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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1908
- Sprache
- Deutsch
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8183 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 176, 31. Juli 1908. zukehren, und nahm in Frankfurt a. M. eine Stellung in der Buchhandlung von Schmerber an. In London hatte Oldenbourg durch Vermittelung der Frau Ottilie von Goethe im Hause der Schriftstellerin Sarah Austin, der Übersetzerin Rankes u. a., Zutritt gefunden, sowie in dem Montagu's, eines Herausgebers der Werke Lord Bacon's. Der politische Kampf, der um jene Zeit zwischen Torys und Whigs um die Reform der Armengesetzgebung ausgesuchten wurde, hatte ihn, der ursprünglich nur zur Ver tiefung seiner Sprachkenntnis die Parlamentsberichte ver folgt hatte, zugunsten der Torys, der Vertreter der alleinigen Berechtigung des »Historisch-Gewordenen«, dermaßen beein flußt, daß er, zugleich unter dem Eindruck seiner Jenaer Zeit, dem jungen Deutschland der dreißiger und vierziger Jahre vollständig ablehnend gegenüberstand. Sein Auf enthalt in England war aber besonders in geschäftlicher Hinsicht für ihn von Vorteil. Aus den in Jena gepflegten idealen Gebieten des geschäftlichen Lebens fühlte er sich in London in die entgegengesetzten Verhältnisse verpflanzt, wo nur der nüchterne Geschäftsgeist herrschte und nur der materielle Gewinn Zweck und Ziel der Tätigkeit war. Die inner liche Verarbeitung dieser Gegensätze sollte für die Zukunft des vierundzwanzigjährigen Buchhändlers von Bedeutung werden. über seinen Aufenthalt in Frankfurt a. M., wo er mit seinem Prinzipal, Schmerber, bald in ein näheres freund schaftliches Verhältnis trat, sagt eine Zwischenbemerkung in Oldenbourgs Erinnerungen, daß hier eine Lücke besteht. Von seiner Frankfurter Zeit habe er stets mit besonderer Freude gesprochen und sich offenbar vorgenommen, sie recht ein gehend zu behandeln, wozu er jedoch nicht mehr gekommen sei. Jedenfalls hat sein dortiger Aufenthalt nur wenig über anderthalb Jahre gedauert. Schon frühzeitig hatte sich bei Oldenbourg eine besondere Hinneigung für Süddeutschland herausgebildet. Diese war durch Lektüre des »Stuttgarter Morgenblatts« und dessen Original berichte, namentlich aus München, wo sich um jene Zeit unter dem kunstsinnigen Ludwig I. das Münchener Kunstleben zu hoher Blüte entfaltete, reichlich genährt worden. Da erhielt — im Juli 1836 — sein Prinzipal Schmerber von einem befreundeten früheren Gehilfen der Cottaschen Buchhandlung, Beck (in Firma Beck L Fränkel) in Stuttgart, eine Anfrage, ob er nicht für das Cottasche Zweiggeschäft in München einen jungen, tüchtigen Gehilfen wisse, der in die dortigen, nach dem Tode Johann Friedrich von Cottas 1832 unhaltbar gewordenen Verhältnisse Ordnung bringen könne. Auf Zureden des ihm offenbar sehr zugetanen Schmerber bewarb sich Oldenbourg um den Posten, der ihm zugleich die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches bedeutete, und erhielt umgehend die Einladung zu einer mündlichen Besprechung nach Stuttgart. Nach der in der Eilpost zurückgelegten Fahrt wurde Oldenbourg im Vorzimmer Cottas von einem Jäger mit goldenen Tressen empfangen und zu dessen Herrn geführt. Cotta wird von Oldenbourg als eine kräftige, breitschultrige, untersetzte Erscheinung geschildert, mit blassem, breitem Gesicht, dunklem Haar und wohlgepflegtem Schnurrbart. Er trug einen eleganten Hausanzug mit kurzem Sammetrock, an den Stiefeln silberne Sporen, die bei dem von lebhaften Bewegungen begleiteten Gespräch in nur leicht ans Schwäbische anklingender Sprache oft leise klirrten. Er beschrieb offen die Lage des Münchener Geschäfts, in dem die drei Geschäftsführer fortwährend miteinander in Hader lagen, und bot Oldenbourg zunächst den freiwerdenden Posten des Sortimenters an, um später die Leitung des