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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1914
- Strukturtyp
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- 1914-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 40, 18. Februar 1914. Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig. Extraner- (Vollschüler-) Abteilung): I. Einjähriger höherer Fachkurs für Buchhandlungsgehilfen und junge Leute mit gehobener Schulbildung. Der Lehrplan dieses Kurses wird von Ostern 1914 an nach der rein buch händlerischen Seite (Buchhandelsbe- triebslehre, doppelte Buchführung, Buchhändler-Korre spondenz, buchhändlerische Rechtskunde, Buchgewerbekunde, Literatur usw.) bedeutend erweitert und vertieft. II. Vorschule (einjährig) für schulentwachsene Knaben zur Vorbereitung auf die praktische Lehre. Prospekte und Anmeldungen bei dem Unterzeichneten. Leipzig, Platostratze 1a, I. Direktor vr. Curt Frenzel- (Sprechstunde wochentags 9—10 Uhr.) Leipziger Briefe. ii. (I siehe Nr. LI.) Verkchrsverhältntsse am neuen Zentralbahnhofe. — Bon der Inter nationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914. — Verlegung der Deutschen Bücherei. — Städtische Lesehallen und andere Büchereien. — Aussichten für das Sortiment. — Das Berliner Tage blatt in der Leipziger Stadtverordnetenfitzung. — Literarisches und künstlerisches Interesse in Leipzig. — Kunstsalons. — Auktionen bei C. G. Boerner. — Leipziger Künstler und Literaten. — Parstfalauf- sührung. Wenn man an der Steigerung des Straßenverkehrs die Bedeutung einer Stadt messen will, so hat Leipzig in der letzten Zeit nicht unbeträchtliche Fortschritte gemacht. Man merkt das heute besonders am neuen Zentralbahnhofe, obwohl er erst zur größeren Hälfte fertig ist. Sicher ist, daß die Dimensionen dieses Verkehrsinstituts auf Jahrzehnte hinaus eine ruhige und bequeme Abwicklung des Personenverkehrs gewährleisten. Gleichwohl sind nachträglich einige Unzulänglichkeiten zutage getreten, die den Eintritt ruhiger Zustände an diesem größten aller Bahnhöfe wei ter hinausschieben. Verzögerte schon der gerade noch rechtzeitig als notwendig erkannte Einbau eines Untergrundbahnhofs die Fertigstellung des rechten Flügels, so hat sich nunmehr heraus gestellt, daß die Zugangsverhältnisse auf dem Bahnhofsplatze für den Personenverkehr geradezu unhaltbar geworden sind. Der Fährverkehr ist dort unumschränkter Herrscher geworden. In un unterbrochener Reihenfolge fahren die Straßenbahnen der ver schiedensten Linien vor; Autobusse und Automobile, Lastwagen, Droschken und andere Fuhrwerke halten den Fahrdamm besetzt, und es bedarf großer Aufmerksamkeit und Geistesgegenwart der Reisenden, um den günstigen Augenblick für den mit Lebensge fahr verbundenen Übergang zu erfassen. Deshalb dürfte es not wendig sein, zur Erleichterung und Sicherung des Personenver kehrs Unterführungen zu schaffen. Unter diesen Umständen ist noch nicht abzusehen, wann endlich einmal die Buddele! aufhört, und auch die Umgebung des Zentralbahnhofs mit dessen muster gültigen Einrichtungen in Einklang kommt. Es ist klar, daß die Bürgerschaft über diese Unzuträglichkeiten wenig entzückt ist. Ver- kehrsverhälinisse wie beispielsweise auf dem Potsdamer Platz in Berlin sind dem Leipziger ein Greuel. Er ist stolz darauf, sich einen Rest kleinstädtischer Gemütlichkeit erhalten zu haben, und möchte nicht, daß er auch noch vom großstädtischen Verkehrs gewühl verschlungen wird, obwohl es ihn freut, nunmehr auch mit London telephonisch verbunden zu sein, weil dadurch die Bedeutung Leipzigs als Handelsstadt eine neue Anerkennung er fahren hat. Das Bild der Steigerung von Handel und Wandel, wie es dagegen auf der Straße in die Erscheinung tritt oder sich in dem Verschwinden der kleinen verräucherten Stammkneipen, an deren Stelle ein großer Bierpalast nach dem andern ersteht, be merkbar macht, ist weniger nach seinem Sinn. Er fühlt, daß für 1 286 seine Stadt eine neue Zeit anbricht, die unaufhaltsam vorwärts drängt und gerade das Charakteristische im Leben des Bürgers allmählich vernichtet. Noch ist es aber nicht so weit. An Gast lichkeit und an Gemütlichkeit ist noch so viel vorhanden, daß der Fremde, der in diesem Jahre nach Leipzig kommt, um in