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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1902
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- Erscheinungsdatum
- 03.01.1902
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- Deutsch
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70 Nichtamtlicher Teil. ^2, 3. Januar 1902. Vorsatzpapier von Ernst Leistikow — einfach und gut modern; dem Verlage gebührt vollste Anerkennung! Wie an jedem Menschenwerke, das an die Oeffentlichkeit tritt, berechtigte und sachverständige Kritik sowohl, als auch anderseits kleinliche Nörgelsucht manchmal anderer Meinung sein oder etwas auszusetzen haben wird, so dürfte es auch bei vorliegendem Buche hie und da nicht an Wider spruch fehlen. Dach, wo das Gute, richtig Erkannte in solch hohem Maße überwiegt, erscheint es mir reichlich unnötig und überflüssig, das Wenige, worin man vielleicht anderer Ansicht ist, hervorzuheben. Grautoffs Werk an sich, nicht nur der Illustrations-Schatz, sondern auch der Text, ist so vortrefflich, daß man es jedermann, der Interesse für moderne Buchkunst hat, nur wärmste ns empfehlen kann — dem Künstler wie Verleger, dem Autor wie Biblio philen; eine zweite Auflage dürfte der Arbeit sicher sein. 20. Dezember 1901. K. E. Graf zu Leiningen-Westerburg. Katechismus der Wuchdruckerkunst Siebente Auflage, mit hundertneununddreißig Abbildungen und mehreren farbigen Beilagen, neu bearbeitet von Johann Jakob Weber, zweitem Vorsteher des Deut schen Buchgewerbevereins zu Leipzig. 8°. XIV, 331 Seiten. Leipzig 1901, I. I. Weber. Der in seinen früheren Auflagen von C. A Franke verfaßte, dann von Alexander Waldow bearbeitete Katechismus der Buchdruckerkunst liegt uns hier in einer vollständig neuen Bearbeitung vor. Herr Weber, der zweite Vorsteher des Buchgewerbevereins, hat dies Buch für die Kunstverwandten geschrieben. »Sein Zweck ist, allen Angehörigen der Kunst, die in der heutigen Zeit der Arbeitsteilung meistens nur ein kleines Spezialfeld bebauen, einen Ueberblick über das ganze große Gebiet unserer Arbeit zu geben, zu zeigen, was heute als Normalmaß von Kenntnissen von einem ordentlichen Buchdrucker gefordert wird; denn es sind Kennt nisse, und oft solche elementarer Art, die unseren jüngeren Mitarbeitern fehlen, während die reine Handfertigkeit meistens vorhanden ist.« Das Buch soll, wie der Verfasser des weiteren in der Vorrede aussührt, nicht die Lehre ersetzen, sondern »alle die tausend Einzelunterweisungen einer Lehrzeit zu einem über sichtlichen Ganzen binden helfen, den inneren Zusammenhang das Wie und Warum erläutern, um den Buchdrucker inner halb seines Berufes selbständig denken zu lehren«. Der Stoff des Buches ist in 42 Abschnitte zerlegt, von denen die ersten fünf auf 40 Seiten die Erfindung der Buchdruckerkunst, ihre Verbreitung, das goldene Zeitalter, derselben, die Pflege der Kunst in den Niederlanden und Frankreich und den Uebergang zur Neuzeit nach dem Verfall der Kunst im siebzehnten Jahrhundert kurz und bündig- schildern. Diesen Abschnitten sind elf ganzseitige Illustrationen beigegeben; für den Text bleiben also nur 29 Seiten übrig. Man wird sich also nicht wundern, daß der Verfasser nur einige wenige der hervorragendsten Drucker nennt. Ein Irrtum ist ihm auf Seite 20 untergelaufen. Die von William Morris gezeichnete gotische Schrift geht nicht auf Günther Zainer, sondern auf Johann Sensen schmidt zurück und zwar auf die in den Jahren 1474 -76 in Nürnberg gebrauchte wundervolle gotische Type (Proctors Type 3); leider hat Morris sich veranlaßt gesehen, einzelne Typen zu verändern, aber nicht zu ihrem Vorteile. Nachdem im sechsten Abschnitt die Lokalitäten einer Buchdruckerei eingehend besprochen sind, wird in den Ab schnitten 7—20 der Satz behandelt (das Setzen, der glatte Satz, das Ausschließen, das Korrekturabziehen, der