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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1885
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- 05.10.1885
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- Deutsch
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230, 5. Oktober 188Ü. Nichtamtlicher Teil. 4721 Leidens befielen, war cs auch ihm, wie einst seinem Vater, be- schieden, sein Geschäft, die Arbeit seines Lebens, in junge kraft volle Hände zu legen, die ganz anders noch als seiner Zeit die seinigen vorbereitet waren, das väterliche Geschäft fortzuführen; ja er mochte es ahnen, daß sein Sohn Bernhardt — ihm schon zehn Jahre zur Seite — die Handlung zu neuem Aufschwung führen, zu neuer Blüte entfalten würde; fand er doch in der Bestrebung und Richtung des Sohnes die eigene verjüngt wieder. So starb Wilhelm Perthes am 10. September 1853, be trauert von seiner Witwe, Kindern und Kindeskindern, betrauert auch von einer Familie im weiteren Sinne des Wortes; rechnete er doch zu ihr in echt patriarchalischem Sinne seinen ganzen großen Geschäftshanshalt mit über hundert Arbeitern, darunter über zwanzig Familienhäupter. Stets hat er die Gehilfen seiner Arbeit als seine Pflegebefohlenen, für deren Leben und Gedeihen er durch Führung seines Geschäfts zu sorgen hatte, betrachtet, und dies Vertrauen erwiderten jene, indem sie in Wilhelm Perthes nicht bloß den Herrn, sondern einen treuen Beschützer und Freund sahen. Sein Andenken ist unter den wenigen, die von jenen heute noch am Leben, unvergessen, — unvergessen auch für alle Zeiten von Justus Perthes' geographischer Anstalt, die nun ins Leben trat, deren Grundfesten aber sein Werk!« Als dritter alleiniger Besitzer der Firma trat nunmehr Bernhardt Perthes in den Vordergrund. Derselbe war am 3. Juli 1821 zu Gotha geboren und zwar als ältester und, nach dem Tode eines jüngeren Bruders, auch bald wieder der einzige Sohn von Wilhelm Perthes. Geistig seinem Vater völlig eben bürtig, stand er jedoch in körperlicher Hinsicht hinter ihm zurück, schon in der Jugend wurde er durch ein Halsleiden am regelmäßigen Schulbesuch gehindert, und im Sommer 1837 — also in seinem 16. Lebensjahre — traf ihn weiter das Unglück, beim Experimentieren durch Explosion eines Glaskörpers das linke Auge zu verlieren. Hierdurch wurde er genötigt, die Schule gänzlich zu verlassen und sogar vom Lesen und Schreiben sich fern zu halten, da auch für sein gesundes Auge Gefahr vor handen war, in Mitleidenschaft gezogen zu werden. »Um seine Zeit wenigstens in irgend einer Weise auszufüllcn und zugleich nutzbar zu machen, half er im Geschäft seines Vaters Bücher und Karten packen und Ballen schnüren, und so viel es ihm all mählich wieder erlaubt war, arbeitete er, der eigentlich im stillen die Idee gepflegt hatte, Naturforscher zu werden, auf dem Comptoir seines Vaters, gewann auch im Laufe der Zeit Interesse genug an dieser Thätigkeit, um den Entschluß zu fasse», dem buchhänd lerischen Berufe treu zu bleiben. Mit diesem Vorsatz trat er Michaelis 1838 in die Lehre zu Wilhelm Besser in Berlin. Doch auch hier war es ihm nicht vergönnt, seiner Arbeit ohne Unterbrechung nachzugehcn: schon im Dezember versagte sein Auge den Dienst, und der Augenarzt verurteilte ihn zu monate langem Arrest im dunklen Zimmer und strenger Diät. In diesen bösen Tagen war es, daß Bernhardt Perthes eine innige Freund schaft zu dem Kandidaten Reichhelm faßte, dessen spezieller Ob hut er anvertraut war, der ihn mündlich unterrichtete, ihm vor las, kurz, entscheidenden Einfluß auf seine ganze Weiterentwickelung ausübte. Nachdem Bernhardt Perthes aber einmal die mancherlei Leiden seiner Kindheit und Jugend überwunden, entwickelte sich ein fester, gesunder Körper, und schon als er im Herbst 1840 von Berlin nach Hamburg übersiedelte, um seine Ausbildung in derselben