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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-02-19
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1914
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. /jx 41, 19. Februar 1914. auch ohne Anerkennung feiner Firma — und brachte nun große ganz seitige Anzeigen mit Schleuderpreisen heraus. Wollte man ihn nicht anerkennen, so wollte er wenigstens als Schleuderer bekannt sein. Er hatte mit seinen Anzeige» großen Erfolg, machte sich mit seinen bil ligen Preisen sehr bekannt und führte sich glänzend ein. Nun merkten die Herren vom Buch- und Mnsikalienhandei recht fühlbar seine Kon kurrenz und hatten Zeit, seine Abteilung ans standesgemäße Aus machung hin zu prüfen. Sie hatten sicher wenig Freude an dem neuen Konkurrenten, nahmen ihn aber jetzt schleunigst auf, und der Warenhaus-Einkäufer konnte ganz zufrieden sein, daß man ihn zur Schleuderci gezwungen hatte: er hatte einen großen llmsatz gemacht und war als der billige Mann mit einem Schlage bekannt — dank der Kurzsichtigkeit seiner Konkurrenz.« Sollte dem Warenhaus diese sogenannte Kurzsichtigkeit seiner Konkurrenz wirklich so unangenehm gewesen sein, und haben nicht fast alle Warenhäuser in dieser Weise versucht, sich bekannt zu machen und die Kunden an sich zu ziehen? Auch die Frage drängt sich hier auf, wer denn dem Görlitzer Warenhaus die großen Massen geliefert hat? — »Und ein Narr wartet auf Antwort!« In einem sehr lesenswerten Artikel, den die Allgemeine Buch- händlcrzeitung in Nr. 48 des 20. Jahrgangs vom 27. November 1913 unter dem Titel »Der Kampf gegen die Warenhäuser« bringt, wird mitgcteiit, daß das Kaufhaus Brühl in Leipzig am 18. No vember in den Leipziger Neuesten Nachrichten ein ganzseitiges Inserat veröffentlicht habe mit der Aufschrift: »Billiger Bücher- verkaus«. Nachdem die Allgemeine Buchhändlerzeitung eine Anzahl dieser Angebote einzeln aufgeführt hat, fährt sie fort: »Das Schleuderangebot des Kaufhauses Brühl hat aber eine be sondere Geschichte. Es ist dem Börsenvereius-Vorstand gelungen, dieses Warenhaus zum Anschluß an den Buchhandel zu bewegen. Ter Anschluß wird aber erst am 1. Januar 1914 erfolgen. Diese Hinausschiebung begründete das Warenhaus mit den großen Vücherankäufen, die es bereits gemacht habe, und welche abzu setzen unmöglich sei, wenn die Ladenpreise des Buchhandels ein gehalten werden sollten. Also benutzt das Warenhaus die kurze Galgenfrist, die ihm noch bis zu seinem Eingehen in den Schoß des Buchhandels gewährt ist oder vielmehr zwangsweise gewährt werden mußte, dazu, um den Buchhandel in empfindlichster Weise zu schädigen.« Und wie ist in Berlin der Anfang des Kanrpfes gewesen, den der Buchhandel gegen die Warenhäuser zu führen gehabt hat? Es lvar das dem Globus-Verlag sehr nahestehende Warenhaus A. Wertheim, das kurz vor Weihnachten mit großen Inseraten die verschiedenen Zeitungen füllte, in denen es gerade die Brot- und Geschenkartikcl dem Publikum zu Schleuderpreisen anbot. Leider hat derBuchhandel geglaubt, den Kampf nicht fortführeu zu sollen, vielleicht auch nicht fortführeu zu können. Schon Monte- cucoli hat ja behauptet, daß drei Dinge zum Kriegführen gehören: einmal Geld, und noch einmal Geld und zum drittenmal Geld. Daß diese drei Dinge bei den Warenhäusern als rein kapitalisti schen Betrieben in erheblich größerem Umfang vorhanden sind, als bei dem mittelständlcrischcn Buchhandel, namentlich dem Sor timent, braucht nicht besonders betont zu werden. Aber ich halte es heute noch für ein Unglück, daß dem Warenhaus Eingang in den Buchhandel gewährt worden ist, und bin der festen Über zeugung, daß ein konsequentes Versagen regulärer Lieferung auch die Warenhäuser mürbe gemacht hätte, und daß sie sich, wie sie es früher getan haben, im großen und ganzen auf den Ramsch be schränkt hätten. Mein Warnruf ist ungehört verhallt. Das Berliner Sortiment, des Kampfes müde, stimmte in der ordentlichen Ver einsversammlung der Vereinigung für eine Zulassung der Waren häuser zu den buchhändlerischen Bedingungen, und der Verlag gab freudig seinen Segen dazu. Hatte er doch nun die Möglich keit, ein reguläres Geschäft mit den Warenhäusern zu machen, und waren es ja die Sortimenter selbst, die ihm dazu den Weg ge bahnt hatten. Wenn ich konsequent aus meinem Standpunkt stehen geblieben bin, so geschah dies aus der wirtschaftlichen Erwägung heraus, daß die Bedingungen der Warenhäuser und der Buchhandlungen durchaus ungleiche sind zum Nachteil des Buchhandels. Nur einige seien angeführt: 274 1. Das Warenhaus kann seine buchhändlerischen Betriebe in Räumen unterbringen, die für das Sortiment vollkommen un möglich sind. Die Miele für die Räume stellt sich für das Waren haus also verhältnismäßig erheblich niedriger als für das Sor timent. 