Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1878
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18780807
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187808078
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18780807
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1878
- Monat1878-08
- Tag1878-08-07
- Monat1878-08
- Jahr1878
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3082 Nichtamtlicher Theil. ^ 182, 7. August. Wahl der Lagervorräthe bei übermäßiger Gefälligkeit und Coulanz des Sortimenters. Dies alles wäre aber noch zu überwinden, wenn dabei nicht gleichzeitig vom Publicum eine arge Zurückhaltung im Einkäufen geübt würde. So sehen wir denn von Jahr zu Jahr, und das wahrlich nicht zum Vortheil der Verleger, daß aus den besten und elegantesten Theilen der großen Städte die Buchhandlungen mehr und mehr verschwinden. Wer das Sortiment nur irgend ver lassen kann, zieht es vor, seine Thätigkeit dem Verlage zu widmen. Nebenzweige des Sortiments, wie sie in kleineren Städten mit großem Vortheil betrieben werden können, sind dem Sortimenter in der großen Stadt verschlossen, weil er unmöglich mit den speciellen Vertretern aller dieser Nebenzweige am Orte concurriren kann. Der Sortimenter in der kleinen Stadt leidet wieder unter der allgemeinen Sprödigkeit und Theilnahmlosigkcit des Publicums, unter der Vorliebe wirklicher Bücherfreunde, ihren Bedarf aus der Hauptstadt zu beziehen, wobei das geringfügige Porto diesen Ver kehr des Publicums mit der Hauptstadt begünstigt. Nebenbei kann der Sortimenter in der kleinen Stadt kaum auf tüchtige Gehilfen rechnen, da diese Herren es vorziehen, sich in Berlin oder andern großen Orten zu amüsiren. So bleiben ihm zur Besserung seiner Lage nur die Nebenzweige, mögen sie nun in Musikalienhandel, Leih bibliothek oder Druckerei mitWochenblatt, Schreibmaterialienhandel, Agenturen rc. bestehen. In dieser Beziehung ist eben die Stellung der Herren Collegen in kleinen und mittleren Städten eine ganz andere und verhältnißmäßig günstigere, als in den Hauptstädten. Und so zeigt es sich denn auch, daß bei wirklicher Intelligenz und Rührigkeit immer noch in der Provinz ein Geschäft zu machen ist, wenn nur der Prinzipal die Marotte fallen läßt, nur vom Sorti ment leben zu wollen, was von Jahr zu Jahr schwerer wird. Hiermit kommen wir aber zugleich auf den Ausgangspunkt aller Klagen im Buchhandel überhaupt: Es werden zu wenig Bücher gekauft! Hätte jeder Sotimenter je nach Lage und Ver- hältniß ausreichenden Absatz, er würde gar nicht dazu kommen, immerfort zu klagen und über die Rabattfrage zu grübeln. Der schlimmste Feind des deutschen Buchhandels ist die Zurückhaltung des deutschen Publicums im Bücherkaufen. Man sage nicht, der Deutsche ist zu arm, um viele Bücher zu kaufen. Man sehe sich nur in den gut situirten Familien um; wie selten findet man Hausbibliotheken bei unfern wohlhabenden Mitbürgern, während eine sehr gediegene Wohnungseinrichtung, theure Lust- und Bade reisen, Concert- und Theaterbesuch nebst anderem Luxus an der Tagesordnung sind! Doch diese Klagen sind völlig unfruchtbar, ebenso unfruchtbar, wie der Sortimentertag in Eisenach. (Letzte rer erinnert nebenbei wegen des gleichen Locals lebhaft an die unfruchtbaren Bestrebungen der Kathedersocialisten seligen An denkens !) Wie cs scheint, erwarten die Eisenacher vom nächstjährigen Wechsel im Vorstande des Börsenvereins großes Heil. Sie wer den sich täuschen, denn die Personen thun es nicht. Am aller unglücklichsten erscheinen uns die in Eisenach ans Tageslicht getre tenen Caffeler Vorschläge, welche darauf hinausgehen, am liebsten wieder Examina, Vermögensnachweis und derlei Zünftliches her beizuführen, wobei dann der Börsenvorstand die Polizei abgeben soll! Wir haben wahrlich in Deutschland aller Orten schon Polizei genug. Man denke sich nur die Thätigkeit der Prüfungscommis sionen, welche darüber befinden sollen, ob der Neuetablirte genü gende Kenntnisse, genügende Geldmittel, genügenden Kundenkreis Nachweisen kann. Man glaubt