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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1919-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1919
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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X; 14, 18. Januar 1919. Redaktioneller Teil. m-l-nn-u 1 d. Doch». «uch,»»d,r samtbuchhandels hat er angehört, so dem Vereinsausschuß, dem Ausschuß zur Schaffung einer Restbuchhandelsordnung, den Ausschüssen, die der Schaffung einer Verkehrs- und Verkaufs» ordnung dienten, und noch in der allerletzten Zeit dem Aus schüsse zur Beratung über die Teuerungszuschläge. Die ge waltige Arbeitsleistung des Heimgegangenen im Börsenberein ist in der Geschichte des deutschen Buchhandels für alle Zeit festgelegt, und wenn die deutschen Buchhändler im Frühling wieder nach Leipzig fahren werden, um über die Geschicke des Buchhandels zu raten und zu taten, sich zu bekämpfen und wieder zu vereinigen, wird der kluge kleine Mann, der immer sach liche und vornehme Kämpfer, der Robert Prager stets ge wesen ist, vor allen anderen vermißt werden. Die höchste Ehrung in seinem Berufsleben ist Prager 1909 zuteil geworden, als ihm angetragen wurde, den Vorsitz der Vereinigten deutschen Kreis- und Ortsvereine, die in einem Verbände zusammengeschlossen sind, zu übernehmen. Im Verein mit gleichgesinnten Kollegen hat er bis zu seinem Todestage, also annähernd 10 Jahre, dieses ehrenvolle, aber auch mllhen- und verantwortungsreiche Amt verwaltet. Wie er es verwaltet, welche Stellung er dem Verbände der Kreis- und Ortsvereine zu geben gewußt hat, gehört nun ebenfalls der Geschichte an, und die Geschichte des Verbandes wird seinen Namen mit gol denen Lettern führen, solange es einen deutschen Buchhandel und einen deutschen Buchhändler gibt. Sein letztes großes Werk ist seine Mitarbeit an der Grün dung der Deutschen Buchhändlergilde gewesen, der aus der Not des Krieges heraus geborenen Organisation des Sorti ments. Jugendfrisch und mit Begeisterung hat er auch diesem Tun sich unterzogen, und wenn heute der deutsche Sortiments buchhandel über eine starke und machtvolle Organisation ver fügt, die den weit älteren Organisationen des Verlags und des Gesamtbuchhandels ebenbürtig ist, so ist das nicht zum kleinsten Teile der Zähigkeit, der Tatkraft und den Führer- eigenschasten Pragers zu danken. Wenn ich so in der Lage gewesen bin, freilich nur skizzen haft und, wie ich fühle, höchst unvollkommen, anzudeuten, was Prager als Führer, Vater und getreuer Eckart des Buchhandels gewesen ist, so erscheint es mir kaum möglich, zum Ausdruck zu bringen, was der Tote als Mensch war. Seine hervor stechendsten Eigenschaften waren eine unendliche Herzensgüte und Hilfsbereitschaft, die ihn zwangen, jedem, der ihn um Rat und Tat anging, zur Seite zu stehen, und ein sonniger Humor, der alle in seinen Bann zog. Es ist das Geheimnis seiner Er folge, daß ihm, dem Gütigen, Hilfreichen, Humorvollen, nie mand widerstehen konnte. Er brachte cs fertig, durch ein freund liches Wort die Widerstrebenden an sich zu ziehen, durch einen Witz Streitende zu einigen, er fand immer einen Vermittlungs- Vorschlag, immer einen Ausweg, auch aus den verfahrensten Situationen und den verschlungensten Wegen. Niemand konnte ihm gram sein, den Unterlegenen wußte er mit Freundschafts worten über seine Niederlage leicht hinwegzubringen, den Sieger verstand er durch ernste Mahnung zur Mäßigung zu veranlassen. Luavitsr in mocko, kortiter in re! war sein Wahlspruch, und ihm hat er nachgelebt, bis der Tod dem unermüdlichen Arbeiter das Handwerkszeug aus den müde gewordenen Händen nahm. Soll ich von des verstorbenen Freundes außerhalb des Buchhandels gelegener Tätigkeit für das Allgemeinwohl sprechen? In Armen- und Schulkommissionen, als vereidigter Sachverständiger der Handelskammer usw. hat er eine reiche Tä tigkeit entfallet, alles still und unauffällig. Soll ich seine reiche, fruchtbare literarische Tätigkeit schildern? Sie ist uns allen bekannt. Kaum eine den Buchhandel angehende Frage von Wichtigkeit hat es gegeben, über die er sich nicht in den buchhändlerischen Fachblättern geäußert hätte, immer klug und fein, immer mit unfehlbarer Geistesschärfe und treffsicherer Dialektik. Aber auch volkswirtschaftliche und