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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1885
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- Erscheinungsdatum
- 14.09.1885
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- Deutsch
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212, 14. September. Nichtamtlicher Teil. 429? kundigstem Wissen in Besitz gebrachten litterarischen Schätzen des Auslandes die öffentlichen Bibliotheken versorgt und vervoll ständigt zu haben. Mit ganz ungewöhnlichen bibliographischen Kenntnissen war namentlich der ältere Bruder ausgerüstet und er wußte dadurch dem Geschäft den besten Ruf in der europäischen Ge lehrtenwelt zu verschaffen und auch insbesondere intime Bezw ungen zu den öffentlichen Bibliotheken in Rußland anzuknüpfen — Ein dritter Bruder, Anton Baer, war eine Zeit lang eben falls im Geschäft thätig, trat später aber aus und widmete sich dem Bilder- und Autographenfach, welches Geschäft er noch jetzt, im Alter von 71 Jahren in Paris betreibt. In Frankfurt selbst war das Baersche Geschäft ein Sammel platz der Bücherkenner und Bücherliebhaber, welche die reich zu strömende» Schätze in Ansicht nahmen, damit selbst ihre Kenntnisse erweiterten oder dnrch die Liberalität der Besitzer Notizen darüber sammelten und litterarisch verwendeten. So waren Rat Schlosser, der Geschichtschreiber Schlosser, Clemens Brentano, v. Bethmann - Hollweg, Frhr. A Friedrich v. Schack, Or.Joh. Fricdr. Boehmer, l)r. Lorenz Diefenbach.Hoffmann von Fallersleben teils Besucher und Kunden des Geschäftes, teils Freunde des Hauses, und auch im Jahre 1848, zur Zeit des Parlaments, waren viele von dessen Mitgliedern, darunter nament lich Jakob Grimm, Karl Vogt, der Stiftspropst Döllinger, Radowitz u. a. sehr häufig in den bücherreichen Räumen zu finden. Besonders viel verkehrten Schöffe v>-. F. P. Usencr und Or. I. Gerhard Christian Thomas, Verfasser des »Oberhof zu Frankfurt«, mit den Brüdern Baer. Nachdem, wie aus älteren Frankfurter Adreßbüchern zu ersehen ist, das Geschäft mehrfach verlegt worden war (wir finden es 1844 auf der Zeit Nr. 11 im Ponfickschen Hause, 1849 Zeil Nr. 5 im Berckschen Hause), wurde es, dem Bedürfnis nach größerer Ausdehnung nachgebend, im Jahre 1850 in das am Roß markt gelegene Casino (Roßmarkt 10) übergeführt; zehn Jahre später ein eigenes Haus von den Brüdern dafür erworben, das ebenfalls am Roßmarkt, dem Gutenberg-Denkmale gegenüber gelegene große (ehemals Dicksche) Gebäude, wo sich der Bücher schatz noch heute befindet, und in dessen Räumen ein antiquarisches Lager von über 300000 Bänden aufgestellt ist. Im Jahre 1853 trat ein Vorkommnis ein, welches dem Baerschen Geschäft eine weitere Bedeutung gab. Baron Modest v. Korff, einer der tüchtigsten Bibliophilen unserer Zeit, der kurz zuvor zum Direktor der kaiserl. öffentlichen Bibliothek in St. Peters burg ernannt worden war und dieses Institut in großartiger Weise reorganisierte, lernte auf einer Reise ins Ausland die beiden Brüder kennen. Er ernannte die Firma zu Hauptkommissionärcn der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg, bewirkte auch ihre Ernennung in gleicher Eigenschaft für das öffentliche Museum in Moskau und vcranlaßte, daß die beiden Brüder durch russische Orden ausgezeichnet wurden. Von dieser Zeit datieren die Ver bindungen des Hauses mit den größeren Bibliotheken Rußlands. Leopold Joseph Baer konnte sich des neuen Besitztums auf dem Roßmarkt nicht lange erfreuen; ein Herzleiden machte bereits im folgenden Jahre, am 31. Dezember 1861, am Orte seiner Thätigkeit selbst, im eignen Laden, seinem Leben ein Ende. Im Adreßbuch von 1866, dem letzten der freien Stadt Frankfurt, sehen wir als Eigentümer Hermann Joseph Baer und Witwe