wahrlich, mittelalterliche Hand werker kannegießern zu hören, wenn man von solchen Vorschlägen erfährt. Während unser ganzes Streben dahin geht, Jedem inner halb der gesetzlichen Schranken die freieste Bewegung zu gönnen, um füx sich und die Seinen thätig zu sein, möchten diese Herren jedem Nachgeborenen vorweg die Kehle zuschnüren und ihm die Existenzberechtigung absprechen oder doch verleiden. Während der Staat nichts weiter verlangt als Eintragung in das Handelsregister und in die Gewerbsteuerrolle, wollen die Collegen dem Neuankömm linge den Lebenspfad sauer machen und über seine Befähigung und Zulässigkeit aburtheilen. Sie gleichen in ihrem Streben in der That dem kleinen Häuflein Derer, welche in Berlin angesichts der großen politischen Fragen den Schuster Bierberg in den Deutschen Reichstag bringen möchten, damit der ihr Handwerk wieder auf den Strumpf bringe. Der Reichstag geht aber über Bierberg zur Tagesordnung über, und ebenso der deutsche Buchhandel über die Eisenacher Beschlüsse (dlO. wenn die letzteren endlich nach langer Clausur in authentischer Fassung vorliegen werden). Schon verlautet es wieder von Bündnissen der Verleger, die allen Schleuderern nur mit 20 A> liefern wollen. Eine derartige Verbindung wird von Zürich her versucht, eine zweite scheint bereits in Stuttgart sich vollzogen zu haben. Die im Börsenblatte mehrfach wiederholte Anzeige einer An zahl Stuttgarter Verleger ist absolut unverständlich. Ohne daß diese Herren präcisiren, was in ihren Augen Schleuderei ist, kündigen sie ganz allgemein an, wer ihre Bücher zu willkürlichen Ladenpreisen — oft weit unter den von ihnen angesetzten Preisen — in Katalogen und Anzeigen ofserirt, dem wird künftighin nur mit 20<X> geliefert. Um die Stuttgarter Herren all absuräum zu führen, empfehlen wir ihnen hiermit die ganze Reihe der Berliner Sortimenter, welche Weihnachtskataloge (mit 20 gh vom Ord., 10 gb vom Netto) aus geben. Die Stuttgarter Herren mögen erklären, ob sie allen diesen zum Theil recht schätzenswerthen Abnehmern ihres Verlages wirklich nur mit 20gü liefern wollen, oder ob sie mit ihrer oft wiederholten Anzeige nur scherzweise gedroht haben, um doch auch ihrer seits ohne Gefährdung des eigenen Geschäfts pro korma kräftig und zeitgemäß ins Horn gestoßen zu haben. Zu guter letzt hat nun der Vorstand des Börsenvereins unterm 19. Juli o. (Börsenbl. Nr. 174) bekannt gemacht, daß er den mehr fachen Wünschen Nachkommen will und für den September eine Conferenz zur Besprechung über etwaige buchhändlerische Reformen einberufen wird. Der Börsenvorstand hat sehr Wohl daran gethan, in dieser dankenswerthen Weise vorzugehen, denn die Verhandlung so weit schichtiger Themen in den kurzen Stunden der Ostermesse-General- versammlung führt bekanntlich zu gar nichts. Aber auch diese officielle Conferenz wird unsrer festen Ueberzeugung nach zu nichts führen, und die Herren, welche zur Theilnahme berufen werden, mögen sich im voraus über den Nichterfolg trösten. Schon im Jahre 1847, als überall industrielle Noth herrschte, wurde auch die Rabattfrage wieder auss Tapet gebracht. Also gerade vor einem Menschenalter stand der deutsche Buchhandel genau vor derselben ungelösten Frage wie heut. Die Thätigkeit des damals zusammengetretenen Ausschusses ist wahrlich nicht zu unterschätzen. Die Arbeiten der einzelnen Mitglieder sind ein glänzendes Zeugniß für die Befähigung der betreffenden Collegen zur Begutachtung so wichtiger Fragen. Das Resultat der damaligen Bewegung liegt ge druckt vor in dem Büchlein: „Gutachtliche Aeußerungen der Mitglieder des Ausschusses für die Rabattfrage und damit zusammenhängende Gegenstände. Gedruckt für die Mitglieder des Börsenvercins. Jena, gedruckt bei Friedrich Frommann. Januar 1848." Unter der Redaction des verstorbenen Karl Reimer bringt das Merkchen auf 68 Seiten 8. die Gutachten der verehrten Collegen: Friedrich Beck — Fr. Volckmar — Paul Neff — Lson Saunier — Fr.J.Frommann —JuliusSpringer^ Karl Reimer — F. M. Deiters — Earl Ruthardt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder