139, 18. Juni 1918. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. d. Ttschn. Buchhandel. 3117 Erich Rciß Verlag Berlin W. 62 T> Demnächst erscheint: Ser Hlllzivelj Ein Berliner Roman von L. Audnal Preis geh. M. 6.—, bar M. 4.20 „ geb. M. 7.50, bar M. 5.40 Partie 9 8 Ein Buch, das schon feines Stoffes wegen allgemeinen Interesses sicher ist. Der Holzweg c<V>itunter quellen Bücher aus der Praxis des Lebens hervor! weniger aus einem dichte rischen Bedürfnis heraus, als aus dem unbe stimmten Gefühl, die bedrängenden Mächte des Tages in Gestalten zu fesseln, in überschaubare Formen, in wohlanalpfierte Figuren. So verhält cs sich bei dem Roman „Der Holzweg" von Audnal. Zunächst könnte man meinen: Protest gegen die Berliner Emporkömmlingwirtschaft, Aufschrei eines jüdischen Rousseau, der von Seeluft und Ackergeruch Reinigung und Neugeburt erwartet. Aber bald spürt man, daß aus diesem bunten Gespinst von Gold, Mcdisance, Luxus und Ver derbnis ein starkes Anklagebuch erwächst, das sich weniger gegen Menschen als gegen Mächte wen det, denen entwicklungsträger Starrsinn über persönliche Weihe gegeben hat. Mittelalterlicher Feudalismus ächtet eine ganze Glaubensgemein schaft, und ihre Mitglieder sind nicht stark genüg, den Schwerpunkt des Kampfes in die Person- lichkeit zu legen, sondern schließen durch Anpas sung, Demütigung, Scheinvornahmen halbwahre Kompromisse. Der lärmend-bunte Apparat des Kurfürstendamms setzt sich in Bewegung: ein intellektuelles Schlachtfeld in strahlend bengalischer Beleuchtung, voll zerknitterter Seelen und leerer Köpfe, übersät mit fragwürdig-lebendigen Leichen und zerschundenen Intelligenzen. Und wie ein grauer Schatten umfängt alles eine gespenstische Riesenviston aus Erz und Stein, mit elektrischem Blut und stählernen Fangarmen — Berlin. Und unter den geistreichen, nervösen, überlegenen Gesprächen fiebert das gehetzte Blut eines Ge quälten, bricht plötzlich der Schrei der kämpfen den Juden hervor, der heute noch im Tosen des Weltkrieges zerbricht, der vielleicht aber bald diesen Roman zum Buch der Stunde machen wird! Erich Rciß Verlag Berlin W. 62