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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1878
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- Deutsch
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>s 174, 29. Juli. Nichtamtlicher Theil. 295 l padour Und ihren Sklaven mit Beifallsbezengungen geehrt, wäh rend bei der Vorstellung von Voltaire's „Sömiramide" die Vor hänge der Hofloge geschlossen blieben, das Publicum aber dem Dichter rauschenden Applaus spendete! Verstärkt wurde die Demonstration des Hofes noch dadurch, daß man sein Gesuch, die „Henriade" als Nationalwerk in der Druckerei des Louvre erscheinen zu lassen, mit Geringschätzung zurückwies, zu gleicher Zeit aber den dramatischen Werken Cröbillon's, der gar nicht darnach begehrt hatte, diese Auszeichnung zutheil werden ließ. Die Dauphine, unter deren Augen alle diese Jntrigucn gesponnen wurden, und die schon in ihrer Heimath sich mit den Werken Voltaire's bekannt genug gemacht hatte, schrieb an den Grafen Algarotti, er möge doch Walther zu einer Herausgabe der Gesammtwerke Voltaire's veranlassen. Wenn er die Mit wirkung des Dichters dabei gewänne, so würde sich eine solche von diesem redigirte Ausgabe vortheilhaft vor den holländischen auszeichnen, die zu mangelhaft seien, um Werth zu haben, und bald von etwas wirklich Gutem verdrängt werden könnten. Die holländischen Buchhändler jener Zeit hielten es nämlich für durchaus überflüssig, zu ihren Ausgaben die Genehmigung der Schriftsteller einzuholen. Sie druckten einfach die Werke der Dichter nach, von Correctur und Verbesserung war selbst verständlich dabei keine Rede, ein jeder neue Abdruck brachte eine vermehrte Anzahl von Fehlern, Verdrehungen und Lücken, aber das Geschäft ging glänzend, war einträglich und bereicherte jene literarischen Piraten. Der Dresdener Hofbuchhändler Walther hatte schon begonnen, den Holländern Concurrenz zu machen, d. h. mit Rechtschaffenheit die Einwilligung der Verfasser fran zösischer und italienischer Schriften nachsuchend, gab er ihre Werke in sauberen Ausgaben heraus, und setzte dieselben im In- und Auslande mit Erfolg ab. Er unternahm auch den Verlag größerer Originalwerke (z. B. der Winckelmann's) und begründete damit seinen immer mehr wachsenden Reichthum, so wie das gesteigerte Ansehen seiner Firma. Der Vorschlag der Dauphine war also ein durchaus angemessener, und Walther zögerte auch nicht, darauf einzugehen. Vom Grafen Algarotti warm em pfohlen, gewann der offene, ehrliche deutsche Geschäftsmann ohne Schwierigkeit Voltaire's Vertrauen. Der Dichter willigte nicht nur in dessen Herausgabe seiner Gesammtwerke, sondern sagte ihm auch bereitwillig seine Hilfe dabei zu. Der sich in dieser Angelegenheit entspinnende Briefwechsel zwischen Dichter und Verleger beginnt im Jahr 1747 und dauert bis 1756. Von Voltaire wurden neunundsechzig Briefe geschrieben, die mir zum Theil vorliegen, die Antworten Walther's dagegen fehlen. In dem ersten Briefe warnt Voltaire vor der etwaigen Benützung in London, Genf, Rouen und Amsterdam erschienener Ausgaben seiner Schriften, weil alle diese fehlerhafte, völlig sinn entstellende Nachdrucke seien, und verheißt die sobald als thnnliche lsebersendung von drei Bänden in Paris erschienener Arbeiten, die er wohl durchsehen und verbessern wolle. Walther aber müßte dann noch für einen geschickten sprachkundigen Corrector Sorge tragen und ihm die fertigen nachgesehenen Lieferungen immer wieder senden, damit er sie noch einmal durchsehe. Im Juni war dieser erste Brief Voltaire's geschrieben, und im September hat Walther bereits die verheißenen drei Bände, wohl verbessert und mit vielen Anfügungen versehen, erhalten. Voltaire verspricht, 400 vollständige Exemplare zu kaufen und Band für Band mit dem von Walther zu bestimmenden Preis zu zahlen, wenn der Druck des Ganzen vollendet sein würde. Von einem Honorar für den Dichter ist