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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1926
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- 1926-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1926
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25, 30. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt k. d. Dtschn. Buchhandel und ihr Übergang in die Dichtung». Aus der Zeit- stimmung um 1500, die dank Kopcrnikus und den Entdeckungen der Seefahrer, dank den Humanisten und Luther und der Er findung der Buchdruckkunst eine gewaltige Umwälzung und Neu ordnung des Weltbildes brachte, aber in vielen Gemütern auch die Angst und Befürchtung erzeugte, hier könne es nicht mit rechten Dingen zugchcn, hier habe der Teufel seine Hand im Spiel, er klärte Professor Uppenborg die Wirkung der Gestalt des histo rischen Urbildes, des vielgereisten, viclgcwandtcn vr. Faust und die Entstehung der Sage, die an ihn sich knüpfte, über die Etappen: Spietzcns Faustbuch (1587), Widmans Quartband (1599), Marlowcs »History» (>604), Psitzers Bearbeitung (1874) und das Faustbuch des »Christlich Meynenden« (1725) geleitete der Redner die Hörer zur hohen Dichtung, zu Lcssing und Goethe. Die Faust pläne Lcssings, seine Erkenntnis von der sür ihn allzu genialischen Faustidce wurden lichtvoll erläutert. Erst Goethe erlebt und ge staltet den Titanismus des Magiers. Erst in Goethe »vollzieht sich die mystische Hochzeit zwischen dem Stojs und dem Genius-, und er »gibt nicht nur seinem Faust, dem Symbol seiner selbst, sondern auch dem armen Schächer des 16. Jahrhunderts ewiges Leben-. Begeisterter Beifall des sichtlich ergrisfencn Kreises ward dem Redner zum Lohn, und wohl ein jeder stimmte dem Herrn Reichsbibliothekar vr. Collijn bei, als er in seinen Dankes worten der freudigen Überraschung darüber Ausdruck gab, daß ein deutscher Buchhändler und Goethosammler sich nunmehr auch als ein vollendeter Redner und geistvoller Erklärer des bedeut samsten Stosscs erwiesen habe, den die deutsche Literatur kennt. Der deutsch« Gesandte, Herr Minister von Rosenberg, der mit den Herren der Legation sich natürlich auch unter den Zuhörern befand, hatte für den Abend dieses glückhaften Tages alle von schwedischer wie von deutscher Seite an der Ausstellung beteiligten Herren und ihre Damen in sein gastliches Haus ge beten, wo dank der liebenswürdigen Herzlichkeit des Hausherrn und seiner Gcniahlin die Stunden in reizvoller Geselligkeit nur allzu rasch verflogen. Der nächste Abend sah die Teilnehmer in den prachtvollen Räumen des Grandhotel Royal versammelt, wo ein glänzendes Bankett, gegeben von der Vereinigung für Buchhandwerk und den schwedischen Verleger-, Sorti menter-, Buchdrucker-un d Buchbindervereinen, stattsand. Herr Reichsbibliothckar vr. Collijn fand warme Worte des Dankes sür die deutschen Gäste und Worte der An erkennung für die vorbildliche Höhe der deutschen Buchkunst. Herr vr. Friedrich Oldenbourg verband mit seinem Dank für die von Herzen kommende und zu Herzen gehende, den Deutschen gewährte Gastfreundschaft die Einladung, nunmehr in Deutschland, in Leipzig, München und vielleicht noch an deren Städten eine schwedisch« B u ch a u s st e l l u n g zu veranstalten, denn die wenigen in Schweden verbrachten Tage hätten ihn und seine Kollegen davon überzeugt, daß auch die schwedische Buchkunst in manchen Dingen ein Vorbild sür die deutsche sein könne und daher bei uns bekannter zu werden ver diene. Herr KarlOttoBonnier, Vorsitzender des schwedischen Berlegervereins, brachte in herzlicher Weise den Dank seiner Orga nisation zum Ausdruck, die er eine Tochter des Deutschen Börsen- vercins nannte, während Herr vr. G u st a v K i r st c i n, Leipzig, in humorgewürzter Rede der Vorgeschichte der Ausstellung und der festen freundschaftlichen Bande gedachte, die den schwedischen und deutschen Buchhandel eng verknüpfen. Montag, der 18. Januar, brachte den deutschen Delegierten WM Abend ein Beisammensein im schönen und gastfreien Heim des Verlegers Bonnier, der mit Unterstützung zahlreicher Glieder seiner Familie den Gästen genußreiche Stunden bereitete. Tags darauf wurden die deutschen Gäste unter Führung des Herrn Reichsbibliothekars vr. Collijn in Audienz vom