Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.05.1886
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18860522
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188605229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18860522
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1886
- Monat1886-05
- Tag1886-05-22
- Monat1886-05
- Jahr1886
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2745 117, 22. Mai 1886. Nichtamtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil Zur Frier der Grundsteinlegung des neuen Buchhändlerhauses in Leipzig. Der Tag ist nahegerückt, in dessen sonnebeglänzter Mittags stunde vor einer festlichen Versammlung der Grundstein des neuen Hauses geweiht werden soll, welches fortan als »Deutsches Buch händlerhaus« unsere zur Zeit bestehende »Deutsche Buchhändler börse« zu ersetzen bestimmt ist. Vor wenig mehr denn fünfzig Jahren nach reichlich bemessenem Bedürfnis anscheinend für die Dauer von Jahrhunderten erbaut, genügen schon nach verhältnis mäßig kurzer Zeit der letzteren weite Hallen und Säle den gesteigerten Anforderungen des über Erwarten entwickelten Deutschen Buchhandels nicht mehr, und wie bekannt, hat die zeitweise Er wägung eines Erweiternngs- und Umbaues nach kurzem Bestände dem weiter vorausblickenden großen Plane eines vollkommenen Neubaues auf zunächst noch scheinbar entlegenem Stadtgebiete notgedrungen weichen müssen. So hörten denn die mächtig an strebenden Wände dieses schönen und erinnerungsreichen Saales den einstimmigen Beschluß der vorjährigen Hauptversammlung, welcher sie in naheliegender Zukunft ihrer seitherigen ehrenvollen Be stimmung enthebt; und während morgen im Innern des Hauses die Hauptversammlung wichtige Verhandlungen pflegt, wird dessen mit klassisch-heiterer Würde nach der mittelalterlichen Umgebung hinaus blickendes Antlitz sich ordnende Scharen bemerken, welche sich anschickcn, dem neuen Hause die erste Weihe zu geben. An die Errichtung unserer Buchhändlerbörse knüpft die ge samte neuere Geschichte des deutschen Buchhandels an; der äußer lich in die Erscheinung tretende Bau ist nur der Ausdruck des geordneten und sorgfältig gegliederten inneren Ausbaues, dessen Wesen der Börsenverein ist. Lange zuvor hatten die auf geeinigte und feste Einrichtung des deutschen Buchhandels gerichteten Be strebungen sich gezeigt, und immer war es zunächst die Schaffung und Festhaltnng einer gemeinsamen Räumlichkeit, welche diesen Bemühungen den geeigneten Ausdruck nach außen gab. So sehen wir an äußeren Merkmalen, wohl geeignet, ein Gesamtbild des inneren Lebens zu geben, von kleinen und kleinsten Anfängen an die jetzt bestehende, durch den Börsenverein soweit zunächst möglich vollendete Organisation des deutschen Buchhandels sich entwickeln. PanlGotthelfKummer in Leipzig faßte 1792 als erster den fruchtbringenden Gedanken auf, den die Messe besuchenden fremden Buchhändlern einen geschäftlichen Vereiniguugspunkt zu geben. Seine Einrichtung hielt sich in bescheidenen Grenzen und bestand nur aus einigen ermieteten Zimmern im damals Richterschen Kaffeehause. Ihm folgten nach wenigen Jahren Ernst aus Quedlinburg und seit 1797 Carl Christian Horvath aus Potsdam, welch letzterer, schon mit größeren Ansprüchen auftretend, das Meßlokal in das »Paulinum« verlegte, wo es eine lange Reihe von Jahren unter seiner Aufsicht und Leitung verblieb. Das Nähere hierüber findet man in einer ausführlichen Lebens beschreibung Carl Christian Horvaths im Börsenblatt 1884 Nr. 35 und 37. Das Erwachen des deutschen Volkes im Jahre 1813, das Auf blühen der Wissenschaften und die rege Teilnahme der Gebildeten an allen Bestrebungen des Zeitgeistes bethätigten im zweiten und dritten Decennium dieses Jahrhunderts ihren unverkennbaren Ein fluß auf die Litteratur und den Buchhandel, welche damals einen gewaltigen Aufschwung nahmen. Um so dringender trat alsbald wieder die Mahnung an den Buchhandel