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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1918
- Strukturtyp
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- 1918-05-03
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1918
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- Deutsch
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X- 102, 3. Mai 1918. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. stochenen und gedruckten musikalischen Werke einen zweiten Druck, eine zweite Auslage erleben! Diese schwerwiegende Tat sache sollte der komponierenden Jugend nicht vorenthalten wer den; jeder Musikalienhändler sollte zum Aushängen in den Schlafzimmern der Kunstjüngcr gedruckte Wandspritche führen, die als Morgengrujj die Mahnung enthalten: »Herr, gedenke, datz nur 7°/» aller Werke...« oder »Vergib nicht, wie sich auch Dein Komponistenschicksal wend', neu gedruckt von allen Werken sind nur sieben Prozent!« Vielleicht, datz da durch manches Opus zum Besten des Komponisten und seiner Mitwelt ungeboren bliebe. Nun ist ein Lied, ein Klavierstück nicht lebensgefährlich, es ist schnell ge schrieben, leicht gestochen und gedruckt — man denke aber, welch ein Aufwand an Zeit, Arbeit, Kraft und Gellx ein musiktheatra- lisches Werk, eine Oper, vom ersten Gedanken bis zur Ablehnung im Theater erfordert. Trotz dieses Leidensweges wird all jährlich in Deutschland unter höchsten Hoffnungen eine große Anzahl neuer Opern komponiert. Wie ich im Januar vorigen Jahres berichten konnte und heute des weiteren zeigen werde, hat Hiera» auch der Krieg nichts geändert. So bewundernswert der hierzu gehörige mutige Schaffensdrang erscheint, so sehr muß es jeden Einsichtigen mit Bedauern erfüllen, daß dieser riesige Kräfte-Aufwand fast immer vergeblich ist. Es ist daher erklärlich, datz, je mehr man strebt, de» Schöpfungen der Leben den Gehör zu verschaffen, man sich desto mehr mit der Frage beschäftigt, wie dieser Krästevergeudung auf dem Gebiete der Oper, die den Berufenen den Weg versperrt, zu steuern ist. Aus den vielen Stimmen, die sich hierzu geäußert haben, nenne ich die folgenden: vr. Edgar Jstel: Die moderne Oper (Aus Natur und Geistcswelt, B. G. Teubner, Leipzig); vr. Otto Chmel, Äunstfragen der Gegenwart und Zukunft <Neue Zeitschrift für Musik, Jahrg. 1918, Nr. 3/4); vr. Karl Storck, Die Oper als Problem des Kunstlebens (Allgemeine Musikzeitung, Jahrgang 1917, Nr. 51/52). Die nachfolgenden Ausführungen fußen zum Teil auf diesen Arbeiten. Ich glaube, datz es berechtigt ist, auch an dieser Stelle sich eingehender mit dem Problem zu be schäftigen, da die Oper im deutschen Kunstleben eine bedeutende Rolle spielt und der Buchhandel als Kulturförderer füglich auch hierüber unterrichtet sein sollte. Ja noch mehr, nach meiner Meinung scheint der Buchhändler, der zugleich Musikalienhänd ler ist, berufen, insbesondere in Städten mittleren oder kleine ren Umfanges, hier fördernd und verbessernd mit einzugreifen. Die Opernfrage wandelt sich bei näherer Betrachtung un willkürlich in eine Opernklags; die Angeklagten sind Textdichter, Konrponist, Publikum, Presse, Theater und vielleicht auch der Verleger. Das Sündenregister des Textdichters ist am größten; der Rus nach einem brauchbaren, als Kunstwerk wertvollen Text buch ertönt fast in jedes Komponisten Lebenslauf — mit Aus nahme der Dichter-Komponisten — von Beethoven an bis zur Jetztzeit. Ich will diesen Hauptsllnder unberücksichtigt lassen und wende mich sogleich zu dem zweiten Angeklagten, dem Kom ponisten. Nach einer Opern-Statistik von Kurt Stiebitz wurden in Deutschland nach Wagners Tode in 30 Jahren von 1883 bis 1913 520 deutsche Opern von 304 Komponisten in 71 Städten erstmalig ausgeführt (Uraufführungen). Von diesen 520 Opern haben sich, wie wir