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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1908
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- Deutsch
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^ 128, 4. Juni 1908 Nichtamtlicher Teil. «örl-ndlatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 6227 Selbsterhaltungstrieb veranlaßt sie deshalb, ab und zu einen Auf satz von einem wohlangesehenen Autor zu erlangen, und so läßt sich denn selbst manch berühmter Kliniker aus gutem Herzen herbei, seine Feder und Tinte als Exzitationsmittel für schlechte Blätter zu verwenden. Diese Autoren sollten Friedrich v. Müllers Mah nung recht sehr beachten, denn auch sie machen sich dadurch zu Mitschuldigen unserer schlechten Publizistik. Seine n ä ch st e n Berufsgenossen geht also nach allen meinen Ausführungen der Warnungsruf des Münchener hervorragenden Forschers am allermeisten an. Wenn sie ihn beherzigen, ist am ehesten eine Beseitigung des Übelstandes zu erwarten, der schon seit Dezennien immer wieder von verschiedenen Seiten charakteri siert ist: auf ihn wiederum mit Nachdruck hingewiesen zu haben, ist ein Verdienst F. v. Müllers, dem wir zum Besten unserer Literatur reichen Erfolg zu wünschen alle Ursache haben. Die Graphik auf der Großen Berliner Kunst-Ausstellung 1908. Von Paul Lennig. H. (I siehe Börsenblatt Nr. 127.) Eine eigentümliche Erscheinung wird seit einigen Jahren immer deutlicher bemerkbar. Zahlreiche Illustratoren suchten etwas darin, Bleistift, Feder, Kreide und Tusche recht fix zu handhaben und alles flott aufs Papier zu werfen. »Französische Manier» sollte das sein. In Wahrheit lag die Sache so, daß, wer über keine ausgebildete Technik und die Gabe feiner Be obachtung wie auch entsprechender Charakteristik in wenigen Strichen verfügte, der hieb eben blindlings drauflos, d. h. daneben, und cs entstanden »Schindereien», rohe Illustrationen, vergleichbar der Sprache eines ungebildeten Rabulisten. Solche Arbeitsweise ist bei den Illustratoren von Jahr zu Jahr seltener geworden, vielfach zweifellos unter der Einwirkung der Verleger, denen mit flotten Skizzen nur dann gedient sein konnte, wenn sie zugleich vielsagend und geistreich in die Erscheinung traten Gegenwärtig begegnen wir in den meisten Darbietungen der Mit glieder des Verbandes Deutscher Illustratoren erfreulicherweise einer besser ausgebildeten Technik und solider Durchführung, oder aber, wo ein paar Striche sprechen dürfen und können, einer größeren Treffsicherheit. Auch unter den Künstlern des Grabstichels, der Radiernadel und des Schabeisens scheint sich eine Veränderung zu vollziehen, hier aber ist die Richtung die entgegengesetzte, nämlich eine rück schrittliche , herbeigeführt durch eine Anzahl von Anfängern. Hier, wo der Künstler seine Arbeit nicht auf bloßem Papier ver richtet, sondern in Metall cingräbt oder ätzt, wo Kunstwerke edel ster Art entstehen sollen, ist Schluderet noch weniger am Platze als bei der Illustration, die mehr dem Tagesbedürfnis zu dienen hat. Diese Radierungen, Linienstiche, Schwarzkunstblätter rc., so weit sie nicht in ganz großen Formaten ausgeführt sind, werden entweder in Mappen aufbewahrt oder an den Wänden der Wohn- räume in Gesichtshöhe aufgehängt, jedenfalls bei der Betrachtung dem Auge nahegerückt, um die Technik Mitwirken zu lassen auf den Beschauer, die Technik, die bei einem guten Linienstich oder einer Radierung von hohem Reiz zu sein pflegt und einen großen Teil des Wertes solcher Blätter ausmacht. Darüber sollte sich kein denkender Künstler im unklaren befinden. Merkwürdigerweise aber gestatten sich immer wieder neue Kräfte, Blätter vor den Be schauer ans Tageslicht treten zu lassen, die mangels genügender oder ganz fehlender Technik nüchtern, flächig, ja roh und nichtssagend wirken. Bisweilen geschieht dies wohl in der Meinung, das Publikum werde in einem Kupferdruck ohne weiteres eine geniale oder wenigstens gute Kunstleistung als vorhanden betrachten. Diese Annahme dürfte sich indeß als irrig erweisen und durch ausbleibenden Absatz fühlbar machen, und diese Er fahrung wird manchen Schwarzkünstler hoffentlich bald zur Einsicht bringen und zum Studium führen, oder zum Aufgeben der Aus übung einer Kunst veranlassen, die talentvolle, gewissenhafte und