heran, sich innerlich zu ge stalten, sich in organisch durchgebildeter Einigung gleichzeitig Beweg lichkeit und Festigkeit zu sichern. Es fehlte nicht an tüchtigen, weit- Dreiundsünszigster Jahrgang. blickenden Männern, den Bau zu begründen und auszugestalten. So erwuchs aus der früher nur lose durch das praktische und oft genug kurzsichtige Handelsinteresse des Einzelnen verknüpften Ver bindung das feste organische Statut des Börsenvereins, mit ihm zu gleich der ideale Gesichtspunkt und die in diesem wurzelnde hohe gesellschaftliche und kulturelle Stellung des deutschen Buchhändlers. Als lebendiger Ausdruck dieser wertvollen Errungenschaft erhob sich inmitten der alten Buchhandelsstadt Leipzig der stilvolle, getreu dem inneren Wesen in ruhig abgeklärten Formen sich haltende Bau der Deutschen Buchhändlerbörse. Wenn uns Angehörige des gemeinsamen edlen Berufes nun morgen eine dem Zwecke nach gleiche, aber, den größeren Verhält nissen entsprechend, auch äußerlich umfangreicher geplante Fest versammlung vereinigt, wie im Jahre 1834 unsere thatkräftigen und zielbewußten Vorgänger, so ist cs das gleiche Gefühl wie damals, das uns dabei voll und ganz erfüllen und uns mit lebendigem Be wußtsein vor die Seele treten wird. Wieder weht ein mächtiger Flügelschlag durch das Land, und der freiere Atemzug des Volks geistes begünstigt Litteratur und Buchhandel in unerwartet großen Verhältnissen. Aber ähnlich wie beim ersten Aufschwünge in diesem Jahrhundert zeigte sich auch jetzt im Buchhandel die dringende Notwendigkeit, sich fester zu scharen und in mannhaftem Aus harren zerstörenden Einflüssen entgegcnzutreten, die unrichtige Auf fassung und Verwertung der neugewonnenen Freiheiten zu bekehren und mit fester Hand zu bekämpfen. Getragen von der Einsicht und Pflichttreue seiner Mitglieder, ist der Börsenverein dieser zur Halt losigkeit führenden Bewegung soeben mit Erfolg begegnet, und eine wichtige Ergänzung seiner Grundgesetze sichert ihm die innere Festigung und dem deutschen Gcsamtbuchhandel seine Lcbens- bedingung. Auch nach außen hin tritt die Ähnlichkeit der heutigen Ver hältnisse mit den damaligen in die Erscheinung und fordert zum Vergleiche auf. War es damals der Nachdruck im eigenen deutschen Lande, dessen erfolgreiche Bekämpfung unsere Vorgänger vereinigte, so sehen wir heute als Folge des entschlossenen Vorantritts des Börsenvereins in der in Bern vorbereiteten alle gebildeten Völker um fassenden Vereinigung der hohen Regierungen zum Schutze des Urheberrechtes eiu Werk von wahrhaft reformatorischer Bedeutung in der Geschichte des geistigen Lebens der Völker sich vollziehen. Ist der volle Erfolg auch zunächst noch nicht gesichert, ganz ausbleiben wird er unter keinen Umständen, und auch ein teilweiser Erfolg ändert hier nichts an dem großen idealen Verdienst des Börsen vereins, an der hochwichtigen kulturellen Bedeutung des Schrittes, der für alle Zeiten als ein denkwürdiger Fortschritt gekennzeichnet bleiben wird. So möge denn unser neues Haus, das sich in früher nicht geahnter Größe und Ausstattung erheben wird, uns nicht nur dem praktischen Interesse dienend ein zweckentsprechendes Geschäftshaus sein, sondern zugleich ein Denkmal bezeichnen der in Einigkeit starken Macht des Deutschen Buchhandels, nicht minder aber auch des geistigen Fortschrittes, in dessen Dienste und Förderung der Buchhandel überall und allezeit seinen schönen Beruf findet! Wenn aber Leipzig, wie wir versichern dürfen, es als hohe Ehre empfindet, zum Hüter dieses Wahrzeichens bestellt zu sein, und wenn die ehrwürdige Buchhandelsstadt, deren emsiges Wirken im Dienste des deutschen Gesamtbuchhandels mit hoher Anerkennung gerühmt zu werden verdient, mit neuen Vorsätzen an die neue ehrenvolle Aufgabe herantritt, so geziemt es ihr vor allen anderen, der warmen Fürsorge zu gedenken, welche die hohen Behörden des 372
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder