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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19140223
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-02
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»4? 44, 23. Februar 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Geldgewinn, um Spekulation auf geschlechtliche Lüsternheit. Es ist merkwürdig, daß fast nur sogen, weibliche Akte vervielfältigt und in den Handel gebracht werden, während in den Galerien doch nackte oder halbnackte Männer auch genug zu sehen sind. Das gibt doch zu denken! Ich las, daß in den letzten Jahren etwa 1390 bis 1490 verschiedene Muster solcher Postkarten in mehreren hunderttausend Exemplaren rechtskräftig konfisziert wor- den sind. Sollten die Richter, die diese Verurteilungen ausgespro- chcn haben, vor allem die Richter in Berlin, weltfremde, an über- Prüdcrie leidende sogen. Banausen sein? Ich meine, sie finden den Kern der Sache besser, als die namenlosen und unverant wortlichen Zeitungsskribenten. Welcher Schaden durch diese Nackt- kultur angerichtet wird? Die Schamhaftigkeit wird in der Heranwachsenden Jugend ertötet! Die Schamhaftigkeit ist aber eines der wertvollsten sittlichen Güter, sowohl für den Einzelnen, wie für ein ganzes Volk. »Es kann ein Volk«, so ähnlich sagte einst Professor von Gruber in München (ein Mediziner), »ohne Kunst gesund und tüchtig sein, ohne Sittlichkeit nie.« Welches Interesse steht höher: eine in Schamhaftigkeit aufwachsende Ju gend oder das geschäftliche Interesse von einigen Dutzend Händ lern, Fabrikanten und Künstlern, die es nur auf Geldgewinn ab gesehen haben? Ich meine, die Antwort kann nicht zweifelhaft sein. Der Buchhandel sollte sich m. E. nicht beteiligen an dem Schreien über Bevormundung und Fesselung der Kunst, das an läßlich dieser Vorkommnisse eingesetzt hat. Das können wir den Witzblättern überlassen. Irre ich nicht, so war es jüngst der Kladderadatsch, der darüber witzelte, daß in Preußen die Sitt lichkeit oder Unzüchtigkeit mit dem Zentimeiermaß ausgemessen würde. Ich konnte in diesen Auslassungen keinen Witz entdecken, sondern fand sie fade und albern, und spreche das aus aus die Gefahr hin, dafür im Kladderadatsch durchgehechelt zu werden. Jedenfalls wird mit der Bezeichnung »Künstler-Postkarten« viel Unfug getrieben. Vor mir liegt eine Ankündigung, die fett gedruckt beginnt: »Wer einen guten Schneider sucht, wolle sich jetzt an mich wen den«. Ein Lehrer hat seinen Beruf an den Nagel gehängt und will jetzt »Qualitätsarbeit im Sinne der Dürer bundsbestrebungen liefern«. Man steht, vr. Ferdi nand Avenarius macht Schule. Dieser Lehrer-Schneider gibt wenigstens unumwunden zu, daß seine Preise hoch sind, aber da für läßt er auch nur »die besten deutschen und englischen Stoffe, das beste Roßhaar und Material verarbeiten und bürgt voll ständig für tadellosen Sitz und vornehmes Aussehen«. Die lang atmige Anpreisung schließt mit dem Vers: »Jedes Mißtrau» lasset schwinden beim Treten durch meine Tür.« Also, der Qualitätsschneider im Avenariusschen Sinn ist da, wo bleibt der Qualitätsschnster? Eine neue »Hamburgische Monatsschrift« hat soeben das Licht der Welt erblickt. Die wievielte mag es Wohl sein, seit der selige »Lotse« nach kaum einjähriger Lebensdauer das Zeitliche segnete? Ich meine, das Dutzend müßte schon überschritten sein, und keine hat sich einer normalen Lebenszeit erfreut. Ich habe keinen Grund, der neuen Monatsschrift etwa nichts Gutes zu wünschen, spreche vielmehr aus, daß das erste Heft ganz stattlich aussteht. Auch scheinen reiche Mittel dahinter zu stecken, denn sie beginnt mit einem Roman von dem gefeierten Walter Bloem, und ich glaube nicht, daß der es billig tut. Aber bedenklich macht mich, daß sie in Antiquaschrift gedruckt wird; die ist nachgerade für solche Unternehmungen und für deutsche Bücher antiquiert. Folgende Erfahrung habe ich jüngst gemacht: Zwischen Weihnacht und Neujahr kam der Di rektor einer staatlichen höheren Schule zu mir, um aus noch ver fügbaren Mitteln des alten Jahres einige geschichtliche Werke zu kaufen. Die Wahl fiel nur auf solche Bücher, die in deutscher Schrift gedruckt waren, andere wurden grundsätzlich abgelehnt, trotzdem sie inhaltlich geeignet gewesen wären, wie z. B. die neu erschienenen Bücher der namhaften Historiker Lenz und Mei necke. Solche Erfahrungen geben zu denken. Hat irgend ein Sortimenter schon die