Korrektor, das Korrigieren u. s. w.). Aus dem Rahmen des Ganzen fällt das 14. Kapitel etwas heraus, das die Entwickelung der ersten Druckschriften aus den Handschriften und die Ent stehung der Formen der heutigen Schrift behandelt und zum Schluß eine Auswahl von Schriften für den Bedarf einer normal eingerichteten Druckerei giebt. Auf Seite 92' und 93 giebt der Verfasser hier unter dem Titel »die Schreckenskammer des Buchdruckers« eine Anzahl von »musterten und um- stochenen« Schriften wieder, die wohl meistens in den fünf ziger bis siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ent standen sind. Alle diese Schriften sind allerdings - ab schreckend häßlich, aber ich zweifle nicht, daß in fünf undzwanzig Jahren ein neuer Bearbeiter des Katechis mus aus unseren jetzt entstandenen Schriften mit Leichtig keit eine gleiche Schreckenskammer wird zusammenstellen können. Dabei ist aber noch zu bedenken, daß diese »mu sterten und umstochenen« Schriften nur Accidenz- und Aus zeichnungsschriften waren, während jetzt die Produkte der moderneu Schriftschneiderei, die vielleicht dekorativ ganz hübsch wirken, und die man sich als Accidenzschriften vorübergehend wohl gefallen lassen kann, womöglich in allen Graden ge schnitten und zum Satz von Büchern verwendet werden, deren Bestimmung eigentlich doch ist, gelesen zu werden, nicht nur als Dekorationsstück zu dienen, oder wohl gar dem Leser Augenschmerzen zu machen. Von den ferneren Abschnitten, die den Satz behandeln, möchte ich besonders noch auf die Abschnitte 16 und 18 Hinweisen Der erste bespricht die weitere Behandlung des glatten Textsatzes: Illustrationen, Kolumnentitel und An merkungen, Einteilung der Abschnitte eines Buches, das Seiten bilden, Satzformat und Papierformat. Auf den Anfangsseiten von Kapiteln läßt man gewöhnlich das obere Viertel oder das obere Drittel frei. Dieser Gebrauch stammt nun nicht, wie der Verfasser meint, aus der Zeit der Devotionalien (welche Zeit soll das übrigens sein?), sondern wird auch schon im fünf zehnten Jahrhundert von einer Reihe von Buchdruckern be folgt. Die alten Meister, die nur einen Schriftgrad besaßen, konnten natürlich auch nur einen Schriftgrad verwenden. Um Ueberschriften und Anfänge der Kapitel hervorzuheben, verwenden sie nur Versalien und Initialen; so wird z. B. von manchen Druckern die Ueberschrift und die erste Zeile, wenn nicht sogar mehrere, nur in Versalien gesetzt. Sie hatten das Bedürfnis, diese Teile des Satzes hervorzuheben und verwendeten, sobald sie mehrere Schriftgrade besaßen, diese zum Titel des Buches, zu den Kolumnentiteln, den Kapitelüberschriften rc. Die Neueren, die, wie z. B. Morris, auf die Alten zurückgegangen sind, haben wohl kaum die Absicht gehabt, mit ihren bewundernswerten Nach ahmungen Bücher zum Lesen zu schaffen; zum Lesen solcher Bücher hat unser gehetztes Zeitalter keine Zeit mehr. Für die wertvolleren Erzeugnisse der schönen Litteratur schreibt der Verfasser folgendes vor: »In richtiger Erkenntnis der eigentlichen Satzform für diese Bücher setzt der heutige logische (?) Kunstsatz die Seiten voll aus; er beginnt den Anfang oben, macht keine Einzüge, die als Löcher wirken, sondern bildet seine Seite einheitlich ruhig, so daß des Lesers Auge unbewußt zur Beruhigung des Innern schon beiträgt und der volle geistige Genuß des Gelesenen ermöglicht wird.« Nun, die Alten haben die Tragödien und Komödien der Griechen und Römer, um Papier zu sparen, fortlaufend ge setzt. Wir werden also wohl demnächst erleben, daß die Dramen von Schiller und Goethe, die doch wohl zu den »wertvolleren Erzeugnissen der schönen Litteratur« gerechnet werden können, nach diesem Beispiel in fortlaufendem Satz, nicht nach Versen abgesetzt, das Licht der Welt erblicken! Aufgabe des Druckers ist es, dem Leser einen leicht les-
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