2. Der starke Zulauf, den das Warenhaus hat, gibt ihm die Gelegenheit, die Bücher einem viel größeren Publikum vorzu- fllhreu, als dies beim Sortiment der Fall ist. 3. Der Sortimenter muß auf die ganze Kundschaft verzichten, die dem Warenhaus durch solche Personen zuwächst, die gar nicht um ein Buch zu kaufen, sondern nm andere Waren zu erstehen, die Buchabteilung gelegentlich betreten und so zufällig ein Buch erwerben. 4. Die starke Überproduktion im Verlagsbuchhandel und die daraus hervorgehende Menge im Buchhandel nur schwer oder gar nicht verkäuflicher Artikel setzt das Warenhaus instand, ver hältnismäßig neue Bücher zu ganz ungewöhnlich billigen Preisen dem Publikum anzubieten und es dadurch in den Glauben zu ver setzen, daß auch alle übrigen Bücher im Warenhaus billiger zu haben sind, eine vielleicht nicht gewollte, aber doch tatsächliche Folge.") 5. Wo dieser Ramsch versagt, treten die Mielbibliotheken, die die Warenhäuser sich zugelegt haben, ein und ermöglichen, ein vor kurzer Zeit erschienenes Buch, dessen regulärer Preis nicht aufgehoben ist, ebenfalls zu billigem Preise dem Publikum anzubieten. Da in der letzten Ostermesse leider infolge Zurück- weichens aller maßgebenden Faktoren vor den Drohungen der Mietbibliothek-Jnteressenten alles so gut wie beim alten ge blieben, der Versuch, durch eine Karenzfrist Abhilfe zu schassen, aufgegeben ist, können auch in dieser Beziehung die Warenhäuser ruhig sein. Ob der Widerspruch der Mietbibliothek-Jnteressenten gegen die Karenzfrist sie nicht geradezu geschädigt und ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Warenhausbüchereien herab gesetzt hat, ist ebenfalls einer Erwägung wert. Auch hier sind die Bedingungen, unter denen die Warenhäuser arbeiten, erheb lich günstiger, als die ihrer buchhändlerischen Mitbewerber. Wür den die etlichen Abonnenten des Warenhauses täglich ihr Biblio theksbuch Umtauschen, so wäre dies einem riesigen Nutzen des Warenhauses gleichzuachten, der buchhändlerische Mitbewerber würde in gleichem Falle zugrunde gehen, da er den Andrang ab solut nicht bewältigen könnte. Auch das Dienstmädchen, das, um ein Buch zu wechseln, das ganze Warenhaus durchwandeln muh, kauft gelegentlich dies und jenes, während von der gnädigen Frau, die tauscht, auch größere Ankäufe zu erwarten sind. Ohnehin sollen die Angestellten der Warenhausbibliotheken gehalten sein, dem Dienstpersonal zu sagen, daß »die gnädige Frau doch lieber selbst kommen solle«! In keinem Fall kann aber die Rede davon sein, die Bedin gungen, unter denen der Börsenverein Warenhäusern den Bezug buchhändlcrischer Erzeugnisse zugänglich macht, abzuschwäche» oder gar abzuschaffen. Das Verhältnis, in dem Warenhaus und Buchhandel zu einander stehen, ist das eines Waffenstillstandes, und der Buch handel muß und soll sein Pulver trocken halten. Man darf nie vergessen, daß es um nichts weniger als um die Existenz des Buchhandels geht! Um das Schleudern der Warenhäuser zu unterbinden, macht der Artikel der Allgemeinen Buchhändlerzcitung, den ich schon oben angeführt habe, den Vorschlag dem K 18 der Verkaufsord nung folgende Ergänzung hinzuzufügen: »Bücher, deren Ladenpreis der Verleger nicht aufgehoben hat, die aber von einem Warenhause unter dem Ladenpreise angeboten werden, dürfen von Sortimentern der Stadt, in welcher sich das unterbietende Warenhaus befindet, ebenfalls unter dem Laden preise verkauft werden.« ") Freilich hat es früher auch Ramsch gegeben, der aber de» neue» Büchern keine so erhebliche Konkurrenz gemacht hat, wie cs heute einmal durch die Überproduktion, dann durch die Warenhäuser geschieht, die ganze Auflagen ankausen, während das frühere Grosso- Antiquartat die Massen unter viele Abnehmer verteilt hat.
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