an keiner Stelle die Rede, dafür aber von jeder nur immer möglichen Förderung des Unternehmens von Seiten Voltaire's, dem alles dgran gelegen war, die Bemühungen der Holländer, die das Unternehmen gern verhindert hätten, erfolglos zu machen. Im October 1747 erhält Voltaire die ersten Lieferungen, aber sie sind trotz der bereits erfolgten Correctur noch allzu fehlerhaft, und der Dichter äußert darüber seine Unzufriedenheit. Die Mahnungen zu größerer Sorgfalt und zur Anstellung eines besseren Correctors sind dringend und wiederholen sich bis zum Ende des Jahres 1748, wo der Druck beendet ist und die Herausgabe nach des Schriftstellers Wunsch nicht lieferungsweise, sondern im Ganzen ersolgcn soll. Als Voltaire am Schluß des Jahres im Besitz des ganzen Werkes war, erkennt er zwar alle Vorzüge der sauberen bis in das kleinste Detail nach seinen Angaben gemachten Ausführung an und übersendet Walther die vollständig von ihm neu be arbeitete Geschichte Charles XII., aber er klagt dennoch über die große Menge der vorhandenen Druckfehler. Walther hatte das Möglichste, was Ort und Zeit erlaubte, bei der Ausgabe geleistet, aber einmal schrieb Voltaire selbst äußerst nachlässig, und dann war damals die genaue Kenntniß der grammatikalischen und orthographischen Formen der französischen Sprache in Deutsch land eine sehr seltene. Die fortgesetzte thätigeTheilnahme Voltaire's an der Arbeit, sowie die sorgsame Achtsamkeit Walther's allein hatten es ermöglicht, die Ausgabe, so wie sie war, herzustellen. Die Anerkennung der Mühewaltung war auf beiden Seiten gleich, und gleich auch die Uneigennützigkeit beider Theile. Walther übersandte dem Dichter die gewünschten vierhundert Exemplare, wies aber eine Bezahlung derselben zurück. Dagegen lehnte Voltaire entschieden die Annahme eines kostbaren Porzellanservices, welches Walther ihm übergeben wollte, ab, und nahm nur mit Dank jene Exemplare seiner Werke an. Im Jahre 1750 folgte Voltaire der Einladung König Friedrich des Großen von Preußen nach Berlin, hier begann er die nochmalige genaue Revision der Walther'schen Ausgabe und überschickte ihm die ersten Bände schon im September. Er bat ihn, eine zweite Auflage zu veranstalten, zu welcher er noch alles in der ersten von seinen Arbeiten Fehlende hinzufügen wolle. Er räth ihm, acht Duodezbände einzurichten, mit scharfem, kleinem Druck, die „Sämiramide" dem dritten Bande einzufügen und auf dem Titel zu setzen: „vollständig vermehrte und ver besserte Ausgabe". Voltaire verspricht eine neue längere Vorrede und eine Widmung des Werkes an die sächsische Kronprinzeß. Auch verpflichtet er sich, jeden gedruckten Band genau durch zusehen. Von Honorar wieder kein Wort, vielmehr das An erbieten, 2000 Thlr. für die Druckkosten vorzuschießen. Walther führt das Unternehmen nach Voltaire's Wunsch aus, aber lehnt dankend den Vorschuß ab. Diesmal geht die Ausführung der zweiten Auflage langsamer vorwärts. Voltaire revidirte fleißig, aber er schrieb auch neue große Werke, und so mußte oft die Revision der für Walther bestimmten Volumina nachstehen. — Der „Krieg von 1741" und das „Lwolo äs Uouw XIV" be schäftigten Voltaire's Feder, und beide Werke versprach er Walther nach ihrer Vollendung zum alleinigen Verlag. Den Plan zu dem letzteren hatte Voltaire schon vor Jahren entworfen, einiges Material dazu gesammelt und einzelne Partien detaillirt. Die eigentliche Ausarbeitung aber begann und ward vollendet in Berlin nach dem, auf der Dresdener Bibliothek vorhandenen, von Walther besorgten Material und nach aus Paris von Voltaire zu der Arbeit verschriebenen Schriften. Im Jahre 1751 hatte Voltaire die Arbeit vollendet und schrieb nun zu Walther's Ueberraschung an diesen, daß er es seinem Ver sprechen entgegen der Hofdruckerei des Hofraths von Francheville in Berlin übergeben habe, mit einem Zuschuß von 2000 Thlr. 402*
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