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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.02.1919
- Strukturtyp
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- 1919-02-12
- Erscheinungsdatum
- 12.02.1919
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- Deutsch
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33, 12. Februar 1919. Redaktioneller Teil. B°rs-»bl»u I. d. Ltlchiu sammen etwa 4000 Exemplare. Das ist ein einziges schöngeisti ges Buch. Man sieht die große Resonanz des französischen Kul tureinflusses, der nichts Ähnliches für deutsche Bücher an die Seite gestellt werden kann. Nun entsteht die Frage: Haben wir Aussicht, ein Publikum in Amerika für deutsche Bücher zu finden, für jene Literatur, die deutsches Fühlen und Denken in der der Allgemeinheit zu- gänzlichen Form wiedergibt? Ich behaupte: Ja! Man inter essiert sich für Deutschland, für deutsche Zustände, aber man kennt den Vermittler, das deutsche Buch, nicht. Das bringt mich zu der Ansicht, daß für die Ausbreitung des deutschen Buches die gegenwärtige Organisation des Buchhandels in Nord amerika — wahrscheinlich wird es in Südamerika ähnlich sein — nicht genügt, daß sie anders eingerichtet werden muß, als bisher. Es gibt drei Wege, auf denen bisher der Amerikaner sich deutsche Bücher beschaffen konnte. Entweder er bestellte beim Kleinhändler am Orte. Es gibt in den verschiedensten Städten welche, aber ihre Bedeutung ist mit der Zeit zurückgegangen, Es ist traurig zu sagen, aber es kann Wohl niemand bestreiten, daß sie die Fühlung mit der Heimat verloren. Sie kennen schon die jetzige Organisation des deutschen Buchhandels und seine Handelsgebräuche nicht und haben daher die größten Schwierig keiten, mit ihm auszukommen. Sie klagen über die Brutalität der deutschen Verleger und dergleichen. Sie verstehen eben das Instrument nicht, das sie spielen sollen. Diese Buchhändler kön nen auch für die moderne deutsche Literatur nicht führend wir ken, denn sie kennen sie nicht. Ihr Gesichtskreis erstreckt sich nicht über die Zeit hinaus, als die Gartenlaube als führende deutsche Wochenschrift in 30 000 Exemplaren nach New Jork kam. Die moderne Literatur ist ihnen nicht geläufig. Die Gelehrten, die in Deutschland studiert haben, beziehen ihre Bücher daher häufig direkt von dem Berliner oder Leipziger Sortimenter ihrer Uni versitätszeit. Als Zwischenglied kommen noch die Import-Buch handlungen in New Aork in Frage, die häufig auch die kleinen Buchhandlungen im Lande versorgen. Ich besuchte in Mil waukee, der größten deutschen Stadt, die deutsche Buchhand lung: sie war im 7. oder 8. Stockwerk eines Wolkenkratzers. Drei kleine Zimmer waren die Repräsentation des deutschen Buch handels in einer einstmals deutschen Stadt! Daher komme ich zu der Forderung, das; man das deutsche Buch auf Reisen schicken muß. So wenig wir mit dem Übermaß der Organisationen heute zufrieden sein mögen, es wird nichts anderes übrig bleiben, als eine neue genossenschaftliche Organisation zu schaffen, die in Amerika ein Bücherlager unterhält, uns vom cntdeutschten Jm- portbuchhandel frcimacht und Bücherausstellnngen und sonstige Werbetätigkeit veranstaltet. Auf diese Weise werden viele Aus länder das deutsche Buch erst sehen und dann kaufen. Über die Rabattfrage möchte auch ich nichts weiter sagen. Ich kann nur kurz darauf Hinweisen: Ich habe in Toronto eine Buchhandlung besucht und eine Bibliothek. Die beiden bekamen mit demselben Rabatt geliefert von ein und derselben Firma. Da ist natürlich eine Propagandatätigkeit des Buchhändlers, wie wir sie für seine Aufgabe ansehen, nicht möglich.— Die Ein- Haltung des Ladenpreises durch Vcrpflichtungsschein z» er zwingen, ist allerdings in Amerika ausgeschlossen, denn da gel ten die amerikanischen Gesetze, nach denen strafrechtlich wegen rastrietivn ok traäo verfolgt wird, wer einen andern zwingen will, den von ihm festgesetzten Preis innezuhalten. Etwas an deres wäre die Möglichkeit, wenn von der vorhin skizzierten Organisation aus der Weg gewiesen würde, den Rabatt nach den verschiedenen Vertriebskosten abzustufen, sodaß die Ver kaufspreise ans Publikum von selbst allenthalben etwa den gleichen Stand einnehmen würden. Ich freue mich, wenigstens einmal ein Beispiel dafür gefunden zu haben: in Boston fand ich eine deutsche Buchhandlung, die von einem großen Leipziger Verleger, der Stcchert keinen Extra-Rabatt gab, einen Extra- Rabatt von 10 oder 15"/» erhielt, weil sie tatsächlich etwas für