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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1908
- Sprache
- Deutsch
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7212 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 150. 1. Juli 1908. Winckelmann, der den gensd'armes-Hauptmann in den gün stigsten Aeußerungen über mich zugeredet hatte: mich doch sofort zu verhören, da es unmöglich, daß ich je eine solche Behandlung verdienen könne! — von diesen alten braven Leuten, die ohne mich persöhnlich weiter zu kennen, so sehr sich für mich ohnauf- gefordert interessirt hatten ging ich zum gensd'armes Hauptmann, der mich äußerst artig empfing und überaus bedauerte, daß ich unter des Comandanten Misverstand und Heftigkeit so sehr ge litten habe. Erst in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch um 12 Uhr svom Dienstag auf den Mittwochj habe er Befehl er halten, mich andern Morgens 5 Uhr arretiren zu lassen. Der Comandant habe in dem Verdruß über die in der Schrift ent haltenen Schmähungen gewiß dafür gehalten, sie sey hier ver faßt und gedruckt — bey mir habe man ein Exemplar gefunden und so sey denn in der ersten Hitze, die beym General Schirmer ein Fehler sey, ich als Verfasser und Verleger so angegriffen, als es demjenigen, der wirklich Urheber nicht zu schlim mitgespielt sehn würde. Erst gegen die Nacht sey das Ungewitter gegen mich aufgestanden irgend eine Erkundigung über mich wäre nicht vorher gegangen und dazu wäre es auch bei der Nacht zu spät gewesen, würde er sonst früher den Befehl zur arrestation erhalten und er eben so seinem Freunde Winckelmann darüber sich habe äußern können, so würde er eben so von diesem Zweifel über die Richtig keit ihres Verfahrens an mir erhalten und sonnt die Sache Hinter trieben haben, als anderen Tages, wie er Winckelmann easusl den Vorfall erzählt und meinen Nahmen, über welchen weder Schirmer noch ihm etwas bekant gewesen wäre genannt hätte. Ich sagte ihm: es sey dennoch unerhört, jemand criminell zu be handeln ehe man ihn angehört, welches er allerdings eingestand und die zu große Heftigkeit des Generals sehr misbilligte — er habe indeß, wie ich wüßte, bereits vor Mittag meine Lage ändern lassen und auf nähere Nachricht über mich bald Zweifel in ihre Vermutung über mich gesetzt und so das Verhör noch selbigen Nachmittags befördert und so bewirkt, daß ich selbigen Tages noch meine Freiheit wieder erhalten habe. Gleich nach dem Ver hör um 6 Uhr Abends habe er an Schirmer geschrieben: man Oeneral! Usr. Uelving ssb si innoosut, gue je 1s suis inoi rusms! und so wäre er gleich nach Montbrillant geritten zum Ober General Dessolles um alles zu thun, damit ich selbigen Tages noch befreit wäre, welches hinlänglich meine vollkommene Unschuld beweise, da man außerdem mich vor dem Verhör noch wol 3 Tage haben sitzen lassen können, wenn das Zeugnis meiner Mitbürger ihnen ihr Versehen nicht verdächtig sofort gemacht hätte. Nun fragte ich ihn: ob man nicht eine öffentliche Bekandtmachung über meine vollkomne Schuldlosigkeit veranlassen wolle? welches doch höchst billig, da mir zwar der criminelle Angriff in der Stadt und bey näheren auswärtigen Bekandten nicht schade, aber doch einen Übeln Eindruck im Lande und in Deutschland bey denen geben könte, die mich gar nicht kennen pp. Er war sofort damit zufrieden, daß ich's in den Anzeiger oder wo ich wolle bekandt mache, wenn ich's aber von ihrer Seite wünsche, (wie ich das allerdings) so wolle er das Möglichste beym General thun und darauf antragen, worauf ich mich best verlassen dürfe. Ich ging nun noch zu mehreren und viele kamen zu mir und versicherte mancher: wie er von solcher Behandlung im ersten Augenblicke den Tod in meiner Stelle davon gehabt haben würde. Übrigens war algemeine Misbilligung und Verdrus — selbst darüber, daß der andern Morgens so Monsieur Hofrath Falcke, als r e g i e r e n d e r nicht gleich Morgens darüber aus gewesen mich vom Arrest zu befreien — alles war feind auf ihn, da er es immer so mache und Niemanden helfe — nachher aber, wenn man sich selbst habe helfen können, noch oben drein sich wieder insinuiren wolle PP — ich ging daher, um doch noch einiges ihn fühlend zu machen, Nachmittags zu Falcken, der mich denn mit außerordentlicher Zutraulichkeit und vielen schmeichel haften Äußerungen aufnahm — allein, wie ich ihm sagte: ich erwarte von ihm, daß er wenigstens betriebe, daß meine'Schuld-1 losigkeit in den hiesigen Blättern wenigstens! bekandt gemacht werde, so war er voller Furcht für die Franzosen (wie sie das izt immer) glaubte nicht: daß er einmal den Antrag thun dürfe, denn General Schirmer werde sich kein Dementi geben und durch den Magistrat geben lassen pp. — genug ich habe das Auge gedrückt und wußte voraus, daß er sich gegen mich nicht anders zeigen werde, als gegen andere — zudem hatte ich das Meinige bereits direct bey den Franzosen darüber früh Morgens laut Obigem betrieben so wie ich an Dohm bereits geschrieben: daß er sich über diesen Punkt an die hiesige generalitait schleunigst verwenden möge und der Sache als Familien-Sache sich gegen die generalitait annehmen möge. Ich ging also fort von Falcke, mir bewußt: ihm keinen Dank für meine Befreiung schuldig zu seyn und froh, daß ich auch in Absicht der notification wol ohne ihn fertig werden dürfte! — Tages darauf, Sontags, war ich auf Lefevre's Garten, wo ich dann genug umringt und salutirt wurde — da gab's genug zu erzählen! — hier befand sich ein Secretair von Schirmer, der mir sehr freundlich entgegen kam und vor vielen Discoursieren bezeugte: wie sehr General Schirmer den Mis- griff, der an mir geschehen bedauere — er sey zwar, sagte er, ein überaus hitziger und heftiger Kopf, fühle aber sein Unrecht, sobald man ihn darauf führe. Schirmer habe mich in der ersten Hitze für Verfasser und Verleger gehalten und so seine gantze Wuth über mich ohne weitere Erkundigung ausgelassen, sich jedoch noch selbigen Tages besonnen, wie er von allen Seiten gehört: wie erstaunt das Publicum über dies Versehen mit einem Manne sey, der von der rechtschaffensten und honettesten Art nur bekandt sey PP. — ich bath ihn, um so gelegener für diesen Punct den Mann zu treffen, daß er in Gemeinschaft mit den gensd'armes Officieren bey G. Schirmer bewirken möge die öffentliche Bekandtmachung meiner Schuldlosigkeit und zwar in dem Hamburger Correspon denten, worüber ich ihm meine Gründe und Verhältnisse näher detaillirte. Er fand dies alles sehr billig, versprach alles Mögliche zu thun und so verließen wir uns. Bernadotte's Erwartung hatte indeß diesen Tag so wie gestern seine Ankunft natürlich blos das Militär beschäftigt, ich durfte also nicht erwarten, daß bis hierhin etwas in der Sache geschehen würde. Indeß fiel mir gestern Morgen beym Donner der Canonen (während der Ankunft Bernadottes) auf meinem Garten ein: an den Hauptmann noch einen Brief zu schreiben, welchen ich denn gleich verfaßte und so einrichtete, daß er Schirmer von ihm kondte gezeigt werden, damit ihn die eignen Gründe und Umstände näher für mich sprechen ließen. Ich schickte ihn gleich bey meiner Zuhausekunft gestern früh um 10 Uhr an den Hauptmann, der ihn selbst angenommen hat. Ich werde also nun sehen, wie dieses alles wirdt. Sollte es aber nicht würden, wie es freilich keinem wahrscheinlich, daß sich der feindliche General öffentlich vsl guasi ein Dementi geben wird (welches ich persönlich auch nicht thun würde wäre ich und hießeich Schirmer) so hoffe ich, daß Dohm noch als Familienglied ein Moment ab geben könne! — Mit dem Reichs-Marschall Bernadotte war man gestern sehr beschäftigt. Er ist um 4 Uhr morgens gekommen hat darauf noch Niemand sprechen wollen sondern erst ausgeruht und sodann das sämtliche an seinem (Herzog!.) Palais vorbey defilirende militair in Augenschein genommen. Er soll ein großer schöner Mann seyn, dem man den großen Krieger gleich ansieht. Der Comandant General Schirmer ist bey diesem aob oliaxsan-das neben ihm und 4 andere (ich habe nicht gehört was und wer die gewesen) hinter ihm slrapsan-das gegangen seyn — Übrigens soll er ganz simpel im Wagen angekommen seyn und ist dem Empfange hier zuvorgekommen durch frühere Ankunft als denen Militairs gemeldet, damit die ceremonien vermieden würden. Ich empfehle mich allseits herzlich Hannover 19. Jan. 1804 Helwing Ich bedauere die dortige Unpäßlichkeit!! — gute Besserung. Die genannte Schrift soll schon vor 3 Wochen von hiesigen in Ham burg gekauft seyn also 14 Tage eher hier gewesen seyn als ich sie mit der Leipziger Post direct erhielt — und so sind die Franzosen aufgebracht geworden.
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