weiterhin sehen werden, als wirklich dauernd erfolgreich 5 (!) erwiesen: d'Albert, Tiefland (später Tote Augen); Humperdinck, Hänsel und Gretel; Kienzl, Der Evangeli- mann; Neßler, Der Trompeter von Säkkingen; Strauß, Rosen kavalier (Salome). Die Komponisten. Wagners Wirken hat die deutsche Oper in völlig neue Bahnen gelenkt. Das Genie wußte sich mit eiserner Krasi Gehör zu verschaffen und zwang die folgenden Geschlechter in seinen Bann. Das Berauschende in Wagners Kunst verlockte die musikalischen Jünger, nicht nur auf den Mei ster zu schwören, sondern, seinen Geboten entgegen, da? vor Wagner Geschaffene in Acht und Bann zu tun. Man arbeitete nur in Musikdramen möglichst mit Erlösungsideen mit ewiger Melodie ohne geschlossene Nummern (Arien, Duette, Chöre). Man wollte nicht begreifen, daß das Publikum nach dem be rauschenden Wagner-Trank nicht nach einem matten Aufguß gleicher Art, sondern nach etwas völlig anderem, etwa einem! kräftigen deutschen Korn, ohne jede Eilösungsbeimischung, ver langte. Erstaunlich ist, daß die für den Nachwuchs Verantwort lichen Kreise: Lehrer und Konservatorien die Wagner-Gefahr nicht erkannten, daß man die Komposition-Studierenden nicht warnte, nicht bis zu einem reiferen Alter von Wagner fernhielt, und daß man sie die Geschichte der Oper nicht eingehend lehrte. Wie unsere politischen Fehler sich oftmals aus Mangel an histo rischer Kenntnis erklären, so das mannigfache Fehlgehen der Opernkomponisien aus Unkenntnis der ungeschriebenen Geschichte des Erfolges und der geschriebenen Geschichte der Oper. Gewiß konnte das Vermeiden dieser Fehler keine Genies zeitigen, aber unter den vielen, »die, der vata dlorgana des Musikdramas nachjagend, in den jähen Wagner-Abgrund stürz ten«, war gewiß manches freundliche Talent, dar uns eine hei tere Oper oder Volksoper zu dauernder Freude hätte bescheren können. Wenn wir im nachfolgenden die neuen deutschen Opern der letzten Jahrzehnte bis 1916 überblicken, die entweder einen Dauererfolg hatten, oder denen eine gewisse Bedeutung zuzu- erkcnnen ist, so werden wir sehen, daß unter diesen Opern Mu- sikdramen sich überhaupt nicht und den italienischen Vorbildern folgende veristische Opern sich kaum befinden. Mit Erstaunen werden wir bei Nennung der Titel uns jedoch manches Werkes erinnern, dem wir ein langes Leben prophezeit haben, auf das man große Hoffnungen gesetzt hatte und das jetzt doch vergessen scheint. Tabelle nach Jstel, Die moderne Oper: Neßler, Trompeter von Säkkingen (1884). d'Albert, Ghismonda (1895). — Gernot (1897). — Die Abreise (1898). — Der Improvisator (1900). — Tiefland (1903). — Flauto solo (1905). — Die verschenkte Frau (1912). — (Die toten Augen) (1917). Bittner, Der Musikant (1910). — Bergsce (1911). — Abenteurer (1913). Blech, Das war ich (1902). — Alpenlönig und Menschenfeind (1904). — Aschenbrödel (1905). — Versiegelt (1908). Bungert, Homerische Welt (1898). Busoni, Die Braulwahl (1913). Grüner, Don Juans letztes Abenteuer (1914). Heuberger, Barfllßele (1905). — (Der Operuball) (Operette). Humperdinck, Hänsel und Gretel (1893). — Die Köntgskinder (1898, 1910). — Dornröschen (1902). — Die Heirat Wider Willen (1905). Jstel, Der fahrende Schüler (1906). Kienzl, Der Evangelimann (1895). — Don Quixote (1898). — Der Kuhreigen (1911). Klose, Jlsebill (1903). Pfttzner, Der arme Heinrich (1895). — Die Rose vom Licbesgarten (1901). Reznicek, Donna Diana (1894). — Till Eulenspiegel (1902). Ritter, Wem die Krone (1890). — Der faule Hans (1895). Schillings, Jngvclde (1894). — Der Pfeifertag (1899). — Der Moloch (1906). — (Mona Lisa) (1915). Schreker, Der ferne Klang (1912). — Das Spielwerk und die Prinzessin (1913). Strauß, Feuersnot (1901). — Salome (1905). — Elektra (1909). 241
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