ganzen Münchener Geschäfts zu erhalten. Oldenbourg bekannte, wenig Neigung zu haben, in diese Verhältnisse einzutreten, da er in Frankfurt in sehr angenehmen Verhältnissen lebe. Da aber ging Cotta noch mehr aus sich heraus und sagte, mehr und mehr ins Schwäbische fallend, daß ja auch der zweite Geschäftsführer seiner groben, alle verletzenden Manieren halber sich auf die Dauer nicht halten könne. Andern Tages wurde dann über den versuchsweisen Eintritt Oldenbourgs eine Einigung erzielt. Zunächst sollte er sobald als möglich nach Stuttgart kommen, um dort, bevor er nach München ging, den Geschäftsgang kennen zu lernen. Johann Friedrich von Cotta war bekanntlich, nachdem er — zuerst Theolog, dann Jurist — als Buchhändler die Größe seines Hauses begründet hatte, dem Buchhandel nach und nach entwachsen, hatte sich mehr andern, industriellen Unternehmungen zugewandt und war schließlich mehr Staats mann geworden, als welcher er namentlich bei der Gründung des Deutschen Zollvereins beteiligt war. Zur Leipziger Messe kam er selbst längst nicht mehr, sondern ließ sich dort durch einen früh gealterten, steifen Buchhalter und einen jungen Gehilfen vertreten. Und doch erschienen gerade um diese Zeit — wie im Widerspruch hierzu! — die billigen Ausgaben Schillers und Goethes in 18 bzw. 55 Bänden. Der Geschäftsbetrieb war mehr bureaukratisch als kauf männisch geregelt. Fakturen, Rechnungsauszüge und dergl. waren vom kleinsten Format, um an Papier zu sparen. Johannes Friedrich Frommann hatte bei einem Besuche Cottas Anfang der zwanziger Jahre die Äußerung von ihm gehört: »In meine Expeditionsräume komme ich gar nicht mehr, denn wie die Leute dort mit dem Bindfaden umgehen, ist mir unerträglich anzusehen«. Solche und ähnliche Äußerungen mehr waren verbreitet, und doch wußte man, daß Cotta für die verschiedenartigsten Unternehmungen stets große Summen zur Verfügung hatte. Sein Sohn Georg von Cotta, der neue Prinzipal Oldenbourgs, war vorher Hofbeamter gewesen, nie mit dem Geschäft in Berührung gekommen und bei Übernahme der Leitung des Geschäfts war er ebenso unkundig wie sein Schwager Freiherr von Reischach, der Rittmeister in einem Reiterregiment gewesen war. Persönliche Beziehungen zu Bernfsgenossen wurden nicht gepflegt, und nur mit den ersten An gestellten wurde das Notwendigste persönlich besprochen. Für dieses Verhältnis war die Gewohnheit Cottas, von seinem Geschäft zu sprechen, recht bezeichnend. Er nannte es nur in der dritten Person »die Buchhandlung hat. ..«, »die Buchhandlung wird . . .« usw., womit offenbar die strenge Trennung zwischen dem Geschäft und seiner Person mit aller Schärfe betont werden sollte. Anfang August 1836 siedelte Oldenbourg, wie verab redet, nach Stuttgart über. Im Vorderhouse an der König straße waren drei Zimmer für die Geschäftsleitung bestimmt, von denen zwei dem »Baron« selbst, wie er kurzweg genannt wurde, und das kleinste dem ersten Gehilfen Louis Roth eingeräumt war. Hier wurde über alle wichtigeren An gelegenheiten entschieden, der Briefwechsel mit den Autoren besorgt, Geldverfügungen getroffen usw., wozu damals ein Lehrling, der spätere Londoner Buchhändler August Siegle, zur Hilfe herangezogen wurde. Diese Zimmer waren reich und gut ausgestattet. Lager und Expeditionsräume dagegen mit der Buchführung für die Sortimenter waren in einem baufälligen Hinterhause untergebracht, wo der bereits er wähnte Buchhalter, Namens Wagner, herrschte, während die Druckerei sich vor der Stadt befand. Die Einrichtung war äußerst einfach, fast ärmlich, und deutete noch auf die weit zurückliegenden Anfänge des Geschäfts in Tübingen hin. Auch hier fehlte es damals an einer geordneten Buchführung, die einen Überblick über das Ganze des Geschäftsbetriebs gewährt hätte, ein Zustand, dem erst 1847 auf Oldenbourgs
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