umgekehrte Erfahrung gemacht, daß Bü cher dieser Art zurückgewiesen wurden, weil sie in deutscher Schrift gedruckt waren? Deutsche Verleger, merkt aus die Zei chen der Zeit! Mit einer neuen Idee treten die Vorstände des Verbandes evangelischer Buchhändler und des Vereins von Verlegern christ- sicher Literatur auf den Plan, nämlich mit Ferienkursen. Ich würde es freudig begrüßen, wenn sich der Gedanke verwirk- lichen ließe. Es ist in Aussicht genommen, daß der Ferienkursus im September in Bethel bei Bielefeld an 5 Tagen abgehalten werden soll, und zwar so, daß an den Vormittagen die Vorträge, an den Nachmittagen gemeinsame Ausflüge stattfinden sollen. Die Teilnahme am Kursus ist für Angestellte gänzlich frei, auch wird diesen Wohnung und volle Verpflegung zum Preise von täglich -kt 2.— an in Bethel geboten. In Aussicht genommen sind folgende Themata: Die Praxis des Sortimenters — Wie ein Buch verlegt und vertrieben wird — Wie ein Buch entsteht (Papier, Druck, Einband) — Grenzen und Richtlinien für den Vertrieb allgemeiner Literatur durch den christlichen Buchhandel — Der Verkehr über Leipzig und das Leipziger Kommissions geschäft — Der Börsenverein, seine Organisation und seine Ge setze — Die Volksbücherei, ihre Einrichtung und ihre Bedeutung für den christlichen Buchhandel — Der christliche Kunsthandel — Bibelanstalten und Bibelverbreitung — Die Misstonsaufgabe des christlichen Buchhändlers. Als Vortragende sind lauter Buch händler aus der Praxis genannt. Auch ich habe meine grund sätzliche Zustimmung gern gegeben und hoffe, daß nichts Stören des dazwischentritt. Ich verspreche mir manche förderliche An regung namentlich für die Jugend und hoffe, daß die Anmel dungen zur Beteiligung reichlich genug eingehen werden, um die Ausführung der Idee zu sichern. Das seltene Fest der goldenen Hochzeit konnten wir am 8. d. M. mit einem verehrten Jubelpaare feiern. Der Senior im Hamburg-Altonaer Buchhandel, Herr Lucas Gräfe, war der Jubilar. Bei der verdienten hohen Wertschätzung, die er mit Recht allgemein genießt, hatten sich den Vorstands-Depu- tationen viele Kollegen noch besonders angeschlossen, um ihre Glückwünsche persönlich aussprechen zu können. Von dem Brauche, bei solchen Gelegenheiten Blumen darzubringen, waren wir glücklicherweise noch im letzten Augenblick abgewichen, weil erfahrungsgemäß die Blumen sich dann ohnehin so häufen, daß ihr Duft in den Wohnräumen betäubend wirkt. Aber statt der Blumen brachten wir die Blume, nämlich die wohlverkorkte eines edlen Weines nebst einem feinen Pokal dazu. Launige Verse rechtfertigten den Tausch der Blumen gegen die Blume; wohl gefällig wurde unsere Gabe angenommen. Gott möge dem gol denen Jubelpaare noch einen goldenen Lebensabend schenken! Hambur-g, 18. Februar 1914. Justus Pape. 25 Jahre Wiener Aumor. Jubiläumskatalog der Verlagsbuchhandlung Robert Mohr in Wien. 1889— 1914. KI. 8°. (72 S. m Porträts u. Abb.) In far- bigem Umschlag. Ein Verlagskatalog soll kein trockener Geschäftsbericht sein, na mentlich dann nicht, wenn er aus Anlaß eines Jubiläums erscheint, das einen Überblick über die getane Arbeit ermöglichen soll. Dann ist die rechte Gelegenheit gegeben, die Summe aus dem Zusammen wirken von Autoren und Verleger zu ziehen und den beiderseitigen persönlichen Wirkungen ans die Allgemeinheit nachzngchen. So spricht auch dieser Rechenschaftsbericht über die Verlagstätigkeit eines deutschen Buchhändlers innerhalb eines Vicrteljahrhunderts seine eigene Sprache. Aus dem Munde eines der Autoren (Fritz Stliber-Gunther) erfahren wir in der Einleitung des sehr geschmackvoll ausgestatteten Katalogs das Nähere über Robert Mohr als Verleger. Ein Rheinländer, wandcrte er schon als junger Mann aus der Heimat aus, um in der Kaiserstadt an der Donau als Buchhändler festen Fuß zu fassen. Drei Jahre, nach dem er sein Kommissionsgeschäst in Wien aus grundsolider Basis er öffnet hatte, ivurdc ein äußerer Anlaß bestimmend sür die Gründung und besondere Richtung seines Verlages. Gelegentlich einer Theater- und Musikausstcllnng im Prater lernte Robert Mohr die Vorführung der »Wiener Schattenbilder« kenne», mit denen der Zeichner Hans Schließmann stadtbekannte Persönlichkeiten, originelle Wiener Typen und Straßenszenen charakteristisch und humorvoll zur Darstellung brachte. Dort saßte er den Plan, die Bilder zu sammeln, und fand in L03
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