschlichen Natur und in der zartesten Bloßlegung seelischer Reize ihresgleichen suchen. Ein Meisterstück ist die Darstellung deö russischen Apothekers - und „Die arme Seele". Mit „Josef Montfort" setzt Albrecht Schaeffer die große Reihe der interessantesten Mystagogen Poe, E. Th. A. Hoffmann fort. Geheftet M. 5.—; gebunden M. 7.50 Der Insel-Verlag «