Helene Baer geborene Töplitz, und als Prokuristen Julius Leopold Baer, Sohn Leopold Joseph Baers, verzeichnet. Im Jahre 1869 führte Hermann Joseph Baer den lang gehegten Plan aus, eine Filiale in Paris zu errichten und siedelte dorthin über, konnte aber erst nach dem Kriege das Geschäft er öffnen, für welches durch den Eintritt seines Schwiegersohnes vr. H. Derenbourg eine gediegene wissenschaftliche Kraft ge wonnen war. Auch eine intimere Verbindung mit einem großen Londoner Hause, Henry Sotheran, wurde eingeleitet, mußte aber wieder aufgegeben werden, da Hermann Baer sich bald darauf, im Jahre 1872, aus Gesundheitsrücksichten von dem Geschäfte zurückzog. Er lebte fortan nur seiner Muße und starb 1881 in Paris im Alter von 70 Jahren Dem Entgang dieser außerordentlich tüchtigen Kraft folgte bald ein weiterer harter Schlag für das Geschäft durch den Tod Julius Leopold Baers, der im September 1873 einem Lungeu leiden erlag. Inzwischen war einer der vier Söhne Hermann Joseph Baers, Saly Baer in das Frankfurter Haus eingetreten, wurde aber nach kurzer unermüdlicher Thätigkeit seinem Berufe schon im Jahre 1883 durch den Tod entrissen. Ein zweiter Sohn, Joseph Baer, hatte das Pariser Geschäft übernommen, wurde aber leider auch schon 1884 durch einen allzufrühen Tod dahiugerafft Das Pariser Geschäft ging infolge dessen in Besitz der Herren F. Fetscherin L Chuit über. Das Frankfurter Haus wird gegen wärtig von dem Sohne Leopold Joseph Baers, Herrn Simon Leopold Baer (der schon seit 1871 Mitbesitzer war) als alleinigem Inhaber in derselben umsichtigen, ehrenhaften und tüchtigen Weise geleitet, durch welche Vater und Großvater den Weltruf der Firma begründet haben. In eigenem Verlage hat die Firma vr. I. H. Benders »Handbuch des Frankfurter Privatrechts«, desselben Verfassers »Handbuch des Frankfurter Civilprozesses« und dessen »Sammlung Frankfurter Verordnungen aus den Jahren 1808—1816; ebenso des Senator De. PH. Fr. Gwinner's »Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom dreizehnten Jahrhundert bis zur Er öffnung des Städel'schen Kunstinstituts«, nebst Zusätzen und Diefenbachs »Glossar«. Daneben aber erwarb die Handlung die ganzen Vorräte einer Reihe von Werken aus dem Cotta scheu Verlag in Stuttgart, dem Weidmannschen Verlag in Leipzig, dem Engelmannsche» Verlag in Heidelberg und dem Carl Hoffmannschen Verlag in Stuttgart, größtenteils Werke streng wissenschaftlicher Richtung, darunter Autoren wie Fichte, Ranken, a. Um einen kleinen Begriff von dem Umfange der Bücherlager zu geben, sei hier nebenbei erwähnt, daß seit Ausgabe des ersten Katalogs im April 1864 von der Handlung 170 große Fachkataloge und 355 monatliche Anzeiger ausgegcben wurden. Wir schließen diesen historischen Überblick mit dem Wunsche: möge die Firma Joseph Baer L Comp dem deutschen Buch handel zur Zierde, noch in fernen Zeiten blühen und gedeihen, möge ihr im neuen Säkulum eine weitere Reihe schöner Eriuue- rungsfeste beschieden sein. Miserllen. Von der Berner Litterarkonferenz. — Die Namen der Abgeordneten zu der zweiten internationalen Konferenz für Schutz des litterarischen und künstlerischen Eigentums sind jetzt bis aus die Argentiniens, Costa-Ricas, Haitis, Paraguays und San Lalvadors dem Bundesrat in Bern sämtlich angemcldet. Deutsch land nnrd vertreten sein durch die Herren Reichardt, Geh. Le gationsrat und Berichterstatter im Departement des Auswärtigen, Or. Meyer, Geh. Oberregierungsrat im Justizdepartement, und Oe. Dambach, Professor an der Universität Berlin; die Ver einigten Staaten von Amerika durch ihren Schweizer Gesandten, Herrn Boyd Wynchester; Belgien durch seinen Gesandten Maurice Del Fosse; Spanien durch seinen Gesandten Grafen
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