Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19140218
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191402186
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19140218
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-18
- Monat1914-02
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 40, 18, Februar 1014, Redaktioneller Teil, orte, als ursprünglich geplant, zu errichten. Er wird sich einfiigen in eine Straße, deren Architektur mit ihrem Ziele, dem Völker schlachtdenkmal, in Einklang gebracht werden soll. Die sich für die Fassade deshalb nötig machenden Mehrkosten trägt die Stadt Leipzig, deren Rat und Stadtberordnetenkollegium die Errich tung der Deutschen Bücherei von Anfang an in großzügiger Weise gefördert haben. In der Nähe von Bruno Schmitz' Ko lossalwerk wird sie erstehen und allen Wallfahrern nach den Schlachtfeldern von Leipzig und dem einzigartigen Denkmale ein Zeichen der Freiheit geistigen deutschen Schaffens werden, zu dem die Oktobertage des Jahres 1813 die Vorbedingungen ge schaffen haben. Auch das übrige Bibliothekswesen in unserer Stadt weist bemerkenswerte Fortschritte aus. Neben der bereits bestehenden ersten Städtischen Bücherhalle soll nunmehr eine zweite im Süden errichtet werden, wozu 64 000 -kl erforderlich sind. Diese Bücherei wird zunächst als Ausstellungsobjekt der Stadt Leipzig auf der Bugra zu sehen sein. Später sollen noch eine dritte und vierte Bücherlesehalle in gleicher Form und Einrichtung folgen. Be kanntlich wurden die bisher bestehenden sieben Volksbibliotheken vom Verein für Volkswohl und von einem anderen Verein unterhalten. Außerdem existiert noch ein besonderer Verein für Lesehallen, der drei derartige Institute in der Stadt zu jeder manns Benutzung offen hält. Daneben besteht eine von der so zialdemokratischen Partei eingerichtete Bibliotheksorganisation, die im Stadt- und Landbezirke Leipzig rund 60 Bibliotheken unterhält, Ihre Entwickelung ist nicht uninteressant. Von 1907 an ist die Anzahl der entliehenen Bücher von 70 835 auf 214 976 und der Gesamtbestand von 31972 auf ca, 60 000 Bände ge stiegen, Von 1910—1913 sind dafür nicht weniger als 80 000 « aufgewendet worden. Wenn man bedenkt, daß diese Bibliotheken stark von dem politischen Parteiinteresse beeinflußt, ebenso wie bestimmte Büchereien durch Hereintragen von konfessionellen und religiösen Tendenzen in ihrem allgemein literarischen Wert be einträchtigt werden, so kann man es nur mit Freuden begrüßen, daß die Stadt Leipzig nun endlich auf diesem Gebiete selbst — und anscheinend in großzügiger Weise — Hand ans Werk legi. Gerade im Bibliothekswesen wäre falsche Sparsamkeit nicht am Platze, da es nicht nur gilt, Volksbildungsarbeit im vorbild lichen Sinne zu leisten, sondern auch einem guten Teile von poli tischer und religiöser Sonderbündelei zu begegnen, die sich mit dem freien Willen des literarisch interessierten Menschen nicht vereinbaren läßt. Die für die neuen Bibliotheken notwendigen Bücheran- schasfungen werden von unseren Sortimentern mit Freuden be grüßt werden. Die Aussichten für städtische Lieferungen sind für die kommenden Jahre überhaupt keine schlechten. Für die im näch sten Dezennium notwendig werdenden Neu- und Erweiterungs bauten von Schulen sind nicht weniger als acht Millionen Mark gefordert und mit den üblichen Abstreichungen und Modifika tionen bewilligt worden. Das an der Universität neuerrichtete und in den Räumen des Grassimuseums untergebrachte Institut für Völkerkunde dürfte ebenfalls und dauernd entsprechenden Bücherbedars haben. Von der Tierärztlichen Hochschule, über deren Verlegung von Dresden nach Leipzig der Kampf der Mei nungen noch in heftigster Weise tobt und noch keine Entscheidung getroffen ist, wollen wir lieber schweigen. Kommt sie, ist es gut, kommt sie nicht, wird man sich im Leipziger Buchhandel auch keine grauen Haare wachsen lassen. In üblem Geruch steht das »Berliner Tageblatt« bei den Leipzigern, Man kann es heute noch nicht vergessen, daß der Journalist Pinthus das schöne Turnfest in unangenehmer Weise verunglimpft und sich auch über andere Dinge in Leipzig, ja selbst über den König von Sachsen in unverantwortlicher und beleidi gender Weise geäußert hat. Ein neuerdings in der Stadtver- ordnetensitzung vorgebrachter Antrag, das Blatt vom Stratzen- handel und Verkauf in den Zeitungskiosken auszuschließen, schei terte nur an dem 8 114 der Gewerbeordnung und an dem Mangel eines Privatrechtsmittels, Ob