2070 BS-I-nblatt s, d. Dllchn. Buchh-nd-l. Künftig erscheinende Bücher. ^ 55, 7, März 1914. /uvErteer-atrr^ und Kun^k <A Ende März wird erscheinen Wilhelm Speyer Das fürstliche Haus Hcrfurth Roman Geheftet 5 Mark, in Leinen gebunden 6 Mark 50 Pf., in Halbfranz 8 Mark H^ilhelm Speyers Nomandichtung hat den Mord innerhalb einer depofsedierten Fürstcnfamilie zum Gegenstand; eine unge- heuerliche Tat wird geschildert, der aber die Kraft innewohnt, die Glieder dieses Hauses von altem Herkommen des Wohlanständigen und des Hochfürstlichen zu lösen und sie, als einzelne, vor ihr gesondertes Schicksal und vor ihre gesonderte Verantwortung zu führen. In einer Periode des Übergangs, die, mit anderen Gemeinschaften, auch die Gemeinschaft der Familie in Frage stellt, darf Speyers Problem zeitgemäß heißen. Aber sein Werk ist weit davon entfernt, im heute üblichen Sinne revolutionär zu sein, und eher hat es etwas von dem umwälzenden Geist jenes frühen Christentums, das den ganz sozial gebundenen Menschen der alten Welt zuerst mit sich und seinem Gewissen isolierte. Dieser Gehalt nun erscheint, man darf wohl sagen: ohne jeden Nest, künstlerisch gemeistert. Man empfindet schon nach der Lektüre der ersten Seiten, daß dem Verfasser die Fähigkeiten zum Epiker großen Stils gegeben sind. Seine Konstruktion hat Macht und Klarheit; seine Psychologie, auch wo sie kühne Wege geht, hält sich fern von den Gefahren der Abstraktion; und er ist der Würde seiner Welt sicher genug, um überlegen auch das Komische, ja das Groteske zu wagen. Bemerkenswert ist seine Technik: die Begebenheiten dieses 450 Seiten starken Romans sind, vom Einführungskapitel abgesehen, auf einen Zeitraum von zweimal vierundzwanzig Stunden zusammengedrängt. Die junge literarische Generation, trotz ihrer vielfältigen und inter essanten Begabungen, weist kaum noch erzählende Werke auf, die repräsentativ heißen könnten. Wilhelm Speyers Roman gibt sich durch den Ernst seiner Absichten und die Reife seiner Mittel gültigen Anspruch auf diesen Rang. Auf diese erste große Arbeit Wilhelm Speyers machen wir das verehrliche Sortiment ganz besonders aufmerksam. Das Buch ist nicht nur als Kunstwerk voll gelungen, es ist eines der interessantesten Romane der letzten Jahrzehnte, von dem wir einen ganz großen Erfolg erwarten. Hi Früher sind von Wilhelm Speyer erschienen Wie wir einst so glücklich waren Novelle. Geheftet I Mark 5O Pf., in Pappband 2 Mark 50 Pf. Gnade Schauspiel in vier Aufzügen. Geheftet 2 Mark, in Pappband 5 Mark Ernst stilvoll verbindet .... Speyers „Gnade" ist ein heiteres und dabei gefühlsstarkcs Stück; auch durch seine sprach lichen Qualitäten ragt es weit über das Mittelmaß hinaus. Der Herzog, die Kokotte und der Kellner Erzählungen. Geheftet 2 Mark 50 Pf., gebunden Z Mark 50 Pf. Hamburger Nachrichten: So herrscht in dem nicht sehr umfangreichen Buch auch stoffliche Mannigfaltigkeit. Aber nicht diese, auch nicht Speyers großes sprachliches und technisches Können sind das Wichtigste. Daß überall auch innerliche Belebung herrscht, daß seelische Bewegungen, heftige Erschütterungen sichtbar gemacht werden, - das verspricht für die Zukunft, daß in Speyer nicht nur ein äußerlich geschickter Erzähler, sondern ein erzählender Dichter von lebendig wirkender Kraft heranwächst. Bezugsbedingungen: i. R. mit 25/b, bar mit Partie Il/IO Albert Langen, München