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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1885
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.09.1885
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- Deutsch
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HS 223, 26. September. Sprechsaal. 4559 ^ Sprechsaal. Zur Lesezirkel-Frage. (Vgl. Börsenblatt Nr. 182 u. 211.) Herr Paul Beyer in Leipzig bezweifelt in seiner, auf alle Fälle dankenswerten Er örterung, daß es im Interesse des buchhänd lerischen Umsatzes liegen könne, dem Lesezirkel wesen zu steuern. Ich meinerseits bezweifle nicht, daß er mit dieser Ansicht die Meinung vieler Kollegen wiedergegeben hat. Dasselbe wird man aber auch von der Pfeilstückerschen Annahme behaupten können, sodaß wir — da sich die Meinungen gegenseitig aufheben — wohl so lange aus dem alten Flecke bleiben werden, bis einmal einer der zunächst beteiligten Jour nalverleger sich das Verdienst erwirbt, durch eine Gesamtumfrage im deutschen Sortiments buchhandel die Ansichten über die ganz unge mein wichtige Frage gründlich zu sichten. Da in den beiden Artikeln unserer Stadt Erwähnung geschieht, so gestatte ich mir ein Wort über den Bremischen Lesezirkel, resp. über unsern sogenannten Lesekasten; dies ist der ortsübliche, für die ganze Institution ge brauchte tsriniuus, der sich dadurch erklärt, daß man bei uns nicht wie an anderen Orten Journalmappen im Lesezirkel benutzt, sondern in ominöser Ungalanterre gegen unsere Zeit- schristenlilteratur große, bombenfeste Blech - kästen. Trotz der naheliegenden Gefahr von allen Beschützern und Pflegern des Lesezirkels in übrigens nicht zutreffender Weise an die be rühmten sauren Trauben erinnert zu werden, möchte ich meine unmaßgebliche Ansicht dahin formulieren: Will man ein Mittel finden, um vorhandene Bücher-Kauflust und -Kaufkraft systematisch zu verringern oder tolzudrücken, so braucht man sich nur unsern Bremischen Lesezirkel zum Muster zu nehmen! Von seiner Ausdehnung und Ausbildung macht man sich anderwärts schwerlich einen Begriff. Ein wahrer »Artillerie park« großer, unheilschwangerer Lesekasten- Waggons, die in ihrem mysteriösen Innern vermöge eines wunderbaren Zellensystems un säglich viele der obengenannten Blechkästen enthalten, rumpelt allwöchentlich durch unsere stillen Straßen und hält beinahe vor jedem Hause, wo man lesen kann und »gebildet« ist. Wöchentlich ein- oder zweimal wird soviel Litteratur abgeladen (auch Bücher befinden sich im Bremischen Lesekasten), wie nötig ist, um vielen Bremensern den Ankauf auch des un vermeidlichsten Buches als einen verwerflichen Luxus erscheinen zu lassen. Jede Sortimenter- Spekulation, die über das Abwarten hinter dem Ladentisch hinausgeht, wird durch unser geseg netes Litteraturfuhrwesen ganz ungemein er schwert. Nach meiner Ansicht bedarf Herrn Pfeil- stückers Bemerkung, daß die Lesezirkel die Kauflust des Publikums schädigend beeinflussen, gar nicht erst der Diskussion. Es ist sonnen klar, daß das Verleihen von Dingen irgend welcher Art den Verkaus dieser selben Dinge reducieren muß. Deshalb wünsche ich, daß sich alle Gleichgesinnten zu einer energischen Be wegung gegen den überhaudnehmenden Lese zirkel vereinigen möchten. Daß der Mehrzahl der Journalverleger durch radikales Vorgehen gegen den Lesezirkel ungeheure Schwierigkeiten und Nachteile er wachsen sollten, halte ich für eine übertriebene Befürchtung. Der Lesezirkel verwertet durch schnittlich ein Exemplar der betreffenden Jour nale durch Lieferung an 15—25 Abonnenten. Damit ist der Leserkreis dieses einen Exem- plares aber nicht erschöpft; denn die Lesemappe oder unser Bremischer feuerfester Lesekasten wirkt bekanntlich in den meisten Häusern bis ins dritte und vierte Glied resp. durch alle Etagen. Sollte es da von seiten der wichtigsten Haupt journale nicht etwas mutlos sein, anzunehmen, daß sich nicht aus diesem großen, für den Ver leger nutzlosen Leserkreis im schlimmsten Falle wieder ein fester Abonnent herausarbeiten ließe — gesetzt nämlich, daß der Lesezirkel sortimenter einmal in seinem Zorne das Blatt aus seiner Liste striche? Gerade bei denjenigen Zeitschriften, die mit einem Schlage das ganze bisherige Leihsystem über den Haufen Wersen können, muß er aber kapitulieren, er mag wollen oder nicht, und gerade die Verleger dieser Zeitschriften seien auch hierdurch ersucht, dem Gesamtbuchhandel durch baldige Resorm einen rühmlichen Dienst zu erweisen und dem gesamten Zeitschristeuverlag zu seinem Rechte zu ver helfen. Die obenerwähnte Umfrage im Buch handel würde ja außerdem ein Mittel an die Hand geben, um durch Vereinbarungen und Kontinuationsverpflichtung derjenigen Firmen, denen an einer Beseitigung des Lesezirkel unwesens gelegen ist, jedes mögliche Risiko thunlichst zu verringern. Der Sortimentsbuchhandel hat, wie selbst Herr Beyer sagt, durch den Lesezirkel »bei vieler Mühe nur kargen Gewinn«; folglich werden diejenigen Kollegen, die heute über einen großen Lesezirkel gebieten und infolge dessen einen prachtvollen Boden zur Gewinnung sester Journalkontinuatiouen haben, sich nicht über eine Änderung des kargen Gewinnes in einen größeren beklagen können. Der vonHerrn Beyer als kleine reizendeJdylle eingestreuie, überall so beneidenswert liebens würdig begrüßte Lesezirkelbote wird seine an geführten Ansichtspakete ganz gewiß auch dann los, wenn er statt der Leihmappe saubere neue Journale bringt. Unsere vielgelesenen Familienjournale haben es weiterhin in der Hand, das Publikum, falls es die angestrebtc Reform mißfällig be urteilen sollte, auf die großen Schattenseiten des deutschen »Zeitschristeu-Trödels« aufmerk sam zu machen, wie es beispielsweise in dem bei mir erscheinenden »Vetter aus Bremen« Jhrg. 86 geschehen ist. Abgesehen von den Argumenten des guten Geschmackes sind es ja sogar wie bei den Leihbibliotheken hygienische Be denken, die gegen den Lesezirkel sprechen. Ohne mir den Ruhm auzumaßen den Lesezirkel- Bacillus entdeckt zu haben, möchte ich be haupten, daß man von ärztlicher Seite die Wanderung der Journale aus einer Wohn-, Kinder- und Krankenstube in die andere nicht gerade gern sieht — namentlich bei Diphtheri- tis- und anderen Epidemieen. Von dem fachwissenschaftlichen Lese zirkel, den Herr Beyer nicht undiplomatisch in erster Linie anführt, kann natürlich erst in letzter Linie die Rede sein. Selbst in größeren Städten existiert ja meist nur je ein Zirkel für die verschiedenen Wissenschaften, der gegen das obengeschilderte weitverbreitete Unwesen gar nicht in Betracht kommt. Ebensowenig kann der eine Journalverleger, der »gern in den Lesezirkel hinein will«, an der Sache etwas ändern! Es ist selbstverständlich, daß, solange die jetzige Institution dominiert und alle Leser absorbiert, ein Journalverleger nicht gern allein draußen bleibt. Daß die »Lesegesellschaften«, die Herr Beyer ansührt, dem Sortimenter viel Kopfzerbrechen machen würden, braucht man, glaube ich, wen» man nicht sehr ängstlich ist, nicht zu fürchten. Auch eine weitere Behauptung finde ich ein wenig bei den Haaren herbeigezogen. »Es giebt viele, sehr viele Leute«, sagt Herr Beyer mit einem gewissen feierlichen Nach druck, die alljährlich einen Daheim- oder Gar- tenlauben-Band an den andern reihen. Ich glaube nicht, daß ich vereinzelt dastehe, wenn ich sage: so schrecklich viele Leute sind das leider doch wohl nicht! und diejenigen von ihnen, die der Wirklichkeit angehören, kommen heutzutage gewöhnlich auch nicht dem Verleger zu gute; sie kaufen sich bei uns ost nur die mehr oder weniger schmierigen Rudera des obenerwähnten, durch so und so viel Lesezirkelnummern hin durchgequälten Exemplars. Eine gründliche Reform wird sich allerdings nur durch eine wesentliche Verteuerung der Lese zirkel-Exemplare erreichen lassen; das wird vielen Kollegen, die ein Hauptgewicht auf ihren Lese zirkel gelegt haben, eine sehr bittere Pille sein. Das ist sehr bedauerlich; man kann aber über zeugt sein, daß ihnen s. Z. der Übergang leich ter werden wird, als sie jetzt glauben. An vernünftigen Vorschlägen zu der an gestrebten Resorm kann es bei der Findigkeit der deutschen Sortimcntsbuchhändler aus keinen Fall fehlen. Bremen. Carl Rocco. Zwei Wünsche eines ansländischen Buchhändlers. Es ist dringend nötig, den für das Aus land bestimmten Beischlüssen eine vollständige Faktur beizusügen, in welcher der Inhalt des Beischlusses ausführlich und selbstverständlich auch die Adresse des Empfängers genau ange geben sind. Durch die Beseitigung jeglicher Verpackung, wie solche im Auslande bei der Verzollung eintritt, wird häufig die richtige Abgabe an den Adressaten sehr erschwert und kann selbst unmöglich gemacht weiden. Ferner läge es im allgemeinen Interesse und wäre insbesondere für ausländische Hand lungen von Wert, wenn jeder Verleger im Adreßbuch seine TeIegramm - Adresse angeben wollte. Abgesehen von der Vermeidung von Jrrtümern in den Adressen, welche falsche oder verspätete Zustellung zur Folge haben, würden dadurch, besonders ausländischen Handlungen, manche unnötige Spesen erspart. L.
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