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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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einer Zeit realisiert werden sollen, in der unser Wirtschaftsleben weniger als je Experimente verträgt. Während der Ruf IlannilmI ante ixii'tas die Römer alter Parteien veranlaßte, ihre Streitig' leiten zurückznstcllen und sich zu gemeinsamer Abwehr zusam- mcnznschließcn, bilden sich in Deutschland jeden Tag neue Grup pen und Vereinigungen, die den Wirrwarr und die Uneinig keit meist nur vergrößern helfen. Der Verschiedenheit der Auf gaben und Ziele der französischen Revolution gegenüber der heutigen Umwälzung entspricht auch die Verschiedenheit der damals und heute in den Dienst der Bewegung gestellten Mittel. Das Individuum und sein Recht, lautete das Programm der französischen Revolution im Gegensatz zur gegenwärtigen Zeit, in der alles mit und durch die Masse erreicht werden soll. Sprach doch die französische Nationalversammlung 1791 klar und deutlich den Korporationen ihr Todesurteil: »EL gibt keine Korporationen mehr im Staate; es gibt nur das Sondcrinter- esse jedes einzelnen und das Allgcmeininteresse«. Wie diese Stellungnahme den Verfall und die Auslösung aller wirtschaft lichen Vereinigungen bedcnteic. so hat umgekehrt heute die Er weckung des Massenbcwußiseins zu einer Wiederbelebung und Blüte unserer wirtschaftlichen Organisationen geführt, wie sie noch vor dem Kriege undenkbar war. Inwieweit dieser selbst die Bildung neuer Zwcckorganisationen Kriegsgesellschaslcn usw. — begünstigt und den alten Vereinigungen neues Leben eingehaucht hat, kann hier unerörtert bleiben, genug, das; sich die allen wie die neuen Gewalthaber ihrer bedienten und bedienen, weil nur auf dies" Weise bestimmte Interessenten kreise zu erreichen sind und nur mit ihrer Hilfe auf eine sach gemäße und verständige Durchführung ihrer Politik gerechnet werden kann. Unter diesen Umständen ist es verständlich, daß die neue Regierung die Regelung der Arbeits- und Lohnver- hälinisse auf die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisaiionen abschob, als immer deutlicher zutage trat, daß zunächst einmal die Revolution sich in einer Lohnbewegung Luft zu machen suchte. Diese Abwälzung geschah denn auch durch reichsgcsctz- lichc Verordnung vom 12. November 1918, in der u. a. all gemein die achtstündige Arbeitszeit ungeordnet und den zu ständigen Berufsorganisationen (»Gewerkschaften und Angestell- lenvcrbände«) mehr oder minder denllich zu verstehen gegeben wurde, daß sie sich über Arbeitszeit, Höhe der Löhne und Ge hälter, Anstellung, Entlassung nsw. mit ihren Arbeitgebern zu verständigen hätten. Nicht gerade eine Vereinfachung dieser rcichs- gesetzlichcn Verordnung bedeutet es, nebenbei bemerkt, daß zu dieser allgemeinen Regelung noch landesgesetzliche Bestim mungen und Verordnungen einzelner lokaler Arbeiter- und Soldatenräte, weit über den Rahmen von Ausführungsbcslim- mungen hinausgehend, getreten sind, sodaß es nicht immer leicht ist, zu erkennen, ob das, was die letzteren bestimmen, gilt, oder ob Landes- oder Rcichsrccht als Richtschnur anzusehen ist. Unter Führung des Börsenvereins hat der Buchhandel schon vor dieser Entwicklung deutlich seinen Willen dahin ausge sprochen, daß er es als Ehrenpflicht erachte, den aus dem Felde zurückkehrenden Angestellten ihre alten Plätze, soweit es irgend möglich ist, wieder einzuräumen und sich ihrer nach Kräften anzunehmen. Diese Stellungnahme bedeutet insofern für manche Firmen ein großes Opfer, als mit dem Zurückfluten der Trup pen aus dem Felde die frühere Arbeiternot sich in eine Arbeitsnot verwandelt hat und doch auch die Rücksicht auf die während der Kriegszeit eingetretenen Hilfskräfte nicht außer acht gelassen werden darf.' Besonders der Leipziger Platz er fordert weitgehende Maßnahmen, um den so wesentlich ver änderten Verhältnissen einigermaßen'gerecht zu werden, da hier nicht nur eine Reihe großer Firmen ihren Sitz hat, die von dieser Umbildung am schwersten betroffen werden, sondern Leip zig als Mittelpunkt des Buchhandels auch die Durchgangs station, wenn nicht das Ziel zahlreicher buchhändlerischer Ange stellten bildet, die hier am ehesten eine Arbeitsstätte oder doch Gelegenheit, sich nach einer solchen umzusehen, zu finden glauben. In enger Gemeinschaft mit dem Vorstande des Börscn- vereins hat der Verein Leipziger Buchhändler, beide sich auf den Boden der gegebenen politischen Verhältnisse stel lend, Fühlung mit den verschiedenen buchhändlerischen Ange- stellten-Organisationen genommen — es sind deren nicht weniger als zehn — und sich mit ihnen zu einer Arbeitsgemeinschaft des Leipziger Buchhandels zusammengeschlossen, um der Schwie rigkeiten auf dem Arbeitsmarkt in gemeinsamer Arbeit Herr zu werden. Als ein Kind dieses aus der Not der Zeit ent standenen Zusammenschlusses trat dann, auf paritätischer Grund lage errichtet, die Hilfs- und Auskunftsstelle für Angestellte des Buchhandels ins Leben, um die in den Beruf Zurückkehrenden und die während des Krieges in den Beruf Eingetretencn, sowie die Arbeitgeber in Fragen wirtschaftlicher, geschäftlicher und persönlicher Art zu beraten und in Fällen der Not auch materiell zu unterstützen. Eine weitere Folge dieser Arbeitsge meinschaft des Leipziger Buchhandels, über deren Aufgaben der Aufruf »An die Arbeitgeber!« im Bbl. 1918, Nr. 283 unter richtet, war die Umwandlung des Stellennachweises des Börsen berichts in einen solchen auf paritätischer Grundlage, wobei sich indes Wohl alle Parteien darüber klar waren, daß dieser Stellen nachweis erst dann zu größerer Bedeutung gelangen könne, wenn Arbeit und Arbeitsgelegenheit geschaffen würden. In folgedessen mußte die Ausgabe der buchhändlerischen Arbeit gebervereinigungen immer wieder darauf gerichtet werden, die Berufsgenossen zu veranlassen, ihre Betriebe aufrecht zu erhalten, wenn erforderlich Nolstandsarbeiten vorzunehmen und vor allem erteilte Aufträge nicht zurückzuziehen, sondern nach Möglichkeit neue Bestellungen an Papierfabriken, Buchdrucke, reien und Buchbindereien aufzugeben, ungeachtet aller Schwie rigkeiten, wie sie sich aus der Malerialnot, dem Mangel an Heizungs- und Belcnchtungssloffen sowie den verworrenen Bei kehrsverhältnissen ergeben. Wesentlich verschärft wurden die schon ursprünglich nicht geringen Schwierigkeiten durch die elementaren politischen Er eignisse, die ihre Wellen auch auf das Wirtschaftsleben warfen und dort alles wcgspttlten, was zur Einrichtung unserer Frie denswirtschaft geplant und in die Wege geleitet worden war. Sind doch aus den ursprünglich für die Demobilisierung in Aussicht genommenen 11- Jahren jetzt ebensoviele Monate ge worden und die Hoffnungen auf einen lebhafteren Geschäfts gang, wie ihn ein siegreicher Krieg herbeigcführt hätte, nicht in Erfüllung gegangen. Gleichwohl hat unmittelbar nach der Revolution, zum Teil begünstigt durch die Maßnahmen der Regierung, eine Lohnbewegung eingesetzt, die jede Berech nung über den Haufen wirft und um so schwerer von den Arbeit gebern empfunden wird, als die Löhne schon während des Krie ges erheblich gestiegen sind, da die beste Manneskraft im Felde stand und die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot bei weitem überstieg. Für den Buchhandel, besonders die Kommis- sionsbctricbe, ist diese Entwicklung deswegen so gefahrdrohend, weil er nicht oder doch nicht in zureichendem Maße in der Lage ist, die durch diese Mehrfordernngen erhöhten Spesen abzu wälzen. Während Barsortiment und Kommissionsgeschäft, wie überhaupt alle buchhändlerischen Zwischcnbetriebe, mit der Mög lichkeit ihrer Umgehung, ja ihrer vollkommenen Ausschaltung zu rechnen haben, sobald ihre Bcrechnnngssäye höher sind, als der direkte Bezug vom Verleger kostet, verbietet sich für den Verlagsbuchhandel eine wesentlich höhere Preisfestsetzung durch den Charakter des Buches als einer von den meisten als Luxus angesehenen Ware, ganz zu schweigen davon, daß es nicht nur mit vielen einheimischen Artikeln, sondern auch mit dem aus ländischen Buche im Wettbewerb steht. Zu der Schwierigkeit, der Besonderheit der verschiedenen Betriebe und Betriebsgruppcn im Buchhandel durch eine ein heitlichc Lösung Rechnung zu tragen, die den Ruin zahlreiÄ>e> Existenzen bedeuten würde, treten aber noch die sich ans der Struk tnr der einzelnen buchhändlerischen Vereine ergebenden Ht!m mnnge». Tenn da es bisher nicht als deren Obliegenheit an gesehen worden ist, von Vereins wegen ans Einfluß auf die Preisfestsetzung oder die Arbeits- und Lohnvcrhällnissc der ein zelnen Betriebe zu nehmen, so fehlt es auch an jeder Voraus setzung, sich in anderzr Weise als beratend und empfehlend auf diesen Gebieten zu betätigen. Weder die buchhändlerischen Ar- beitgebcrorganisationen der Börsenvercin nicht ausgeschlos-
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