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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.06.1918
- Strukturtyp
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- 1918-06-24
- Erscheinungsdatum
- 24.06.1918
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Redaktioneller Teil. 144. 24. Juni 1918. Bund will auch dies. Sr wird es sogar als eine seiner Ausgaben be trachten, nicht nur ini Geistigen, sonder» ausdrücklich bis ins Prak tische und Reale hinein Mittler zu sein zwischen dem Genius und der Weit. Aber der Name seines Patrons bezeichne nicht die Grenzen seines Arbeitsplanes: Er sei ein Symbol, das Zeichen, in dem er zu wirten gesonnen ist. Uni dem Lebenswerk Pfitzners die Stellung im Bewußtsein der Nation zu sichern, die ihm gebührt, dazu bedürfte es einer Vereins gründung heute kaum. Sei» Name glänzt unter den ersten; das tänipscndc Deutschland gedenkt heute nicht seines eigensten, innersten Wertes, ohne auch der Knlturschätze zu gedenken, die es durch das Mittel dieser Seele hervorbrachte. Daß dem »och nicht lange so ist, daran dars man erinnern. Die Möglichkeiten höchster Popularität, die das Wesen dieses Tondichters, des nationalsten und iiberliefernngs- vollsten vielleicht unter den Lebenden, immer ninschloß, — sie erfüllten sich nur langsam. Noch die Münchner Pfitzner-Woche des Jahres 1817 fand hier Großes zu tun. Denn gehörte nicht dieser Künstler zu den Erscheinungen, an denen der Widerstreit von Volk und Masse sich ofsenbart? Die Volksseele wußte immer von ihn, — wie sollte sie nicht, da sie es sa war, die aus ihm wirkte. Dem Bewußtsein der Massen blieb allzulange sein Name nnvcrtrant, wenn nicht gar un bekannt. Es brauchte viel Zeit, bis dieser Name, dies Werk zu einem Bestandteil des deutschen Sclbstbcwußtscins wurde. In deutscher Kunst, älterer und neuer, gibt cs vieles, was volks tümlich ist im höchste» und geistigsten Sinne, aber nicht massengerccht genug, um je wirklich den Weg ins Volk gefunden zu haben oder ihn mühelos zu finden. Unpopuläre Werke, — und doch müßten sie popu lär sein, wen» das Leben der Masse eins wäre mit den^des Volkes, lind doch ist es die Popularität nationaler Meister und HNden, worin und wodurch sich die Masse zum Volk erhebt. Solchen Werken zu bienen seht unser Verein sich vor, wenn er der Kunst in, Namen und Geiste des deutschen Meisters Hans Pfiizner dienen zu wollen erklärt. — Tonschöpsnngen, aus dem Ethos dieses Meisters geboren, deren Volkstümlichkeit, weil sie schlummert, der Erweckung und Verwirklichung bedarf. Fördern und stützen, neu oder aufs neue ans Licht heben wollen wir solche Kunst und sie dem Herzen der vielen nahebringen mit Wort und Tat.« Die Witwe von Max Reger veranstaltet vom 21.—23. Juni in Jena ein großes R e g e r - M u s i k f e st, das zweite die ser Art, in dem ein Überblick über das vielseitige Schassen des so früh dahingeschiedencn Meisters gegeben werden soll. Es sind glänzende Mitwirkcnde geworben: das Berliner Philhar monische Orchester unter Fritz Büschs Leitung, erste Solisten und das Leipziger Gewandhaus-Quartett. Ein Kirchen-Kon- zert in der Stadtkirche, zwei Orchester-Konzerte und zwei Mor- gcnausführungen in dem großen Saale des Volkshauses sind ge plant. Tie Anordnung der Konzerte besorgt Raßmanns Aka demische Buchhandlung in Jena, die auch jede weitere Auskunft erteilt. Wie ernst es München um die Pflege guter moderner Musik zu tun ist, zeigt auch die Veranstaltung der Friedrich Klose-Woche. Klose, 1862 in Karlsruhe geboren, einige Jahre auch Schüler von Anton Bruckner, wurde 1907 als Nach folger Thuilles an die Münchener Akademie der Tonkunst be rufen; still und bescheiden wirkt er seitdem dort als Komposi tionslehre!, und seine Werke werden geschätzt, sind aber bisher verhältnismäßig wenig aufgefllhrt worden. Professor Nagel widmet die letzte Nummer der Neuen Musikzeitung (Heft 17) in dankenswerter Weise ausschließlich Klose, seinem Werden und Schaffen und gibt im ersten Aufsatz: »Mein künstlerischer Werde gang« dem Komponisten selbst das Wort. — Am 15. Juni wird als Einleitung in der Münchener Hofoper unter Leitung von Otto Heß die dramatische Symphonie: Jlsebill gegeben werden; dann folgen am 17. und 21. Juni unter Bruno Walter zwei Chor- und Orchester-Konzerte, am 19. ein Kammermusik- Abend. Es gelangen zur Aufführung: die symphonische Dich tung ; Das Leben ein Traum; Messe in vmoll; Der Sonne Geist für Soli, Chor, Orchester und Orgel, und das Streichquartett in bisckur. Zu dem Thema: Erschließung und Verbreitung moderner Musik gehört auch ein Unternehmen, das zwar nicht in Deutsch land, sondern in Österreich ausgcführt wird, das aber so un gewöhnlicher Art ist, daß seine Erwähnung an dieser Stelle sich rechtfertigt. — Der Komponist Arnold Schönberg, unter den Musikern einer der modernsten und umstrittensten, bringt seine 362 1908 komponierte Kammersymphonie Läur op. 9 für 15 Solo- instrumcnte (Verlag der Universal-Edition, Wien) in einer dem heutigen Konzertleben neuartigen Weise zur Aufführung; er beabsichtigt nämlich, an Stelle eines einzigen Konzerts eine Reihe, von zehn öffentlichen Proben abzuhalten. (Der Titel Kammersymphonie wurde gewählt, weil das Werk infolge der durchaus solistischen Besetzung: 10 Blas- und 5 Streich-Jnstru- mente, und Behandlung der Instrumente den Charakter eines Kammermusikwerkes trägt. In der Schlußprobe wird die Sym phonie mindestens einmal ohne Unterbrechung gespielt werden. »Auf diese Weise soll dem Hörer die Möglichkeit geboten wer den, das Werk so oft zu hören, daß er es im ganzen und in den Einzelheiten auffassen kann. Es wird für die Besucher, insbe sondere die Musiker, auch von Interesse sein, das Herausbringen eines so schwierigen Werkes einmal von allem Ansang an ver folgen zu können. Die Mittel für diese interessanten und über aus lehrreichen Aufführungen werden ans dem Wege der Sub skription aufgebracht werden.« Die Proben haben bereits Mitte Mai begonnen, und die Beteiligung an dieser, von der Konzert direktion Hugo Heller, Wien, ausgehenden Veranstaltung ist, wie ich höre, sehr lebhaft. Als Hans von Blllow Ende der 80er Jahre in Berlin, um dem Publikum den Weg zur Erhabenheit der 9. Symphonie von Beethoven zwangsweise zu bereiten, in Hauptprobe und Auf führung das gigantische Werk je zweimal hintereinander (mit halbstündiger Pause) von seiner Kapelle spielen ließ, hielt mau diese musikalische Erziehung, die so glänzende Erfolge gezeitigt hat, für ungeheuerlich. Man sieht, unsere Modernen sind an spruchsvoller als Beethoven-Bulow — sie verlangen ein zehn maliges Hören eines Werkes und meinen, daß das Publikum erst dann von Verstehen und Beurteilen sprechen dürfe. Der Er folg des Unternehmens zeigt, daß auch dieses Wagnis geglückt ist und cs in weiteren Kreisen zu dämmern beginnt, daß auch das Hören ernster Kunst ernstes Studium voraussetzt! Wenn diese Veranstaltungen sich in erster Linie an gereif- tece Hörer, an die musikalischen oberen Zehntausend wenden, so nehmen daneben die Bestrebungen zur Erziehung weiterer Volkskreise in gewünschter Weise ihren Fortgang. Mir liegt der Jahresbericht der Deutschen Ge sellschaft für künstlerische Volks erziehung in Berlin von 1917 vor. Diese unter Vorsitz des Grasen Bolko von Hochberg stehende Gesellschaft hat trotz Schwierigkeiten durch den Krieg auch im vergangenen Jahre, insbesondere in Schlesien, erfolgreich wirken können. Da die meisten volkstümlichen Kon zerte daran kranken, daß ihre Programme den »Luxus-Konzer ten« nachgeahmt sind, bezweckt die Gesellschaft den musikalisch zu erziehenden Kreisen in kleiner Auswahl und bester Aus führung nur gute Musik, aber dem Verständnis der Hörer an gepatzt, zu bieten. Die Gesellschaft stellt für diese volkstümlichen Konzerte Programme zur Verfügung, denen in geschickter Weise Geleitworte und Bemerkungen zur Erläuterung beigegeben sind. Außerdem hat Herr Johannes Felden, die Seele des Unterneh mens, eine Schrift herausgegeben: Musikalische Kultursragen (Organisation musikalischer Bildungsarbeiten), in der in knap per Form eigentlich alles gesagt ist, was zu diesem, auch in die sen Spalten wiederholt erörterten, für die musikalische Welt so überaus wichtigen Thema zu sagen ist. Ich möchte ganz besonders die Herren Buchhändler an Plätzen, in denen es keine reine Musikalienhandlung gibt, wo es aber gewiß nicht an Mufikliebhabern fehlt, die für diese Bestre bungen Interesse haben und für solche Empfehlungen dankbar wären, auf einige grundlegende Bücher dieser Art Hinweisen; darf man doch hoffen, daß jedes so ausgeworfene Saatkorn Früchte zeitigen wird. Außer der erwähnten Broschüre: Musi kalische Kulturfragen von Felden, erschienen in der Deutschen Gesellschaft für künstlerische Volkserziehung, Berlin IV. 9, Schel- lingstr. 6, kommen hier besonders in Betracht: Hermann Kretzsch- mar, Musikalische Zeitfragen (C. F. Peters, Leipzig) und Musi kalische Jugendkultur (Adolf Saal, Hamburg). Das letzt genannte, jüngst erschienene Buch ist von solcher Bedeutung, daß ich es in einem späteren Artikel eingehender besprechen werde. Leipzig, 10. Juni 1918. Paul Ollendorsf.
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