die Verwarnung, die der Rat der Stadt Leipzig dem Blatte zugehen ließ, geholfen hat, muß man erst sehen. Der Journalist Pinthus hat allerdings die Stätte seiner wenig fruchtbaren Tätigkeit verlassen müssen. Ob es ge schäftsklug vom Berliner Tageblatt war, diese wenig sachlichen Artikel abzudrucken, mutz bezweifelt werden. In Turnerkreisen und in den Kreisen unserer Bürger wird man nicht allzu eifrig abonnieren. Man hört oft die grimmige Behauptung von unseren Sorti mentern, daß den Leipzigern Schweinsknochen und Gose lieber seien, als Bücher, Das trifft aber doch nur aus eine bestimmte Spezies von Spießbürgern zu, die überall vorkommt. Dort, wo sich große Anteilnahme für alle Kunstgebiete bemerkbar macht — und das ist in Leipzig unstreitig der Fall —, muß auch ein be stimmtes Maß von Interesse für die Literatur vorhanden sein, dessen sorgfältige Pflege Aufgabe des Sortimenters bleibt. Wenn wir jedoch bedenken, daß neben einer Anzahl blühender Kunst handlungen drei Kunstsalons mit regelmäßig veranstalteten Aus stellungen in Leipzig existieren, so kann es mit dem beklagten Übclstande wirklich nicht so schlimm bestellt sein. Zudem darf nicht vergessen werden, daß die engen Beziehungen zwischen Buchhandel und Buchgewerbe vielen — oft ohne jede Berech tigung — die Möglichkeit geben, ihren literarischen Bedarf mit Umgehung des ortsansässigen Sortiments zu decken. Der dritte Kunstsalon von EmilBaumist neu und befindet sich in einem schönen Lokale am Thomasring, Der Inhaber kommt aus Mün chen, und ein guter Ruf geht ihm voraus. Gegenwärtig sind dort Gemälde Münchener Künstler ausgestellt, — Die Kunst ausstellung P. H, Beyer L Sohn beherbergt augenblicklich eine juryfreie Kunstschau von Mitgliedern der Vereinigung bildender Künstler, Berlin, und zwar Ölgemälde, Aquarelle, Handzeich nungen und Graphik. Ferner sind dort ausgestellt: Original graphik und Handzeichnungen von Otto Greiner, Rom, Gemälde von Jda Hacke, Leipzig, und Originalgraphik von Oswald Pohl, Magdeburg, Bei Del Vecchio haben die Futuristen und Ku bisten gegenwärtig ihr Quartier aufgeschlagen. Daneben findet man eine Gemälde-Kollektion von Waldemar Coste, Frankfurt, eine Abteilung alter niederländischer, deutscher und italienischer Meister, Graphik von Emil Busch, Leipzig, E, Linnekamp, Ber lin, und Ingwer C, Paulsen, Weimar. — Ein Ereignis auf dem Kunstmarktc dürfte die Mitte März bei C, G, Boerner, hier, stattfindcnde Versteigerung der Sammlung Arnold Otto Meyer, Hamburg, werden. Der kostbare Schwind-Bcsitz von ca, 200 Origi nalen aus einer der bedeutsamsten Schasfensperioden des Mei sters, Handzeichnungen von Richter, Steinle, Schnorr, Feuerbach, Liebermann, Menzel, Klinger, Israels, Marees usw, kommen dort unter den Hammer, Ein prächtig ausgestatteter Katalog gibt Interessenten nähere Auskunft, Ein zweiter Katalog umfaßt eine andere Spezialsammlung des Hamburger Kunstfreundes und zwar die Handzeichnungen alter, meist niederländischer und deut scher Meister des 15, bis 18, Jahrhunderts, in deren Vorder gründe eine umfangreiche Sonderkollektion von Arbeiten Anton Grasfs steht. Der Rest der Meherschen Sammlungen, der Holz schnitt-Probedrucke, Radierungen, Lithographien von und nach Moritz von Schwind und anderen Künstlern des 19, Jahrhunderts umfaßt, und über den ein dritter, weniger umfangreicher Katalog genauer unterrichtet, wirdEndeMärz versteigert werden, — Unsere Leipziger Künstler sind uneinig, weshalb ihnen die Stadt keine Bei hilfen mehr für ihre Ausstellungen gibt. Das ist bedauerlich, aber durchaus begreiflich. Die Verweigerung städtischer Mittel soll eine Mahnung zur Einigkeit sein, und die scheint dringend nötig, — So rege im allgemeinen das Leben auf dem Gebiete der bil denden Kunst sich bemerkbar macht, so langsam entwickelt sich die literarische Produktion in unseren Mauern, Die kleine Ge meinde Schaffender bedarf immer noch regster Förderung, be sonders auch von seiten unserer Buchhändler, Im Theater rüstet man sich zur Aufführung des Parsifal; fünf Vorstellungen sind im voraus ausverkauft, Chemnitz ist diesmal Leipzig zuvorgekommen und hat, Zeitungsberichten zu folge, eine sehr anerkennenswerte Ausführung hcrausgebracht. Daß unser Intendant, Geheimrat Martersteig, nicht unter den Ersten sein wollte, ist begreiflich. War er doch einer der eifrigsten Ver fechter der Verlängerung einer Schutzfrist für den Parsifal, ? i s v a t o r. 267
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder