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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1878
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- Erscheinungsdatum
- 29.07.1878
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- Deutsch
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2952 Nichtamtlicher Theil. ^ 174, 29. Juli. für die Druckkosten. Es erschiene nicht unter seinem Namen, denn er fürchte Unannehmlichkeiten in Frankreich an den Orten, wo man die Wahrheit nicht liebe. Seine Nation und ganz Europa wüßten außerdem, daß er allein der Verfasser des Werkes sei — und das genüge. Er fährt dann fort, Walther die Vorzüge auseinander zu setzen, die jener haben würde, wenn er die Auflage des „Adels" im Ganzen kaufe und detaillirt das Geschäft, wie folgt: „Die Auflage wird in 3000 Exemplaren verlegt, von denen einige Dutzend unbrauchbar sein können. Fünfhundert verkaufe ich direct an meine Londoner Freunde, der Rest von 2500 Exemplaren würde Ihnen zur Verfügung stehen. Das „Adels" umfaßt zwei Bände zu 500 Seiten, und Sie könnten das Exemplar für zwei Thaler verkaufen. Ich will nichts bei dem Geschäft gewinnen und nichts verlieren, was ich von den darauf verwendeten 2000 Thalern nicht durch den Verkauf der für London bestimmten 500 Exemplare gedeckt habe, und nicht mehr zahlen Sie mir, und haben damit den alleinigen Verlag des „Adels", sowie das Recht der Uebersetzung desselben. Nur müßten Sie dann außerdem noch 50 Thaler Honorar an Herrn Francheville zahlen." Das „Adsls cls Iwnis XIV" erschien in seiner ersten Aus gabe 1751 in Berlin, und Walther übernahm die disponibeln 2400 Exemplare für 1400 Thlr. und ein Geschenk von 50 Thlr. an Francheville. In die Unterhandlungen über dies Geschäft fiel ein Er eigniß, dessen auch in Lessing's Biographie gedacht wird. Vol- taire's Secretär Richter, mit Lessing befreundet, gab diesem die zur Vernichtung bestimmten Defectbogen des ersten Bandes des „Adels". Es war ein rein literarisches Interesse, welches Lessing an dem Werke nahm, Voltaire aber, der seines Secretärs In diskretion zufällig erfuhr, und außerdem wußte, daß der Buch händler Nicolai in Berlin auf eine Uebersetzung seines Buches speculirte, glaubte, Lessing habe sich zu diesem Zwecke die Druck bogen angeeignet. In seiner französischen Temperamentshitze be schuldigte er in einem Briefe an Walther „einen jungen Menschen, Student der Medicin, Namens Lessing, des Diebstahls an den Defectbogen", und sprach davon, „gegen ihn mit rücksichtsloser Strenge zu verfahren". Sehr bald aber überzeugte sich Voltaire von der harmlosen Absicht Lessing's und unterließ die angedrohten Maßregeln. Das „Adels äs Uouis XIV" wurde in der ersten Auflage schnell verkauft, trotzdem die holländischen Nachdrucker mit vier Pressen an der Herstellung des Werkes arbeiteten und den Bücher markt mit ihren Producten förmlich überschwemmten. Zu einer von Walther beabsichtigten Unternehmung einer deutschen Aus gabe des „Adels" kam es nicht, da richtig, bevor die Ueber setzung noch vollendet war, bei Nicolai in Berlin eine solche ohne Namensangabe des Uebersetzers erschien, die, so schülerhaft und ungenügend sie auch war, dennoch Walther abhielt, eine Sache, die ihm nun von zweifelhaftem Erfolg zu sein schien, weiter zu führen. Voltaire schlug seinem Verleger in Dresden noch zwei größere Unternehmungen vor. Das eine war die Herausgabe einer ge nauen französischen Literaturgeschichte, von La Fontaine beginnend, das andere war die ihm hierzu vom Verfasser angebotene fran zösische Uebersetzung des Virgil vom Abbv Landelle de St. Rdmy. Auf beides ging Walther nicht ein. Ebenso zerschlug sich auch der Verlag von Voltaire's „Geschichte des Krieges von 1741" in Dresden. Das letzte Geschäft mit Walther vollzog sich in den Jahren 1754—58, nachdem bereits 1753 Voltaire's Stern am preußischen Hofe erblichen war und er Berlin resp. Potsdam verlassen hatte. Es war seine vollständig umgearbeitete und vermehrte Universalgeschichte, welche er schon 1739 dem da maligen Kronprinzen von Preußen als Manuskript überreicht hatte. Voltaire's Entfernung aus Preußen unterbrach seine Be ziehungen zu Walther nicht. Er blieb bis zum Jahre 1756 für ihn thätig durch fortgesetzte Revisionen seiner bei ihm ver legten Werke, schrieb auch noch für ihn ein Supplement zum „Assis äs I-cmis XIV" und übergab ihm 1755, von Colmar aus, 1000 Exemplare seiner dort gedruckten „^.nualss äs I'srapirs" zum alleinigen Verlag in Deutschland. — Ob nach dem Jahre 1756 noch ein weiterer Briefwechsel zwischen Voltaire und Walther stattfand, ist unbekannt. Im Jahre 1770 war die Aus gabe der Gesammtwerke Voltaire's im Dresdener Verlag vollendet. Acht Jahre später, 1778, starb der Buchhändler Walther, zwei- undsiebenzig Jahre alt, nur wenige Monate vor Voltaire. — Ueberall geht aus dem vorhandenen Briefwechsel des großen französischen Schriftstellers mit seinem Verleger eine seltene Uneigennützigkcit auf beiden Seiten hervor. Beide äußerten Gesinnungen, welche ihren Beziehungen allen Anstrich eines ge winnsuchenden Handelns nahmen und demselben den vollkom mensten Stempel wahren literarischen Adels aufdrückten. Im Gegensatz zu Voltaire's so oft stark hervortretender Habsucht bei anderen Veranlassungen ist sein Verhalten dem deutschen Verleger gegenüber ein wohlthuender Zug, um so mehr, da dessen Rechtschaffenheit und Tüchtigkeit so allgemein anerkannt und bewährt war, und er den Ruhm sich wohl verdient hat, neben Voltaire als dessen erster deutscher Verleger genannt und in die Erinnerung seiner Landsleute zurückgerufen zu werden. Mathias Warnatz. Misccüen. Aus Paris. Bei der schon wiederholt erwähnten Versteige rung der Firmin Didot'schen Büchersammlung hat die Na tionalbibliothek das aus dem Jahre 1440 datirende Manuskript des lateinisch-französischen Wörterbuches von Le Ver, eine sehr werth volle Quelle für die Geschichte der französischen Sprache, um den Preis von 3750 Fr. erstanden. Eine andere als Kuriosität merk würdige Handschrift, der „vslmi ä'amonr" von der Königin Mar garethe von Navarra, wurde für 21,000 Fr. dem Baron James Rothschild zugeschlagen. Prrsonalnachrichten. Am 19. Juli d. I. starb im kräftigsten Mannesalter nach längerer Krankheit Herr Hermann Hülsemann, seit 15 Jahren Inhaber der Firma F. H. Nestler L Melle in Hamburg. Der Ver storbene hat durch eisernen Fleiß und große Umsicht die alte Firma zu neuem Ansehen gebracht; er hat als Verleger volksthümlicher Literatur bester Art und besonders als der allezeit opferbereite Herausgeber der jetzt unter dem Gesammtnamen der Hamburger Zeichenmethode bekannten langen Reihe von Vorlagen und Büchern sich nicht zu unterschätzende Verdienste erworben. Allem öffentlichen Hervortreten abhold, nahm er mit voller Hingabe an den verschie densten Humanitäts- und Wohlthätigkeitswerken Antheil. Sein für alles Edle und Wahre empfängliches Gemüth, sein strenger Gerech tigkeitssinn, vereint nnt großer Milde gegen Andersdenkende, machte ihn allen Nahestehenden zu einem lieben, hochgeschätzten Freunde. Bei seiner Beerdigung fehlte fast kein hiesiger College und eine große Anzahl Männer, denen er im Leben ein treuer, hingeben der Freund gewesen, gab ihm außerdem das letzte Geleite. — Ehre seinem Andenken! Hamburg, den 24. Juli 1878. Conrad Behre. Christian Boysen.
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