unserer Ausstellung einen tiefen Einblick in die Welt des Buchgewerbes und der Graphik zu tun, gewiß zufrieden sein wird. Einer der wundervoll sonnigen ersten Februartage führte mich in das Ausstellungsgelände, bekanntlich das gleiche, auf dem die Internationale Baufach-Ausstellung im vorigen Jahre ihre Anziehungskraft auf viele Tausende ausübte. Es ist ein eigenes Gefühl, in die Wiege einer solchen Veranstaltung zu blicken. In diesem Falle hat man den Eindruck, die Scheinwelt einer Theater- bllhne zu betreten, aus der ein Kulissenwechsel vorgenommen wird. Teils stehen die Bauten der Iba noch, teils sind fleißige Hände mit deren Abbruch beschäftigt; hier, wo die Gebäude schon abge brochen sind, öffnen sich kahle Stellen mit Schutt usw., dort er heben sich schon die Holzgerüste der Neubauten. Überall lebhaf tes Hin und Her, Hämmern und Klopsen der Arbeiter. Das Vier tel der Sonderausstellung »Der Student« ist im Holzgerippe be reits so weit gediehen, daß man die Formen dieser Abteilung schon gut erkennen kann. Wie auf der Bühne erst das Spiel der handelnden Personen in der Szenerie ein vollendetes Bild ab gibt, einzelne Teile dagegen, aus dieser Harmonie herausgenom men, den Eindruck der Vortäuschung und Unechtheit fast zur peinlichen Empfindung machen, so auch hier: die Vergänglichkeit des Ganzen, wie sie durch die Zweckbestimmung gegeben ist, ist nicht dazu angetan, freudige ästhetische Gefühle zu erwecken. Ein Vergleich dieser Ausstellung mit der Iba liegt nahe. Er fällt heute schon zu ungunsten der vorjährigen Schau aus. Gewiß stand auch dort das inhaltsschwere Wort »international« auf dem Programm. Wie es kam, daß außer Österreich nur eine geringe Beteiligung des Auslands erzielt werden konnte, ist mir nicht be kannt. Jedenfalls war die Bezeichnung «internattonal« in Wirk lichkeit nur eine wertlose Draperie für eine deutsche, darum aber nicht minder interessante Ausstellung. Dagegen wird die Bugra in der Tat eine einzigartige Weltausstellung des Buchgewerbes und der Graphik. Denn an ausländischen Staaten haben sich be reits angemeldet: Österreich, Frankreich, Rußland und Italien, die eigne Pavillons errichten, während die Schweiz, die Nieder lande, Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Spanien, Por tugal, die Vereinigten Staaten, Argentinien, Chile, China, Ja pan, Siam und Korea im allgemeinen Auslandspavillon aus stellen werden. Hoffentlich kommt England mit seinem hochent wickelten graphischen Gewerbe noch hinzu, denn gerade diese Lücke dürfte von vielen Fachleuten ungern gesehen werden. Auch der Besuch verspricht ein überaus reger zu werden. Naturgemäß ist auch das Fachinteresse in der Stadt ein stärkeres, als im vori gen Jahre für die Iba. Denn die vielen Tausende von Angehöri gen des Buchhandels, des Buchgewerbes und der Graphik stellen ein viel größeres Kontingent an fachlich interessierten Besuchern, als im vorigen Jahre das Leipziger Baugewerbe. Also, viel ist in dem Gelände noch nicht zu sehen, und die Ausstellungsleitung tut gut daran, das Terrain denNeugierigen zu verschließen. Wie anders wird es erst sein, wenn die Kunst der Architekten dieVortäuschung vonMonumentalbauten vollendet hat, wenn die Sonne des Frühlings über all den Farben und Formen, über dem frischen Grün der Anlagen und deren buntem Blumen schmuck leuchtet, wenn eine tausendköpfige schaulustige Menge die fertige Ausstellung belebt! Dann wird wieder der Blick fest gehalten, wenn sich hinter all den fröhlichen Farben das ernste Monument des Völkerschlachidenkmals abhebt. Aber auch hin unter mögen die Blicke schweifen auf das Häusermeer der Stadt, in deren Vordergründe sich die in der Sonne funkelnde vergoldete Turmspitze der neuen russischen Kirche wie ein Fremdkörper in die durch die Patina des Alters gedunkelten Türme des alten Leipzig einreiht. Ein werdendes neues Stadtviertel liegt zu unseren Füßen. Die noch die Gärten und Bauten entbehrende, aber bereits befestigte und mit Bäumen bepflanzte Straße des 18. Oktober bildet die Hauptverkehrsader. An ihr soll auch das bedeutsame Werk der Deutschen Bücherei sein Heim finden. Man hat gut daran getan, diesen Bibliotheksbau an anderem Stand-
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