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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-01-16
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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.E 12, 18. Januar 1S14. Redaktioneller Teil. BSrs-„bI»tt >. d. Dtsch,,. BuchhiLdel. der anscheinend »cko sais taut« als Vorbild gedient hat, ein Objekt für jede Buchhandlung ist, mag dahinge stellt bleiben. Gleichwohl Pflegen sich die Abonnements von Zchnpfennigblättern bei rationellem Vertriebe schnell zu gröberen Beträgen zu summieren, so daß auch das reguläre Sortiment erfolgreich mit den Kolportage- und Zeit- schriftenhandlungcn konkurrieren und auf diese Weise einen Teil des ihm von diesen entrissenen Terrains wicdergewinnen kann. Neben den ganzseitigen Anzeigen der neuen Zeitschriften begeg nen wir jetzt im Börsenblatt den Verlagsberichten der gröberen Verleger. Sie legen sowohl dem Anzeigenden wie demLeserNechcn- schaft über alle im Jahre geleistete Arbeit ab, und es ist über aus interessant, diese Bilder von Verlegerleistungen an sich vor- überziehen zu lassen. Man wünscht unwillkürlich, daß sich viele andere Verleger diesen schönen Gebrauch zu eigen machen möchten. Soll der Buchhändler Tageszeitungen lesen? Diese Frage muß ohne weiteres bejaht werden. Nicht nur das zusammen geleimte Lokalblättchen, sondern möglichst auch eine der großen Tageszeitungen, die politisch und literarisch, wie man zu sagen pflegt, »erstklassig« redigiert sind. Aus beiden Blüten kann er mancherlei Honig saugen, wenn er die Kunst des Zeitunaslelen versteht. Da alle Vorgänge des öffentlichen Lebens und alle Dinge von allgemeinem Interesse in seinem Geschäft durch die entspre chende Literatur ihren Widerhall finden, so kann er manche Mani pulation rechtzeitig vorbereiten, die ihm ohne eine solche Kenntnis nicht möglich wäre. Die genaue Verfolgung der politischen Vor gänge des verflossenen Jahres wird ihn davon unterrichtet haben, daß jetzt, nachdem der Friede auf dem Balkan geschlossen und die Lage in diesem europäischen Wetterwinkel einigermaßen geklärt ist, für abgeschlossene Berichte aller Art über den Balkankrieg Interesse vorhanden ist, und daß unter den Offizieren gute tak tische Werke über die Feldzüge der verschiedenen Parteien begehrt sind. Die drohende politische Lage hat zu einem weiteren Aus bau der staatlichen Jugendpflege und zu einer außerordentlichen Verstärkung unserer Wehrmacht geführt. Befürchtungen, daß die Bestrebungen der Jugendpflege, die in ihrem Wesen mehr auf äußere Betätigung gerichtet schienen, das Interesse der jungen Leute für die Bücher beeinträchtigen würden, werden sich meist als unbegründet herausgestellt haben, weil in dem lebhaften Ver kehr der Jugend untereinander auch manche geistige Anregungen gegeben werden, die sonst niemals zum Vorschein kämen. Zudem hat die Bewegung eine ganz neue und ziemlich umfangreiche Lite ratur gezeitigt und damit dem Buchhändler ein neues Feld der Betätigung eröffnet. Ein im Zeichen der Jugendpflegeliteratur stehender und mit Wanderbüchern vervollständigtes Schaufenster läßt sich heute ganz gut durchführen, zumal auch geeignetes Ma terial zur Gestaltung eines wirkungsvollen Hintergrundes mit Bildern aus dem Leben und Treiben der jungen Wandersleute vorhanden ist. Literatur über die Wehrsteuer, namentlich Anlei tungen zur Einschätzung dürften sich gegenwärtig und bis auf weiteres leicht verkaufen lassen, wenn sic im Schaufenster aus gestellt oder sonst in geeigneter Weise propagiert werden. — Kunst händler und Buchhändler, die im Nebenbetrieb etwas Kunst handel betreiben, werden nicht böse darüber gewesen sein, daß ein italienischer Bilderdieb die köstliche Mona Lisa den Franzosen entführt hat. Das Aufsehen erregende Schicksal des Bildes hat ihnen sicher eine große Anzahl von Käufern der verschiedenen Reproduktionen zugeführt, und die tröstliche Heimkehr der schönen Florentinerin und die erfreuliche Lösung der Dinge haben das Inter esse neu belebt. Von der Ernte aus den Zeitungen muß noch der Kampf der Ärzte und Krankenkassen erwähnt werden, der ohne die eingetretene unerwartet glückliche Lösung leicht eine kleine Sturmflut von Brvschürenliteratur hervorgerufen hätte. Auch die Eröffnung des Panamakanals, dieses wichti gen Verkehrs- und Handelsweges, mag hier und da Interesse für diese technische Leistung der Amerikaner namentlich unter den In genieuren belebt und zum Kaufe einschlägiger Literatur geführt haben und noch führen. Aber trennen wir uns von dem notwendigen übel der Zei- tunaswissenschaft! Draußen Wirbeln die Schneeflocken, und un willkürlich kommt einem der Gedanke, wie schön es wäre, an den Freuden des Wintersports teilzunehmen oder besser noch im Süden den deutschen Frühling abzuwarten. Dagegen heißt es nach dem bewährten Rezept des Königssteiner Berufsgenossen: »Arbeiten und nicht verzweifeln!«. Es kann aber auch ein Ver gnügen sein, ein hübsches Schaufenster mit Wintersportliteratur und Winterlandschaften zu dekorieren. Die Sehnsucht nach dem Süden kann ferner dadurch ein wenig gestillt werden, daß man mit Eifer das Lager der verschiedenen Baedeker, Meyer, Grieben usw. ergänzt und sich überzeugt, ob die sonstigen Werke für Jta- lienreisende in genügender Anzahl vorhanden sind. Als Hariptereignis für den Buchhandel zu Beginn des Jahres 1S14 hat die Freiwerdung eines Großen zu gelten. Richard Wagner ist im Himmel unter die illustre Gesellschaft der freigewordenen Autoren ausgenommen worden, und auf Erden erschallt in mächtigen Wagnertönen die gewaltige Vertriebssym phonie seiner Werke durch die verschiedenen alten und neuen Ver leger, Auch der »Parsifal« ist — und zwar von Rechts wegen — nicht davon verschont worden. Dabei berührt es wohltuend, daß die Verleger, soweit es sich um die vollständigen Klavierauszüge handelt, sich zusammengetan und einen billigen Einheitspreis ge schaffen haben. Hesse und Bong fragen nicht erst nach dem End urteil der Literaturkritik und nehmen von Verlegers Gnaden den Meister der Töne unter die Klassiker auf. An Nachfrage nach diesen Neuausgaben wird es nicht fehlen. Kommen doch infolge der großen Verbilligung der Wagnernoten außer den Wagnerver ehrern, denen die bisherige Ausgabe der Werke zu teuer war, noch eine Menge neuer Interessenten in Frage. Daß auch neben der Benutzung der honorarfreien Texte viel selbständige literarische Arbeit geleistet wird, beweist der Umstand, daß unter den Her ausgebern meist Namen von Klang vertreten sind. Auch die Thea terbesucher werden es wohltätig empfinden, daß ihnen die Texte der Wagneropern nunmehr in billigen Ausgaben zur Verfügung stehen und daß nun endlich der Wunsch vieler in Erfüllung ge gangen ist, sie in der vortrefflich bearbeiteten Ausgabe der Text sammlung von Reclams Universal-Bibliothek vertreten zu sehen. Bei alledem versprechen die überall stattfindenden und bevor stehenden Ausführungen des »Parsifal«, die bisher nur den Besuchern der Bayrcuther Festspiele und damit nur den Bemittel ten zugängig waren, ein ganz besonders starkes Interesse der Theaterbesucher, so daß gerade in Anbetracht der Neuheit für viele und der Sonderart dieser Oper mit Massenabsatz von Musi kalien sowohl wie von Texten gerechnet werden kann. Vielleicht lohnt es sich auch, das Textbuch systematisch den Sendungen und Journalen zur Ansicht beizufügen oder einen tüchtigen Kolporteur damit auf den Weg zu schicken, damit nicht die Theaterkasse das Hauptgeschäft macht. Neben den Noten, Werken, Briefen und Theatertexten dürfte die Nachfrage nach der übrigen Wagner- Literatur nicht ausbleiben, so daß man gut tun wird, die Lager entsprechend zu ergänzen. Da sie überaus umfangreich ist und leicht durch Porträts des Meisters und andere Bilder ergänzt werden kann, so wird sich gerade jetzt ohne Mühe eine schöne und inter essante Wagnerausstellung im Schaufenster zusammenstellen lassen. Bei alledem darf nicht vergessen werden, daß die schöne Zeit des Karnevals bevorsteht und die Nachfrage nach Maskenbildern und geeigneten Theaterstücken eine dahingehende Prüfung der La- gerbestände erfordert. Das Verbot des Kaisers, das in dieser tanz lustigen Zeit den Tango in den Kreisen der Offiziere nicht zulätzt, hat für diesen amerikanischen Exportartikel eine lebhafte ander weitige Nachfrage gezeitigt, und auch der Buchhändler, der die an höchster Stelle geltend gemachten moralischen Bedenken nur bil ligt, wird nicht umhin können, die Noten für den Fall eintrcten- den Bedarfes bereitzuhalten. Die der Karnevalsstimmung ange paßten Sondernummern der Zeitschriften versprechen ihm außer dem einige kleinere Geschäfte. In ähnlicher Weise, wie durch einen Eingriff von höchster Stelle ein unserem Volksempfinden fern liegender Tanz eine ungewollte Propagierung erfuhr, dürfte sich nach der guten Seite hin die Wirkung einer vom Kaiser dem Afrikareisenden Leo Frobenius zur Verfügung gestellten Stiftung bemerkbar machen. Die Bücher dieses Autors sind da durch in den Vordergrund des Allgemeininteresses gerückt worden und gehören demnach mit einem entsprechenden Vermerk ins 87
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