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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1914
- Strukturtyp
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- 1914-01-31
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 25, 3t. Januar 1914. Wirtschaft, die nach Expansion drängt, wird es verspüren, wenn deutsche Sprache und deutsches Geistesleben dem chinesische» Volke fremd bleiben. Aber ich meine, es ist, abgesehen vom wirtschaft lichen Werte, unsere Pflicht, bei der Arbeit der europäischen Völ ker, China der abendländischen Kultur zu erobern, uns einen her vorragenden Platz zu sichern. Denn ich glaube, daß wir neben und in dem Allgemeinbesitz der europäischen Kultur auch spezi fisch deutsche Werte zu bieten haben. Ich glaube an die Kultur- missiou deutschen Geistes und deutscher Arbeit. Und wie auf reli giösem Gebiete Missionsarbeit besonders hoch geschätzt wird, so sollte auch das von der deutschen Nation anerkannt werden, was zur Erhöhung ihrer Weltgeltung dient. Allgemeine nationale Interessen stehen also auf dem Spiele, wenn deutsche Sprache und deutsche Literatur in China nicht bekannt werden, und ein Auf ruf zur Verbreitung unserer Sprache und Literatur in China sollte in allen national gesinnten Kreisen Widerhall finden. Aber in erster Linie hoffen wir, daß der deutsche Buchhandel diesem Rufe folgt. Denn er ist am berufensten dazu. Die zu leistende Arbeit liegt aus seinem eigentlichen Gebiete, und, wenn sie wirk lich Erfolg hat, wird er direkt die Früchte durch gesteigerten Ab satz deutscher Werke »ach China ernten. Ich weise nur darauf hin, wie viel einige Verleger heute nach Japan exportieren. Dort ist für einige Fächer Kenntnis der deutschen Sprache vorgeschrie ben. Kämpfen wir in China dafür, zu erhallen, was wir schon haben, und dazuzugewinnen, was wir irgend können. Nach meinen Wahrnehmungen ist die deutsche Sprache an den chinesi schen Staatsschulen heute im Rückgang begriffen, und sie bedeutet weniger als zur Zeit der ersten Organisation des Unterrichts- Wesens nach den Boxerunruhen. Nach der Revolution sind Schulen in großer Zahl gegründet worden; unserer deutschen Sache ist damit nicht gedient worden, da im wesentlichen alle Neugrllndungen Englisch als Unterrichtssprache eingeführt haben. Daß Deutsch überhaupt noch in nennenswertem Umfang in China gelehrt wird, verdanken wir außer den Missionsschulen den groß zügigen Schulgrllndungen unserer Reichsämter. Der Bedarf an wissenschaftlicher Literatur und an Instru menten für Institute ist zunächst noch gering. Denn es gibt in China bisher nur wenig Anstalten, die in unserem Sinne als wissenschastlichc Institute gelten können, und die sogenannten Hochschulen ragen noch kaum über unsere höheren Schulen hin aus. Doch der Fortschritt im Unterrichtswesen ist ersichtlich, und die Schüler von heute sind die Studenten und Lehrer der Zukunft. Schaffen wir also rechtzeitig die Hilfsmittel, die sie an die Quel len deutscher Literatur und Wissenschaft heransühren können! Doch wie soll man etwas schaffen? Viele Stimmen sind laut geworden, verschiedene Wege sind vorgeschlagen. Auch ich bin der Ansicht, daß ein groß angelegtes Unternehmen am meisten lei sten kann. Aber aus Unterredungen mit mehreren Verlegern und Fabrikanten habe ich die Überzeugung gewonnen, daß große Mit tel (Hunderttausende Mark) auf keinen Fall aufzubringen sind. Sollen wir warten, bis eine Nationalspende oder ein Reichszu- schutz diese Summen flüssig macht? Da die Zeit drängt, müßte zuerst wenigstens etwas geschehen. Es müßte ein Anfang ge macht werden, durch den den dringendsten Bedürfnissen abgchol- sen wird und aus dem heraus gemäß den vorhandenen Mitteln Größeres erwachsen kann. Ich unterbreite im folgenden die Grundzüge eines Planes, den ich für leicht ausführbar halte, da an die beteiligten Firmen nur geringe Forderungen gestellt werden. Eine Anzahl von Verlegern und Lehrmittelfabrikanten schlie ßen einen Gcsellschaftsvertrag auf vier bis fünf Jahre. Gegen stand der Gesellschaftstätigkeit sind Verlag von Büchern und Lehr mitteln und Vertrieb der von den Gesellschaftern verlegten Bücher und fabrizierten Lehrmittel. Die Verlagstätigkeit würde sich aus chinesische Übersetzungen deutscher Bücher, auf deutsch-chinesische Bücher und event. auf den chinesischen Verhältnissen anzu- passende deutsche Bücher erstrecken. Die Gesellschafter zeichnen zusammen ein Grundkapital von mindestens 20 000 ^k, das nur zu Verlagszwecken verwandt und je nach Bedarf herangezogen wird. Als Geschäftsführer ist ein organisatorisch begabter, der chinesischen Sprache vollkommen 154 mächtiger Mann nötig. Da ein solcher hauptamtlich sür ein paar lausend Mark kaum zu haben ist, zumal er für Reisen ziemlich viel Geld verbrauchen würde, erscheint es am besten, im Ein verständnis mit den in Frage kommenden Reichsämtern, einen in China tätigen Lehrer nebenamtlich mit dieser Aufgabe zu be trauen. Ich schlage einen Lehrer vor, weil er in seinem Berufe mit einem Teil der in Frage kommenden Artikel zu tun hat und durch seine Ferien am ehesten in der Lage ist, größere Geschäfts reisen zu unternehmen. Es werden dem Herrn entweder seine wirklichen Auslage» erstattet, oder aber er erhält ein Pauschale sür Reisekosten und Schreibbedarf. Diese Summe kann je nach dem Umfange der zu unternehmenden Reisen mit 2—4000 jährlich angesetzt werden. Der Geschäftsführer wäre an dem ev. Ge winne der Gesellschaft zu beteiligen, bezieht aber kein Gehall. Selbst wenn sich nach einigen Jahren herausstellt, daß das Un ternehmen nicht lebensfähig ist und fallen gelassen wird, ist der Verlust für die einzelne Firma ein relativ geringer. Ich persön lich halte einen Erfolg für sicher und wäre, wenn ich wieder nach China gehen sollte, auch gern bereit, in den Dienst der Gesellschaft zu treten, wenn man keinen besseren Mann fände und meine Vor gesetzte Behörde diese Nebenarbeit gestattete. Die Tätigkeit des Geschäftsführers ergibt sich aus den Zie len der Gesellschaft. Er ist zunächst Leiter des Verlages und ar beitet auch sür den Vertrieb, indem er bei seinen Reisen Ver bindungen mit Schulen und Buchhandlungen anknllpst, für den Truck und Vertrieb chinesischer Kataloge und Anzeigen sorgt usw. Die Lieferung könnte noch immer durch eine Buchhand lung oder eine deutsche Firma geschehen. Die Verbreitung chine sischer Kataloge und die Annahme direkter Bestellungen ist ge rade auch für unsere Lehrmittelfabrikanten außerordentlich wich tig. Ich habe während meiner Tätigkeit an chinesischen Schulen oft gesehen, wie Kataloge deutscher Firmen in Deutsch oder Englisch ankamen, aber unbeachtet beiseite, gestellt wurden, da der Empfänger von dem Inhalte nichts verstand. Damit die Lehrmittelfabrikanten nicht meinen, die Verlagstätigkeit hätte für sie keinen Nutzen, möchte ich darauf Hinweisen, daß kleine populärwissenschaftliche Abhandlungen, in denen Apparate ab gebildet werden und gezeigt wird, wie man sie verwendet, für die Verbreitung der betr. Gegenstände von großem Nutzen sein können. Bei Apparaten denke ich nicht nur an Laboratoriums- apparate, sondern auch an solche für den allgemeinen Gebrauch. In photographischen Kameras und Bedarfsartikeln findet man in China fast nur englische Fabrikate. Englische Platten (des. Il ford) kann man z. B. fast überall bekommen, während die Be schaffung von Platten in deutschen Formaten, z. B. 9X12, auf Schwierigkeiten stößt, wenn nicht gerade ein deutsches Geschäft am Platze ist. Auf Einzelheiten betr. der Tätigkeit des Geschäftsführers einzugehen, hat keinen Sinn. Nur erscheint es ratsam, ihm so viel Freiheit zu lassen, wie sich nur irgend mit seiner Stellung verträgt. Denn er wird in den meisten Fällen die Situation am besten beurteilen können, und er wird manche Gelegenheit ver passen, wenn er immer erst Instruktionen von Hause einholen muß. Man wird mir vielleicht entgegnen, daß sich die Arbeit nebenamtlich überhaupt nicht erledigen läßt. Wenn aus kleinen Anfängen aufgebaut wird, geht es. Zum Beweise führe ich an, daß die englische Firma Macmillan L Co. anfangs als Reise- Vertreter und Leiter der chinesischen Verlagsunternehmungen einen englischen Lehrer nebenamtlich beschäftigt hat. Der Be treffende gab neben seiner geschäftlichen Tätigkeit noch etwa 30 Stunden wöchentlich, verfügte allerdings auch über eine große Arbeitskraft. Der skizzierte Plan arbeitet mit einer Voraussetzung: daß nämlich das Reichs-Marine- oder das Auswärtige Amt einem seiner Lehrer gestattet, nebenamtlich für den deutschen Buchhandel tätig zu sein. Sofern die hauptamtliche Tätigkeit des Lehrers nicht beeinträchtigt wird, wird diese Erlaubnis Wohl gern ge geben. Denn auch diese Arbeit liegt ja in der Richtung, die für die Schularbeit der beiden Reichsämter leitend ist: Durchdringung des chinesischen Geisteslebens mit deutscher Kultur!
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