Kronprinzenpaar empfangen, das nochmals seiner Befriedigung über das in der Ausstellung Geschaute lebhaften Ausdruck gab. Hernach aber durften die Vertreter des Börsenvereins mit einem Frühstück im Hotel Royal die von schwedischer Seite gebotene Gastfreundschaft in bescheidenem Maße erwidern. Dort versammelten sich wiederum 128 alle diejenigen, die an der Ausstellung beteiligt waren, und mit einem srohcn »Aus Wiedersehen in Deutschland» schloß der offi zielle Teil der Eröffnungsfeier. Die Ausstellung bleibt bis zum 15. Februar dem Publikum zugänglich. In ihrem Verlauf werden eine musikalische Dar bietung des Herrn Professors Max von Pauer, Leipzig, und ein Bortrag von Herrn Fedor von Zobeltitz »über die Entwicklung des schönen Buches- geboten werden. Fordert d e Verbreitung des deutschen Buches im Auslande lateinischen Druck? Bon Gustav Ruprecht in Göttingen. (Schluß zu Nr. 23.) Es gibt, feit wir als weiteres Auszeichnungsmittel, ent sprechend der Kursivschrift neben der Antiqua, auch eine schräg liegende Schwabacher Schrist haben *), keine Fälle mehr, in denen Frakturdruck wissenschastlicher Werke unüberwindliche technische Schwierigkeiten machte. Es ist aber nicht so sehr das einzelne Werk in Antiqua, das unserer Büchcrausfuhr Schaden bringt, als vielmehr die heutige Zwiespältigkeit unserer Doppclschriftigkeit im ganzen. Da wir nicht Einzelbuchstaben lesen, wie unsere leider immer noch mit Buchstabieren beginnenden Kinder — in Amerika sangen die Kinder sofort mit Wortbildern an —, sondern in Wort bildern, Erinnerungsbildern, so ist es von entscheidender Bedeu tung, daß diele in ihrem Umriß in den beiden Stilartcn der Schrift bei aller Übereinstimmung der Grundzüge der Einzelbuchstaben ver schieden find. Haben wir nun als Leser schon mit einem Sprachschatz von 20 000 Wörtern statt 10 000 im Englischen zu rechnen, so muten wir dem Ausländer mit Doppclschristigkeit die sichere Einprägung von 40 000 Erinnerungsbildern zu, wenn er unsre Sprache in Wort und Schrift beherrschen soll. In dieser unsrer willkürlichen, erst in der Neuzeit entstandenen Belastung des Ausländers, die ihn im Lesen deutscher Bücher mit ihrem so schon schwierigen Satz- bau noch unsicherer macht und die ihm, dem Doppclschriftigkeit fremd ist, sinnlos erscheinen muß, liegt neben politisch-wirtschast- licheist Haß oder Gegensatz sicherlich der wesentliche, wenn auch unausgesprochene Grund für sein Mißbehagen. Als wir vor 130 Jahren politisch wie wirtschaftlich noch schwach und unentwickelt waren, da kam gar kein Ausländer auf die Anmaßung, unsere Schrift kritisieren zu wollen und gar Antiqua zu fordern, obwohl wir damals, wie schon vorher 300 Jahre lang, so gut wie ausschließ lich die sür Ausländer heute angeblich so unlesbare deutsche Schrist druckten; Im Gegenteil, man beanstandete den Lateindruck deutscher Werke, wenn er einmal vorkam. Da mußte z. B. Wieland, als die Prachtausgabe seiner Werke keinen rechten Absatz fand, an seinen Verleger Göschen über die »verwünschten lateinischen Let tern, die wir uns >habcn ausschwatzen lassen», schreiben: »Sogar Engländer und Franzosen haben mir gesagt, sie lesen deutsche Bücher lieber mit deutschen Lettern». — Wenn sogar heute nach 116 Jahren, trotz allem Wandel der Zeiten und trotzdem wir so beflissen Antiqua gedruckt haben, die Stimmen derer, die den Reiz der Fraktur rühmen, nicht verstummen wollen, wenn von allen denjenigen Franzosen, welche über die Frage der Pariser Zeitung, ob sie zur Lateinschrift übergehen solle, abgestimmt haben, volle 70 v. tz. die Beibehaltung der Fraktur fürs Deutsche gefordert haben, so kann meines Er achtens nicht zweifelhaft sein, mit welcher Schrist die meisten Käufer für unsere Bücher Im Auslande zu finden sind. Leute, die das deutsche Buch in deutscher Schrist als »so fürchterlich deutsch» empfinden, daß sie ihm den Urheberrcchtsschutz entzogen wissen wollen, würden als Käufer deutscher Bücher auch dann recht zweifelhaft sein, wenn wir nur noch in Lateinschrift drucken woll ten. Um ihretwillen den Anreiz fahren zu lassen, den der Fraktur- druck des deutschen Buches trotz allem blöden Chauvinismus — ich ch Anwendnngsbeispiele stelle ich aus Wunsch gern zur Ver fügung.
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