Rechtsfragen hat er, seiner Begabung entsprechend, in den Kreis seiner Unter suchungen gezogen und hat in mancher wichtigen Frage Gut achten abgegeben, die sich gegenüber den Gutachten aller beam teten und Gclegenheitsgutachter als richtig und untrüglich durchgesetzt haben. Wie das bei einem Menschen, der so wie er dem öffent lichen Leben gehört hat, natürlich ist, tritt bei den Betrach tungen, die man an seiner Bahre anstellt, das, was er seinem eigenen Geschäftsbetriebe und seiner Familie gewesen ist, weit in den Hintergrund gegenüber dem, was die Allgemeinheit ihm dankt. Und doch war Prager auch ein ausgezeichneter Ge schäftsmann, ein kluger Berater seiner Kundschaft, der sein großes Wissen und sein umfassendes Gedächtnis unentbehrlich war. Seiner Familie ist er ein treusorgender Gatte und Vater gewesen, und mit rührenden Worten hat er mir gegenüber häufig des Lebensweges seiner Kinder gedacht, ihrer Pläne und Aus sichten. Insbesondere hat er in letzter Zeit manche schwere Stunde um den Sohn gelitten, der, lange Zeit an der Kampf front vermißt, endlich in französischer Gefangenschaft auftauchte, in der er sich noch heute befindet und die ihn hindert, hier an dieser Stelle zu stehen. Seine Kinder, die er in Liebe zu seinem Berufe erzogen hat, werden, so hoffen wir, in der Lage sein, das Werk des Vaters im Sinne des Verblichenen fortzu führen. " Geschäft und Familie haben den teuren Toten häufig ent behren müssen, denn sein Streben kannte nicht die engen Gren zen der Familienzugehörigkeit und des Broterwerbs. Die heilige Liebe zu seinem Stande duldete nicht die Fesseln, die dem Durchschnittsmenschen, der er nicht war, vielleicht gefällige sein mögen. Wenn wir Robert Pragers Leben überblicken, so können wir, wie er es mir gegenüber häufig getan hat, sagen, daß ihm außer dem Lernen nichts leicht geworden ist. Alles hat er sich mühsam erkämpfen müssen, Glück und Liebe, Geld und Gut, Ehre und Ansehen. Oftmals hat er Zerstörtes wieder aufbauen müssen und hat doch niemals die fröhliche Zuversicht auf den endlichen Erfolg verloren. Manches mag er sich in seinem langen und arbeitsamen Leben erworben haben, An sehen und irdisches Gut, an dem seine Familie Halt und Freude finden kann, sein reichster Erwerb, sein herrlichster und unzer störbarster Besitz aber ist die Liebe und Verehrung, die er in den Herzen seiner Fachgenossen gefunden hat. Ich erinnere mich eines Dichterwortes, in dem der Dichter etwa folgendes ausführt: Es werden einmal viele Menschen an seiner Bahre stehen, von denen die einen ihn laut loben werden, vielleicht ohne ihn gekannt zu haben, die andern ihn scharf tadeln, vielleicht ohne ihn verstanden zu haben; etliche werden seinem Tun laues Lob zollen und anders mit hämischer Stichelrede ihn schmähen; alle diese werden nicht imstande sein, die Ruhe seines ewigen Schlafes zu stören; nur einen möchte er nicht an seinem Grabe wissen, einen, der mit Recht zu sagen vermöchte, er habe umsonst gelebt. Robert Prager, lieber toter Freund, an deiner Bahre wird niemand stehen, der da sagen dürfte, daß du umsonst gelebt, denn es ist ein reiches und ge segnetes Leben gewesen, das du geführt hast, und stolzer Trost muß es den Deinen sein, daß die Spur von deinen Erdentagen, zum mindesten in der Geschichte deines Berufes und in den Herzen deiner Freunde, nicht verwischt werden wird. Und nun, Loge, Feuergott, lausche hieher! Nimm in deine heißen Arme das, was sterblich gewesen ist an Robert Prager, dem treuen Manne! Was aus deiner feurigen Umarmung übrigbleiben wird, wird sein ein Häuflein weißer Asche, das wir unter Blumen beisetzen werden in heiliger Erde, zu der wir alle ja einmal zurück müssen, übrigbleiben aber wird vor allem der Name und das Werk Robert Pragers als eines der Ge lreuesten und Besten, die der deutsche Buchhandel besessen und besitzen wird. Fahre wohl denn, lieber Freund, und möge die letzte Fahrt, die in die Ewigkeit, dir leicht sein! Wir alle aber wollen, alt und jung, Mann und Weib, zurück in das Leben, das wir weiterzulebcn haben für uns und andere, zurück an die Arbeit, die wir im Sinne Robert Pragers weiterzuleisten haben bis zum letzten Atemzuge, zurück in den Kampf, den uns eine harte und grausame Zeit gebieterisch auszwingt. 47
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