Handlung fortzusetzen, wo einst anch sein Vater die Lehrzeit bestanden, war seine Gesundheit so gefestigt, daß er sich jede Anstrengung zumuten konnte und zumutete. Er hatte hier weniger die Prüfungszeit einer strengen Lehre durchzumachen, lernte dafür aber unter Anleitung seines uachherigcn Schwieger vaters Mauke — die Hamburger Firma hatte sich inzwischen in »Perthes-BesserL Mauke« erweitert — arbeiten und stetig und überaus angestrengt arbeiten, — sein reichster Gewinn für das Leben. Im Oktober 1842 verließ er Hamburg, und nach Reisen im Ausland — nur in Genf arbeitete er noch kurze Zeit in der später eingegangenen Buchhandlung von Keß mann — kehrte er, obgleich ein erst drciundzwanzigjähriger junger Mann, nachdem er sich zuletzt in Paris aufgehaltcn, im Mai 1844 nach Gotha zurück. Schon am 1. Januar des folgenden Jahres trat er als Teilhaber in das väterliche Geschäft ein. »Mit jugendlichem Mut seinem Vater zur Seite, lohnte ihm dieser, die geistige Frische und Thatkrast des jungen Com- pagnons wohl erkennend, durch Gewährung einer gleichhcitlichen, völlig freien Stellung So nahm Bernhardt Perthes regen, ja wiederholt initiativen Anteil an den Schöpfungen, die sein Vater während des letzten Jahrzehnts seiner Thätigkeit ins Leben rief. Vor allem ist mit seinem Eintritt in die Firma zusammenfallcnd die bessere Ausstattung der Publikationen, der man in Deutsch land, nachdem das Ausland längst voraugegangen, erst seit den vierziger Jahren Aufmerksamkeit zu schenken anfing. Überhaupt war Bernhardt Perthes' Sinn ans das Praktische gerichtet, und mit einer gewissen Vorliebe widmete er sich der technischen Seite seines Geschäfts, besonders in den ersten Jahren seiner Thätig keit, wo ihm die Verantwortlichkeit für das Ganze noch nicht allein oblag. Es galt ihm, die Mechanik der Darstellungsmittcl zu heben und zu vervollkommnen, und er löste diese Aufgabe mit nicht gewöhnlichem Geschick. Ganz eigentlich Perthes' Werk ist es, daß die Galvanoplastik auf die Vervielfältigung der dem Kartendruck dienenden Kupferplatten angewendet wurde; er wid mete sich diesen Versuchen besonders im Sommer 1840, den er vor seinem Hamburger Aufenthalt wieder in Gotha zubrachte. Die Erfindung war für das Pcrthes'sche Geschäft von weittragendster Bedeutung. Bisher hatte man von einer Ori- ginal-Stichplatte höchstens 2000 Drucke abziehen können; dann war die Platte so weit abgenutzt, daß ein Ausstich der Platte erfolgen mußte; häufiger als drei bis vier Mal konnte aber auch dies nicht geschehen, und als einziger Ausweg blieb alsdann, einen völligen Neustich zu veranstalten. Ähnlich war der Fall, wenn größere Korrekturen notwendig wurden. . . Ganz anders lag nun der Fall nach Einführung der Galvanoplastik. Von einer jeden Original-Stichplatte wurde eine Relief-Platte genommen, diese diente zuerst als aufzubewahrender Wertgegenstand, und von ihr wurden später nun je nach Bedarf neue Druckplatten durch gleichen galvanischen Niederschlag gewonnen.« (Fortsetzung folgt.) Übersicht der berühmteren Buchdrucker und Buchhändler. Fortsetzung aus Nr. 224. Österreich-Ungarn. Im Buchhandel reicht das Deutsche Reich noch immer, »soweit die deutsche Zunge klingt« und noch etwas weiter. Man wird also gestatten, vor der Rückkehr in das politische Deutsche Reich auf Wien gleich noch einige hervorragende Buchhändler der weiten österreichisch-ungarischen Staaten folgen zn lassen. Aus der unten citierteu, Graz*) betreffenden Abhandlung lernt man namentlich die vom sechzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert angesehene Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie Widmanstetter kennen. Als eins der namhaftesten Mitglieds *) Vgl. vr. A Schlosser, Grazer Buchdrucker und Buchhändler iin 16. Jahrh. im Archiv f. Gesch. d. d. Buchh. IV. S. 54—95.
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