das deutsche Buch in Boston tat. Eine zweite Frage, die ich wenigstens noch zur Sprache bringen will, weil ich sie für sehr wichtig halte, wäre die Grün dung oder Förderung einer Zeitschrift in deutscher Sprache, Es sind vom Deutschamerikanertum im Laufe der Jahrzehnte die verschiedensten Versuche gemacht worden; sie wandten sich in erster Linie an deutschamerikanische Kreise, entsprachen deren Bildungsstand und sind meist rasch wieder zugrunde gegangen. Den letzten Versuch, bei dem schon etwas Wert auf ein besseres Äußeres und Inneres gelegt wurde, stellt die »Glocke« in Chicago dar. Sie ist im Jahre 1907 bei dem großen Krach mit aufgeflogen wegen eines Defizits von 2000 Dollar, also wegen einer lächerlich geringen Summe. Daß damals sich niemand fand unter den Deutschamerikanern, noch unter den berufenen Vertretern des Deutschtums — ich denke dabei vor allem an die Vertretung des Deutschen Reiches —, ist sehr betrüblich. Denn schließlich kann sich eine vornehm gehaltene, geistig anspruchs vollere Leser ansprechende Zeitschrift nicht alsbald selbst er halten. Eine solche Zeitschrift müßte sich in erster Linie an das amerikanische Publikum wenden. Das Deutschtum in Amerika ist ja wohl auf dem absteigenden Aste. Aber das gute amerika nische Publikum zu gewinnen, bei dem jetzt der französische Kul- tureinflutz herrscht, wäre eine Aufgabe, die wohl der Mühe wert wäre. Ein weitere wichtige Aufgabe für das Wirken für das deut sche Buch, die auch schon erwähnt wurde, wäre die Schaffung eines Bureaus für Übersetzungen, Die Art, wie bisher die deut schen Verleger in Amerika vorgingen, ist mir von amerikanischen Verlegern und anderen Sachverständigen als wenig zweckmäßig bezeichnet worden. Man schickte das deutsche Buch an den ame rikanischen Verleger, der es zunächst von einem Sprachkundigen prüfen lassen mußte. Das ist aber nicht immer der sachkundige Mann. Es würde ein Roman oder dergleichen eine ganz an dere Möglichkeit der Annahme finden, wenn er schon übersetzt vorgelegt würde. Die Übersetzung müßte natürlich im Lande erfolgen. Wenn das Bureau geeignete Werke übersetzen ließe und dann den Verlegern drüben anbötc, so würde eine ganz andere Bezahlung des Übersetzungsrechtes möglich sein. Herr Braun: Meine Anfrage ist im wesentlichen durch das erledigt, was Herr vr. Meiner ausgcführt hat. Ich konnte nicht verstehen, daß der Name der amerikanischen Firma verschwie gen werden sollte. Es kann sich doch um mehrere Firmen han deln, die in Frage kommen! Es würde vielen Verlegern ange nehm sein, wenn die betreffende Firma wirklich bekannt würde. Viele Verleger werden daraus die Folgen im Verkehr mit der betreffenden Firma ziehen. Herr Prager: Was Herr vr. Meiner angeregt hat, ist sehr dankenswert. Die Frage des deutschen Buches in Amerika ist sehr heikel. Das wissenschaftliche Buch kann in Amerika nicht entbehrt werden, es scheidet deshalb aus. Was aber die Lite ratur im weiteren Sinne betrifft, so liegt der Schwerpunkt darin, was Herr vr. Meiner am Schlüsse seiner Ausführungen ge streift hat, daß nämlich die Deutsch-Amerikaner keine Deutschen mehr sind. Wenn der Deutsche drüben ist, spricht er nach ein paar Jahren auch selbst kaum noch deutsch, und seine Kinder lernen hauptsächlich Englisch. Darin liegt der Rückgang des deut schen Buchhandels in Amerika. Wie das zu bessern ist, ist eine Frage, die wir heute schwerlich lösen können, man müßte suchen, die Ursache zu beseitigen. Aber, daß wir uns bloß an die Amerikaner wenden sollen, wie Herr vr. Felix Meiner gesagt hat, scheint mir ein ziemlich aussichtsloses Beginnen. Ich möchte eins hinzufügcn zur Rabattfrage. Ich habe cs vorhin vergessen. Ich möchte sagen, daß nicht die Buchhändler im Auslande den Vorteil haben werden, wenn die deutschen Exporteure ausgeschaltet werden, sondern die Buchhändler im jetzigen neutralen Ausland. Die Holländer machen außerordent lich große Anstrengungen, die Bibliotheken im feindlichen Aus- land zu bekommen, an die Deutschland jetzt nicht liefern kann. Aus den skandinavischen Ländern haben wir ähnliche Erfahrun- gen. Wenn der deutsche Buchhändler nicht mehr imstande ist, zu konkurrieren, auch nicht mehr mit den Preisen, so ist die Ge fahr vorhanden, daß die Ausfuhr in holländische oder skandi navische Hände fällt. Wie wollen Sie dem Buchhändler im Haag Nachweisen, daß er Rabatt gegeben hat? Das wird ganz unmöglich sein. Ich möchte feststellen, daß von den Herren, die- 107
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