denkende Jünger erfordert. Doch zur Ausstellung zurück! Wir betreten Saal 9, in 6 Kojen abgeteilt wie Saal 8, mit Koje 9s. beginnend. Hier empfängt uns eine stimmungsvolle, prächtig durch- gesührte Flußlandschaft -Abend- von Hermann Könemann, Stargard i. M. (644). Wieder begegnen wir hier Otto Protzen, Schlachtensee, und zwar mit einer großartigen Radierung »Deutsche Eichen- (647) und zwei Schabkunstblättern: »Bchalmt» (646) und -Fischers Nachtruhe» (648). Friedrich Strauß, Schöneberg ist hier mit einem vielleicht etwas zu glatt und elegant durchgeführten Holzschnitt »L.vg Llaria- nach S. Barbudo vertreten. Franz August Börner, Berlin hat sechs fleißig gearbeitete Schabkunstblätter nach de Vos, Frcnzel, Thoma und Böcklin (633—638) ausgestellt, Fritz Krostewitz, Wien zwei etwas verschwommen herausgekommene Radierungen (639 und 643) und eine wohlgelungene, betitelt -Die Brücke». Hans Meyer-Berlin, Wilhelm Feldmann, Mölln in Laucn- burg und Hans Prentzel, Charlottenburg sind unter anderen beachtenswert. In Saal 9b darf man Hans Aulhorn, München mit seinem prächtig humoristischen farbigen Schabkunstblatt -Der erste Gichtknochen-(657) nicht übersehen, wenngleich das Motiv mehr für eine flotte Zeichnung geeignet erscheint. Immer bedeutsam im Gedankeninhalt und nie in der Technik ohne Größe, gleichviel ob der Künstler uns als Holzstecher, Radierer oder Lithograph ent gegentritt, zeigt sich auch hier wieder Bruno Heroux, Leipzig, diesmal mit drei Exlibris (664). Jedes, auch das un scheinbarste Werk von ihm atmet Kraft und Charakter. Als trefflicher Naturschtldcrer zeigt sich Wilhelm Legier Wien (676—680) in seinen Radierungen vom Jagstfelde und Schwarzwalde: Kirchbcrg — Waldinneres — Vorfrühling — Schloß Hornberg und vor allem in seinem herrlichen »Jagsttal». — Carl Theodor Meyer-Basel, München, behandelt ein überaus einfaches Motiv, »Aus Bayern- (684) benannt, das eine Dorfstraße mit Teich und Gehöft darstellt, überraschend reizvoll. Richard Kaiser gehört zu den vor erwähnten Schabkünstlern, die sich noch mit wenigsagenden Skizzen begnügen, bis sie zu der Erkenntnis kommen werden, daß das edle Material des Kupfers sehr viel mehr herzugeben vermag. Auch Georg Lebrecht, Heinrich Jakesch und Franz Gref, zum Teil Lithographien zeigend, sind zu diesen Künstlern zu zählen. Da gegen darf man angesichts Alex Eckeners Radierung »Pferde markt- (691) »klein aber fein!» ausrufen. Des letzteren Künstlers Radierung »Gespräch unter der Tür- stellt zwei Klatschweiber ebenfalls gut dar. Von dem vorgenannten Münchener Hans Aulhorn finden wir noch eine zweite humoristische Leistung in dem -Zwiegespräch- (666), eine dicke kleine und eine sehr magere große Frau auf der Straße gehend, umfängliche Lasten auf dem Kopfe tragend, im eifrigsten Diskurs. Ein ungemein an sprechendes Motiv behandelt Bruno Goldschmidt, Stuttgart, ganz reizend in seiner Radierung -Kinderglaube vom Himmelreich- (655). In Abteil 9o betrachten wir gern Paul Paeschkes (Charlottenburg) »Herrgottschnitzer» in Originalradierung (700), auch die Lithographie -Seeadler- von Hans Schmidt in Charlottenburg (702) verdient Beachtung, desgleichen Waldemar Blohms Originalradierung -Das Gasthaus- (704). Drei andere Charlottenburger Künstler: Erich Wolssfeld, Fritz Greoe und Karl Kraft treten mit guten Radierungen und Lithographien (710—712) auf. Adolf Schönebeck, Düssel dorf, gibt in Lithographie einen mit der Mütze auf dem Kopfe auf einer Truhe »schlafenden Bauer-(719) dar. W. Leo Arndt, Halensee, hat sich diesmal mit seinem -Einsamen Weg- (718) kein sehr dankbares Motiv gewählt, weiß aber auch diesem etwas abzugcwinnen, das uns bei längerer Betrachtung fesselt. In Koje 9ä dominiert Carl Kappstein, Grunewald, mit seinen sieben meist vortrefflichen Mczzotintoblättern: Adler, Ziegenlämmer, Landschaft, Konkordiatempel, Horn- rabsn, Birkhahnbalz, Farbige Landschaft Taormina, Ziegen, Schwarze Schwäne, Rattler und Weiße Schwäne (737). Walter Zeising, Paris, zeigt ebenfalls in einer Anzahl Blätter, Radierungen (735), daß ihm starkes Können zu eigen ist, von dem er nur nicht immer vollen Gebrauch macht. Helene Lange, Hannover, geht in der Zartheit matt gehaltener Töne ihrer Lithographie -Lila Chrysanthemen- (739) ungemein 810*
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